Kapitel 3
Aimee
Erst als ich vor der Schule stand, bemerkte ich, dass ich schon den gesamten Weg zurückgelegt hatte. Die Worte von meinem Dad hatten mich doch schwerer getroffen, als gedacht. Ich schüttelte einmal den Kopf, um endlich von dem Thema los zu kommen und mich auf das nächste zu konzentrieren. Schule.
Ich schritt also durch das Schultor und erkannte schon die üblichen Gruppen. Manchmal wünsche ich mir, dass es diese Gruppeneinteilung nicht geben würde. Aber es gab sie, wie man leider hier sehen konnte. Ich ließ mein Blick etwas schweifen. Meine Aufmerksamkeit bekam eine Gruppe, wo zwei Jungen einen Jungen festhielten. Dieser versuchte sich loszureißen und irgendwo hin zu wollen. Er war groß und hatte dunkel braune, fast schwarze Haare. Durch das Gerangel konnte man seine Muskeln sehen. Er hat bestimmt ein Sixpack. Leider konnte ich auf die Entfernung seine Augen nicht erkennen.
Da ich jetzt bei dem Gebäude ankam, wendete ich meinen Blick ab, obwohl es mich schon irgendwie interessiert hätte, wohin er so entschlossen hin wollte. Drinnen suchte ich dann das Sekretariat. Nach fünf Minuten fand ich es auch endlich. Die Dame gab mir alle Unterlagen und kopierte das Schreiben von meinem Therapeuten, in dem er erklärt, warum ich nicht rede und weshalb es besser wäre zu warten, bis ich von selber wieder spreche. Dies hatte er natürlich in der Fachsprache geschrieben, aber im Prinzip stand das da drin. Mitleidig gab mir die Sekretärin das Schreiben zurück. Ich konnte das Mitleid nicht ab, schließlich war ich Schuld, da verdiene ich das Mitleid nicht.
Nachdem ich auch meinen Spind gefunden hatte, machte ich mich auf der Suche nach dem Raum. Plötzlich sprach mich ein Junge an, er hatte blondes Haar und blaue Augen. Gebe es hier einen Strand würde ich hundertprozentig sagen er surft. Jedenfalls war er vom aussehen her ein Sunnyboy. "Hey Süße, weiß du, ich kann hellsehen und heute Nacht schläfst du bei mir." Ich war sprachlos, zum einem, weil das echt schlecht war und zum anderen sagt er das einfach so, hier in der Schule. Ich zog meine Augenbraue hoch. Sunnyboy scheint jetzt aber nur verwirrt zu sein, anscheinend hat er mit einer Antwort gerechnet und nicht mit nix. Ich schüttle nur meinen Kopf und gehe an ihm vorbei. Gerade als ich um die Ecke biege, höre ich ein Knurren. Da ich ja von Dad weiß, dass hier ein Rudel ist und ich ja eigentlich nichts weiß, reagiere ich nicht und suche den Raum weiter.
Als ich ihn endlich gefunden habe, gehe ich rein und zeige dem Lehrer das Schreiben. Er sagt nichts weiter dazu und zeigt nur auf einen Platz. Sobald der Unterricht anfing, kommentierte er meine Anwesenheit nur mit "Wir haben ab heute eine neue Schülerin, sie heißt Aimee."
Die Stunden verliefen alle ziemlich ereignislos. Die Pausen verbrachte ich immer in der Bibliothek, da es hier nicht auffiel, das ich nicht spreche. Ich schaffte es, den ersten Tag so unauffällig wie möglich hinter mich zu bringen. Ein Problem tauchte erst wieder auf, als ich vor dem Schultor stand und nicht mehr wusste, woher ich heute morgen kam. War es rechts oder links? Wie kann man bitte so blind durch die Gegend laufen? Während ich noch überlegte, wo längs ich müsste, hielt neben mir ein Auto. "Hey, soll ich dich mitnehmen? Du siehst irgendwie verloren aus." Ich zuckte bei dem dunklen Klang der Stimme zusammen und schaute mich um, bis ich das Auto und das herunter gekurbelte Fenster sah. Am Steuer saß ein Junge, der mir irgendwie bekannt vorkam. Aber natürlich, dass war der, von heute morgen, der sich versucht hatte loszureißen. Jetzt erkannte ich auch seine Augenfarbe, es war hellblau. Es erinnerte mich irgendwie an Eis, aber eher an die Schönheit von Eis, wie z.B. bei Eisskulpturen. "Und?" riss er mich wieder aus den Gedanken. Ich schüttelte nur den Kopf und entschied mich spontan für rechts. Ich vernahm leise "Das darf doch nicht wahr sein, da suche ich sie den ganzen Tag und dann weist sie mich zurück." Es war allerdings so leise, dass ich mir nicht sicher war, es richtig verstanden zu haben. Ich meine, warum sollte er mich den Tag über gesucht haben? Ich kenne ihn doch gar nicht. Ich hörte eine Tür zuknallen und gleichzeitig das Vibrieren meines Handys, was mir den Erhalt einer Nachricht anzeigt. Nach einem kurzen Blick aufs Handy, erkannte ich, dass es eine Nachricht von Dad war, mit der neuen Adresse, nach der ich gefragt hatte. "Wenn du dahin willst, gehst du in die falsche Richtung." hörte ich neben mir. Erschrocken zuckte ich zusammen und konnte geradeso mein Handy wieder auffangen, was mir aus der Hand hochflog. Ich blickte neben mich und sah den Jungen belustigt neben mir grinsend. "Ich bin Killian und du?" stellte er sich vor und reichte mir seine Hand. Ich blickte zwischen seiner Hand und seinen Augen hin und her, bevor ich mich entschied. Ich nahm also mein Handy und tippte meinen Namen ein. Während ich tippte sprach Killian "Ach komm schon, du kannst mich doch nicht einfach so hier hängen lassen." Als ich fertig mit tippen war, nahm ich seine Hand, die er mir immer noch reichte und schüttelte sie, mit einem leichten Lächeln. "Danke fürs erlösen und dein Name?" Fragte er jetzt grinsend nach. Ich zeigte ihm mein Handy. Zuerst blickte er verwirrt zwischen mir und dem Handy hin und her, bis er endlich las. "Warum hast du deinen Namen aufgeschrieben?" fragte er verwirrt. "Ich spreche nicht" tippte ich dann schnell wieder ins Handy. Er schaute mich mitleidig an, nachdem er gelesen hatte "Das tut mir Leid." Ich schüttelte den Kopf und lächelte ihn an. Wow, ich Lächle echt häufig in seiner Nähe, das ist jetzt schon das zweite Mal gewesen.
"Also, soll ich dich zu der Adresse bringen?" fragte Killian nochmal nach. Ich überlegte kurz was er meinte, bevor es mir wieder einfiel. Ich öffnete also die Nachricht von meinem Dad und zeigte sie ihm und zeigte darauf. "Okay komm mit, ich fahre dich." erwiderte er schmunzelnd. Ich tippte ein "Danke" ins Handy, doch er wunk nur ab.
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