Von Blumen und Zerstörung
Der Stadtplatz war hell erleuchtet. Fackeln waren in regelmäßigen Abständen aufgestellt und es hatte sich schon eine größere Menge an Menschen eingefunden, um den Boten und seine kostbare Fracht anzunehmen. Mittlerweile war die Sonne komplett untergegangen und ein strahlender Mond stritt sich mit einigen flauschigen Wolken. Die Sterne hatten sich anscheinend zur Ruhe gelegt oder waren erst gar nicht zur Arbeit aufgetaucht.
Eine kühle Abendbrise glitt über den Platz und Marlene beobachtete Mavis, welche mit einem jungen Mann, Hand in Hand, den Platz betrat. Es war lange her, das sie Freude auf dem Gesicht des Mädchens gesehen hatte. Und es hätte keinen schlechteren Zeitpunkt geben können, um sich zu verlieben.
„Anderseits auch keinen besseren”, tröste sie sich.
Zwei Tränen rannen an jeweils einer Wange hinab. Eine Freudenträne für die glückliche Liebe, einer jungen Blume gleich. Die andere eine Träne des Schmerzes, den diese junge Blume würde hart für ihr Überleben kämpfen müssen. Und es war ihre Schuld. Ihr Herz blutete, als sie sich umsah und all die ausgelassen, unbekümmerten, jungen Menschen erblickte. Viele von ihnen würden die Stürmung der Stadt nicht überleben. Die Stadt würde nicht überleben.
Sie sah sich noch einmal den ursprünglichen Teil der Stadt an. Die alten Gebäude waren saniert worden und beherbergten jetzt wichtige Orte der Stadt. Da die Bibliothek, früher eine Schmiede, nach der Wende umgebaut um in neuem Glanz zu erstrahlen. Das Standesamt war ursprünglich ein Stall. Davon war nichts mehr zu sehen. Und das Rathaus hatte eine Vergrößerung und Verschönerungen im gigantischen Ausmaß erhalten.
Wehmütig schaute Marlene sich einen prägenden Teil ihrer Geschichte an, mit der Gewissheit es nie wieder genau so tun zu können. Dass sie zum positiven Wandel der Stadt beigetragen hatte, füllte sie mit Stolz. Dieser wurde jedoch dadurch getrübt das, die Missachtung von Sitten und Traditionen vor dem Aufblühen der Stadt nun gang und gäbe war.
Niemand achtete mehr auf die Schwachen und die Vertrautheit untereinander schwand mit jeder Generation. Dass anheiraten von Menschen außerhalb der Stadt, hatte sowohl gute als auch schlechte Menschen in diese gelockt und letztere förderten die schlechten Eigenschaften der Dorfbewohner mehr, als erstere zu der Besserung dieser beitrugen. Mit jeder Generation ging alles immer mehr den Bach herunter und nun waren sie kurz vor einem Wasserfall. Und der führte hinab ins Dunkle nichts.
Marlene seufzte und zog ihren Mantel enger. Ihr war kalt.
Liam sah in seinem schwarzen, gut geschnittenem Anzug, entsprechend aus. Er wurde höflich gegrüßt und hatte schon einige zarte Hände geküsst, deren Besitzer errötet waren, egal ob sie liiert waren oder nicht. Er genoss die Aufmerksamkeit, welche ihm sein Aussehen einbrachte. So war er schon immer gewesen.
Als er sah das Marlene dort stand, wo er es ihr aufgetragen hatte, stahl sich ein kleines Grinsen auf sein Gesicht. Es freute ihn, dass sie wieder um ihren Platz in der Hierarchie wusste. Er scharwenzelte zu ihr hinüber und lehnte sich gegen die Hausmauer, vor der sie stand. Sie war merklich angespannt und schaute ihm nicht in die Augen. Ihre Hände spielten nervös miteinander und ihr linker Fuß wippte leicht.
„So nervös in meiner Nähe? Dabei kennen wir uns schon so lange.“
Er beugte sich zu ihr hinunter, bis sein Mund neben ihrem Ohr war. Er konnte das Blut von der offenen Wunde riechen. Er hatte sich übernommen.
„Oder ist es etwas anderes? Ich rieche deinen Angstschweiß“, flüsterte er.
Marlene spannte die Schultern noch mehr an. Sie schwitzte tatsächlich.
„Ah, du fürchtest um die Menschen.“
Leise lachend richtete Luzifer sich wieder auf.
„Liegt dieses verdorbene Pack dir mehr am Herzen als er? Ich glaube nicht, also hör auf zu trauern."
Er seufzte threatletisch. „Was ist aus der, ach so verliebten, jungen Frau geworden, die mich um den Vertrag angefleht hat? Tausend Jahre und das Leben deines Geliebten, für deine Loyalität, so war das doch, nicht wahr? Ich habe meinen Teil geleistet, jetzt bist du dran. “
Luzifers Stimme wurde lauter in Marlenes Kopf, ein immer lauter werdendes Pochen, ein Stechen schon fast. Er liebte es, sie mit Worten zu malträtieren und diese, einem heißen Messer gleich, in ihr Herz zu stoßen und darin zu drehen. Und er belog sie nicht einmal. Jedes Wort stimmte. Sie hatte in ihrer Jugend und Naivität eine gravierende Entscheidung gewagt. Und einen Fehler gemacht.
Marlene straffte die Schultern und sah Luzifer in die Augen.
„Du wirst nicht siegen.“
Dann fiel sie wie tot vornüber in Luzifers Arme.
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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Ich möchte versuchen längere Kapitel(für meine Standards) mit mehr Qualität und Regelmäßigkeit zu veröffentlichen. Regelmäßig heißt mindestens einmal pro Monat. Ist nicht viel, aber besser als irgendwas rauszuhauen. Ich werde zwischendurch auch alte Kapitel überarbeiten.
P. S:Hat jemand Lust meine Kapitel vor der Veröffentlichung Korrektur zu lesen? Hauptsache dabei ist der Schreibstil, Wortgebrauch und Syntax. Um den Rest kümmere ich mich selbst. Danke im Vorraus.
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