Rückkehr ans NRC
"Da ist eine riesen Grauzone in diesem Wunsch."
-Dschinni
Auch wenn Kalims Ferien sich durch die Flitterwochen verlängert hatten, stand seine baldige Abreise kurz bevor und zur Überraschung aller verkündete er, dass er nicht ohne Alishba zurück an das Night Raven College gehen würden. Seine Eltern gerieten in Panik, denn Kalims Bildung war wichtig, doch Alishba in das NRC zu kriegen wird schwierig, angesichts der Tatsache, dass das College eine reine Jungen Schule ist. Ein Gespräch mit dem Direktor musste her und zwar sofort.
Und jetzt saßen sie hier zu fünft. Jamil, Mrs. Viper, Kalim und Mrs. Al-Asim sowie Schuldirektor Dire Crowley in dessen düster eingerichteten Büro. Die Beiden Mütter erklärten geduldig die Situation, während Crowley geduldig zuhörte. „Meine Damen, ich verstehe ihr Anliegen, aber vielleicht ist es okay Ihnen vor Augen zu führen, dass das durchschnittsalter der hier studierenden Schüler bei sechzehn anhalb liegt“, erklärte der Direktor lächelnd, „das sind alles Jungs mitten in der Pubertät, die wochenlang keinen Kontakt zum anderen Geschlecht haben. Ich möchte meinen lieben Schülern nichts unterstellen, aber ich könnte Ihre Tochter hier nicht mit ruhigen Gewissen rum laufen lassen, Mrs. Viper. So großzügig ich auch bin.“
Großzügig, das hatten Jamil und Kalim in den über einem Jahr am NRC gemerkt. Crowley war bekannt dafür jede Unannehmlichkeit auf seine Schüler abzuwälzen und Jamil war sich ziemlich sicher, dass er seine Sorgen "Alishba" gegenüber fallen lassen würde, sobald Mrs. Al-Asim mit den Geldscheinen winkte. „Sagen Sie, Crowley, erinnern Sie sich noch, als wir zu Beginn des letzen Schuljahres mit Jamil und Kalim hier saßen? Jamil hatte die Erlaubnis bekommen Ihre Lehranstalt zu besuchen, doch mein Sohn nicht.“, erinnerte die Weißhaarige ihn. Der Direktor nickte. „Kalims Charakterzüge passen eigentlich nicht zu unserer Schule, das hat auch der magische Spiegel erkannt, und ich habe Ihnen damals schon gesagt, dass Ihr Sohn besser an der Royal Sword Academy aufgehoben wäre. Ich kenne kein gutes Mädcheninternat, aber sobald ich von einem höre, sind Sie die Ersten die es erfahren.“ Oh, er wurde bissig. Das versprach interessant zu werden. Jamil und Kalim sahen gespannt bei der heißen Diskussion zu. „Wenn ich mich recht entsinne“, erhob Kalims Mutter erneut das Wort, „haben mein Mann und ich dieser Schule eine nicht unerhebliche Summe gespendet. Wenn das auch dieses Mal der Fall sein soll, dann sei es so und nennen Sie mir Ihren Preis.“
Der Schwarzhaarige hätte schwören können, dass die gelbleuchtenden Punkte hinter der Rabenmaske, die Crowleys Augen sein sollten, sich zu kleinen gelbleuchtenden Dollarzeichen verformten. „Nun ja, da Jamil ja anscheinend unauffindbar ist, kann Alishba seine Schulnummer und Bett haben, das wäre kein Problem. Wie alt warst du noch gleich, junge Dame?“
„Fünfzehn“, antwortete Jamil, woraufhin Crowley sich nachdenklich am Kinn kratze. „Wissen Sie, die meisten Schüler fangen hier frühestens mit sechzehn an.“
„Ich zahle ihr Schulgeld im Monat doppelt!“, schlug Mrs. Al-Asim vor.
„Deal!“
Sie besgiegelten das mit einem Handschlag und alle anderen fragten sich einfach nur was bitte gerade passiert ist. Crowley war ein absolut lächerlicher Schuldirektor.
Als die Tür zu Jamils Schlafzimmer ins Schloss fiel, hatte er das Gefühl eine Last von den Lungen genommen zu bekommen und endlich tief durchatmen zu können. Er hätte sich am liebsten auf die Knie fallen gelassen und den Fußboden abgeknutscht, so glücklich war er wieder hier zu sein. Nach seiner Hochzeit dachte er wirklich dem Night Raven College für immer Lebe wohl sagen zu müssen, aber er war wieder da. Zwar als ein völlig anderer Mensch, aber das spielte keine Rolle! Ob Ace und Floyd ihn so zurück ins Basketballteam lassen würden? Er hoffte es doch sehr.
Es war komisch, aber obwohl er dachte diese Hochzeit sei eine Schnapsidee gewesen, hatte er doch immer mehr das Gefühl, dass es besser nicht laufen konnte. Er hatte sich getraut Kalim unter seine Kontrolle zu bringen, hatte einen höheren Stand als vorher und konnte trotzdem weiterhin das tun was ihm Spaß machte. Und wenn er es ganz geschickt anstellte, könnte er sich vom Diener zum Familienoberhaupt hocharbeiten und die sklavische Beziehung zwischen den Vipers und den Al-Asmins endlich beenden. Ein Spiegel an der Wand lies Jamil leicht zusammenzucken, denn was er sah war das hübsche Gesicht seiner süßen Schwester, geziert mit Jamils teuflischen Grinsen. Er hatte eine ganze Familie hinters Licht geführt und plante nun ihren Untergang, kein Wunder also, dass er anfing sich selbst als den Bösen dieser Geschichte zu betrachten, doch der Dieb aus seinem lieblingsmärchen musste auch erst einmal die magische Lampe stehlen um glücklich zu werden, also was war schon dabei ein klein wenig böse zu sein?
Anfangen würde er bei ihrem Schul Dorm Scarabia. Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied und in Scarabias Kette war ausgerechnet der Dorm Leader, Kalim Al-Asim, das schwächste Glied. Seine Eltern hatten viel Geld gezahlt, also stand es außer Frage ihn nicht zum Dorm Head zu machen, so unqualifiziert er dafür auch war. Jamil hat oft von anderen Schülern gesagt bekommen, dass er besser geeignet wäre für diesen Posten und verdammt, sie hatten recht. Scarabia hat unter Kalims Dummheit gelitten und hinkte hinter den anderen sechs Häusern her, doch länger würde er sich das nicht anschauen. Er wusste jetzt wie er Kalim in den Griff bekam und das würde er sich zu Nutzen machen, Blot hin oder her.
Und dann konnte "Alishbas" Zeit am NRC auch eigentlich anfangen. Jamil schlief die erste Nacht so tief und fest, dass er verschlief. Nicht für den Unterricht, aber um Kalims Frühstück zu machen. Als er das nach einem Blick auf die Uhr bemerkte, schreckte er förmlich hoch, entspannte sich aber direkt danach wieder. Er war nicht mehr Kalims Diener, als würde das schon okay gehen. Jamil lies sich zurück in die Kissen fallen, nur um wenige Sekunden später wieder hochzuschrecken. „Ich bin seine Ehefrau, natürlich mache ich noch sein Frühstück!“
Er sprang aus dem Bett, kümmerte sich gar nicht darum sich umzuziehen oder seine Haare zu machen und rannte direkt in Scarabias Küche. Er stellte den Herd an und kramte die Zutaten heraus, doch mit den Töpfen in der Hand hielt er dann kurz inne. „"Ich bin seine Ehefrau, natürlich mache ich noch sein Frühstück"? Seit wann so sexistisch, Jamil?“, sprach er mit sich selbst, als plötzlich die Küchentür aufging und drei Scarabia Schüler rein kamen, die ihre Unterhaltung abrupt unterbrachen als sie sahen, dass und vor allem wer schon in ihrer Küche stand. Hat das Leben unter lautern Jungs ihnen so zu schaffen gemacht, dass sie jetzt schon Gespenster sahen? Selbst mit den zerzausten, schwarzen Haaren und den abgetragenen Schlafanzug hatten sie das Gefühl einem Engel gegenüber zu stehen. „Ihr habt Küchendienst, oder? Ihr kommt wie gerufen. Ich hab verschlafen und werde das alleine nicht rechtzeitig schaffen!“, rief Jamil, der kurz vergessen hat wie er gerade auf andere Menschen wirkte und absolut nicht merkte, dass er drei Herzen mit Amors Pfeilen durchbohrt hatte. „Bist du... bist du etwa Schüler hier?“, fragte einer von ihnen.
„Vielleicht ist sie ja ein Junge mit weiblichen Zügen. In Pomfiore Dorm haben die auch so einen“, flüsterte der zweite.
„Bist du verrückt? Schau dir mal die Oberweite an!", flüsterte der dritte zurück.
„Oh stimmt, ihr kennt mich ja noch gar nicht! Ich bin Alishba, Jamils kleine Schwester. Mein Bruder wird nicht wieder kommen, also habe ich seinen Platz eingenommen. Ist so ein Ausnahmefall, aber Night Raven College bleibt natürlich ein Jungs Internat. Würdet ihr mir jetzt hel- Woah!“ Jamil taumelte überrascht zurück, als einer der Jungs ihn den Topf entriss und die Drei sich überstürzt an die Arbeit machten. „Wir kümmern uns schon darum. Mach dir keine Sorgen!“, rief einer von ihnen. Der Schwarzhaarige schmunzelte etwas. Anscheinend hatte Crowley nicht ganz Unrecht wenn er sagte, dass seine Schüler pubertierenden Jungs sind, die wochenlang keinen Kontakt zum anderen Geschlecht haben, aber wenigstens hatten diese Drei eine niedliche Art das zu zeigen. Immerhin könnte er sich jetzt noch um seine Haare kümmern.
Gott sei dank war Crowley nach wie vor ein faules Stück und hat sich keine Mühe gemacht eine Mädchen Uniform zu besorgen. Er hatte die selbe Schuluniform, Sportklamotten und die Zeremonie Robe wie vor den Ferien auch, was ihn irgendwie erleichterte. Nichts desto trotz bekam er viele erstaunte Blicke und wirklich verübeln konnte er es keinen von ihnen. Oft fragte man ihn was aus Jamil geworden sei und ob er auch am Unterricht teilnehmen würde. Der Schwarzhaarige würde lügen, sollte er behaupten die Aufmerksamkeit nicht genossen zu haben.
Und nach dem Unterricht wurde es dann Zeit für die Club Aktivitäten. Etwas nervös offnete Jamil die Tür zu Turnhalle und gerade als er eintrat, versuchte Ace einen Ball im Korb zu versenken. Alishba lenkte ihn dabei so ab, dass der Ball am Korb abprallte und ihm voll vor die Stirn schlug. Der Rotthaarige taumelte zurück, während man Floyds gehässige Lache von den Bänken hörte. „Holy, du musst dann wohl Alishba sein. Die ganze Schule redet von nichts anderem mehr... Gott, das gibt ne Beule“, murmelte Ace und ging rüber zu den Bänken, um sich eine kalte Flasche an die Stirn zu halten. Jamil folgte ihm dahin. „Das ist richtig und ich durfte ja den Platz meines Bruders haben und dazu zählen auch seine Club Aktivitäten. Jamil war doch im Basketball Club, oder nicht?“
„Oh oh mein Spitzname Für Jamil war Seeschlange, also nenne ich dich auch Seeschlange. Ich hoffe du kannst Körbe werfen, Seeschlange, denn ansonsten werde ich dich zerquetschen!“, drohte Floyd, was Jamil kein Stück verwunderte. Das war Floyd Leech wie er leibt und lebt. „Machst du Witze? Gib mir einen Ball und ich zeig' dir was ich kann“, rief Jamil kampflustig. Er freute sich auf das Quietschgeräusch der Gummisohlen auf dem Turnhallen Boden und das befriedigenden Gefühl, wenn man den Korb traf. Das hatte er in den Ferien wirklich vermisst. Floyd schnappte sich einen Ball und es konnte los gehen.
Sie sackten im Mittelkreis zusammen, durchgeschwitzt und k.o, doch Spaß hatten sie trotzdem gehabt. „Hast du zusammen mit deinem Bruder geübt? Ich sehe keinen Unterschied zwischen Jamils Style und deinen“, analysierte Ace, was für ihn einen Glanzstunde war, denn normalerweise ist Ace ein ziemlicher Idiot. Jamil spielte grinsend an seiner Wasserflasche rum. „Wir haben viel zusammen trainiert. Nicht nur Basketball, sondern auch tanzen. Jamil mag Hip Hop, aber ich tanze lieber auf die traditionelle Art unseres Landes.“
„Okay, um zusammenzufassen, du siehst gut aus, bist nicht gerade dumm, kannst tanzen und bist nicht schlecht auf dem Feld... Wo warst du mein ganzes Leben lang?“, fragte Ace lachend, doch Jamil merkte, dass er nur Witze machte. Dass Alishba Kalims Frau war hatte sich inzwischen rum gesprochen und niemand wollte sich Ärger mit Kalims Familie einhandeln. Außerdem wusste jeder am NRC, dass Ace und Deuce gay füreinander sind (alle bis auf die Beiden selbst). Der Schwarzhaarige boxte seinem Basketball Partner grinsend vor dem Oberarm, die perfekte Ergänzung zu der Beule an dessen Stirn. „Au, ist ja heute gemeingefährlich hier. Ich gehe besser, bevor Floyd auch noch auf die Idee kommt mir die Organe raus zu quetschen. Bis dann!“ Ace hob die Hand zum Abschied und lies Floyd und Jamil allein in der Turnhalle zurück.
„Also, morgen fängst du bei uns in der Lounge an, huh? Jedenfalls hat Azul mir das erzählt. Wie kommt's? Hat er was gegen dich in der Hand, Seeschlange?“
Jamil lachte, als wäre das das absurdeste was er je gehört hätte und winkte ab. „Nein, natürlich nicht. Ich kenne Azul ja auch noch nicht wirklich. Mein Bruder schuldete ihn noch einen Gefallen und das werde ich jetzt übernehmen“, erklärte er. Floyd legte den Kopf etwas schief. „Ach sag bloß? Ich hätte nicht gedacht, dass der Oktopus so schnell von Seeschlange ablässt“, murrte er, was den Schwarzhaarigen direkt aufhorchen lies. „Ablässt?“, hakte er nach, woraufhin der Meermann langsam nickte. „Dir kann ich es ja sagen. Es ist einfach so, dass Oktopus schon immer von deinem Bruder fasziniert war“, erklärte er ruhig, „wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, dass er ein klein bisschen verliebt ist.“
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Jamil: Wuh, das war anstrengend
Floyd: Warte bis zum Zirkeltraining
Ace: Willst du uns umbringen?!
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