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Haben wieder Karten gespielt. Den Bären hab ich gegen 17 Uhr fertiggestellt. Er hat dicke Augenbrauen wie Krokodil Roberto. Die Unsinnige scheint beeindruckt. Habe nur einen Tag gebraucht, um den zu machen. Dennoch viel Verbesserungspotential. Werde ihn ihr trotzdem auch noch schenken. Der Hai wird aber besser. Muss mein aller Bestes geben für die Unsinnige. Habe den Brief den ganzen Tag lang mit mir rumgetragen, ihn ihr dann vorhin überreicht. Vielleicht liest sie ihn ja gerade in diesem Moment. Frage mich, was ihr durch den Kopf geht. Zweifel kommen in mir auf, schleichen sich heimlich an, benebeln den Verstand. Weg mit denen!
Sie hat im April Geburtstag, die genaue Zahl des Tages habe ich Tor vergessen, aber am 23. April war sie das letzte Mal beim Friseur, das merke ich mir natürlich. Jedenfalls würde sie da am Abend oft weinen, weil sie es nicht mag, das Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein. Will ihr helfen mit all ihren Schwierigkeiten. Wie bei der Gestorbenen oder der Kannibalengöttin. Ihr soll es nicht schlecht gehen. Muss darüber nachdenken, wie ich ihr Beistand leisten kann. Wie auch immer ich ihr von Nutzen sein kann, ich werde es versuchen. Darf sie nur nicht überfordern dabei, das wäre ja recht kontraproduktiv, auch ein Wort, das die Menschin gern benutzt. Verspüre keinen Hauch von Suizidalität gerade. Ich will leben. Ich will für sie existieren. Mich ihr mit meiner Seele verschreiben.
Oh, und sie wird sich ihre Haare doch nicht braun färben, nur ein paar Strähnchen bunt. Wegen ihres Ansatzes, meinte sie. Und sie ist zwar auf Papier katholisch, glaubt jedoch an keinerlei Gott oder dergleichen. Habe ihr auch von der Entenbibel berichtet. Bin unsicher, wie das angekommen ist. Über Sekten und manch einen Kult haben wir dann auch noch geplappert, auch über die Zeugen, traurige Leute. Sie liest am Tag mindestens 100 Seiten, das ist ihr Tagesziel. Schreiben hingegen fällt ihr schwer, nach drei Sätzen geriete alles schon ins Stocken. Geschichten, meine ich. Sie bräuchte viel Vorbereitung, und dazu eben sei sie zu faul und unkreativ. Kreativ ist sie aber sehr. Und faul ist sie eigentlich gar nicht. Bin mir sicher, dass in ihrem Kopf wunderbare Ideen verborgen liegen, die nur darauf warten, endlich freigelassen zu werden. Es wäre schick, könnte ich ihr helfen dabei, sofern sie dies überhaupt erst möchte. So dunkel draußen. Versuche mal, zu schlafen. Habe letzte Nacht irgendwas Gutes geträumt, nur kann mich nicht mehr daran erinnern. Vielleicht erinnere ich mich dieses Mal ja besser dran. Vielleicht fange ich ja auch wieder mit einem Traumtagebuch an. Die Entenbibel ist nun ja gefühlt ein Tagebuch geworden. Könnte die Aufzeichnungen eigentlich auch noch hier verstauen. Hoffentlich freut sich die Unsinnige über den Brief.
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Hat sie! Sie hat sich gefreut, unfassbar sehr, freut sich de facto sogar noch immer! Tatsächlich hat ihr noch nie jemand so nette Worte geschrieben, darum sei sie mir unendlich dankbar dafür. Sie hat gestern Nacht noch eine Antwort verfasst, ebenfalls in Briefform, diese vorhin meinem Zimmernachbarn überreicht, welcher das Papierstückchen letztlich auf mein Bett gelegt hat. Ich schaffe das. Ich werde leben. Alles nur dank ihr. Kann nicht aufhören, zu kichern. Fühle mich gut, so traumhaft gut. Sie hat mir sogar noch ihre Telefonnummer angehängt. Tatsächlich gibt es Gutes im Leben. Es ist nur verflucht rar. Ich schaffe das. Ich habe eine neue Bestimmung gefunden, einen neuen Sinn. All die Last von mir abgeworfen. Fühle mich leicht, könnte tänzeln durch das Zimmer, mich drehen und hüpfen vor Freude. Es fühlt sich gut an, keine Ablehnung zu erfahren. Erfrischend. Bläst neuen Wind in mein Segel, wo ich schon dachte, mitten auf dem Weg bereits sterben zu müssen. Ich habe etwas, auf das ich mich freuen kann. Auf sie. Weg mit all den Zweifeln, ich habe Hoffnung. Wahrhaftige Hoffnung. Und dieses Mal wird sie nicht eingehen, nicht verwelken. Tränen kommen auf, rinnen die Backen runter. Es fühlt sich gut an. Ich habe es geschafft. Ich habe gesiegt. Den Unterjocher der Gefiederten geschlagen. Endlich. Darfst nicht denken an all das Ungute der Welt, darfst dir dein Glück nicht verderben. Du hast nun Glück. Wolltest es schon so lange. Du hast es nun. Auf dass es ein Leben lang bestehen bleiben mag. Sei glücklich. Bin ich. Lächle. Tu ich. Sei stolz auf dich, dass du solange überlebt hast. Hölle, und wie ich das bin. Jetzt wird alles wieder besser. Ich lebe. Ich werde leben. Habe plötzlich so viel Kraft. Ich kann damit den Entenlord wiederauferstehen lassen. Ich kann alles damit tun.
War doch sie gewesen, die den Brief hingelegt hat, meinte sie, da war ich meine Zähne putzen, habe sie wohl nicht klopfen gehört. Vorhin den Bären noch aufgehübscht mit Messer und abgetrenntem Kopf, jawohl. Will eine Antwort auf ihre Antwort auf meinen Brief verfassen. Wäre witzig, wenn das immer wieder hin und her geht, wir einander immer weiter auf unsere Antworten antworten. Mache das mal.
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Mein Glücksempfinden ist gestört. Nichts hält langer als nur wenige Stunden an. Bin defekt. Ich kriege das nicht hin, mich so am Leben zu halten. Das überlebe ich nicht. Nicht mal mit der Unsinnigen. Bräuchte wieder etwas wie mit der Gestorbenen, aber dann echt. Echte Zuneigung, Interesse an einem, Ablenkung von all dem Schlechten. So etwas aber werde ich nie mehr haben können. Zu wenig Zeit dazu. Meine Zeit ist bald nämlich schon abgelaufen. Dann werde ich inexistent. Bin krank. Frage mich, ob denen auffallen würde, wenn ich lüge, dass es mir besser geht. Was passiert, wenn ich plötzlich sage, dass ich nicht mehr freiwillig hier bin? Komme ich dann wieder raus, bis die vor Gericht geklärt haben, ob ich eine Selbst- oder Fremdgefährdung bin, wenn ich nicht bleibe? So was dauert sicherlich einige Tage. Stunden reichen mir. Man kann niemanden ja einfach so wo festhalten, nicht wahr? Und einige andere haben sich schon selbst entlassen. Das kann ich doch auch, oder? Und dann endlich sterben. Das Verlangen so unerträglich groß. Dichte Nebel aus tiefstem Pech mich umhüllen. Wohin ich auch gehen mag, die ominösen Wolken werden folgen, mir weiterhin die Kraft entziehen, mir die Luft schlecht machen, mich krank sein lassen. Ein fester Bestandteil von mir bereits geworden. Verdammt bin ich. Es wird nicht besser. Versinke wieder im Boden. Ganz gemächlich verschluckt er mich, hat es gar nicht eilig. Stecke fest, schon so lange. Dass ich noch atme, es grenzt an ein Wunder. Wie lange aber noch? Wie lange, bis mein letzter Überlebenswille auch noch bricht? Habe nichts von Bedeutung. Bin nicht von Bedeutung, für niemanden. Bin zu ersetzen, nicht einmal schwer. Niemand wird trauern um mich. Sie werden allesamt lachen, weil ich eingeknickt bin, so schwach doch gewesen sei. Aber es braucht Stärke, um seine Wünsche in Taten umzusetzen. Ich werde lauter lachen als ihr. Ihr Menschen seid allesamt gleich dreckig. Abartiger Schmutz. Verreckt alle mit mir. Auch euch erwartet ewige Qual. Dieser Zyklus für euch noch nicht vorüber. Wir alle werden geworfen in die schiere Unendlichkeit, so viele zerstörte Seelen, die sie kochen im großen Becken, sich miteinander vermischen, zu Ungetümen werden und sogleich wieder zerfallen. Näher an Inexistenz wird niemals etwas kommen. Der Verstand sich auflöst mit der Zeit, bis letztlich nur noch bloße Fleischmasse übrig ist. Schnelle Erlösung mich erwartet, der ich ohnehin bereits nicht viel mehr bin, meine Ewigkeiten kürzer als eure sein werden. Noch Zeit, bis aus der Welt die neue schlüpft. Leidet wie ich.
Morgen kommt Mutter mit der Wolle für den Hai. Verstecke dann im Geheimfach noch irgendwas Kitschiges. Wenn ich den für sie fertig habe, war es das. Diesmal aber wirklich. Kein Aufschieben mehr. Nur noch Erlösung. Schaffe es nicht mehr, zu leben. Will nicht mehr. Bin für nichts hiervon ausgelegt. Tut mir nicht wirklich leid. Euch aber auch nicht. Seid ihr glücklich nun?
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Überlege mittlerweile tatsächlich, die Antidepressiva zu nehmen. Habe eingesehen, dass mir gerade selbst das größte Glück nicht helfen wird, nicht helfen kann. Selbst konstante Ablenkung würde nichts bringen. Nur Medikation kann mich noch retten. Will nicht eingehen. Will die Menschin nicht enttäuschen. Die Unsinnige auch nicht. Verspüre den Drang, der Unsinnigen zu erzählen von mir. Von allem, was falsch ist mit mir. Von allem, was mich zu dem gemacht hat, was ich nun bin. Haben gerade aber Freitag und Abend obendrein, dieses Wochenende fährt sie zu zu ihrer Familie, so auch der Zehnäugige und der Dunkle. Letztes Wochenende war sie geblieben, das war schön gewesen. Kann in meinem jetzigen Zustand nirgends hin. Traue mir nicht zu, das zu überleben.
Bin seit dem 7. Juli hier. Heute der 23. Schon über zwei Wochen. Die Antidepressiva sollen auch erst nach so zwei Wochen eine Wirkung zeigen. Weiß nicht, ob die das aber wirklich werden. Die »sind nur eine Stütze«, meinte die Psychologin hier. Was soll das bitte heißen? Weiß wahrscheinlich selbst nicht mal, worüber die redet, ist noch nie psychisch krank gewesen, und versucht die ständig, mich über Autismus aufzuklären. Schade nur, dass ich das alles schon weiß, was die mir immer und immer wieder vermitteln will, und das sage ich der auch andauernd. Die wissen absolut gar nichts über mich. Wie will mir irgendwer hier helfen? Wie wird hier überhaupt irgendwem geholfen? Ergotherapie, dreimal in der Woche, schön, irgendwas basteln, und, was bringt mir das? Wie soll mir das in irgendeiner Drecksweise helfen? Ich will nur noch sterben, und ihr sagt, ja, bastel doch einfach mal was oder bemale mal eine Tasche, vielleicht lösen sich ja die Depressionen einfach so in Luft auf. Könnt mir allesamt verrecken, was ist das hier für ein Ort bitte? Wie soll ich hier bitte wieder mit Lebenswillen rausgehen? Nur durch verfluchte Medikamente? Schön, dass ihr nichts anderes tun könnt, um den Leuten zu helfen. Ekelerregende Viecher seid ihr. Ich kann keine Dreckstabletten oder sonst was nehmen, ja? Danke, du Abfall von einer Mutter, dass du dir direkt vor mir so oft irgendwelche Scheißdrogen eingeworfen hast, dass ich mich nicht mal mehr traue, was zu nehmen, das mir womöglich sogar mein gottverdammtes Leben retten könnte. Dass so etwas wie du überhaupt den Mumm hat, sich eine Mutter zu nennen. Alles ist so ein Dreck.
Warum bin ich so?
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Samstag, heute ist die Unsinnige bei ihren Eltern. Über die Hälfte der Patienten ist weg. Bis morgen zumindest. Habe heute die Antidepressiva genommen, nachdem einige schon fertig mit dem Essen waren. Duloxitin oder Duloxytin, wahrscheinlich Letzteres, weil es chemischer klingt (Zukunftsjonathan hier, es wird Duloxetin geschrieben). 30 Milligramm. Ist das viel, wenig? Hatte auch noch nie eine Tablette oder Pille oder sonst derartiges genommen. Habe zwanzig Minuten gebraucht, bis ich die schlucken konnte. Direkt danach eine Panikattacke bekommen deswegen, habe mich aber wieder beruhigt und bin eingeschlafen.
Mutter ist gestern nicht mehr mit der Wolle gekommen. Heute auch nicht. Heute der 25. Nicht mehr allzu lange bis zum 3. Dann geht sie, die Unsinnige. Ohne sie schaffe ich das nicht. Auf keinen Fall. Die Gedanken an Suizid überraschend rege. Tatsächlich ist es sogar schwierig, sogar absichtlich daran zu denken. Fühle mich wirr. Weiß nicht, ob es wegen der Tablette ist oder wegen der Panikattacke, danach fühle ich mich nämlich immer eine Zeitlang ganz seltsam. Die sollen ja erst nach Wochen wirken. Ich bilde mir das wahrscheinlich nur ein. Achte auch extrem auf jegliches wirre Befinden. Weiß nicht, wie viel ich davor schon gefühlt hatte. Habe Newheaven 1 und 2 nochmal durchgelesen und komplett korrigiert beziehungsweise überarbeitet. Fehlen noch 3 bis 6, glaube ich. Und 7. Ermüdend. 100 Seiten fertig, fehlen noch etwa 160. Will den Teddy mit den bösen Augenbrauen und dem abgeschnittenen Kopf in der Klaue dem Dunklen geben. Den Bären, den ich gerade mache, den soll die Unsinnige bekommen. Der wird aber nett. Da fehlen mir aber noch die Sicherheitsaugen zu. Mutter soll sich beeilen. Morgen ist aber Sonntag, und weiß ich nicht mal, ob sie überhaupt schon die Sachen gekauft hat.
Ich will nicht sterben. Wenn die Unsinnige zurück ist, will ich mit ihr reden. In ihrem zweiten Brief an mich meinte sie, sie müsse unbedingt lernen, mit Menschen zu sprechen, drum würde sie es vorziehen, wenn wir nicht mehr miteinander schreiben würden.
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Samstag, heute ist die Unsinnige bei ihren Eltern. Über die Hälfte der Patienten ist weg. Bis morgen zumindest. Habe heute die Antidepressiva genommen, nachdem einige schon fertig mit dem Essen waren. Duloxitin oder Duloxytin, wahrscheinlich Letzteres, weil es chemischer klingt (Zukunftsjonathan hier, es wird Duloxetin geschrieben). 30 Milligramm. Ist das viel, wenig? Hatte auch noch nie eine Tablette oder Pille oder sonst derartiges genommen. Habe zwanzig Minuten gebraucht, bis ich die schlucken konnte. Direkt danach eine Panikattacke bekommen deswegen, habe mich aber wieder beruhigt und bin eingeschlafen.
Mutter ist gestern nicht mehr mit der Wolle gekommen. Heute auch nicht. Heute der 25. Nicht mehr allzu lange bis zum 3. Dann geht sie, die Unsinnige. Ohne sie schaffe ich das nicht. Auf keinen Fall. Die Gedanken an Suizid überraschend rege. Tatsächlich ist es sogar schwierig, sogar absichtlich daran zu denken. Fühle mich wirr. Weiß nicht, ob es wegen der Tablette ist oder wegen der Panikattacke, danach fühle ich mich nämlich immer eine Zeitlang ganz seltsam. Die sollen ja erst nach Wochen wirken. Ich bilde mir das wahrscheinlich nur ein. Achte auch extrem auf jegliches wirre Befinden. Weiß nicht, wie viel ich davor schon gefühlt hatte. Habe Newheaven 1 und 2 nochmal durchgelesen und komplett korrigiert beziehungsweise überarbeitet. Fehlen noch 3 bis 6, glaube ich. Und 7. Ermüdend. 100 Seiten fertig, fehlen noch etwa 160. Will den Teddy mit den bösen Augenbrauen und dem abgeschnittenen Kopf in der Klaue dem Dunklen geben. Den Bären, den ich gerade mache, den soll die Unsinnige bekommen. Der wird aber nett. Da fehlen mir aber noch die Sicherheitsaugen zu. Mutter soll sich beeilen. Morgen ist aber Sonntag, und weiß ich nicht mal, ob sie überhaupt schon die Sachen gekauft hat.
Ich will nicht sterben. Wenn die Unsinnige zurück ist, will ich mit ihr reden. In ihrem zweiten Brief an mich meinte sie, sie müsse unbedingt lernen, mit Menschen zu sprechen, drum würde sie es vorziehen, wenn wir nicht mehr miteinander schreiben würden. Fühlt sich an wie Ablehnung. Ich weiß, aber dennoch fühlt es sich so an. Ich kann nur nicht wirklich mit wem reden, wenn in der Nähe noch andere sind. Kann das einfach nicht. Und sind hier überall welche. Die Patientenküche und die Zimmer womöglich die einzigen geeigneten Orte dazu. Und draußen vielleicht, aber kommt mir da wahrscheinlich wieder das Verlangen auf, schnellstmöglich abzuhauen, mich irgendwo runterzustürzen. Die Unsinnige geht täglich spazieren. Würde gerne mitgehen. Denke aber, dass sie auch mal gern für sich sein will.
Ich würde sagen, mir geht es gerade schlecht, aber irgendwie auch nicht, so als ob mich irgendwas daran hindert. Mir sollte es eigentlich nicht anders als die letzten Tage über gehen. So wie jetzt, so sollte es mir nicht gehen. Es fühlt sich nicht richtig an, falsch, befremdlich. Der Kopf ist ganz schwummerig. Den ganzen Tag schon. Will ich das überstehen? Will ich leben, weiter leiden müssen? Offenbar. »Bist Masochist etwa?«, hatte der Lord mich mal gefragt, so oder so ähnlich zumindest. Es scheint, als wäre ich einer. Ein totaler. Bei den Göttern.
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Nehme die Antidepressiva schon seit drei Tagen. Romantisches Interesse an der Unsinnigen ist glücklicherweise größtenteils vergangen, da sie ab und an Drogen konsumiert, namentlich Alkohol und Marihuana. Sie war das Wochenende auf einer Party gewesen, da haben sie und ihre Freundinnen so viel getrunken, dass sie »pausenlos« kotzen mussten. Schön, Nervengift trinken, wie cool. Mein Bild von ihr ist jedenfalls gesunken um einiges. Und sie meinte, sie würde sich sofort Botox spritzen lassen, wenn sie bei sich die erste Falte sieht. Was haben die alle mit ihrem Drecksnervengift? Mag sie dennoch, denke ich. Wenn auch nicht mehr so sehr. Die Menschin nimmt dieselben Dinge wie sie, oder zumindest hat sie die mal ausprobiert, so habe ich aus Gesprächsfetzen und Andeutungen geschlussfolgert, aber denke ich, dass sie es nicht so häufig macht, zumindest prahlt sie nicht so sehr damit. Und die Gestorbene hat sich das eine Mal ja so betrunken, dass sie vergewaltigt wurde. Beim anderen Mal hat sie diesem anderen Drecksaffen ihre »Liebe« gestanden, vielmehr ihr Verliebtsein, denn »Liebe braucht Jahre« oder so. Tiere, allesamt. Männchen sind aber auch nicht besser, falls es so klingen mag, als habe ich nur was gegen ein Geschlecht. Allesamt. Gefühlt sind Männchen da sogar noch schlimmer, was einer der Gründe ist, weshalb ich auch eher wenig mit welchen befreundet bin, aber generell verstehe ich mich mit Mädchen besser, denke ich. Sind nicht so schweinisch. Meistens.
Frage mich, ob die Gestorbene ansonsten noch zusammen mit mir wäre. Ob ich noch glücklich wäre. Ob sie auch glücklich wäre. Aber das ist die so oder so. Die braucht mich nicht, um Glück zu verspüren. Ich war für sie nicht so wichtig wie sie für mich. Die Doofkuh. Nur wegen der bin ich da, wo ich jetzt bin.
Hab ja zwei Bären gehäkelt, einer davon hat die Augenbrauen, den hat jetzt der Dunkle. Mutter war Samstag mit Wolle gekommen. Sie hatte aber keinen Negativtest dabei, drum hat sie die Sachen einfach unten abgegeben gehabt, ich wurde erst am Sonntag, also gestern, davon in Kenntnis gesetzt. Habe sofort den zweiten Bären vollendet, den wollte ich zwar der Unsinnigen geben, aber hat der Zehnäugige ihn jetzt, weil jeder andere in der Gruppe schon ein Ding von mir gehäkelt bekommen hat. Die Unsinnige hat etwas viel Cooleres bekommen: einen Hai. Coole Haigeräusche! Gestern den ersten Versuch gestartet, war nicht so gelaufen wie ich gehofft hatte, also habe ich am Abend noch Versuch 2 begonnen, der dann heute beendet und glücklich an die Unsinnige gegeben wurde. Sie hat gestrahlt. Das war schön. Kopf tut schon den ganzen Tag weh, vorhin bislang am stärksten, als ich ihr dann den Hai gegeben habe. Zu warm, wahrscheinlich. Und zu wenig getrunken. Bis 18:00 Uhr nur zwei Gläser, vorhin aber nochmal zehn oder sogar noch mehr. Die letzten Tage über bin ich abends wie tot. Bilde mir wahrscheinlich nur ein, dass das an den Tabletten liegt.
Heute spielen wir keine Karten, weil der Dunkle einen Film schauen will und die Unsinnige noch lesen möchte. Sie nennt den Hai nun Daniel Danger. Keine Ahnung, weshalb. Wollte einen Witz machen, den Hai einen »Minilodon« nennen, aber sie wusste nicht mal, was ein Megalodon ist. Sie mag Haie zwar, weiß aber nicht so viel über diese. Schade um den Witz. Ich fand ihn gut. Na ja.
Bin wieder dabei, Newheaven 1 und 2 nochmal zu bearbeiten. Habe die Unsinnige gefragt, ob sie es lesen wollen würde, wenn ich fertig bin. Würde sie. Zumindest hat sie nicht abgelehnt, weiß nicht, wie interessiert sie wirklich daran ist. Es ist schön, was von damals nochmal zu lesen. Bemerke, dass ich gar nicht so dumm gewesen bin. Erinnere mich an all die Arbeit, die ich da reingesteckt habe. Man merkt sofort den Unterschied, wenn man Newheaven und die Entenbibel miteinander vergleicht. Habe damals für all die Namen darin auch einen schicken Namengenerator namens FaNG (Fantasy Name Generator) benutzt. Cooles Teil. Weil so viel Zeit auch noch vergangen ist, erinnere ich mich auch nur noch vage an alles, die neueren liegen mir noch ein bisschen klarer im Kopf, auch wenn ich noch mit dem Lesen gerade bei 3 bin. Wusste nie, ob ich 3 mag oder nicht. Es ist so anders als die anderen Teile. Hat gestern, davon in Kenntnis gesetzt. Habe sofort den zweiten Bären vollendet, den wollte ich zwar der Unsinnigen geben, aber hat der Zehnäugige ihn jetzt, weil jeder andere in der Gruppe schon ein Ding von mir gehäkelt bekommen hat. Die Unsinnige hat etwas viel Cooleres bekommen: einen Hai. Coole Haigeräusche! Gestern den ersten Versuch gestartet, war nicht so gelaufen wie ich gehofft hatte, also habe ich am Abend noch Versuch 2 begonnen, der dann heute beendet und glücklich an die Unsinnige gegeben wurde. Sie hat gestrahlt. Das war schön. Kopf tut schon den ganzen Tag weh, vorhin bislang am stärksten, als ich ihr dann den Hai gegeben habe. Zu warm, wahrscheinlich. Und zu wenig getrunken. Bis 18:00 Uhr nur zwei Gläser, vorhin aber nochmal zehn oder sogar noch mehr. Die letzten Tage über bin ich abends wie tot. Bilde mir wahrscheinlich nur ein, dass das an den Tabletten liegt.
Heute spielen wir keine Karten, weil der Dunkle einen Film schauen will und die Unsinnige noch lesen möchte. Sie nennt den Hai nun Daniel Danger. Keine Ahnung, weshalb. Wollte einen Witz machen, den Hai einen »Minilodon« nennen, aber sie wusste nicht mal, was ein Megalodon ist. Sie mag Haie zwar, weiß aber nicht so viel über diese. Schade um den Witz. Ich fand ihn gut. Na ja.
Bin wieder dabei, Newheaven 1 und 2 nochmal zu bearbeiten. Habe die Unsinnige gefragt, ob sie es lesen wollen würde, wenn ich fertig bin. Würde sie. Zumindest hat sie nicht abgelehnt, weiß nicht, wie interessiert sie wirklich daran ist. Es ist schön, was von damals nochmal zu lesen. Bemerke, dass ich gar nicht so dumm gewesen bin. Erinnere mich an all die Arbeit, die ich da reingesteckt habe. Man merkt sofort den Unterschied, wenn man Newheaven und die Entenbibel miteinander vergleicht. Habe damals für all die Namen darin auch einen schicken Namengenerator namens FaNG (Fantasy Name Generator) benutzt. Cooles Teil. Weil so viel Zeit auch noch vergangen ist, erinnere ich mich auch nur noch vage an alles, die neueren liegen mir noch ein bisschen klarer im Kopf, auch wenn ich noch mit dem Lesen gerade bei 3 bin. Wusste nie, ob ich 3 mag oder nicht. Es ist so anders als die anderen Teile. Hat aber Spaß gemacht, so viele verschiedene Leute miteinander zu verknüpfen. Die Kämpfe in 2 waren die besten, finde ich. An einem Tag habe ich da zehn Seiten geschrieben, die Schlacht bei Miradon war das. Eine Meisterleistung von mir. Qualitativ auch gut. Finde ich zumindest. Habe 3 und aufwärts nie beendet, glaube ich. Ich weiß noch, dass Flavia und Mira in 3 gegen Blackwater gekämpft haben. 4 hat dann nur von Blackwater gehandelt, da war der einer meiner Lieblinge geworden, was zuvor nur Icesage gewesen war. 5, worum ging es da? Und 6? Weiß nichts mehr. Null. Werde es herausfinden.
Zu viel von allem. Hände tun weh. Zu viel getippt, zu viel gehäkelt. Hoffentlich keine Sehnenscheidenentzündung. Hatte damals eine, als ich das Häkeln gelernt habe, war unschick. Fühle mich schlecht seit der Panikattacke. Wahrscheinlich deswegen auch nur, und nicht wegen der Tabletten. Gähnen fühlt sich komisch an. Da spüre ich so einen Druck auf dem Schädel und mir wird unfassbar schwindelig. Irgendein Muskel am Hals fühlt auch noch auch verspannt an. Vom Schlafen aber wahrscheinlich. Nach dem Aufwachen war das schlimm. Will Pizza essen. Mit irgendeinem der Gottwesen nur. Mit der Menschin, das wollte ich schon länger. Mit der Unsinnigen, das wäre sicherlich auch schick. Alleine geht aber auch. Müde. Kopf schwirrt. Schwer. Mit der Unsinnigen, das wäre schön. Ich mag sie. Der Hai ist »süß«. Sie auch.
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Fühle mich grottig. Schwer zu sagen, weshalb genau. Zu viel Druck vielleicht, weil ich pausenlos irgendwas häkeln muss. Brauche eine Pause.
Ich muss der Unsinnigen sagen, dass ich in sie verliebt bin. Es geht aber nicht. Ich kann mich nicht dazu überwinden. Tod klingt mir wieder so unfassbar verlockend. Müde einfach nur noch. Pausenloser Schwindel. Könnte mich gefühlt jeden Augenblick übergeben. Hatte heute KBT. Wofür das steht, weiß ich nicht, das T halt für Therapie, aber beim Rest kann ich nur mit den Achsen zucken. Einzeltherapie mit einem Bewegungstherapeuten, nur bewege ich mich da gar nicht, sondern fragt der nur irgendwelche Sachen über mich, was gut ist, denke ich, denn habe ich mich vorher ja beschwert darüber, dass keiner von den Affen mehr weiß als dass ich eben depressiv und Autist bin. Schule als Thema kam auf, Mobbing auch. Habe auch von der Kannibalengöttin erzählt. Muss mich wieder an alles erinnern. Es tut so weh. Fühle alles wieder, was ich damals gefühlt habe. All die Enttäuschung, all die Trauer, all die Einsamkeit, all die Unsicherheit, all das Leid. Und wofür? Für nichts. Absolut nichts. Szenen wiederholen sich pausenlos in meinem Schädel, jedes Wort, jede Bewegung, jeder Gedanke, jedes Empfinden, alles auf Dauerschleife.
Ich muss der Unsinnigen sagen, dass ich in sie verliebt bin. Es geht aber nicht. Ich kann mich nicht dazu überwinden. Tod klingt mir wieder so unfassbar verlockend. Müde einfach nur noch. Pausenloser Schwindel. Könnte mich gefühlt jeden Augenblick übergeben. Hatte heute KBT. Wofür das steht, weiß ich nicht, das T halt für Therapie, aber beim Rest kann ich nur mit den Achsen zucken. Einzeltherapie mit einem Bewegungstherapeuten, nur bewege ich mich da gar nicht, sondern fragt der nur irgendwelche Sachen über mich, was gut ist, denke ich, denn habe ich mich vorher ja beschwert darüber, dass keiner von den Affen mehr weiß als dass ich eben depressiv und Autist bin. Schule als Thema kam auf, Mobbing auch. Habe auch von der Kannibalengöttin erzählt. Muss mich wieder an alles erinnern. Es tut so weh. Fühle alles wieder, was ich damals gefühlt habe. All die Enttäuschung, all die Trauer, all die Einsamkeit, all die Unsicherheit, all das Leid. Und wofür? Für nichts. Absolut nichts. Szenen wiederholen sich pausenlos in meinem Schädel, jedes Wort, jede Bewegung, jeder Gedanke, jedes Empfinden, alles auf Dauerschleife.
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Haben vorhin Karten und Galgenmännchen gespielt. Der Dunkle hat erzählt, dass sein zwei Jahre älterer Bruder sich mit 12 direkt vor ihm erhängt hat, absichtlich. Da der Zehnäugige heute die Psychiatrie verlassen hat, wird bald wer Neues in mein Nebenbett kommen. Zudem spielt wer anders nun mit uns, weiß für sie noch keinen Namen. Weiß auch nicht wirklich viel von ihr, aber ihre Stimme klingt zum Verwechseln ähnlich mit der von einem Mädchen aus meiner alten Realschule, das ist wirr. Ist gesellig. Pandas mag sie. Sollte ich häkeln können. Aber wirklich, brauche eine Pause.
Die Unsinnige hat von ihren akademischen Leistungen berichtet, sehr viele Einsen und viele davon auch noch mit einem Plus hinten dran. Englisch kann aber keiner von den dreien, da kann ich wenigstens mit angeben. Sofern sich je eine Gelegenheit dazu bietet. Der Dunkle hat gemeint, ich solle mir »Slaughter Vomit Dolls« anschauen, die Aussprache war so grässlich, die anderen haben »Vomit« auch alle falsch ausgesprochen, das »i« wie ein langes »ee« beziehungsweise »ea«. Womiiiht.
Mir ging es heute eigentlich schlecht, aber hat die Unsinnige geholfen. Hat angeklopft, ob ich mitspielen möge, zuvor die Frage, ob ich geschlafen habe, denn das Licht war aus. Lag nur im Dunkeln auf dem Bett, Augen an die Decke, Erinnerungen an mir zerrend. »Habe nur nachgedacht über unschicke Dinge«, meinte ich ungefähr so, daraufhin sie: »Über mich?« Tatsächlich habe ich auch über sie nachgedacht, aber ist sie kein unschickes Ding, drum habe ich verneint.
Bin ihr dankbar dafür, dass sie da ist. Dass sie mir eine Ablenkung bietet. In einer Woche aber ist sie weg. Was mache ich dann? Werde wahrscheinlich nicht mal mehr mein Zimmer verlassen können. Nichts mehr machen wollen. Muss ihr sagen, unbedingt, was ich empfinde für sie.
Will den anderen auch von mir was erzählen. Würde aber eine reine Geschichtenstunde werden, so viel wie es gibt. Wüsste aber nicht, wo ich anfangen sollte. Bei der Familie vielleicht? Dann könnte ich von den ersten sechs, sieben Schuljahren erzählen. Und dann wohl von der Zeit in der Wohngruppe. Von der Kannibalengöttin. Den drei Jahren. Der Gestorbenen. Der Zeit ab April. Erinnerungen kommen wieder hoch, keinerlei guten. Will ihnen die Entenbibel zeigen. Zumindest der Unsinnigen. Die fdebReihe. Möchte, dass sie mich besser versteht. Tatsächlich habe ich der Gestorbenen und der Menschin auch Zugriff auf die Entenbibel verliehen. Die Gestorbene fand es lustig. Doofkuh. Die Menschin meinte, sie würde sie lesen, wenn sie fertig wäre. Wollte bei fdeb50 schon den Schlussstrich ziehen und sterben, davor extra noch alles überarbeitet und verbessert, dass es sich gut für sie liest. Nun bin ich schon bei fdeb119. Alles ab fdeb86 habe ich in der Psychiatrie hier verfasst. Morgen bin ich dann schon drei Wochen hier, 21 Tage. Zumindest fdeb sollte die Unsinnige lesen. Der Rest ist eher unwichtig. Habe mich da nur ausgetobt mit meiner Kreativität. Das hier aber ist mehr. Verarbeite hier meine Gefühle und Gedanken, verschriftliche diese. Habe ich davor zwar auch teilweise getan, hier aber so richtig. Gebe ihnen Form. Ente ist tot. Bin nur noch Jonathan. Müde. Kopf wieder bei der Unsinnigen. Sie ist toll. Mag sie.
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Empfinde weder Hunger noch Durst. Kann nichts mehr essen. Kauen ist schwer. Trinken auch. Atmen ebenso. Will mich nicht mehr bewegen. Nichts mehr tun. Kopf brennt. Bilder von damals. So viel Schmerz.
Werde sterben. Will der Unsinnigen sagen, was ich für sie empfinde. Kenne ihre Antwort bereits. Wenn ich das mache, sterbe ich. Mehr kann ich nicht aushalten. Meine Kapazitäten sind bereits erreicht. Schon lange. Noch ein Tropfen nur, und ich zerberste komplett. Das versteht keiner. Der Druck so unglaublich groß, es ihr zu sagen. Mehr als ich tragen kann. So viel Last. Sie weiß, dass es mir nicht gut geht. Hat gefragt, ob sie oder sonst wer irgendwie helfen könne. Niemand kann mir helfen. Ich bin schon tot. Mein Schicksal bereits besiegelt. Der Schluss bereits geschrieben. Und selbst wenn es anders kommt als erwartet. Ich kann kein Glück mehr empfinden. Bin defekt. Wie lange noch, bis ich endlich zerbreche? Schreib ihr. Du willst doch sicherlich wissen, wie genau sie dich ablehnt, nicht wahr? Wie die Kannibalengöttin, die Gestorbene, die Menschin? Sag, was quälst du dich noch? Schreib ihr was Schönes und stirb endlich. Wieso lässt du uns alle leiden? Wofür? Du wirst keine Besserung erfahren. Nie wieder glücklich sein. Komm, was hält dich? Lass los von allem. Befreiung, möchtest du keine? So viel trägst du, leg alles nieder. Wirf alles runter. Wirf dich selbst mit. Erwartet dich die Inexistenz. Komm, lass sie nicht warten. Sieh es doch endlich ein. Du hast nichts. Warum zögerst du dann? Mach. Mach endlich. Spring. Stirb. Schlag das Fenster ein und spring, bist im vierten Stock, deine Chancen sicherlich recht gut, wenn du es so tust wie geübt. Los. Zittern dir nicht helfen wird. Nichts wird dir helfen. Nichts kann dir helfen. Hör auf damit, es nur unnötig in die Länge zu ziehen. Mach. Alle warten bereits ganz gespannt darauf. Na los.
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