Kapitel 17

Aimee

In einem Büro angekommen, setzte sich Killian mit mir wieder auf dem Schoß, schließlich trug er mich immer noch, auf das hier stehende Sofa. „Hm, wie soll ich anfangen?" fragte ich mich selber. „Vielleicht beim Anfang?" schlug Killian vor. Ich überlegte. Wenn ich am Anfang beginne, dann muss ich bei dem Streit mit Ruby beginnen. Will ich das? Oder besser gesagt, kann ich das? Ich glaube, wenn ich es jemanden erzähle, dann ihm. Aber ist die Zeit jetzt gekommen? Ich schaute in Killian's Augen. Ich vertraute ihm, warum auch immer, aber ich tat es. Also warum nicht jetzt? Ich fasste Mut „Am Anfang also, gut."
So begann ich ihm alles zu erzählen. Er blieb die ganze Zeit ruhig, nur als ich meinte ich sei eine Flüsterin, spannte er sich an. Ansonsten konnte ich keine Gefühlsregung bei ihm sehen. Als ich endete, sah ich ihn unsicher an. Was denkt er jetzt von mir? Will er mich jetzt noch als Mate? Moment, das klingt so, als würde ich ihn wollen. Naja, irgendwie habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet. Aber sicher sagen könnte ich es erst, wenn ich ihn besser kenne. Killian schaut mich immer noch nur an. Hm, irgendwie hatte ich es mir anders vorgestellt. Irgendeine Reaktion von ihm, finde ich besser, als das hier jetzt. Es fühlt sich an, als würde er mich nicht mehr wollen, nur weil ich bin, wer ich bin. Enttäuscht wendete ich meinen Blick von ihm und stand auf. Killian saß immer noch so und bemerkte gar nicht, dass ich aufgestanden bin. Ich gehe aus dem Zimmer und mache mich auf dem Weg hinaus. Tränen steigen langsam auf. „Aimee Liebes, ist alles in Ordnung?" fragte mich Anna. „Ja, aber ich möchte jetzt nach Hause." sagte ich ihr, wobei meine Stimme zum Ende hin brach. „Soll ich dich bringen?" erkundigte sie sich. Ich schüttelte nur den Kopf. „Bist du sicher?" fragte sie mitfühlend nach. Diesmal nickte ich. Ich zog mir meine Schuhe an und ging aus der Tür hinaus. Bevor ich die Tür hinter mir schloss, drehte ich mich zu Anna um. „In welche Richtung muss ich eigentlich?" fragte ich leise. „Geh in die Richtung und dann kommst du nach Hause." erklärte sie mir. Ich nickte und lächelte gezwungen dankbar. Dann ging ich in die Richtung, die sie mir zeigte.

Ich erreichte gerade die Bäume, als meine Tränen anfingen zu fließen. Warum zum Teufel weine ich wegen ihm? Ich kenne ihn doch gar nicht so gut? Stolpernd ging ich durch den Wald, immer in dieselbe Richtung. Ich habe allerdings die Orientierung komplett verloren. Klar, ich weiß ich muss nur rückwärts gehen und komme wieder in der Siedlung an, aber ansonsten habe ich keine Ahnung wo ich bin. Da mir meine Tränen immer weiter die Sicht trüben, beschließe ich, erst mal eine Pause zu machen. Ich setzte mich also an einen Baum. Die Beine ziehe ich an und lege meinen Kopf ab. Mit meinen Armen umschlinge ich die Beine und lasse meinen Tränen nun freien Lauf. Ein Wunder, dass ich überhaupt noch Tränen übrig habe, so oft wie ich immer weine.

Als mir endlich keine Tränen mehr kommen, sitze ich noch etwas und schaue mir die Umgebung etwas an. Ich sitze an dem Rand einer Lichtung. Ich stehe auf und gehe auf die Lichtung. Als ich näher komme, erkenne ich sie. Das ist die Lichtung mit dem See, wo mein Vater und ich gegessen hatten. Ich ging näher auf den See zu und setze mich an den Rand vom Ufer. Meine Füße sind noch im trockenen, aber mit meiner Hand kann ich in den See fassen. Ich starrte einige Zeit in den See und beobachtete die Wellen. Plötzlich höre ich ein traurig klingendes Heulen. Ich schrecke aus meinem Trance-ähnlichen Zustand heraus. Umschauend richtete ich mich auf. In welche Richtung muss ich jetzt? Ich kam von da und ich meine dort hatten mein Vater und ich gegessen. Also muss ich in die gegenüberliegende Richtung, ich muss also um den See. Ich beschloss rechts herum zu gehen. Plötzlich hörte ich ein Knacksen, welches aus dem Wald kam. Ich schaute in die Richtung, konnte aber nichts erkennen. Na dann habe ich mich wahrscheinlich getäuscht. Paar Meter ging ich weiter, als ich es wieder hörte. Und dieses Mal sah ich was. Da es von mir entdeckt wurde, kam es aus dem Gebüsch heraus. Es war ein schlamm-brauner Wolf. Sein Fell war stumpf und zottelig. Er fletschte seine Zähne und Speichel floss von ihnen herab. Seine Augen waren mordlustig und hungrig auf mich gerichtet. Verängstigt ging ich einen Schritt zurück. Doch mein Fuß war sofort durchnässt. Der See, er ist hinter mir. Super, einfach nur super. Hinter mir der See und vor mir ein hungriger Wolf. Bevor ich mich entscheiden konnte, ob ich zur Seite fliehe oder schwimme, sprang der Wolf ab. Vor Schreck kniff ich meine Augen zusammen und wartete. Doch es kam nichts. Kein Aufprall, kein Streifen, kein gar nichts. Langsam öffnete ich meine Augen. Der braune Wolf rappelt sich gerade wieder auf und vor mir steht ein schwarzer Wolf. Killian! Was macht er hier? Er wollte mich doch nicht mehr, oder?
Er knurrte bedrohlich den braunen Wolf an und hinderte ihn daran, zu mir zu kommen. Als er wieder einen Versuch startete, sprang Killian ihm entgegen. Sie prallten aneinander. Sie wurden zu einem kämpfenden Knäuel. Schnell erkannte ich, dass Killian die Oberhand hatte. Wenig später stand er über dem braunen Wolf und biss ihm in den Hals. Erschrocken schnappte ich nach Luft. Dies ließ auch Killian erschrocken zu mir umdrehen. Der Wolf lag leblos auf dem Boden. Er hat ihn doch nicht? Mit vor Schreck geweiteten Augen wich ich vor Killian zurück. Er stoppte sofort und fing an zu winseln. ‚Bitte lass es mich dir erklären' hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Ich zuckte zusammen, wodurch er noch mehr winselte. ‚Bitte, warte hier und ich ziehe mir kurz etwas an' flehte er mich an. Unsicher nickte ich. Killian ging schnell in den Wald. Ich ging vom See weg und vergrößerte den Abstand zu dem leblosen Wolf. Ich ging hinter Büsche, wodurch ich den Wolf nicht mehr sehen konnte. Mich überkam die Ruhe. Ich konnte sie nicht mehr zurück halten. Das wird dann einer der Punkte sein, an denen ich noch üben muss. Aber der Platz hier ist besser. „Aimee?" hörte ich Killian panisch rufen. Ich stand auf und winke ihm zu. Erleichtert kam er auf mich zu. Er wollte mich in eine Umarmung ziehen, doch ich wich zurück. Ihm entkam auch in dieser Gestalt ein Winseln. Ich schaute ihm nicht in die Augen, sondern nur auf seine Brust. „Aimee, ich..., es tut mir Leid. Alles, meine Reaktion auf deine Geschichte und dass du das eben mitansehen musstest." Nach außen hin reagierte ich nicht, aber in mir tobte ein Sturm an Gefühlen, wobei die Ruhe überwog. Dann noch ein Hochgefühl, weil er sich entschuldigte, welches aber getrübt wurde, da er es nicht widerlegte mich abgelehnt zu haben. In dem ganzen Trubel, konnte ich teilweise nicht erkennen, was es für Gefühle waren und wieso ich sie fühlte. „Aimee, bitte sag doch was?" flehte er. Ich schaute auf. Sagen? Was soll ich denn sagen? Schon vergessen, du hast dich ja entschuldigt? Bestimmt nicht, außerdem würde alles ein Befehl sein und ich wollte ihn zu nichts zwingen. Eine Erklärung wäre dennoch schön. Aber das alles denke ich mir bloß und spreche nicht mit ihm. Als Killian aber keine Anstalten machte, sich zu erklären, wand ich mich wieder um und wollte weiter gehen. Killian hielt mich aber an meinem Handgelenk zurück. „Bitte, sag mir was du hören willst?" verzweifelt fuhr er sich durch seine Haare. Ich soll ihm sagen, was er mir sagen soll? Spinnt er? Da muss er selber darauf kommen, wenn er keine Gedanken lesen kann und das hatten wir schon ausgeschlossen.

„Vielleicht sollte ich bei dem Wolf anfangen." hatte Killian doch eine Idee, was er mir sagen konnte. „Es war ein Rouge. Weiß du, was das bedeutet?" fragte er mich. Ich schüttelte meinen Kopf. Killian seufzte, da ich immer noch nicht sprach, fuhr aber fort „Ein Rouge sind ausgestoßene Wölfe oder Wölfe, die ihre Mates verloren haben. Sie verlieren ihre Menschlichkeit und kennen nur noch ein Ziel und zwar zu töten. Sie können sehr gefährlich werden, daher gibt es die Regel, dass man Rouge töten soll, wenn man auf einen trifft und es sich zutraut, bevor er jemanden verletzten kann." Okay, das erklärt immerhin den Wolf. Der wollte mich schließlich angreifen und wahrscheinlich essen, da verstand ich auch irgendwie, warum er ihn getötet hat. Ich wandte mich Killian jetzt wieder komplett zu und deutete an, dass er fortfahren soll. Er holt kurz Luft und fängt wieder an. Schuldbewusst schaut er mich dabei an „Als du mir erzählt hast, dass du eine Flüsterin bist, begann mein innerer Wolf mit mir zu diskutieren. Wir stritten uns, was wir nun machen sollen. Sollte nämlich bekannt werden, was du bist, könnte es einige Probleme mit sich bringen. Die Werwölfe haben nicht ohne Grund die Flüsterer gejagt. Der Befehl eines Flüsterer ist stärker, als der Befehl eines Alphas. Die Alpha hatten Angst, dass die Flüsterer sie stürzen wollen und ihre Macht wollten. Es ist erstaunlich, dass deine Eltern Mates waren und nun wir. Es tut mir Leid, dass wir durch die Diskussion nichts mehr mitbekommen haben, aber deine Sicherheit ist uns beiden sehr wichtig. Als du dann weg warst, bin ich deiner Spur sofort gefolgt. Dich mit diesem Rouge zu sehen und das nur wegen mir, weil ich so blöd war und gar nicht reagiert hatte, es ließ mein Herz still stehen für einen Moment. Mein Wolf übernahm die Kontrolle und wollte dich um alles in der Welt beschützen. Es tut mir Leid Aimee." Er hat mit seinem Wolf diskutiert? Ich schaute in seine Augen und sah nichts als Aufrichtigkeit und Schuldgefühle. Es ist die Wahrheit. „Also hast du mich nicht abgelehnt?" fragte ich ihn flüsternd. „Was?" fragte er entsetzt. „Wie kommst du darauf? Ich würde dich nie ablehnen. Ich könnte gar nicht mehr ohne dich leben. Ich frage mich eher, ob du mich akzeptierst?" Nun schaute ich ihn erstaunt an. Das ich darüber überhaupt enttäuscht war, dass er mich ablehnen könnte, zeigt mir doch nur, dass ich ihn mag. „Ich glaub ich akzeptiere dich." mit mehr Selbstvertrauen sprach ich „Ja, ich akzeptiere dich." Seine Augen wurden groß und begannen zu strahlen. Er näherte sich und kam mit seinem Kopf näher an meinen. Sein Blick wanderte zu meinen Lippen und dann wieder zu meinen Augen. In ihnen lag eine Frage. Ich überwand den letzten Abstand und beantwortete sie so. Unsere Lippen trafen sich und ein Feuerwerk explodierte in mir. Sie bewegten sich im Einklang und ich vergrub meine Hände in seinem Haar. Es war ein perfekter erster Kuss.

(Und da Wochenende ist, einen zweiten Teil.
Was sagt ihr zum ersten Kuss?
Und der Beziehung der Beiden, die ja noch am Anfang steht?
Würde mich über Feedback und Kritik freuen.)

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