Kapitel 46
---Seine Sicht---
Ich setze mich mit etwas Abstand neben Charlie auf das Sofa. Schließlich weiß ich nicht, wie es ihm jetzt geht und will keine unnötigen Verletzungen oder Knochenbrüche provozieren. Er ist stinksauer, das hat er mir auch ordentlich zu spüren gegeben. Aber ich kann ihn verstehen. Ich nehme ihm seine Freundin weg, die er über alles liebt und erwarte dann auch noch, dass er sich damit abfindet. Ich könnte mich selbst schlagen. Je länger ich darüber nachdenke, desto unfairer und gemeiner kommt es mir vor, was ich getan habe. Ich dachte immer, ich bin ein rücksichtsvoller Mensch, zumindest habe ich immer versucht, einer zu sein. Aber anscheinend geschieht alles, was aus Liebe passiert, jenseits von Gut und Böse. Jeder gute Mensch kann zu einem bösen werden und jeder böse Mensch kann sich wandeln und ein guter werden. Ich gehöre dann wohl zur ersten Gruppe.
„Ich will mich entschuldigen. Das mit deiner Nase tut mir echt leid.", sagt er.
„Schon Ok, ich habe es verdient. Ich habe nicht genug nachgedacht. Im Nachhinein könnte ich mich selbst dafür schlagen. Ich habe mich vor dich gestellt und erwarte dann auch noch, dass du das kommentarlos hinnimmst."
„Ja, das war nicht fair.", sagt er und sieht zu Boden.
„Wie geht es jetzt weiter?", frage ich nach einer Weile des Schweigens. Diese Frage verfolgt mich schon, seit Charlie auf mich losgegangen ist.
„Ganz einfach! Du hast Scarlett, ich geh nach Rumänien zurück, Fleur nach Frankreich und die Hochzeitstorten essen wir einfach so.", sagt er. Ich muss lächeln.
„Ich meine eigentlich, wie es jetzt mit uns weitergeht. Ich weiß, dass du stinksauer auf mich bist. Und das versteh ich auch."
„Ich komm schon irgendwie damit klar. Nur ist das alles im Moment etwas viel.", sagt er und fährt sich durch die Haare.
„Klar, das verstehe ich."
„Versprichst du mir was?", fragt er mir nach einer Weile des Schweigens.
„Klar!", antworte ich. Er sieht mir in die Augen.
„Mach sie glücklich! Sie hat es verdient, glücklich zu sein, auch wenn sie mir es im Moment nicht glaubt."
„Ich weiß.", sage ich.
„Mach sie glücklich. Ich bring dich um, wenn du das versaust.", sagt er todernst.
„Versprochen."
„OK, danke. Das ist alles was ich will.", sagt er und lächelt schief. Aber es ist kaum zu übersehen, dass seine Augen nicht mitlächeln. Er schauspielert nur. In Wirklichkeit sieht es ganz anders in ihm aus. Er ist eine Ruine. Ich kenne ihn zu gut um das zu übersehen. Es geht ihm nicht gut, es geht ihm beschissen. So beschissen, wie noch nie zuvor. Und ich bin schuld daran. Aber mir und Scarlett zuliebe lügt er jedem vor, es wäre ok. Er hat das nicht verdient. Eigentlich hat er es von allen Menschen dieser Welt am wenigsten verdient.
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