Der Tag der Verdammnis

Schwarzer Rauch steigt aus den Trümmern der Stadt auf. Im Hintergrund sehe ich die Sonne untergehen, verdeckt durch dicke schwarze Wolken. Ich schleiche durch die Stadt, auf der Hut und immer über meine Schultern sehend. Mein linkes Bein ziehe ich hinter mir her und der Schmerz erinnert mich permanent an meine absurde Situation.

Mein roter Pfad aus Blut, wird vom Erdboden aufgesogen, als würde er mir meinen Lebenssaft entziehen. Kein Tropfen bleibt zurück. So etwas habe ich noch nie gesehen. Aber ich habe mich schnell an unerklärliches gewöhnt. Seit sie in der Stadt sind, wundert mich nichts mehr.

Die Erde bebte, als sie angeritten kamen. Riesige Gestalten, auf übergroßen, Pferde ähnlichen Wesen. Eine Armee folgte ihnen und es gelang ihnen unsere Tore zu stürmen und in unsere Stadt zu strömen. Generationen des Friedens haben uns weich gemacht. Wir waren nicht vorbereitet und unsere Stadtwachen hilflos. Sie fielen über uns her wie ein Rudel geifernder Wölfe, ihre gigantischen Waffen über ihren Köpfen schwingend. An diesem Tag wurden tausende von Seelen ihren Körpern entrissen.
Das Weh- und Schmerzgeschrei schien sie noch zu beflügeln. Wie Todesengel tanzten sie ihren Todestanz unter uns. Leichen säumten die Straßen und Blut schwängerte die Luft.

Es dauerte keine Stunde, bis sie die Stadt unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Wesen aus dem Totenreich halfen ihnen, uns zusammenzutreiben. Waschechte Skelette und lebende Tote trieben die Menschen zusammen. Der Anblick der herabhängenden Fleischfetzen war unausstehlich. Fast so schlimm wie der Geruch der Fäulnis, welcher von ihnen ausging.
Sie sperrten uns in die Versammlungshalle und ließen uns hoffen und bangen. Ich sah Mütter ihre Kinder fest an sich drücken, während die verbliebenen Männer sich vor die Tür des Versammlungsraumes stellten. Denn meisten war klar, das dies das Ende war. Mir auch. Deswegen schloss ich zum ersten Mal im Leben meine Augen, um zu beten.

Kaum war ich fertig da passierte es. Ohne Mühe brachen unsere Peiniger die Tür zur Versammlungshalle auf und ritten durch die Menge hindurch, um unter uns zu wüten, wie ein Wirbelsturm. Die Luft war von den Schreien schwer und der Geruch von Blut durchzog die Stadt noch Tage später. Die Kette der Männer bremste den Ansturm kaum ab. Sie wurden einfach niedergemetzelt. Sie trampelten über Säuglinge, Kinder wuschen sie mit einer brutalen Bewegung zur Seite und traten ihren Eltern den Kopf ein. Bis zum Abend wüteten sie. Die Fliegen taten sich an den Körpern der Toten gütlich. Und als die Sonne am nächsten Tag aufging, stellte sie sich gegen uns. Ohne Gnade und voller Wut brannte sie auf uns herab, so heiß, dass die Leichen Feuer fingen. Das Feuer griff auf die gesamte Stadt über und verwandelte sie in einen Scheiterhaufen. Kein Schatten weit und breit, kein Schutz von nirgends.

Die Schwarzen Rächer und das Feuer wüteten auf dem Boden und die Sonne schoss ihre tödlichen Strahlen unerbittlich auf uns herab. Geier versammelten sich um die aufgetürmten Leichen und zerfleischten sie, unsere Toten. Männer, Frauen und Kinder. Die Reiter zerstörten unsere Lagerhallen und was sie übrig ließen, wurde von dem Feuer verzehrt. Unsere Brunnen führen seit dem Massaker nur noch Blut. Ich habe es zum Glück nicht getrunken. Ich hatte beobachtet, wie ein Mädchen gierig aus einem Krug trank und war entsetzt als sie vor meinen Augen an dem klebrigen Blut erstickte. Der Krug fiel zu Boden und sie griff sich an den Hals und ihr gesamter Körper zuckte, während das Blut aus dem Krug harmlos im Boden versickerte. Ihr Todeskampf dauerte viel zu lange und ich bedauere, dass ich sie nicht erlöst habe.

Vor nicht einmal einer Woche wäre ich dem Mädchen sofort zur Hilfe geeilt. Aber harte Zeiten verschließen das Herz. Und so tat ich nichts. Ein paar Sekunden später kam ein Junge angerannt, keine sechzehn Jahre alt. Er versuchte dem Mädchen zu helfen aber es war bereits zu spät. Bevor ich den Schmerz in seinen Augen sehen konnte, entfernte ich mich von dem Brunnen und suchte das weite.

Innerhalb von zwei Tagen zerstörten sie unsere Stadt, brannten unsere Häuser nieder, töteten unsere Bevölkerung und vernichteten unsere Lebensgrundlage. Ich weiß nicht, warum sie es tun, aber ich habe nicht vor sie danach zu fragen. Gott steh uns bei. Nun ja, tut er anscheinend nicht. Aber ich sage nichts und denke mir nur meinen Teil.

Ich habe in der Nähe einen kleinen Bach gefunden. Er ist zwar von Blut durchzogen, welches das Wasser verfärbt, aber das Wasser ist genießbar, also verschwende ich keinen Gedanken darauf. Ich habe einen Wassersack, welchen ich jeden Tag auffülle, nachdem ich meinen Durst gestillt habe. Ich komme mindestens dreimal am Tag zum Bach, den die Sonne ist immer noch unerbittlich und es gibt noch keinen guten Weg ihr zu entkommen.

Eine Woche ist es nun schon her, dass die Übernahme stattgefunden hat. Ich bin die letzten drei Tage keiner Menschenseele über den Weg gelaufen. Früher liefen hier tausende Menschen herum. Nun ist die Stadt Menschenleer. Ich sehne mich nach menschlicher Nähe, aber ich fürchte mich vor den Geschichten die andere Überlebende erzählen könnten. Und davor meine eigenen Erfahrungen zu erzählen. Meine Sünden zu beichten. Und zu erklären, warum ich der einzige Mann bin, welcher das Massaker überlebt hat.

Ich habe mein Bein vor drei Tagen mit zwei Ästen und ein paar Zweigen provisorisch stabilisiert. Ich habe es mir bei der Flucht gebrochen und ich frage mich, wie ich überlebt habe. Es schmerzt immer noch, aber immerhin kann ich es jetzt wieder zu einem gewissen Grad kontrollieren. Leider eitert das Bein aus einer riesigen Wunde, welche ich mir beim Hinfallen zugezogen habe. Ich wäre schon längst weg, wenn die Stadttore nicht abgeschlossen wären. Nach der Invasion haben sie es irgendwie wieder repariert.
Schreckensgestalten stehen davor Wache und mit meinem eiternden Bein komme ich ganz bestimmt nicht an ihnen vorbei. Außerdem wird mir bei ihrem Anblick schlecht.

Zum Glück war ich schon immer sehr vorsichtig und habe einen Notvorrat aufgehoben. Drei Meter unter der Erde, in einem verlassenenHaus etwas außerhalb der Stadtmitte, welches mir gehört.

Zum Glück nicht im Rathaus, denn dort regiert jetzt die Teufelsbrut. Ich kann ihre Ausmaße immer noch nicht verstehen. Menschenähnlich sehen sie aus, aber ihre Rüstung nehmen sie nie ab. Zumindest habe ich sie noch nicht dabei beobachtet. Ich bin auch nicht im Klaren darüber, was sie bezwecken möchten. Sie haben keine Forderungen gestellt, sie brandschatzen und töten einfach nur. Wirklich ein schwieriges Rätsel.

Ich fürchte meine Vorräte werden nicht mehr lange reichen. Nur noch ein paar Tage. Mit wenig Hoffnung grabe ich noch ein Stück tiefer. Vielleicht habe ich noch nicht alles ausgegraben.

Es dauert nicht lange, da werde ich plötzlich am Nacken gepackt. Meine Beine verlassen den Boden und ich bekomme keine Luft, weil eine riesige Hand mir die Luftröhre zerquetscht. Ich fühle kaltes Metall und verfluche mich dafür, meine Konzentration ruhen gelassen zu haben. Röchelnd und strampelnd hänge ich in der Luft und die Dunkelheit der Ohnmacht nähert sich mir. Immerhin ist der Schmerz jetzt für immer vorbei. Leider hat das Schicksal etwas anderes für mich in peto. Ein dumpfer Schmerz entreißt mich der Krallen des Todes. Die Hand hat mich losgelassen und ich bin mit dem Gesicht voran auf meine Schaufel gefallen. Blut schießt mir aus der Nase.

Ich krabble nach vorne, aber mein Bein behindert mich. Also drehe ich mich auf den Rücken und sehe zu meinem Schrecken die sieben Reiter unserer Apokalypse. Das Pferd des vordersten steht direkt vor mir. Seine breite Brust hebt und senkt sich zum Takt des Blähens seiner gewaltigen Nüstern. Ich bilde mir ein, kleine Flammen zu sehen, jedes Mal wenn es ausatmet.

Dieses Pferd könnte mich mit Haut und Haaren verspeisen, aber es steht ganz ruhig da. Der Reiter hält die Zügel locker, aber er hat das Pferd ganz klar unter Kontrolle. Die Wildheit und Boshaftigkeit dieser prächtigen Augen lässt sich trotzdem nicht übersehen. Ich bilde mir nicht ein, das ich gegen das Pferd eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit hätte. Ohne den Reiter wäre ich schon längst tot. Oder würde es wünschen.

„Schau an, schau an. Wen haben wir da?”
Die Stimme hörte sich weiblich an, aber ich kann nicht sagen, wer von meinen gegenübern gesprochen hat.

„Ich glaube das ist der Bürgermeister von diesem kleinen Städtchen. Wie hat er den die erste Ernte überstanden?”

Der Spott in dieser Stimme war kaum zu überhören.

„Lass uns ein wenig Spaß haben. Schnappt ihn euch.”

Und ehe ich es mich versah, lag ich über dem Rücken eines Pferdes und ein Reiter saß hinter mir auf. Dann ritten sie mit mir zurück in die Stadt.

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Da bin ich wieder. Ich habe mir überlegt, das ich in Zukunft ein wenig mehr auf Quantität setzen werde. Ich schreibe schon viel zu lange an diesem Buch un und ich will endlich vorran kommen.
Ich werde versuchen nach Möglichkeit jede Woche zu updaten, aber ich weiß nicht wie lange ich es durchhalte. Ich möchte die Qualität nicht verringern.
Aber wird schon schiefgehen.

Danke fürs lesen und bis bald. Gsam3 out.

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