Türchen 24
Ende gut ~ Alles gut!
Thore war überglücklich, dass ihm auf diese Art noch einmal extra Zeit gegeben wurde, die er nur mit Malene verbringen konnte. Leider blieben ihnen nur 24 Stunden, um den traditionellen Feuerkreis zu retten. Es musste also alles ziemlich schnell gehen. Doch Thore genoss jede Sekunde mit seiner Prinzessin.
Auch Malene war viel lockerer und entspannter. Die Last der Aufgabe war von ihr gewichen. In Nordanien befand sie sich auf heimischem Terrain. Gegen die Expedition schien die Verteilung des Feuers wie eine Erholung. Auch sie genoss die Nähe zu Thore. Es gab ihr Sicherheit, wenn er beim Flug hinter ihr saß. Sie nahm sich ganz fest vor, direkt nach dem Feuerkreis DAS Gespräch mit Thore zu führen. Es war Malene inzwischen auch völlig egal, dass traditionell der Mann die Frau ansprach. Solange sie als Prinzessin quasi seine Chefin war, würde sich Thore nie trauen, den ersten Schritt zu unternehmen. Doch jetzt hatten sie erst einmal eine Aufgabe zu erledigen. Sie streichelte sanft über Smaugs Hinterkopf. Der Drache hatte sich ganz still und heimlich neben Thore in ihr Herz geschlichen.
Smaug fühlte sich immer wohler. Dieser Hagrid hatte etwas in ihm bewegt. Soweit das Tier zurück denken konnte, und das ist bei einem Drachen sehr, sehr lange, gab es Feindschaft zwischen den Menschen und ihm. Irgendwann hatte Smaug sich in einen Konflikt zwischen zwei Völkern einspannen lassen. Er diente der einen Seite und vernichtete die andere. Später gaben beide Parteien ihm die Schuld für das Ganze. Er wurde gejagt und verstoßen. Bitterkeit machte sich in ihm breit. Bis er sich irgendwann in diesem Berg verkroch, angezogen von unermesslichen Mengen Goldes der Zwerge. Und dann begann sein Herz zu erfrieren. Schicht um Schicht legte sich das Eis darum, bis Smaug nurnoch einen riesigen Klumpen Eis im Körper trug. Die innere Kälte gewann den Kampf gegen das Feuer. Ein letzter Funken hielt in am Leben und schließlich kam er auf die Idee, dass er die fehlende innere Wärme durch Feuer von außen ersetzen könnte. Und dann standen plötzlich diese verrückten Reisenden vor ihm. Es war ihm lieber, wenn niemals bekannt werden würde, was ihm zuerst über jeden einzelnen in den Kopf kam. Dieser Sigurd im Labotkittel, Børge der sein Schwert fallen ließ und so weiter. Doch Hagrid war anders. Er verstand ihn, er blickte in sein Herz. Dieser gutmütige Halbriese schaffte das, was Jahrhunderte vorher alle anderen Menschen nur verbocken konnten. Mit jeder Welt, der er das Feuer zurück geben konnte, wurde ihm wärmer, taute sein Herz weiter auf. Was die Menschen dann mit dem Feuer anfingen, darum kümmerte er sich nun nicht mehr. Es war Smaug inzwischen klar, dass er die Probleme der Völker und Welten nicht wirklich regeln konnte. In Nordanien angekommen, wusste er, dass hier der Ort sein könnte, wo er noch einmal ganz von vorne beginnen möchte. Wenn der Feuerkreis komplett war, würde er mit Malene, Mathilda und Marcus darüber sprechen, ob es in Nordanien einen Platz für ihn geben könnte. Doch jetzt genoss er den Flug von Sektor zu Sektor. Ein wenig verlegen spürte er plötzlich die Hand der Prinzessin im Nacken. Diesmal nicht, sich ängstlich fest kralllend, sondern sanft streichelnd. Smaug begann wie ein Kätzchen zu schnurren, nur dass es bei ihm klang, als würde am Horizont ein Gewitter aufziehen.
Die 23 Völker Nordaniens erwarteten die drei Kameraden sehnsüchtig. Das Feuer, welches Smaug mitbrachte, breitete sich von Zenordia her zwar immer weiter aus, doch für die Feuer des Feuerkreises am äußeren Rand Nordaniens würde ohne Smaug die Zeit nicht reichen. Die Mission startete im Norden, in Achazien. Auch wenn niemand wusste, ob die Expedition überhaupt bzw. pünktlich vor Weihnachten zurück kommen würde, hatte sich ganz Nordanien auf den Feuerkreis vorbereitet. Die Bewohner der 23 Länder trafen sich wie jedes Jahr an den Feuerstellen und feierten große Feste. Das Fehlen von Feuer wurde durch ein Übermaß an Herzlichkeit aufgewogen. Wochenlang schleppten die Menschen Holz um Holz herbei und so entstanden gigantische Berge brennbaren Materials. Wie vorher bei den Gerüchten um die Ankunft der Expedition in Zenordia, wussten auch jetzt schon alle Menschen von der aktuellen Mission und erwarteten den Drachen sehnsüchtig.
Als Smaug in Achazien zur Landung ansetzen, brach unglaublicher Jubel aus. Malene und Thore sprangen schon ab, als der Drachen noch nicht ganz gelandet war und so konnte der direkt wieder durchstarten. Smaug zog eine große Schleife, während die Prinzessin und der Hauptmann die Anwesenden vom Holzberg wegscheuchten. "Bitte, liebe Achazier, wir haben leider nicht soviel Zeit. Alle Feuer sollen schließlich morgen brennen. Macht Platz, so dass niemand zu Schaden kommt." rief Malene in die Menge. Kaum waren alle weit genug vom Feuerplatz entfernt, zischte Smaug im Tiefflug heran und die Flamme, die er beim Überflug spie, fräste eine breite brennende Schneise über das Gelände. Der überdimensionierte Holzhaufen explodierte förmlich und stand weithin sichtbar in Flammen.
Vom Burgturm in Zenordia aus beobachteten Posten das Erscheinen dieses Feuers Richtung Norden. Sofort spurtete ein Bote Richtung Palast und erstattete Meldung. Die Freude über den Erfolg war groß. Allen Verantwortlichen fielen mehrere Steine von den Herzen. Sigurd stellte einige komplizierte Berechnungen an und bemerkte dann trocken an "Wird knapp, können wir aber schaffen!" womit er meinte, dass bis zum morgigen Tag tatsächlich alle 24 Feuer in Gang sein könnten.
Die Achazier luden ihre drei Feuerboten herzlich auf einen Glühwein ein, der nun eiligst bereitet und erhitzt wurde. Doch die drei mussten ablehnen und setzten ihre Reise um Nordanien herum zügig fort. Nächste Station war der Scheiterhaufen von Beryllien. Dann folgten Calzedonia, Diamantis, Elbatum, Fuchsizien, Granatonien und so weiter. Ein Feuer nach dem anderen erschien am Horizont. Überall zeigte sich das gleiche Bild. Das Volk empfing jubelnd den Feuerengel, wie Smaug inzwischen überall genannt wurde. Da er, Malene und Thore immer gleich weiter fliegen mussten, übergab man ihnen zumindest Geschenke der Dankbarkeit, meist mit den landestypischen Edelsteinen reich verzierte Gegenstände. Auf den hinteren freien Sätteln sammelte sich so allmählich ein ganzer Hausstand an.
Smaug beobachtete beim Feuerhopping sehr genau die Landschaft unter sich und hielt ganz nebenbei Ausschau nach einem geeigneten Wohndomizil. Malene blieb das nicht verborgen "Na Smaug, können wir etwa damit rechnen, dass du dauerhaft nach Nordanien übersiedelst?" "Alles zu seiner Zeit, aber ihr lebt hier in einer grandiosen Natur. Mir gefällt, was ich sehe."
Der Anflug zum Feuerplatz in Wulfen war etwas komplizierter. Dieser lag auf einem hohen Plateau, inmitten spitzer Berggipfel. Wulfen, der 22. Sektor, war das einzige Land Nordaniens, welches im Prinzip ganz und gar aus Felsen bestand. Smaug, ein sehr geschickter Flieger, genoss die Kurverei. Malene hatte das Gefühl, er würde den Anflug extra umständlich gestalten, nur um noch ein paar Bergspitzen mehr umfliegen zu müssen. Diese kunstvollen Manöver blieben auch den wulfener Bürgern nicht verborgen. Absolut begeistert von dem Tier trat nach entzünden des Feuers der Wulfener Sektorenmeister vor und bot Smaug spontan an, künftig in diesem Land seine neue Heimat zu sehen. Es gäbe im Hochgebirge genug leere Höhlen, die nur auf ihn warten würden. Smaug bedankte sich ehrlich dafür und meinte im davonfliegen "Wir werden uns in Kürze wieder sehen!"
Als letztes erhielt Zirkonia das Feuer zurück. Es war inzwischen der 24. Dezember im Jahre 6 der Regentschaft von Königin Mathilda. Der zirkonianische Holzstapel stand gegen 16.00 Uhr in Flammen. "Unglaublich, aber wir haben es geschafft. Smaug, du bist einfach Spitze. Ich könnte dich knutschen." meinte Malene überschwänglich. "Ach, das ist zwar lieb gemeint, aber lass mal lieber. Den Knutscher gebe ich gerne weiter an jemand anderen." meinte der Drache nur mit einem Augenzwinkern Richtung Thore. Der schaute sofort verlegen zu Boden. Malene ging trotzdem direkt auf ihn zu, umarmte ihn flüchtig und sprach "Nein, Thore bekommt seine ganz eigene Belohnung. Aber erst müssen wir zurück nach Zenordia. Mathilda hat mir versprochen, dass selbst das 24. Feuer, oben auf dem Burgturm auf uns wartet. Auch wenn sie dort den Haufen inzwischen selbst entzünden könnten." Damit kletterten Malene und Thore ein vorerst letztes Mal auf Smaugs Rücken und die Prinzessin sprach zum 'Feuerengel' ... "Smaug, egal wie du dich entscheidest. Ob du bei uns bleibst oder nicht. Ich bin froh, dich getroffen und kennengelernt zu haben. Nachdem das ganze Feuerthema geklärt ist, kann ich mich für deinen Einsatz einfach nur bedanken. Ohne dich hätte dieser 110. Feuerkreis nicht entstehen können. Vielen Dank dafür, ehrlich!" Damit beugte sich Malene weit vor und knuddelte den Kopf des Drachen so gut das eben möglich war. Danach lehnte sie sich wieder zurück in Thore's Arme und genoss seine Wärme und den Flug Richtung Zenordia.
Kurze Zeit später sahen sie den Burgturm. Die Menschen unter ihnen signalisierten den Feuerboten, direkt zum Turm zu fliegen, um endlich auch das 24. Feuer entflammen zu lassen. Es war schon seit Stunden dunkel und in weiter Entfernung schimmert die 23 Außenfeuer wie seit 110 Jahren jedes Jahr in der Weihnachtszeit. Smaug zog feuerspeiend extra viele Schleifen über der Hauptstadt Nordaniens um dann endlich auf den Burgturm zuzuhalten. Mit einem gewaltigen Feuerstoß hüllte er für kurze Zeit den gesamten Turm in eine Feuerhölle. Das Volk am Boden brach in Jubel aus. Nun entfernte er sich kurz, damit sich die Situation oben auf dem Turm etwas beruhigen konnte. Smaug flog nun, nachdem die Mission erfolgreich beendet war, eine extra Runde, nur für Malene und Thore. Hoch oben im Himmel hatten die beiden jetzt den allerbesten Ausblick im gesamten Reich. Unter ihnen loderte der Turm und um sie herum der eigentliche Feuerkreis.
"Es nützt nichts, Smaug. Auch wenn dieser Flug ewig dauern dürfte, wenn es nur nach mir ginge. Trotzdem bitte ich dich jetzt, uns direkt am Turmfeuer abzusetzen. Du weißt, dass ich heute noch etwas zu erledigen habe, außerdem belegen Thore und ich die ganze Nacht den Brandposten am Turm." Smaug lächelte etwas verschmitzt und setzte zur Landung an."Euer Wunsch ist mir Befehl, Prinzessin!" Thore wunderte sich zwar kurz, warum der Drache plötzlich so förmlich reagierte, ging aber nicht weiter darauf ein.
Malene und der Hauptmann standen an der Brüstung des Hauptturmes der königlichen Burg von Zenordia. Hinter ihnen loderte das 24. Feuer, zentral in der Mitte des Feuerkreises. Im Nachthimmel verschwand gerade Smaugs Silhouette. Thore schaute ihm versonnen hinterher. Malene sah hingegen ihn an und formulierte in Gedanken den nächsten Satz zum gefühlt 100ten mal um. "Thore?" "Ja Malene." "Thore, bitte dreh dich mal zu mir!" Er wendete sich ihr langsam zu. Was würde jetzt kommen? In Nordanien zurück, gab es wieder eine offizielle Rangfolge. Würde Malene ihm nun mitteilen, dass es da nie etwas geben würde zwischen der Prinzessin und ihrem Hauptmann, dass es nicht standesgemäß wäre? "Thore, ich weiß, dass du dich nur zu dieser Expedition gemeldet hast, um möglichst nah bei mir zu sein. Deine Sympathie für mich ist mir auch vorher nicht entgangen. Hinter uns liegen unglaublich aufregende Wochen. Ich habe dich als zuverlässigen Partner kennen gelernt, dem ich inzwischen jederzeit mein Leben anvertrauen würde." "Malene, ich ..." "Scht, Thore. Unterbrich mich jetzt bitte nicht. Ich habe so oft ausgeholt, dir endlich meine Liebe zu gestehen. Mir war irgendwann klar, dass du aus Respekt vor meinem Rang vermutlich nie etwas dazu sagen würdest. Und dann rutschten wir von Welt zu Welt, unser Leben war mehrmals in Gefahr und immer wieder hatte ich dann Angst, dass dir etwas zustoßen könnte, ohne das ICH dir noch etwas sagen hätte können. Thore ..."
Sie standen sich nun direkt gegenüber. Der große Thore blickte auf Malene herunter. Sie waren sich inzwischen so nahe, dass er wie automatisch seine Arme um ihre Hüften gelegt hatte. Hinter ihnen loderte das Feuer. Unten, auf den Straßen Zenordias versammelten sich immer mehr Menschen mit Fackeln in der Hand. Es war kurz vor 24.00 Uhr, das große Weihnachtsfeuerwerk sollte gleich beginnen. Malene sah ihrem Thore nun direkt und tief in die Augen "Thore, ich liebe dich. Und ich wollte dich nun endlich fragen, ob du mein Mann werden möchtest?!" Thore bekam in diesem Moment kein Wort heraus. In seinen Augen glitzerten Tränen des Glücks. Statt einer Antwort zog der starke Mann, seine künftige Braut in die Arme. Ihre Lippen näherten sich unaufhaltsam immer weiter, bis ... bis sie sich endlich berührten. Thore und Malene verschmolzen in einem langen, innigen Kuss. Das Volk unterhalb des Turmes, welches die Szene gespannt verfolgt hatte, brach in lauten Jubel aus.
Eng umschlungen standen die beiden im Schein des Feuers und küssten sich. Im selben Moment zischte unzählige Feuerwerksraketen gen Himmel und tauchten Nordanien in ein Meer aus Farben. Doch Thore und Malene registrierten das nur am Rande. Sie hielten sich eng umschlungen und wollten sich nie wieder los lassen. "Ich liebe dich auch, Malene. Und ich würde sehr gerne dein Ehemann sein. Nichts habe ich mir mehr gewünscht, als das."
Diese Nacht wurde im ganzen Reich von Nordanien durch gefeiert. Der 110. Feuerkreis brannte bis in die frühen Morgenstunden des ersten Weihnachtsfeiertages hinein.
Smaug fand in Wulfen sein neues Zuhause, Mathilda führte weiterhin als Königin ihr Volk in die Zukunft. Marcus heiratete seine Elizabeth und gründete ein Ministerium für Nordanische Seefahrt. Thore und Malene heirateten und zogen sich aus dem offiziellen Leben zurück. Sie gründeten ein Reiseunternehmen für Touren in andere Welten. Ansonsten blieb in Nordanien eigentlich alles wie immer und dem aktuellen Feuerkreis folgte ein Jahr später der 111. und diesem ein 112. und so weiter.
...
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