Example

Alexia Raito pov.:

Wenige Minuten später regnete es.

Lester schaute kurz auf und wandte sich dann wieder seiner Wunde zu.
Wir hatten einen Unterschlupf inmitten eines Gebüsches gefunden und uns dort eingenistet. Die Dornen hatten mir die Haut aufgekrazt.

Seine Haare begannen sich in der feuchten Luft zu drehen und auch ich merkte wie sich meine Haare in zahlreichen Wellen lockten.
,,Geht es dir besser?". Er schaute nicht auf.
,,Jetzt wo er in den sieben Höllen verrottet, ja."

Im Griechischen gab es nur die Unterwelt und dort wurden alle gleich behandelt.
Das stand zumindest in Mams Büchern.

,,Und wie geht es dir?".
,,Gut."

Abgesehen von meinem gebrochenen Schlüsselbein.

Er grunzte bei meiner Antwort.
,,Du bist völlig neben dir gewesen, natürlich geht es dir gut."
,,Besser als dem Typen in den sieben Höllen."

Ich bin nicht rot gebadet .
Und das werde ich auch nicht solange ich die Chance habe es zu verhindern.

,,Wie hast du mich bemerkt?".
Für einen kurzen Moment klaffte die Stille zwischen uns, bevor er antworte:
,,Ich sehe das Lebensfeuer der anderen, das ist mein Ding. Ich sehe welche Farbe es hat, wie hoch und rein es brennt.
Ist garnicht so kompliziert wie man denken würde.".

Die Frau in den weißen Kleidern nannte mich, eine Überlebende mit reinem Lebensfeuer.

,,Kannst du noch andere Dinge sehen?".
,,Manchmal sehe ich die Ziele anderer. Ihr Lebensfeuer verformt sich in das was sie begehren. Zum Beispiel:
Du liebst jemanden und dieser jemand wird verletzt und dein einziges Ziel ist es ihn zu retten. Dann wird sich dein Lebensfeuer für einen kurzen Moment in ein rosa Herz verwandeln."

Er muss wissen, dass ich anders bin.

Plötzlich war ich mir des Messers an meiner Hüfte sehr bewusst.

,,Weißt du...im Grunde ist das Lebensfeuer nur Chemie.
Am Anfang war es ein ganzes, wie ein Kuchen.

Doch dann wurde es in Stücke zerteilt, die sich, dann in immer kleinere, unterschiedlich große Teile zerteilten und so ging das immer weiter. Jetzt denk dir doch mal wie schlimm es wäre zwei Große Teile zusammenkommen zu lassen...in wie viel Gefahr dieses Kind wäre.
Welche Gefahr dieses Kind wäre."

Für einen Moment schaute Lester verloren zwischen die Bäume, bevor er sich wieder zu mir wandte.

,,Echt doof dass wir keine Regenklamotten haben.",
stellte er fest und pustete sich in die Hände.

Ich hatte noch immer die weißen Klamotten an, die die sie uns beim ersten Tag im Tartarus gegeben hatten.
Ich war wie ein Reh auf der Lichtung:
Leicht zu sehen und umsoleichtere Beute.

Wenn sie diese Prüfung wirklich geplant hatten, war die Kleidung, die sie uns gegeben hatten, ein Zeichen für die anderen uns in Stücke zu reißen.

,,Sie wollen uns töten.", dass hatte Rule gesagt. Wenn sie wirklich an einer Prüfung teilgenommen hatte, musste sie aus Erfahrung sprechen.

,,Hier."

Ich blickte auf und sah Lester, der mir eine Scheibe Brot entgegenhielt.
,,Danke.".
Schnell riss ich ihm das Brot aus seiner Hand, schließlich könnte er es jeden Moment wieder wegziehen.

Woher er es wohl hatte?

Vielleicht war er einfach in einen Essensvorrat hineingelaufen, den Tartarus dort platziert hatte, oder er war einige Stunden vor mir aufgewacht, dass würde auch das Waffen Arsenal, der zwei anderen Kämpfer erklären. Es würde aber auch bedeuten, dass ich einige Stunden schutzlos mitten auf der Lichtung lag.

Ich schauderte bei dem Gedanken.

,,Weißt du warum sie diese Prüfung machen?".

Bei dieser Frage hielt Lester inne und warf mir einen Blick zu.
,,Was denkst du denn?"
,,Sie wollen uns noch mehr weh tun, oder rausfinden bei wem es sich lohnt sich die Mühe zu machen uns auszubilden.".
Lester grunzte.
,,Ja mit Sicherheit.
Sie wollen rausfinden ob es sich lohnt uns auszubilden. Aber ist dir denn noch nie in den Sinn gekommen, dass wir kurz vor einem Krieg stehen?
Youne wetzt seine Schwerter und stellt seine Armee wie Schachfiguren auf. Wir wetzten unsere Schwerter und stellen unsere Armee auf.
Hast du schonmal von dem Satz
,,Das Rad der Zeit, dreht sich zeitlos", gehört? Es bedeutet, dass alles was passiert, nicht nur vorher bestimmt ist, sondern auch immer und immer wieder passiert."

Wir verdammten Götterkinder waren für immer in diesem Kreis aus Tod und Verderben gefangen.
Schon seit 27 Eliten töteten sich Kinder für das Wohl aller.
Schon seit einer sehr langer Zeit opferten sich die verfluchten Götterkinder für ihre Eltern.

Und die Götter stehen nur da und greifen nicht ein.

,,Was ist denn die Geschichte von Leben und Youne?".
,,Euch hat man wirklich gar nichts erzählt."
,,Warum sollte der Jäger der Beute etwas erzählen?".
Lester fuhr über seine geflickte Wunde.
,,Gute Frage. Aber lass uns erstmal deine erste beantworten."

,,Am Anfang bildete sich das Lebensfeuer. Aus ihm entstanden Leben, Tod und Youne.
Leben und Tod konzentrierten sich darauf das Feuer in die Welt hinauszutragen und das Gleichgewicht im Universum zu waren. Youne hingegen wollte seine Ruhe. Er nahm sein Lebensfeuer und kreierte sein eigenes Leben.

Doch Leben war erzürnt über diese Sache. Sie verstand nicht weshalb er diese Unart weiter tat. Wieso das Feuer diese Unart duldete.
Also entschloss sie sich ihren Bruder einzuschließen."

,,Warte sie sperrte ihren Bruder ein?
Ich meine ich verstehe zwar undiplomatisches Vorgehen, aber sie hätte auch mit ihm reden können."

Für einen kurzen Moment sah Lester nachdenklich aus und runzelte die Stirn.
,,Als sie zu ihrem Bruder ging kooperierte er nicht.
Stattdessen schlug er ihr ein Spiel vor, wenn er gewinnen würde, würde sie ihn in Ruhe lassen und ihn nie wieder belästigen.
Wenn sie gewann, würde er ohne Protest in die Leere gehen, die sie für ihn vorbereitet hatte. Doch bald zogen sie ihre Reiche mit in dieses schreckliche Kriegspiel und eine Schlacht folgte der nächsten."

Konversation wäre echt die bessere Lösung gewesen.

Und plötzlich musste ich wieder an Gaias Schachbrett denken.
,,Sie spielten Schach?".
,,Ja, nur in viel größer und mit echten Leben.
Tod hielt sich im Hintergrund, aber er schuf bald Schiedsrichter, da er sah, dass keiner in einer Welt ohne Regeln gewinnen konnte.
Er erschuf die Morien.
Ab und an wählten auch diese einige Menschen aus und schickten sie in die Welt heraus.
Sie trainierten sie im Schlaf und schickten sie auf Missionen. Deshalb nannten die Leute sie ,,Schläfer"."
,,Alles schön und gut, aber was hat das mit uns zu tun?
Warum diese Prüfung?"

Und was hat das mit einem Fluch zutun?

,,Einmal sagen wir...vor tausend Jahren...als die Götter sich gerade sammelten, nachdem sie Kronos besiegt hatten, stand Youne im Vorteil.
Leben war klar, wenn sie keine Hilfe holen würde, würde sie besiegt werden und ihr Bruder würde im Universum uneingeschränkt wüten.
Also bat sie um Hilfe.
Egal ob Titan, Gott oder Mensch.
Sie fragte alle.
Die Schlacht verzog ihren Standpunkt mehrere Male, doch im Endeffekt standen Lebens Truppen auf dieser Welt und Youne in seiner.
Zwischen ihnen lag eine Art Land.
Vielleicht kennst du es unter dem Namen ,,Niemandsland".

Kein Baum sollte dort je gedeihen, keine Leben je entstehen und kein Sonnenstrahl je den Boden berühren.
Es war nichts. Nur ein leerer Raum, gefühlt von Blut und Dreck.
Jedenfalls unter den vielen Soldaten von Lebens Heer befand sich ein Junge. Wessen Sohn er war ist heute unbekannt, aber es ist klar, dass sein Name Alexandos war.

Er soll gut mit Wurfsternen und Messern gewesen sein, aber auch das Schwert soll er gut geführt haben.
In egal welchem Fall...er war klug.
Und er wusste, dass in egal welchem Fall, Menschen im Krieg fallen würden und er wusste, dass selbst wenn sie gewinnen würden Opfer unvermeidlich waren und er hasste den Gedanken, dass ihn frühzeitig das Zeitliche segen sollte.
Das ist eigendlich auch nicht wirklich überraschend, wenn man überlegt, dass er ein Typ 2 war.
Ein Überlebender in Fleisch und Blut, der erste Überlebende, in der uns bekannten Geschichte.

Eines Nachts als alle schliefen, schlich er sich über die Grenzen, durch das Niemandsland, durch das schlafende Heer seines Feindes, bis zum Zelt des Youne.
Der Heerführer hatte Alexandos längst bemerkt, bevor er sich durch sie Zelttüre stahl und deutete ihm sich zu setzen.

Der Junge war starr vor Angst im Angesicht der Macht, die dieses Wesen vor ihm ausstrahlte und doch interessiert an dem Brett mit Figuren in Weiß und Schwarz, die sich vor ihm auftürmten.
Er bat Youne um Frieden, um wenigstens das Gespräch mit Leben zu suchen, doch Youne lehnte ab. Er würde lieber untergehen und tausende Soldaten opfern, als sich kampflos zu ergeben.
Alexandos nannte ihn ,,Feigling".
Youne war erzürnt, doch auch fasziniert von dem Mut des Jungen und fragte:
,,Wieso bist du in mein Zelt gekommen?
Um deine Freunde, oder dich selbst zu retten?"
Und der Blick des Jungen vereiste, als er sagte:
,,Ich bin ein Überlebender, welch schrecklichen Job ich machen würde, wenn mir mehr an jemand anderen läge als mir."
Youne fragte ihn, ob er unfähig sei zu lieben.
Alexandos antwortete,
,,Er liebe, doch finde er ihm jemand, der ihn so zurück liebe, der die Welt brennen lassen würde um die Liebe leben zu sehen. Jemand gebe ihm eine Liebe, die so bedingungslos war, wie die seine."

Als Alexandos ging sagte Youne, er solle sich nicht erwischen lassen, es wäre schade um seine Seele. Alexandos bedankte sich und ging wieder zurück.
Für Wochen würde er weiter zwischen den Grenzen hin und her ziehen und die beiden Heerführer, mal um mal auszutricksen, nicht den ersten Schuss zu feuern.
Doch eines Tages wurde er ertappt.
Leben sah ihn mit unbändigen Zorn in den Augen an und stieß in durch die nächste Mauer.

Als sie sich ihm näherte um dieses tun zu wiederholen, war er schon weg.
Er rannte und rannte, bis er bei Youne war.
Er stieß die Zelttüren auf und umarmte ihn. Youne verstand dieses Tun nicht, Menschen hatten für ihn, allgemein eine unverständliche Art zu handeln.
Doch sah er das Leid in den Augen des Jungen und dieser bat ihn abermals mit Leben zu reden und abermals weigerte sich Youne.
,,Die Welt wird brennen."
Erklärte der Junge ihm und ging.
Denn er konnte es nicht mit ansehen, wie die Feuerpfeile flogen und jedem die Luft zum Atmen nahmen. 
Er musste leben und er würde leben.

Die Schlacht tobte und wie Alexandos ihm sagte brannte die Welt, das Niemandsland brannte und Rauch stieg in den Himmel auf. Als sich am Ende des Tages Youne und Leben so gegenüberstanden, ließ Leben sich von ihrer Wut übermannen und schickte Tausende Soldaten in den Tod, nur um Youne untergehen zu sehen.
Als sie so auf ihn zuging, zwischen Asche und Staub, sah er auf und fragte sich ob es all dies Wert war, all den Tod, all den Krieg und als er dachte er würde sterben, bei der Hand seiner eigenen Schwester, kam Alexandos. Er trickste Leben, die von Stolz und Hass überwältigt war, aus. Um Youne das Leben zu schenken, doch er selbst zahlte einen ebenso hohen Preis."

,,Leben tötete ihn."

,,Wie ich fürchte ja.
Sie durchbohrte ihn mit seinem eigenen Wurfstern. Und als er so im sterben lag und Youne ihn hielt, da sagte Alexandos:
,,Hier siehst du es. Den Beweis für die Existenz meiner Liebe und so liegt sie offen vor dir.". Und Youne fragte sich, weshalb er so dumm war, es nicht hatte kommen sehen und er antwortete:
,,Und sie liegt hier mit dir und mit reinem Herzen sage ich dir:
Du lehrtest dem unliebsamen Liebe."

Doch Lebens Wut war noch immer so hell, wie an dem Tag von Alexandos Verrat.
Sie bestrafte das Heer dieser Welt.
Denn von nun an sollte es unter den Soldaten immer eine Gruppe geben.
Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Sie sollten die Errinerung an jenen Verrat sein und sie sollen die Errinerung sein, dass so etwas mit der Hölle auf Erden bestraft werden würde.
Dafür ist diese Prüfung da.
Dafür ist die Elite da.
Sie ist die Errinerung,
dass Beispiel für eine ganze Generation.
Wir sind die Errinerungen an einen Verrat,
dass Beispiel für ein ganzes Heer.
Wir sind das Example, für diese Hölle auf Erden."

Oh Götter-
Diese ganzen Kinder....

Sie starben alle für ein Beispiel, eine Wahrnung.
Wie Spielfiguren, die ersetzbar waren.
Denn wenn das eine Götterkind starb, dann kam das nächste an seinen Platz.

Vielleicht war das ja der Fluch von dem Gaia geprochen hatte?
Nein-sie sprach von Geschenken,
die wie das Pferd von Troja, eingeschleust wurden und sich als schrecklicher Horror entpuppten.

,,Aber es kommt noch besser.
Denn dieser Junge hatte eine Schwester und diese Schwester verfügte auch über ein großes Lebensfeuer und sie heiratete und bekam Kinder und dass ist der lustige Part,
denn über Jahrhunderte wurde diese Familie einer der angesehensten Adelsfamilien des ganzen Tartaruses.
Der Name dieser uralten Familie war Raito."

Ich griff nach dem Messer.

,,Und weißt du zu was dich das macht?
Zu der größten Gefahr der ganzen Unterwelt.
Und wenn du das hier-"
Er deute vage in die Luft.
,,-überleben solltest, dann möchte ich sagen, bist du die größte Bedrohung für Leben und Youne, ebenwürdig.
Denn du bist wie er.
Du bist wie Alexandos.
Du Alexia Raito bist eine Überlebende."

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