Snakes Whisper
„Vergiss niemals deine Stellung, Jafar.“
-Der Sultan
„Guten Morgen, Kalim-san. Aufstehen, das Frühstück wird noch kalt!“
Okay, für einen Mann war die Stimme, die Kalim da weckte, zwar etwas hoch, doch sie war definitiv zu tief um Alishba zu gehören. Er schlug die Augen auf, kniff sie allerdings direkt wieder zusammen, als jemand ruckartig die Vorhänge aufzog und das Zimmer mit grellen Sonnenlicht geflutet wurde. Er hörte etwas fließen, als ob jemand Wasser in ein Glas oder Tee in eine Tasse kippen würde. „Es gibt nichts über Jasmin Tee am frühen Morgen. Genießt euren Tee.“
Kalim blinzelte etwas und als seine Augen sich endlich an die Helligkeit gewöhnt hatten, öffnete er sie ganz, nur um Jade Leech mit einer Tasse in der Hand an seinem Bett stehen zu sehen. Hinter ihm machte Azul sich an Kalims Kleiderschrank zu schaffen und legte ihm Kleider für den Tag raus, während Yuu und Grim alles aus der Kommode holten, was sie brauchen würden um Kalims Haare zu machen. „Ah... Ahhh? Was macht ihr denn alle hier? Wo ist Alishba?“, rief Kalim verwirrt, während Jade ihm einfach lächelnd die Tee Tasse in die Hand drückte. „Trinkt schnell und zieht Euch an. Wir haben einen straffen Zeitplan“, sagte er grinsend, als auf einmal die Tür aufging und Alishba rein kam. Sie blieb allerdings wie angewurzelt stehen, als sie sah, dass schon welche vor ihr da waren. „W-Was macht ihr denn hier?“, rief sie überrascht und auch ein wenig geschockt. Azul lächelte charmant, während er Kalims Klamotten Stapel ablegte. „Wir greifen dir etwas unter die Arme, Alishba. Es kann nicht angehen, dass ein so junges Mädchen den Laden hier alleine schmeißt.“ Etwas neckisches und provozierendes lag in Azuls Stimme, was auch alle bis auf Kalim bemerkte. „Das ist ja großartig! Danke, Leute. Alishba wirkt schon seit Tagen verspannt“, rief er Weißhaarige erfreut, während seine Frau ein gezwungenes Lächeln aufsetzte. Bis auf Azul konnte ja auch keiner ahnen, dass sie aus bestimmten Gründen lieber alleine mit Kalim wäre. „Ja, danke! Ihr nehmt mir damit viel Arbeit ab, aber ich- Ich muss los“, murmelte sie und verlies schnellen Schrittes das Zimmer.
Jamil musste da raus, sonst hätte er sich wahrscheinlich vor aller Augen auf Azul gestürzt. Wegen diesem schleimigen Oktopus würde er Kalim nicht hypnotisieren können und dabei stand die nächste Wüstenwanderung für den Mittag an. Er beschloss sich erst mal um das Frühstück zu kümmern, um sich abzureagieren, doch auch dort erwartete ihn eine unangenehme Überraschung.
„Hey, Qualle, das habe ich gesehen! Genascht wird nicht. Lass das Fleisch ja nicht anbrennen, Kaulquappe. Wie lange willst du denn noch an der Suppe rühren, Haihappen?“
Jamil blieb verwirrt im Türrahmen SEINER Küche stehen und beobachtete ungläubig wie Floyd die Scarabia Schüler, die für den Küchendienst eingetragen waren, von A nach B scheuchte.
„Was zur-“
„Huh? Oh, guten morgen, Seeschlange! Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich das Frühstück mit den anderen mache“, sagte er grinsend, während Jamil am liebsten an die Decke gegangen wäre. Nicht nur nahm Azul ihm die Gelegenheit Kalim unter Kontrolle zu bringen, er nahm ihn auch jegliche Arbeit ab, damit er entspannen und sich vom Blot reinigen könnte. Wie konnte dieser Oktopus es wagen sich um ihn zu sorgen? „Genau genommen ist das ein Sicherheitstechnisches Problem, Floyd. Kalim isst nur was von mir zubereitet wurde, weil er in der Vergangenheit schon öfters Opfer von Vergiftungsversuchen wurde“, erklärte er ruhig, doch sein Gesprächspartner verstand das Problem nicht ganz. „Testest du sein Essen nicht eh immer vor?“, fragte er, bevor er noch etwas leiser hinzufügte: „Außerdem würde ich niemals Essen vergiften, von dem ich selber noch essen möchte.“
In diesem Moment kam auch die Gruppe bestehend aus Azul, Jade, Grim, Yuu und Kalim zu ihnen in die Küche. Kalim war noch im Schlafanzug und nippte immer noch an der Teetasse, die Jade ihm zum wach werden gegeben hatte. „Floyd, kochst du etwa heute?“, wollte der Weißhaarige wissen, woraufhin der Angesprochene stolz nickte. „Wir konnten beobachten, dass vieles hier im Dorm an Alishba hängen bleibt und wir wollten ihr etwas Last abnehmen“, erklärte Yuu lächelnd. Grim nickte zustimmend und streckte aufgeregt die zur Faust geballte Pfote in die Luft. „Hmpfg, genau! Wir sind der Alishba Unterstützer Trupp!“
„Ihr seid wirklich großartig, Leute! Nutz es aus und entspann dich, Alishba“, rief Kalim erfreut, doch seine Frau verzog nur angesäuert das Gesicht. „Ähm, Kalim Schatz, es ist ja lieb, dass du dich so für mich freust, aber ich muss die Wüstenwanderung vorbereite, die für heute Mittag ansteht. Das hast du doch nicht vergessen, oder?“
„Oh die habe ich abgesagt!“, fuhr Azul dazwischen. Jamil spürte, wie der Drang seinem Freund den Hals umzudrehen, von Sekunde zu Sekunde schwieriger zu unterdrücken wurde. „Viel zu anstrengend und Zeitvergeudent. Jade hat heute morgen das Wasser hinten im Pool eingelassen. Wassersport ist Kalorienverbrennend und bei der Hitze hier in Scarabia deutlich erträglicher als ein Kilometer weiter Fußmarsch durch die Einöde.“
Die Schüler die zum Küchendienst eingeteilt waren, atmeten erleichtert auf, entlastete durch das Wissen, dass sie nicht wieder knapp dem Tod entkommen müssten.
Jamil hingegen fing ernsthaft an zu verzweifeln. Diese Winterferien sollte sein ausschlaggebender Schachzug gegen die Al-Asims und besonders gegen Kalim sein, doch ausgerechnet die Person der er am meisten vertraut hatte schickte ihn jetzt in den Abgrund. Um ihn vor Blot zu beschützen? Lächerlich! Er Tat es einfach nur, um Jamil kleinzuhalten, damit er den Geschäftsmann immer als Schulter zum ausweinen brauchen würde, da war der Schwarzhaarige sich sicher.
Aber damit ist jetzt Schluss.
Den Tag über schaute Jamil dabei zu, wie sein Plan den Bach hinunter ging. Beim Abendessen schwieg er und überlegte im Kopf schnell seinen nächsten Zug. Als Azul dann aufstand, weil er noch etwas am Pool machen wollte, witterte der Schwarzhaarige seine Chance und verlangte ihm helfen zu dürfen. Sie gingen den Flur hinunter, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, bis Azul das Schweigen zwischen ihnen brach. „Ich hoffe du genießt die Auszeit“, sagte er lächelnd, so als ob er nicht ganz genau wusste, was Jamil von seinen Taten hielt. Jetzt oder nie, gab er sich in Gedanken einen Ruck. „Eigentlich nicht. Ganz ehrlich, es wäre mir lieber, wenn du und die Zwillingen verschwinden würdet. Ihr ruiniert alles!“, knurrte er, woraufhin sein Freund abrupt stehen blieb und ihn erschüttert anstarrte. „Ich wollte dir bloß etwas gutes tun. Habe ich dich etwa verärgert?“, fragte er scheinheilig. Jamil senkte den Blick und machte einen auf gekränkt. „Oh Azul, natürlich bin ich verärgert. Wenn du mich nur einmal richtig anschauen würdest, dann wüsstest du das auch.“
Jamil konnte es nicht fassen wie leicht ausgerechnet Azul auf diesen billigen Trick hereinfiel. Er schaute ihm direkt in die Augen, der Magic Pen in seiner Tasche glühte und der Geschäftsmann packte sich überrascht an die Stirn. „Ich hätte dir mehr zugetraut, Azul, aber sei es drum. Vor dir steht dein Master, dem du aufs Wort zu gehorchen hast. Rede, wenn mit dir gesprochen wird und verneige dich vor mir. Snakes Whisper.“
Der Grauhaarige schrie unter Schmerzen auf, als Jamils Magie anfing seine Wirkung zu tun und seinen Verstand zu benebeln. So gefiel er Jamil schon gleich viel besser. „Gut und jetzt wirst du dir die Zwillinge schnappen un dich- Moment mal... Hat Leona wirklich alle deine Verträge zerstört?“, fragte der Schwarzhaarige, plötzlich wieder umdenkend. „Ja, Master. Bis auf Euren Vertrag hat Leona jeden Einzelnen in Sand verwandelt. Sie sind vollständig vernichtet.“
Obgleich Jamil Gefallen an Azuls Demut fand, seine Enttäuschung über den Verlust der Verträge konnte er nicht verstecken. Wie viele er nur durch Azuls Hypnose hätte kontrollieren können. „Aber du hast doch sicher ein paar Druckmittel, so wie ich dich kenne, Azul.“
„Ja, die habe ich in der Tat. Ich kenne die dreckigsten Geheimnisse einiger Menschen und ich weiß sogar etwas äußerst belastendes über Schuldirektor Crowley.“
Kurz schwiegen sie sich Beide einfach nur an, während Jamil versuchte zu begreifen was ihm da überhaupt gerade offenbart wurde. „Das... Das ist ja großartig! Crowley hat Kalim zum Dorm Head ernannt, also kann er es auch wieder rückgängig machen. Wir werden ihn unter Druck setzen und dafür sorgen, dass Kalim keinen Fuß mehr in dieser Schule fassen wird!“
Er lachte, ein boshaftes Lachen, dass auch den gefasstesten Mann einen Schauder über den Rücken laufen lassen würde, so zufrieden war er mit sich und seinen finsteren Absichten.
„Es tut mir leid, aber das werden wir unter keinen Umständen zulassen!“
Die Stimme lies Jamil hochschrecken und als er herumwirbelte, stand er den Zwillingen, Yuu und Grim gegenüber. Jade deutet auf einen Blumentopf, der auf einer Kommode stand und hinter der kleinen Pflanze blinkte Jamil ein kleines, rotes Lämpchen entgegen. Einen Kamera! „Die haben wir letzte Nacht im ganzen Dorm angebracht. Sie hat nicht nur alles aufgezeichnet, sondern auch live auf Magicam übertragen. Die ganze Schule weiß jetzt bescheid, also gib besser auf!“
Ein paar der Scarabia Schüler kamen angelaufen und beobachteten das Geschehen ungläubig. „Alishba, ist das wahr? Wir haben dir vertraut!“, rief einer von ihnen verzweifelt.
„Hmpfg und du hast dich die ganze Zeit wie das Opfer hingestellt. Du solltest dich schämen!“, kam es jetzt auch von Grim.
Jamil öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch sie alle verstummten augenblicklich, als leise Schritte sich näherten. Die Menge an Schülern teilte sich, um den Neuankömmling durchzulassen, so dass der Schwarzhaarige kurz darauf Kalim gegenüber stand, der ihm trotz allem ein schwaches Lächeln schenkte. „Das ist nicht wahr, oder Ali? Das ist ein Missverständnis! Du würdest mich niemals belügen oder verraten... Nicht wahr? Du kannst nicht mal Magie benutzen. Sagt es ihnen!“
Jamil stockte der Atem. Kalim hatte die Wahrheit live beobachten können und doch verschloss er seine Augen vor der Realität, weil er ein naiver Idiot war. Seine Art, seine gesamte dumme Art, die Jamil jahrelang nichts als Ärger und Probleme bereitet hat, gab ihn den Rest und er fing, sehr zu Kalims Verwunderung, an laut zu lachen. „Genau das ist es! Deine liebe Art, deine Naivität, deine rosarote Brille - All das hasse ich wie die Pest! Denkst du es hat Spaß gemacht dich Jahre lang an der Backe kleben zu haben oder dich zu heiraten? Verdammt noch mal, Kalim! Werd wach und schau dich um: Alle Vorwürfe mir gegenüber stimmen!“
Dieser geschockte und verletzte Gesichtsausdruck des Weißhaarigen war eine Genugtuung, doch Jamil wollte mehr, viel mehr!
„Azul, ich befehle dir sie aus den Weg zu räumen. Sie stören nur.“
„Ja wohl, Master... Ja genau, als ob ich jemals sonetwas tun würde.“
Bei dieser Antwort verformten sich Jamils Augen zu Schlitzen. Azul sah weder benommen, noch sonderlich kontrolliert aus. „Wie hast du-?“
„Ich kann nicht fassen, dass du mich derart unterschätzt hast. Erinnerst du dich noch an Floyds Fähigkeit die Magie anderer abzublocken?“, fragte der Oktopus grinsend. Alle Blicke wanderten zu Floyd, der schon den ganzen Abend ungewöhnlich stumm war. Als er den Mund öffnete, erschraken alle vor der tiefen Stimme, die ganz und gar nicht seine war: „Azul und ich haben einen Deal gemacht. Ich habe ihn meine Magie geliehen und dafür diese coole Stimme bekommen.“
Sie sahen so siegessicher aus, als hätten sie ihn längst besiegt. Kalim starrte nur fassungslos in die Leere und sein eigener Gedankenzug drehte sich wild im Kreis. Es war noch nicht alles verloren. „Ihr musstet euch ja auch unbedingt einmischen! Keiner von euch weiß wie es ist, wenn man sich sein ganzes Leben lang selbst klein halten musste, um es anderen recht zu machen, aber ich werde keinen Befehlen mehr folgen und ich werde endlich frei sein! SNAKE'S WHISPER!“
Die Magie übertrug sich auf mehrere Scarabia Schüler gleichzeitig, was Azul, trotz ihrer misslichen Lage, einen anerkennenden Pfiff entlockte. So viele Menschen gleichzeitig zu hypnotosieren erforderte Talent.
Die betroffenen Schüler gingen unter Jamils Anweisungen steil, warfen durch die Gegend was nicht Niet und Nagelfest waren und sorgten für ein regelrechtes Chaos, doch die wahre Spitze vom Eisberg war das Blot, das unbemerkt den roten Edelstein an Jamils Magic Pen einnahm.
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Jamil: Oopsie, es ist schwarz geworden
Yuu: Here we go again :)
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