Verliebt, Verschleppt, Verhext

Der Bischof war mit seinem Gefolge auf Durchreise und wollte sich in unserem kleinen Dörfchen ausruhen.Er war ein rundlicher Mann mit vollen roten Backen, von kleinen Statur und trotz seines Alters mit voller Haarpracht gesegnet.

Er hatte ein weißes Gewand an und ein goldenes Kettchen mit einem Kreuz zierte seinen Hals.
Obwohl er nicht davon angetan war, in dem heruntergekommenen Dorf zu nachten, überzeugte das Haus der Hexe ihn doch.

Also zog mit seiner Gefolgschaft in das Haus der Hexe ein, welche alle Hände voll damit hatte, die Zimmer, die Ställe und das Essen zuzuweisen.

Dabei half ihr das junge Mädchen welches sie zu diesem Zweck angestellt hatte.Das Mädchen war nun zu einer wunderschönen jungen Frau herangewachsen,die schönste im Dorf. So manch ein junger Mann im Dorf träumte davon um ihre Hand zu halten und sie auch zu bekommen. Ihre Eltern wollten aber warten bis sie gänzlich zur Frau gereift sei und sie dann erst an einen jungen Burschen vermählen.

So mussten sich die Burschen dann mit sehnsüchtigen Blicken zufrieden geben. Auch der Bischof hatte bemerkt dass das Mädchen eine außergewöhnliche Schönheit war und fragte sich ob er sie wohl als seine Braut mitführen könnte ,wenn er dieses düstere Örtchen verließ.

Er erkundigte sich nach ihren Eltern und stattete ihnen einen Besuch ab.Mit großem Pomp und vielen Geschenken trat er vor sie, um um sie anzuhalten.Zu seiner großen Bestürzung verweigerten die Eltern ihm seine Bitte.

Er bot ihnen mehr Geschenke an und das Versprechen sich gut um ihre Tochter zu kümmern. Aber die Eltern wollten ihrer Tochter kein Leben mit einem so alten Mann zumuten.Nochmals verweigerten sie dem Bischof seinen Wunsch und verwiesen ihn des Hauses.

Der Bischof, der es nicht gewöhnt war abgewiesen zu werden, verließ voller Verzweiflung und Scham das Haus ,hatte doch das gesamte Dorf diese Schmach mitbekommen. Zurück in seiner Unterkunft dachte er darüber nach was passiert war. Seine Verzweiflung schlug immer mehr in Wut um.Er kam zu dem Entschluss das einem Mann Gottes nicht verwehrt werden sollte ,was dieser verlangte.

Also betete er:„ Mein Vater im Himmel. Ist es dein Wille dass ich diese Mädchen als Frau mit mir führen soll? Wenn ja Antworte mir ".

Gott antwortete nicht. Der Bischof dachte sein Gebet sei nicht durchgekommen und wiederholte es.Als immer noch keine Antwort kam wurde er wütend. Er betete ein letztes mal und als wieder keine Antwort kam, ließ er die Hexe zu sich kommen. Er klagte ihr sein Leid und fragte sie was er tun sollte.

Nun müsst ihr wissen dass der Bischof eigentlich ein frommer Mann war und sich bisher nichts zuschulden hatte kommen lassen. Aber er hatte schon seit einiger Zeit überlegt, sein Amt niederzulegen und sich zu vermählen. Die Hexe, überaus erfreut dass der Bischof bei ihr Rat suchte,

Sie riet ihm : „Bischof , Mann Gottes, dir bleibt doch nichts verwehrt.Nimm dies Mädchen mit daheim, liebe und ehre sie mit ganzem Herz. "

Der Bischof freute sich über den Rat der Hexe ,hatte jedoch noch Zweifel ob es wirklich Gottes Wille sei.Er beschloss noch eine Nacht darüber zu schlafen um ganz sicher zu gehen. Die Hexe wusste dass sie die Gelegenheit nicht verstreichen lassen sollte, da sie so schnell nicht wiederkommen würde.

So tüftelte sie einen Plan aus. Sie wies ihre Gehilfin an, dem Bischof einen Trunk zu bringen. Der Trunk war ein Schlaftrunk , so sagte sie dem Mädchen,welcher dem Bischof einschlafen helfen sollte. Das war nicht gelogen.Was die Hexe jedoch nicht erwähnte,war dass der Bischof nicht sofort einschlafen würde, sondern zuerst in einen Zustand treten würde, in dem er leicht manipuliert werden konnte. Zudem war dem Schlaftrunk ein Liebeselement beigegeben, welches den Bischof für Liebeszauber zugänglich machte.Das Mädchen tat wie geheißen, ohne zu wissen was sie da tat.

In der Nacht, als alles schlief , schlich die Hexe, durch geheime Gänge, in das schwer bewachte Zimmer des Bischofs und flüsterte ihm ins Ohr:

„Bischof großer Mann, Botschafter dessen der alles kann. Erlöse dich von der Pein, entführe das Mädchen und mache sie dein. "

Nachdem sie dies gesprochen hatte verließ sie des Bischofs Gemach. Dieser wachte ein paar Stunden später auf, mit einem Brummen im Kopf und einem Feuer im Herz. Der Bischof hieß sein Gefolge, sich bereit halten.

Dann drang er mit seinen Leibwächtern gewaltsam in das Haus seiner Angebeteten, stülpte ihr einen Sack über und entführte sie.Der Vater ,welcher der schreienden und weinenden Tochter zur Hilfe kommen wollte, brachen sie ihm ein Bein und liegen gelassen.

Kurz darauf ritt der Bischof mit seiner Beute und seinem Gefolge von dannen, die Stadt im Rücken, dem Vatikan zugewandt.Als sie weit genug geritten waren ließ der Bischof die Vorfreude nicht mehr los und er öffnete den Sack.

Währenddessen war das Dorf aufgewacht und die Nachricht, über die Tat des Bischofs hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Menschen im Dorf waren voller Kummer, denn jeder hatte das Mädchen gern gehabt. Das Jammern war groß, denn nun fürchteten Eltern noch mehr um ihre Kinder. Die Hexe jedoch war unbekümmert und hieß die Dorfbewohner sich vor dem herunter gekommenen Rathaus versammeln.

Obwohl niemand wusste wer sie war, taten sie wie geheißen und versammelten sich vor dem größten und am besten erhaltenen Gebäude des Dorfes.
Niemand wusste genaus weshalb er hier war. Einige gaben an, sie sein einfach der Masse gefolgt, andere wollten an ein Wunder glauben und wieder andere hofften auf eine gefundene Lösung.

Aber nicht alle hatten gute Absichten. Viele waren verbittert und kamen nur um jemandem die Schuld zu geben. Sie wollten die Masse gegen diese Frau aufstacheln und so ihren Frust loswerden.

Eine Stunde standen sie da und der Mob war aufgestachelt und bereit für allerlei Schandtaten.
Einige stürmten bereits das Podest andere buhten, pfiffen und randalierten.

„Wo ist der Bürgermeister?"
„Wir wollen Antworten!"
„Tötet die Frau, sie ist eine Hexe. Verbrennt sie!"

Und plötzlich fing die stabile Holztür an, sich zu öffnen. Ganz langsam und knarzend schwang sie auf und heraus trat ein Mädchen.

Ein Raunen ging durch die Menge und die Dorfbewohner machten große Augen. Erst konnten nicht glauben was sie da sahen.Aber als sie verstanden hatten dass das was vonstatten ging die Realität war und keine Wahnvorstellung, da brachen sie in Jubel aus.
Das Mädchen wurde von ihrer Mutter und dem Vater, welcher auf die Bühne getragen werden musste, weinend und lachend in die Arme geschlossen.

Plötzlich erschienen auf dem Platz Dekorationen und ein langer Tisch, auf dem sich die Speisen türmten. Laternen hingen von den Dächern und alles hatte plötzlich feine Ballkleider an. Von überall und nirgendwo erklang ein Lieblicher Ton und als krönender Abschluss vergoldete sich der Platz und ein Tanzfläche entstand.

Der Bürgermeister, zusammen mit dem Mädchen herausgetreten, aber bisher ignoriert, nutzte den Moment und rief: „Freunde, dies ist ein magischer Moment. Lasst uns feiern und tanzen und unserem Magen ein Festmahl gönnen. Wir loben den lieben Gott, für dieses Wunder. Ein dreifaches Halleluja!"

Und damit stürzte er sich an der Spitze der Menge ins Getümmel. Es wurde bis in die Nacht getanzt, gefeiert, getrunken und geküsst. Am nächsten Morgen schleppten sich alle in ihre Häuser, um ihren Rausch auszuschlafen. Manch einer wunderte sich, neben wem er da aufgewacht war, die meisten waren dazu jedoch zu müde und konnte sich gerade so in ihre Häuser schleppen, wenn nicht alle es in ihre Betten schafften, bevor sie einschliefen.

Als alles schlief kam die Hexe zurück. Sie war müde, aber zufrieden. Sie schnippte mit den Fingern und alles verwandelte sich zurück und es war als ob nichts geschehen wäre.
„Ab morgen wird alles besser", sagte sie sich selbst und freute sich darauf, während sie zu ihrer Herberge zurückkehrte, um sich auszuruhen. Der morgige Tag würde bestimmt aufregend und anstrengend werden.

Einige Stunden zuvor

Der Bischof jedoch staunte nicht schlecht als die, nicht minder schöne, aber wütende Hexe, statt seiner Angebeteten aus dem Sack gekrochen kam und ihn prompt verhexte.

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