Kapitel 8

Heute ist Freitag, mein freier Tag. Trotzdem lass ich es mir nicht nehmen, zur Bäckerei zu fahren. Chris macht große Augen, als er mich sieht.
„Hi Chris."
„Hey, Scarlett! Du weißt aber, dass du frei hast, oder?"
„Schon... Machst du mir einen Latte Macchiato?"
„Klar! Zum hier trinken?", fragt er und schaltet die Maschine ein.
„Ja. Und einen Donut, bitte! Ich muss schließlich auch mal testen, ob die so gut schmecken, wie Charlie immer sagt.", sage ich und lasse mich an einen Tisch fallen. Meine nasse Jacke hänge ich an den Jackenständer hinter mir.
Chris will gerade etwas sagen, als die Ladentür aufgeht und der eben Genannte im Türrahmen steht.
„Hey Chris!", sagt Charlie und fährt sich durch die vom Regen nassen Haare, die ihm wie immer verstrubbelt ins Gesicht hängen.
„Hi Charles!", sagt Chris, während er die Tasse für meinen Kaffee unter die Maschine stellt. „Das Übliche?"
„Nein. Ich nehme einen Donut und einen Kaffee."
„Schwarz?"
„Ja.", lautet seine knappe Antwort.
„Hey Charlie!", melde ich mich jetzt auch zu Wort. Er hat mich anscheinend noch nicht bemerkt, denn er dreht sich schnell um und grinst, als er mich sieht.
„Hi Scar! Was machst du hier? Ich dachte, du hast frei!"
„So wie du, und trotzdem bist du hier. Mir war langweilig und da dachte ich, ich schau mal vorbei."
„Toll. Kann ich mich dazusetzen?"
„Klar!", sage ich. Hinter Charlies Rücken grinst Chris verschwörerisch und zwinkert. Spinner! Charlie setzt sich mir gegenüber an den Tisch und fährt sich wieder durch die Haare, die ihm in feuchten Strähnen ins Gesicht fallen. Wieder frage ich mich, warum mir sein Aussehen so bekannt vorkommt. Seine braunen Augen strahlen eine ungeheure Ruhe, Wärme, Treue und Freundlichkeit aus, dass mir ein Schauer über den Rücken läuft. Am liebsten würde ich ihm im Moment einfach nur in die Augen sehen und schweigen. Aber ich werde immer wieder von seinem etwas schüchternen Lächeln abgelenkt.
Wir unterhalten uns eine ganze Weile und ich merke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Als Chris irgendwann meint: „Hey ihr Zwei! Wir haben gleich Mittagspause. Also wenn ihr noch weitertratschen wollt, dann geht am besten woanders hin." ist es schon halb zwei. Enttäuscht bin ich schon, aber ich hatte den seit Ewigkeiten schönsten Tag. Charlie ist so unbeschwert und locker. Alles kann er mit Humor nehmen und findet immer etwas, womit er mich zum Lachen bringt. Er ist jemand Besonderes, das merkt man sofort. Trotz der Offenheit und Ehrlichkeit trägt er noch etwas in sich, das ich nicht ganz verstehe. Er hat etwas an sich, das neugierig macht, sodass man es entdecken will.
Charlie wirft Chris einen genervten Blick zu.
„Hast du noch Lust, was essen zu gehen? Ich kenn' einen guten Italiener um die Ecke.", fragt er und lächelt wieder so umwerfend.
„Klar, gerne!", sage ich und winke Chris zum Abschied, der mir ein verschwörerisches Grinsen schenkt. Ich strecke ihm die Zunge raus und folge dann Charlie hinaus auf die Straße.

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