Hüter Des Lichts

Marlene war komplett verwirrt von der Situation. Woher konnten die beiden sich bloß kennen? Und warum war Marlene so wütend auf ihn? Sie hatte den tödlichen Blick in ihren Augen gesehen und war in diesem Moment froh, dass sie nichts von ihren wahren Fähigkeiten wusste. Aber es war keine Zeit für solche Gedanken. Sie musste darauf vertrauen, dass die beiden ihre Differenzen beiseiteschieben und zusammenarbeiten würden. Also stand sie auf und legte die Zeigefinger jeder Hand auf die Seiten von Kanahi a deholas Kopf. Die vertraute Berührung löste in ihr Erinnerungen aus, welche sie schnell wieder unterdrückte. Sie würde hier nicht in Tränen ausbrechen. Nicht vor ihrer Tochter. Sie musste Stärke zeigen. Mit einem warmen, herzlichen Lächeln auf dem Gesicht, tat dasselbe bei ihr und nach ein paar Sekunden ließen sie sich los. Der Austausch war abgeschlossen. Sie nickten beide ernst und schauten wieder auf Mavis.

Mavis hatte die Arme verschränkt und schaute sich irritiert das seltsame Schauspiel an. Die Situation war ihr gar nicht geheuer.

Ich mag nicht, wie ihr mich anseht. Was habe ich da gerade mitbekommen? Erklärt euch endlich!

Adrian sah sie mitleidig an. Er wandte sich zu Marlene und bedachte sie mit einem strengen Blick. Diese wich ihm aus.

Sie weiß gar nichts, richtig? Obwohl du es versprochen hast.

Betreten nickte Marlene und Adrians Gesicht zeigte kurz Züge von Enttäuschung. Dann besann er sich eines besseren und atmete schwer aus.

Wir müssen uns beeilen. Er wird schon bald erkannt haben was vor sich geht. Ich muss zurück.

Adrian nickte ernst und plötzlich tauchte die Lichtkugel neben ihm auf. Sie blinkte und leuchtete und Adrian nickte und grunzte. Je länger dieses seltsame Gespräch ging, desto mehr verfinsterte sich sein Gesicht.

Wir müssen raus. Sofort.

Mit einem großen Schritt war er bei Mavis und packte sie an der Hand. Völlig überrascht von seiner Unverfrorenheit, ließ sie sich ein paar Meter weit ziehen, aber sich schnell wieder. Sie grub die Hacken in den Boden und zerrte an ihrer Hand, aber er hielt sie eisern fest.

Lass mich los du Grobian! Mit dir gehe ich nirgendwo hin! Was erlaubst du dir eigentlich!?

Hilfesuchend schaute sie zu Marlene, aber diese schaute traurig zu, schüttelte langsam den Kopf und unternahm nichts. Mavis wurde verzweifelt und trat nach Adrian, aber der Tritt tat ihr mehr weh als ihm und bewirkte nur, das er sie plötzlich heranzog und auf seine Schultern legte. Sie wurde puterrot vor Scham und versuchte sich frei zu strampeln. Es nützte alles nichts. Wie ein nasser Sack hing sie ihm auf der Schulter und konnte sich aus seinem eisernen Griff nicht herauswinden.

Sie kreischte und schmiss sich herum, hämmerte auf seinen Rücken ein und versuchte ihm ins Gesicht zu treten. Trotzdem kam sie nicht frei und entfernte sich immer mehr von Marlene. Diese stand immer noch an der Bank und schaute ihr traurig hinterher. Und plötzlich wurden sie von der Dunkelheit verschluckt.

Marlene hatte Tränen in den Augen, als Adrian und Mavis aus dem Garten verschwanden. Ihre Tochter. Ihre einzige Tochter. Sie musste hilflos mit ansehen, wie sie sie verließ. Wie gerne wäre sie mit ihnen gegangen. Aber das war nicht möglich.

Keine Sorge. Ihr beide werdet schon bald wieder vereint sein. Dafür sorge ich schon.

Marlene schloss die Augen. Sie hatte gewusst, dass er da war. Luminus entging nichts. Sie drehte sich zu Liam um und reckte ihr Kinn vor. Sie fühlte sich überhaupt nicht kämpferisch aber ihre Tochter und ihr bester Freund mussten beschützt werden. Ihre Sache musste beschützt werden.

Ich muss sagen, ich bin überrascht, dass ihr von meiner Anwesenheit wusstet. Aber das ist nicht weiter schlimm. Ich werde unsere Tochter finden und ihr die Vorzüge meiner Welt zeigen. Sie wird meinen Willen durchführen und ich werde über sie herrschen. Und wenn ich sie nicht mehr brauche

Er machte ein ganz eindeutiges Zeichen.

Das werde ich verhindern. Du wirst sie nicht verderben, wie du mich verdorben hast. Das lasse ich nicht zu.

Liam lachte, ein helles Lachen, aufrichtig und von Herzen.

Ach meine Liebe. Du weißt doch, dass ich es hasse, wenn man Drohungen nicht wahr macht. Was denkst du denn, mit wem du hier sprichst? Mit irgendeinem niederen Dämon? Ich bin eine respektable Persönlichkeit und auch von dir verlange ich den höchsten Respekt. Vergiss nicht, du gehörst mir und wirst dich meinem stärkeren Willen beugen. Ich muss das wohl verdeutlichen.

Plötzlich verlor Marlene die Kontrolle über ihren Körper. Ihre Beine gaben langsam nach und wie in Zeitlupe fiel sie auf den Boden zu und landete mit dem Gesicht voraus im Dreck. Ihr ganzer Körper war erschlafft und sie sah nichts, außer grünes Gras und Liams Stiefel, welche ihr immer näher kamen. Er beugte sich zu ihr hinunter und schnalzte missbilligend mit der Zunge. Sie legte Wut in ihr Gesicht, als sie zu ihm hochschaute und versuchte gleichzeitig diese Wut auch in sich selbst zu finden. Aber sie konnte sie nur vortäuschen. In ihrem inneren herrschte unterwürfige Angst, keine unbändige Wut. Und Liam wusste das.

Ich habe versprochen dein Leben zur Hölle zu machen. Ich glaube ich fange heute richtig damit an dir einzuheizen.

Mit einem boshaften Grinsen auf dem Gesicht eines, das sie zu gut kannte, schnippte er mit dem Finger und eine Flamme entzündete sich auf seinem Zeigefinger. Es war die gleiche Flamme, welche er im Keller genutzt hatte. Er ging vor ihr in die Hocke und betrachte die Schwarze Flamme ehrfürchtig. Es war tatsächlich ein außergewöhnlicher, Ehrfurcht erweckender Anblick. Höllenfeuer, nur von dem Teufel und seinen engsten Vertrauten genutzt, war so heiß, dass es die Seele verbrannte. Aber nichts Physisches konnte davon betroffen werden.

Marlene konnte nicht einmal schreien und schaute hilflos zu, als Liam auf eine besonders schöne, goldene Blume zutrat. Er hielt die Flamme daran und die Blume fiel langsam in sich zusammen. Andere Blumen um sie herum verwelkten ebenfalls und zerfielen zu Asche. Immer schneller griff die Zerstörung um sich und weitete sich auf die majestätischen Bäume aus, welche ihre Blätter verloren, schrumpfen und schließlich wie verbranntes Papier zerfielen und von einem aufkommendem Sturm in alle Richtungen geweht wurden. Die Steine der Brunnen zerbarsten und das klare Wasser darin, lief heraus und wurde braun und schleimig, bis es restlos in stinkende Fäkalien umgewandelt worden war. Den einst prächtigen Fischen, fiel das Fleisch vom Skelett und es blieben nur die Gebeine zurück. Würmer durchsetzen, die ehemals saftigen Erträge der Sträucher, welche nun traurig die dürren Äste hingen ließen.

Es war ein widerwärtiger Moment, Zeuge solch vollkommer Zerstörung, einer so vollkommenen Sache zu werden. Auch ich bezeugte diese Tat und ich bin bis heute überzeugt, das nur ein Wesen von absoluter Bösartigkeit,sie so ausführen konnte.

An liebsten würde ich diese Momente aus meinem Gedächtnis ätzen, aber ich kann nicht. Genau wie die Zerstörung des Garten Edens, kann ich diese Erfahrung nicht rückgängig machen.

Aber ein Baum stand noch. Er trug goldene Früchte und er stand in der Mitte des Gartens, der jetzt zum Scheiterhaufen geworden war.

Die Zerstörung hatte vor ihm halt gemacht, ja war noch nicht einmal in seine Nähe gekommen. Liam schaute verwirrt auf den Baum, schritt dann aber siegesicher auf den Überlebenden dieser Schandtat zu und berührte ihn. Beinahe. Ein mächtiges Licht explodierte, schleuderte ihn meterweit zurück und hielt ihn so davon ab. Er rappelte sich schockiert auf und sah zum Baum hinüber. Luminus pulsierte rot und schnell. Die kleine Kugel strahlte heller, als jemals zuvor.

Er sagt: Fass ihn noch einmal an und ich werde dir endgültige Erleuchtung bringen.

Marlenes Stimme brach fast. Sie hatte nur leise gesprochen, aber Liam hatte es gehört. Er stand auf und staubte sich ab. Dann stürmte er schreiend und in vollem Tempo auf den Baum zu. Und Luminus raste auf ihn zu. Bevor die beiden aufeinander treffen konnten, übermannte Marlene die Ohnmacht und sie verschlief einen Kampf, welcher den Lauf dieser Geschichte prägen sollte. Ich habe ihn gesehen. Und ich sage euch: Er war legendär.

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Jo, wieder mal ein verspätetes Kapitel. Hoffentlich schaffe ich diesen Monat noch einen, aber versprechen kann ich es nicht. Na dann, bis zum nächsten mal. Gsam out.

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