Than the rain falls

Alexia Raito pov.:

Verdammte Scheiße!

Ich blickte über den Rand und knirschte ärgerlich mit den Zähnen.
Seitdem ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, bahnte ich mir einen Weg durch das Unterholz in der Hoffung niemand zu finden, der es für gut hielt mir die Kehle durchzuschneiden.

Vor mit erstreckte sich ein kleiner Abhang, den ich überwinden musste um weiter zu kommen. Mein Blick schweifte umher.
Es gab hier nichts, dass ich benutzen könnte um leichter nach da unten zu kommen und die Erde war schwammig, sie würde keinen Halt für mich bieten.

Du musstest dir auch dein Schlüsselbein brechen!

Vorsichtig setze ich mich an die Kante und ließ mich hinab. Der Grund unter mir rutschte, wie erwartet. Aber ich wurde schneller, schneller, bis ich mit einem Knall auf dem Boden aufkam.

,,Urgh.",
stöhnte ich, als mein Blick wieder nach oben fiel.
Der Absatz auf dem ich noch vor wenigen Sekunden gekniet hatte, lag nun weit über mir. Jemand musste mich gehört haben.
Es war unmöglich bei all dem Lärm, den ich gemacht hatte, ungeschoren davon zu kommen.

,,Es ist tödlich laut zu sein.", zischte Lisa in mein Ohr und ich stand auf.
Es waren dieselben Worte, die sie mir sagte, als ich im Wald lag, müde und schockiert.
Vor meinen Augen flickerte aber und abermals das Bild von Nephelus Vater hin und her.
Das Blut war ihm, wie bei einer Kokusnuss das Wasser, aus ihrer bebrochenen Schale gelaufen und hatte den Boden mit rot gesäumt. Doch bevor ein gellender Schrei die Luft zerreißen konnte, packte mich Lisa von hinten und zog mich auf ihren Schoß.

Es war keine Umarmung einer lieben Mutter, sie glich eines Verbrechers, der sein Opfer fest in seinen Krallen hielt.
,,Es ist tödlich laut zu sein.", zischte sie in mein Ohr und Schweiß tropfte von meinen Haaren auf meinen Hals.

Doch nun pochte mein Schlüsselbein und als ich meinen Arm hinter mir her zog und er nichts anderes tat, als nutzlos herunter zu hängen, brach meine Geduld.

Komm schon!
Du scheiß Teil!
Sie werden uns töten und du hängst hier nur so rum, beweg dich!
Du verdammt, verficktes, scheiß Teil!

Ich atmete tief ein.
Ich konnte meinen Puls hektisch gegen meine Hand pochen fühlen und irgendwo hier im Wald wartete ein Jäger mit seinen kleinen, spitzen Waffen um mich aufzuschlitzen und auszuweiden.

Seine Hände gebadet in meinem Blut.
Mein Blick schnellte zur Seite.
-wurde auch Zeit

Meine Hand zucke leicht, aber spürbar.
Ein Grinsen zog auf mein Gesicht und endlich konnte ich weiter laufen.
Ich musste nur meine Augen schließen und schon konnte ich das Wasser in meinen Ohren tropfen hören.
Der Speichel lief mir im Mund zusammen, bei dem Gedanken wieder Flüssigkeit meinen Hals herunter rennen zu lassen.

Tropf...

Tropf...

...tropf....

Vielleicht war es ja die Betäubung meiner Großmutter, die mich durstig machte, oder mein Körper war noch immer an die Mengen an Trinken gewöhnt, die man in der Wüste zum Überleben brauchte.

Die Wüste war ein grausamer, schrecklicher Ort. Tod und Leben in seiner schlimmsten Form, mit immer krallenden Händen wartend einen zu holen. Mam zeigte mir das auf eine fürchterliche Art und Weise.
Vielleicht war sie ja gnädig, als sie mich mit ihrem Auto, in ihren wunderschön glänzenden Lederstiefeln, abholte und Stunden später meine verbrannte Haut herunter zog, als ich schreiend über der Badewanne hing.
Vielleicht war es ja auch einfach nur Grausamkeit.

Grausam.

Rule war grausam.
Die Definition der Tödlichkeit und wenn ich nicht bald herausfand, warum sie sich wie ein Parasit in meinem Hirn eingenistet hatte, wer die Frau in den weißen Kleidern war, würde ich bald genauso Tod sein, wie sie es sein sollte.

Ich darf nicht sterben.

Das Tropfen wurde lauter und ich atmete erleichtert auf, als der Boden unter mir matschiger wurde.
Vor mir plätscherte ein kleines Rinsal an Wasser und sang vor Leben und Einklang.
,,Wasser!", flüsterte ich und beugte mich hinunter.
Ich tauchte meine Hände übermütig in das Wasser und brachte es hinauf zu meinen trockenen Lippen und-
krachend bohrte sich etwas in das Unterholz neben mir und innerhalb von Sekunden war der summende Frieden verflogen.

Oh Götter!

Hektisch fuhr ich herum, doch sah nichts mehr als die Bäume und ihr grünes Dickicht. Mit einem Satz hüpfte ich hinter den nächsten Baum.
Meine Hände tasteten den Boden nach etwas nützlichem ab und hielten erst inne, als ich einen Stock aus dem Untergrund zog.
Nervös fuhr ich über ihn.
An einigen Ecken war er brüchig und zeigte Unebenheiten auf. Ich würde keine zwei Schläge brauchen um ihn in zwei Hälften zu teilen.

Besser als nichts.

Aber was war wenn ich meine Hände benötigen würde?
Ich wäre komplett aufgeschmissen.
Was wenn er nur Pfeil und Bogen hatte?
Wenn er mich für ein unachtsames Wild gehalten hatte?

Klar, unachtsam bist du ja schon!
Mam hätte dich längst wieder im Keller eingsperrt, oder dir gleich ihr Messer in den Rücken gerammt!
Wie du-wie ich es verdient hätte.

Mit einem Zischen saußte etwas durch die Luft und verfehlte sein Ziel. Dieser Rytmus wiederholte sich abermals und danach nochmal.
Ich war schon fast versucht aus den Schatten zu kriechen, als das Summen des Schwertes abbrach und jemand schmerzvolle aufkeuchte.

Ist das Opfer Tod?

Ich hörte wie jemand sein Schwert in der Hand kreisen ließ und dann in meine Richtung kam.

Wird er dich jetzt töten?
Wird er dir den süßen Geschmack des Todes zeigen?

Panisch schaute ich nach einem Weg, unbemerkt aus dieser Lichtung zu entkommen. Doch als ich merkte, dass ich in jedem Fall Geräusche machen würde, in jedem Fall bemerkt werden würde, begannen meine Hände zu zittern und mir würde unbeschreiblich kalt.

Doch plötzlich ertönte ein Rascheln und der Schwertschwinger wurde gewaltsam von seinen Füßen, auf den Schlamm bedeckten Boden, gerissen.

Na los werde unsichtbar!, schrie ich zu mir selbst und drückte mich stärker gegen den Baum. Ich konnte nicht in den Kampf verwickelt werden, es wäre mein Tod.
Doch keine Reaktion zeigte sich und meine hellbraune Haut schimmerte noch immer in der Sonne.
Du bist eine Überlebende.
Na los überlebe!

Ich konnte hören wie sich die zwei Kämpfer im Schlamm wälzten und den Ausgang ihres Schicksals entschieden.

,,Nein, Nein, Nein.", murmelte ich und zog meine scharfen Fingernägel so fest über meine Arme, dass sie rote Spuren hinterließen.
Ich atmete immer schneller und konnte fühlen wie sich ein gigantischer Klos in meinem Hals bildete, der es unmöglich machte zu atmen.

Wo ist der Stock?

Disorientiert schaute ich mich um.
Ich musste ihn fallengelassen haben, meine letzte Chance auf Verteidigung.

,,Nein, Nein, Nein.", murmelte ich wie ein Mantra.

Krieg dich wieder in griff!, hallte durch meinen Kopf und zitternd lehnte ich meinen Kopf gegen die harte Rinde.
Das Singen von Metall tönte noch immer laut in meinen Ohren. Bald würde es stoppen und einem der beiden würde das Blut genauso auslaufen, wie Nephelus Vater.
Sie alle würden früher oder später in Blut gebadet sein, ob Tod oder lebendig.

Du bist eine Überlebende.
Die Tochter Hyperions, Rena Raitos.
Aus einer langen Reihe sturer Leute, die stur genug waren, lange genug zu leben um Kinder zu bekommen.
Du hast Rule und die Frau in den weißen Kleidern überlebt. Du hast die Hölle gesehen, Plegheton überlebt.
Sie haben-

Ich holte tief Luft.

Tartarus hat versucht dich zu töten, Frank hat versagt.
Gaia und Alice werden brennen.
-Sie alle werden brennen.
Und du wirst leben.

Ich atmete tief ein und endlich blockierte kein riesen Klos mehr meine Atemwege.

Du wirst sie alle überleben.

Schnell warf ich einen Blick auf meine Hände, die nichts mehr, als das Unterholz zu meinen Füßen wurden.

Es hat funktioniert, jetzt weg hier!
Aber wer von ihnen steht noch?

Es war eine Art der Dummheit, vielleicht auch tödliche Neugier, die mich dazu brachte mich nicht davon zu stehlen, sondern zu den Kämpfenden umzudrehen.
Auf der einen Seite lag ein Junge, mit wundervollen blonden Haaren, die von rot beschmiert waren und sich so zu einem unterkenntlichen Brei verklebt hatten.
Seine Augen starrten verloren in den Himmel und seine Lippen formten ein kleines "O", als wäre der Tod in aller Überraschung über ihn hergefallen.

Wenige Meter von seiner Leiche kämpften die beiden anderen. Das blutbeschmierte Schwert lag Zentimeter, vielleicht Millimeter von dem Schwertkämpfer entfernt.

Der Junge der auf ihm lag, hatte kurze schwarze Haare, die ihm zottellig vom Kopf standen und er hatte die Lage gut im Griff. So schien es zumindest, als er den anderen Jungen in den Schlamm drückte.

,,Nein, NEIN!",
schrie der Schwertkämpfer und versuchte seine Hände schützend vor seinen Brustkorb zu halten, als der schwarz Haarige ein Messer aus seiner Tasche zog.
Doch schien es nichts zu ändern, denn Sekunden später sank das Messer in seinen Brustkorb und seine Augen weiteten sich, bevor sie glasig wurden und nach hinten rollten.

Er ist Tod.

Langsam floss das Blut aus seiner Wunde und spritze in alle Richtungen.
Bevor es in einer Lache um ihn herum schwamm.

Er ist rot. Wie der Junge mit den blonden, verklebten Haaren.
Früher oder später werden sie alle in rot gemalt.
Hoffentlich nicht Melanie, oder Alcina. Ich mag sie. Ob sie mich auch mögen?
Ein ,,Monster" wie mich?

Plötzlich fuhr der Junge herum und erst jetzt viel mir auf, dass er eine Kopfwunde hatte.
,,Wer ist da?", schrie er in meine Richtung und Wut brodelte in seinen Augen.
Geistesabwesend nahm ich war, wie es kälter wurde.
,,Zeig dich, oder du wirst der nächste mit einem Messer in der Brust sein!".

Er hat dich irgenwie bemerkt, wenn er dich trotz deiner Unsichtbarkeit spüren kann, bringt es nichts sich zu verstecken.

Ich seufzte tief und versuchte meine wiederkehrende Panik unter Kontrolle zu kriegen.

Es gibt keinen Grund dich angegriffen zu fühlen, dir geht es gut, du bist sicher.

Als ich an mir herab blickte, konnte ich mich wieder sehen.

Das war gelogen, du bist nie sicher.
Nicht hier, nicht irgendwo.

,,Alexia?",
fragte er überrascht.
Erst jetzt fielen mir hinter dem Blutvorhang, die bekannten ruhigen Augen auf.

Der Junge aus dem Wartezimmer.
Er hat den Schwertkämpfer getötet.
Er ist Tod, wie...

Verteidigung im Kopf nahm ich einen Schritt zurück.

,,Alexia! Alles gut!
Das hatte nichts mit dir zutun.
Ich tu dir nichts.
Bitte, du musst mir vertrauen!
Lass mich zu meinem Freund!".

Nachgebend ging ich einen Schritt zur Seite und beobachtete wie der Junge zu dem Toten ging und seinen Puls abtastete, doch war er genauso Seelenlos wie sein Mörder.
Seine blonden Haare glitzerten noch immer im Sonnenlicht.

Tropf...

Tropf...

...tropf....

Das Wasser hallte laut in meinen Ohren.

Ein Spiel des Überlebens.
Pass auf, dass du das Ziel erreichst.

Mit einem gespielt betroffenen Blick wandte er sich wieder an mich.

,,Ich bin übrigens Lester.",
Die Andeutung eines Lächelns geisterte über seine Lippen.
,,Komm lass uns einen sicheren Platz zum Übernachten suchen. Wir müssen aufpassen, sonst sterben wir beide bevor ich wegen meiner Platzwunde umkippe."

Das wäre traurig.
Dann wärst du auch rot...

Ich beobachtete, wie Lester die Leiche des Schwertkämpfers durchsuchte und mir sein Messer gab. Ich wusste, ich sollte mich unwohlfühlen eine Toten auszurauben, aber es war mir egal. Denn den Toten waren ihre Eigentümer egal und jetzt hatte ich eine Waffe.

Noch 25 Gefahrenquellen.

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