Türchen 16

Nordanien meets
'Die Tribute von Panem'

Malene war sofort alarmiert. Wenn Thore ein Laut des Schmerzes über die Lippen kam, musste ihm schon etwas nennenswertes zugestoßen sein. Als sie ihn erreichte, konnte Malene nichts offensichtliches erkennen, was diese Reaktion bei ihm hervorgerufen haben könnte. Thore stand mitten im Wald und hielt sich die linke Hand. "Pass auf wo du hin trittst. Hier ist Schluß, bleib also am besten hinter mir." Seine Hand dampfte noch ein wenig und eine dunkle Stelle hatte sich gebildet. Es sah aus, als hätte er seine Finger in einen Backofen gesteckt. "Wie konnte das passieren?" fragte die Prinzessin ehrlich besorgt. "Ich ging einfach immer geradeaus und bahnte mir mit der Hand einen Weg durch das Dickicht. Doch plötzlich war es, als knallten meine Finger gegen eine feste Mauer aus Stein. Es ist aber absolut nichts zu sehen, unsichtbar!" schilderte er noch immer leicht benommen. "Also eine Käse-Glocke wie in Nordanien? Sind wir etwa endlich wieder zu Hause?" Doch Thore musste sie enttäuschen "Nicht ganz. Zu Hause stößt man einfach gegen die Glocke und nichts passiert. Das ist hier aber ganz anders. Bei der Berührung mit dieser Wand leuchtete an meinen Fingerspitzen ein greller Blitz auf und ich bekam einen Hieb, als wenn mir jemand mit einem riesigen Hammer auf meine Schulter geschlagen hätte." Malene reagierte ganz spontan und nahm den Riesen tröstend in ihre Arme.


Nun trat Sigurd vorsichtig näher "Nun, unter Umständen handelt es sich bei dieser Mauer schon um Nordanien, allerdings um die Seite von draußen nach drinnen! Vielleicht stehen wir ja quasi direkt VOR unserer Heimat." Von John kam nur ein trockenes "Nein, ich muss euch da leider enttäuschen." Alle sahen fragend zu ihm rüber. Er hob die ganze Zeit kleine Steinchen oder Stöcke auf und warf sie gegen das unsichtbare Hindernis. Sherlock übernahm die Erklärung "Es ist ganz einfach. Wenn ihr mal genau hin schaut, könnt ihr erkennen, dass es jedesmal, wenn ein Steinchen die Wand berührt, einen kleinen Lichtblitz gibt. Das heißt vor allem, daß diese Mauer elektrisch geladen ist." In den Gesichtern seiner Mitreisenden sah er nur Fragezeichen. "Aber die aktuell wichtigere Erkenntnis ist folgende ... mit zunehmender Höhe, kommen die Blitze auf uns zu. Würden wir also VOR einer Kuppel stehen, müssten sie sich aber entfernen."  "Danke Sherlock, besser hätte ich es selbst nicht erklären können." ergänzte John. Und Sigurd beendete den Gedanken "Wo auch immer wir also sind, wir befinden uns INNERHALB einer Kuppel, die in ihrer Begrenzung gesichert ist. Wir sind also in jedem Fall nicht zu Hause in Nordanien."

Eine bittere Erkenntnis für Malene, der in diesem Moment bewusst wurde, dass sie Thore die ganze Zeit fest im Arm gehalten hatte. Schnell entfernte sie sich einen Schritt von ihm. Thore hingegen dachte traurig 'Ich renne gerne noch 100mal gegen diese verdammte Wand, wenn sie mich dafür jedesmal in ihre Arme nimmt. Ich MUSS Malene endlich offen meine Liebe gestehen, sonst werde ich noch verrückt.' Malene hingegen dachte bereits laut weiter "Also, jede Kuppel funktioniert am Ende gleich. Sie ist kreisrund und hat ein Zentrum. Irgendwie muss man rein und ebenso wieder raus kommen, auch wenn das in Nordanien noch ein wenig unklar ist, wie das genau abläuft. Wenn also die Wände am Rand gesichert sind, hat das einen Grund. Hier soll man nicht raus gelangen. Lasst uns also zur Mitte gehen und nachsehen, ob wir dort weiter kommen." Einstimmiges Nicken reichte ihr als Antwort.

Wieder einmal zog die kleine Karawane los. Die Zeit reichte, um sich ein wenig auszutauschen. Hagrid unterhielt sich mit Børge, dem schon ziemlich lange nichts mehr zugestoßen war. "Die letzte Welt fand ich ein wenig verrückt. Aber vor allem hat mich dieser Hutmacher traurig gemacht. Einzig diesen Jabberwocky fand ich sehr interessant. Schade, dass wir keine Zeit mehr hatten, uns den näher anzusehen." Børge schüttelte besorgt den Kopf "Hast du vergessen, was dieses Tier mit seinem Atem anrichten kann?" "Ach Børge, du musst wissen, dass Drachen zutiefst missverstandene Kreaturen sind." Wie als Antwort war aus seiner Manteltasche soetwas wie ein Schnurren zu vernehmen. "Hagrid, eine Frage. Wäre es möglich, mich mit in deine Welt zu nehmen, wenn es soweit ist?" stammelte Børge. Hagrid lachte laut "Luna geht dir nicht mehr aus dem Kopf, stimmts? Ja, sie ist schon ein ganz besonderes Mädchen. Wenn dich in deiner Heimat niemand vermisst, wird das bestimmt funktionieren. Staubfinger ist ja auch in dieser Matrix geblieben." Ihn überlief eine Gänsehaut, wenn er an diese Welt zurück dachte.

Währenddessen an einem andern Ort dieser Welt ...

Kapitol, Hauptstadt von Panem. Die Tribute halten ihre Parade zur Eröffnung der 75. Hungerspiele, der sogenannten Jubelspiele, ab. Pro Distrikt fährt ein Streitwagen mit je zwei Tributen in das Stadion ein. Eine Stimme aus den Lautsprechern kündigt euphorisch jeden Kämpfer an. "Freunde und Fans der Hungerspiele, hier spricht wie gewohnt und erwartet Caesar Flickerman zu ihnen. Begrüßen sie gemeinsam mit mir die Tribute der 12 Distrikte anlässlich der diesjährigen Jubelspiele. Und natürlich sind wir jetzt schon sehr gespannt, mit welchem Kostüm uns Katniss Everdeen und Peeta Mellark in diesem Jahr überraschen werden. Und da kommen sie auch schon ins Stadionrund gefahren ..." Unglaublicher Jubel brach los, als der Streitwagen von Distrikt 12 auftauchte. Katniss und Peeta hielten sich ganz fest an den Händen und waren selbst schon gespannt, was sich Cinna, ihr Designer diesmal hatte einfallen lassen. Wie zu erwarten standen beide plötzlich in Flammen, so als ob sie lichterloh brennen würden. Flickerman's Stimme überschlug sich beinahe "Unglaublich, noch beeindruckender als bei ihrem ersten Auftritt hier im Kapitol. Da ist sie wieder, Katniss Everdeen, unser Mädchen das in Flammen ... doch halt, was ist da los?"

Die beiden bemerkten es sofort. Irgendetwas stimmte hier nicht. Cinna arbeitet absolut zuverlässig, an ihm konnte es nicht liegen, die Kostüme funktionierten garantiert einwandfrei. Trotzdem standen sie quasi nackt in der Menge. Natürlich nicht wirklich nackt, sie hatten ja ihr Dress noch am Leib. Doch das Feuer war erloschen. Was so spektakulär begann, wurde plötzlich zur absoluten Lachnummer. Caesar Flickerman stieg auch sofort darauf ein "Sie erleben mich sehr betroffen. Ist das ein schlechtes Vorzeichen für die Spiele selbst? Katniss Everdeen ist leider nurnoch das Mädchen, welches nicht mehr in Flammen steht, ein ganz normales Mädchen." Präsident Snow, in seiner Loge rieb sich erfreut die Hände. Diese Idee hätte glatt von ihm selbst kommen können. Besser konnten die 75. Hungerspiele nicht beginnen. Der Mythos, vom Mädchen, das in Flammen steht, zerlegte sich gerade selbst.

Wieder zurück zur Expedition ...

Inzwischen hatten unsere Helden die Mitte dieses Ortes erreicht. Sie entdeckten eine Art Höhle, die mit allerlei Waffen und Gegenständen vollgepackt war. Malene und Thore standen erstaunt davor. Die Prinzessin erinnerte sich an die eigenartige Armbrust von Hans, im Hexenwald damals. Hier befanden ähnliche Dinge. "Das liegt hier alles nicht ohne Grund. Mal sehen, was wir davon gebrauchen können. Ihr anderen sucht inzwischen nach Essbarem und nützlichen Werkzeugen." Sherlock und John analysierten inzwischen wie gewohnt die Gesamtsituation. "Das ganze erinnert mich irgendwie an eine römische Arena für Gladiatorenkämpfe." mutmaßte Sherlock. "Ich komme mir eher vor wie bei Big Brother. Hast du die schlecht versteckten Kameras überall gesehen?" "Ja, aber ich versuche mir eher diesen Ort selbst zu erklären. Wir haben in der Mitte diese Insel hier, drumherum Wasser und dahinter Buschwerk und Wald. Die ganze Arena ist in genau 12 Sektoren unterteilt und in jedem passieren jeweils andere Phänomene." Børge gesellte sich dazu "Irgendwie ist es hier schon wie zu Hause. Nordanien ist annähernd kreisrund, in der Mitte befindet sich Zenordia, unsere Hauptstadt und der Rest ist wie eine riesige Torte in 23 Sektoren geteilt."

John wunderte sich "Bist du sicher, Sherlock? Ich meine, es ist sowieso schon erstaunlich, dass es in so einer eher begrenzten Kuppel ein Klima gibt. Aber verschiedene und vor allem begrenzte Wetterphänomene sind doch eher unwahrscheinlich." "Nein, nein ... Pass auf, von uns aus auf 3 Uhr wird gleich ein Blitz nieder fahren ... 3, 2, 1." Genau bei eins krachte tatsächlich ein Blitz in der angesagten Zone. "Und hier drüben, auf 9 Uhr erscheint gleichzeitig Nebel." Auch diese Vorhersage trat korrekt ein. John rief den Schreiber zu sich "Würdest du das bitte mal grafisch aufbereiten, ich könnte nämlich schwören, dass ich vor einer Stunde etwa diesen Blitz im benachbarten Bereich gesehen habe." "Vielleicht gibt es einen zeitlichen und topographischen Zusammenhang." meinte Sigurd noch, der sich ebenfalls dazu gesellt hatte.

Und wieder an anderer Stelle, diesmal unweit der Expedition ...

Katniss war heilfroh, dass die Spiele endlich beginnen würden. Die Zeit, die seit der Blamage verging, kam ihr wie eine Ewigkeit vor. War das tatsächlich ein schlechtes Omen für den Verlauf des Kampfes um Leben oder Tod? Hinter dieser Sabotage konnte nur Snow selbst stecken. Er tat alles, um sie zu demütigen und erniedrigen. Er wollte ihre Niederlage um jeden Preis und damit ein Exempel statuieren. Snow ließ nichts aus. Gerade musste Katniss mit ansehen, wie Cinna von Soldaten des Kapitols zusammengeschlagen und festgenommen wurde. Und das alles kurz vor dem Start dieser verdammten Spiele. 'Katniss, konzentriere dich. Zuerst das Füllhorn suchen, blitzschnell hin, den Bogen abfassen und dann erstmal weg von der Mitte.' Weiter konnte sie nicht denken. Mit einem Kanonenschlag starteten die Jubelspiele. Katniss sah sich kurz um, hinter sich Wald, in der Mitte das Füllhorn, dazwischen Wasser. Kurz entschlossen sprang sie hinein und schwamm zügig zu den Waffen. Als sie wieder auftauchte verharrte sie einen Moment irritiert. Was war das denn nun schon wieder für ein Trick der Spielführer?

Gleicher Ort, gleiche Zeit, andere Sicht ...

Malene wurde bleich vor Schreck. Es gab einen lauten Donnerschlag und aus dem Himmel drang eine Stimme "Und damit sind die 75. Hungerspiele eröffnet, möge das Glück stets mit euch sein!" Gleichzeitig tauchten aus allen 12 Richtungen Menschen auf, ihrem Aussehen nach Kämpfer. Einige rannten direkt in den Wald, doch die meisten bewegten sich blitzschnell auf die Mitte und damit auf die Expedition zu. Natürlich, dafür waren die Waffen und Vorräte. Malene reagierte reflexartig "Schnell, versammelt euch hier hinter der Wand und macht euch ganz klein. Thore und Hagrid, ich brauche euch als Schutzschild." Die Prinzessin pfiff noch schnell Claus zu sich und ergänzte danach den kleinen Wall um die Kameraden herum. Aus dem Augenwinkel heraus entdeckte sie jetzt auch Børge neben sich, der eine martialisch aussehende Streitaxt schwang. Malene hatte zwar arge Bedenken, dass er sich damit selbst schaden würde, doch die Zeit reichte nicht mehr, um ihn zurecht zu weisen.

Direkt vor ihr tauchte eine junge Frau aus dem Wasser auf. Irritiert hielt diese kurz inne, eilte dann aber an ihnen vorbei. Hagrid und Thore reichten offensichtlich als Abschreckung aus, um eine direkte Auseinandersetzung zu verhindern. Kurz darauf erschien die Kämpferin wieder, jetzt mit einem Bogen und einer handvoll Pfeile bewaffnet. Sie war bereits an ihnen vorbei geeilt, als sie stoppte, sich zurückdrehte und fragte "Aus welchem Distrikt seid ihr?" Thore antwortete direkt "Ich stamme aus Nefritu, dem 13. Sektor Nordaniens (Edelstein Nephrit)." Das Mädchen schüttelte bitter den Kopf "Es gibt keinen 13. Distrikt! Möge Snow in der Hölle schmoren für seine perversen Tricksereien." Damit verschwand sie Richtung Wald. Auch die anderen Kämpfer flüchteten in diese Richtung. Doch zwei von ihnen blieben reglos am Boden liegend unweit des Füllhornes zurück. Es hatte einige erste Kämpfe um die Ressourcen gegeben. Malene stellte erschrocken fest, dass diese 'Spiele' absolut kein Spass waren, sondern gefährliche Realität. Die beiden Kämpfer waren tatsächlich tot. Auch Sherlock war tief erschüttert. An John gewendet meinte er blass "Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber das geht mir selbst für Big Brother etwas zu weit."

Der Schreiber meldete sich und zeigte seine Aufzeichnungen. Diese bestätigten, dass es einen geregelten Ablauf der Phänomene innerhalb dieser Arena gab. In jedem Abschnitt lauerte eine andere Gefahr und nach genau einer Stunde rückte das ganze um einen Sektor im Uhrzeigersinn vorwärts. Da sie jetzt vor allem an ihr eigenes Überleben denken mussten, konnte diese Erkenntnis von unschätzbarem Wert sein.

"Es hilft nichts, wir müssen auch in den Wald. Hier sind wir den anderen schutzlos ausgeliefert. Sigurd, in welchem Bereich wären wir gerade am sichersten?" "Wenn ich das richtig einschätze, ist der Sektor, in dem der Blitz regelmäßig einschlägt am ungefährlichsten." "Also, auf geht's!"

Die Gruppe verließ immernoch geschockt die Insel Richtung Wald. Am Himmel leuchteten zwei Fotos mit den Gesichtern der gefallenen Kämpfer auf. Dazu ertönte eine Hymne und zwei Kanonenschläge. Wieder war eine Stimme zu hören, die von oben zu ihnen sprach "Und hier ist wieder Caesar Flickerman. Gleich zu Beginn der Spiele haben wir zwei gefallene Tribute zu verzeichnen. Außerdem begrüßen wir eine nicht angemeldete Gruppe Tribute, die sich offensichtlich irgendwie in die Arena geschummelt haben. Möge das Glück stets mit euch sein!"

Malene steuerte auf einen markanten riesigen Baum zu, der scheinbar bis zum künstlichen Himmel reichte. Sie hatte eigentlich absolut keinen Plan. Aber von so einem Baum aus konnte man vielleicht die Arena gut überblicken. Die Prinzessin war wild entschlossen, ihre Kameraden heil hier raus zu bringen. Sie hatte keine Ahnung, wieviel Zeit inzwischen verstrichen war, als sie den Baum schließlich erreichten. Der Tag- und Nachtwechsel wurde hier drin offensichtlich künstlich gesteuert. Immer wieder donnerte die Kanone und am Himmel waren die Bilder der getöteten Tribute zu sehen. 'Was für eine bescheuerte Welt.' dachte Malene bitter. Auf den letzten Metern bemerkte sie, dass am Baum schon einige 'Spieler' warteten. Sie stellte sich auf einen Kampf ein und zog Thore neben sich. Und wieder tauchte Børge ebenfalls in der ersten Reihe auf. 'Was ist nur plötzlich mit diesem Jungen los?' fragte sich die Kriegerin, musste aber ein wenig grinsen. Børge erinnerte sie gerade stark an sich selbst, als Malene noch ein kleines Mädchen war. Auch sie wollte immer vorne dabei sein.

Die Spielerin mit dem Kampfbogen stellte sich ihr gegenüber auf. "Ich habe keine Ahnung wer ihr seid und was euer Auftrag in diesem Spiel ist. Aber wir müssen nicht kämpfen! Wir können das alles auch anders klären. Nur wenn alle Tribute zusammen halten, haben wir eine Chance gegen Snow." "Ich habe keine Ahnung, wer Snow ist, aber ich begrüße deine Einstellung. Auch uns liegt es fern, mit euch zu kämpfen. Ich will nur, dass meine Gefährten sicher hier raus finden." "Na dann seid ihr hier genau richtig." sagte ein kleinerer Tribut mit Brille "Hi, ich bin Beetee, das hier sind Wiress und Finnick." Alle machten sich jetzt miteinander bekannt. "Ich bin Katniss Everdeen." Damit reichte sie Malene die Hand. "Und ich bin Malene, Prinzessin von Nordanien. Was ist hier eigentlich genau los, was sind das für eigenartige Spiele, wo tatsächlich Menschen dabei sterben?" Katniss erklärte Malene die Situation und worum es in Panem eigentlich ging  und umgekehrt. "Jetzt verstehe ich auch, was mit unserem Kostüm heute los war." sagte die Kämpferin am Ende der Ausführungen.

Sherlock und die beiden Doktoren standen inzwischenzeit bei Beetee und sahen interessiert dabei zu, wie er mit Drähten und Kabeln hantierte. "Was hast du eigentlich damit konkret vor?" fragte der Detektiv neugierig. Beetee antwortet ausführlich "Als nächstes zieht der Regen hier durch. Wir erwarten in Kürze den Angriff einiger gefährlicher Tribute, der Karrieros. Sie werden vom Strand aus kommen." John unterbrach ihn und entwickelte den Plan weiter "Und wenn ich nicht irre, folgt dieser Regenfront das Gewitter, ihr habt also die Abfolge der Phänomene auch registriert." Sigurd mischte sich ebenfalls ein "Und jener Blitz schlägt jedesmal genau in diesen Baum hier ein." "Korrekt." übernahm Beetee jetzt wieder die Erklärungen. "Mit dem Draht leiten wir den Blitz auf den noch feuchten Strand um und mit etwas Glück treffen zeitgleich die gegnerischen Kämpfer dort ein." Sherlock hörte die ganze Zeit aufmerksam zu "Faszinierend." war alles, was er noch zu ergänzen hatte.

Und dann ging alles plötzlich unglaublich schnell. Viele Dinge passierten wieder einmal gleichzeitig. Offensichtlich kam der Blitz unerwartet früh und sprengte dabei das künstliche Dach der Arena. Überall rieselte Glas herunter. Man konnte zusehen, wie die Spannung aus der Kuppelwand schwand. Katniss wurde von einem größeren Glasstück getroffen und brach bewusstlos zusammen. Im selben Moment tauchte über dem riesigen Loch im Dach ein fliegendes Objekt auf. Hagrid brüllte in den Lärm hinein "Ein Drache, es war ein Drache. Ich hatte die ganze Zeit schon so eine Ahnung." "So ein Quatsch, Hagrid. Es ist ein Hovercraft." korrigierte Sherlock den Wildhüter.

Vom Hovercraft aus wurde eine Kabine abgesetzt. Finnick kümmerte sich darum, dass seine eigenen Kameraden in diese Kapsel kamen und schleppte die bewusstlosen Katniss und Beetee hinein. Dann kam er zu Malene gelaufen "Schnell, ihr könnt diese Arena mit uns zusammen verlassen. Ich rufe die Gondel noch einmal herunter." Doch die Prinzessin wurde nachdenklich. "Hagrid, bist du dir sicher?" "Ich denke schon, ja ich bin mir sicher." Sherlock verdrehte provokant die Augen "Es war ein Hovercraft, aber woher sollt ihr sowas auch kennen!?"

Malene wendete sich wieder Finnick zu "Vielen Dank für dein Angebot. Aber ich glaube, wir sollten Hagrids Beobachtung erst nachgehen. Die Wand ist doch jetzt ungefährlich, wir können also einfach ein Loch hinein schlagen und verschwinden?" Finnick nickte "Viel Glück bei eurer Suche, denkt an uns, wenn ihr das Feuer gefunden habt." Damit verschwand er im Himmel. Malene hingegen sammelte ihre Truppe und zeigte direkt Richtung Glasmauer. Diesmal war Børge der erste, der sie erreichte. Mutig schwang er kurzentschlossen seine mächtige Streitaxt und hieb damit mitten in die Kuppel. Wieder splitterte berstendes Glas. Einer nach dem anderen verließ die Arena durch das entstandene Loch.

Draußen war alles erschreckend normal. Die Arena sah von dieser Seite betrachtet aus, wie eine große Kopie der KNNK. Selbst das Wetter machte sich über die Ereignisse lustig. Die Sonne schien einfach wie immer, gerade so, als wenn es da drin eben keine Opfer gegeben hätte. In einiger Entfernung entdeckte Børge diesmal eine echte Mauer. Sie war so groß, dass sie das Tal einmal komplett trennte. Sigurd stand staunend da "Was ist das? Wozu trennt man ein ganzes Tal mitten durch?" John half ihm zu verstehen "Hinter der Mauer wird Wasser gestaut, das ist ein Staudamm. Mit dem Wasser wird Energie gewonnen." Der nordanische Gelehrte war tief beeindruckt. Was Energie leistete, hatte er ja bereits in der Kuppel beobachten können. Mit einem Seitenblick vergewisserte er sich, dass der Schreiber alles notierte.

In diesem Moment rannten einige dunkle Gestalten an ihnen vorbei. "Bringt euch in Sicherheit, hier fliegt gleich alles in die Luft!" Malene verstand das nicht recht und blieb deshalb weiter sehr gelassen. Doch Sherlock und John verfielen bei diesen Worten regelrecht in Panik. Hagrid fragte in dunkler Vorahnung "Was bedeutet das jetzt?" John machte wieder einmal den Erklärbar "Hier in diesem Panem scheint es einen Aufstand zu geben. Und die Rebellen wollen jetzt offensichtlich diesen Staudamm sprengen, um der Hauptstadt den Strom zu nehmen. Strom ist in unserer Zeit und auch hier in etwa genau so wichtig wie bei euch das Feuer." "Aber der Drache hat doch auch hier schon das Feuer geraubt und sogar den Strom, wobei er das Kuppeldach zerstörte, also kann doch auch nichts gesprengt werden?!" meinte Hagrid, der von seiner Beobachtung nach wie vor felsenfest überzeugt war. Und Sherlock wurde ebenso nicht müde, ihn zu korrigieren "Es war ein Hovercraft. Und die Frage stellt sich bitte anders ... Was passiert gleich mit uns, WENN diese Mauer tatsächlich explodiert?"

Malene beendete diesen Streit "Sherlock hat Recht, wir sollten davon ausgehen, dass wir in größter Gefahr schweben. Wenn ich das richtig verstehe, wird sich gleich das gesamte angestaute Wasser hinter dem Staudingens hier in dieses Tal stürzen." "Vollkommen korrekt erkannt." bestätigte Holmes. John war inzwischenzeit praktisch aktiv geworden. "Ich habe da hinten ein etwas größeres Boot entdeckt. Bis hoch, auf die Mauer oder in den sicheren Bereich oberhalb der Wasserlinie schaffen wir es nicht mehr. Sicherer ist es, sich in diesem Boot fest zu setzen. So haben wir zumindest eine kleine Chance, die zu erwartende Katastrophe zu überleben." " Sehr gut gemacht, John. Und mit etwas Glück können wir es noch ein Stück flußabwärts mit dieser Nussschale schaffen und so der ersten Welle entkommen."

Weiter kamen sie nicht mit ihren Überlegungen. Vom Staudamm her erfolgten mehrere Explosionen. Offensichtlich war in Panem doch noch nicht sämtliches Feuer verschwunden. Im Mauerwerk tauchten erste Risse auf. So schnell sie konnten, rannten alle zum Boot. Erst wurden Waffen, Proviant sowie Gepäck möglichst trocken verstaut und dann versuchte sich jeder irgendwie festzubinden. Die Risse wurden länger, erste Brocken fielen aus der Mauer. Wasser strömte durch diese Lücken, immer mehr Wasser. Der Fluss trat bereits über die befestigten Ufer und dann brach die Hölle über sie herein.

Malene's letzte Gedanken waren 'Oh nein, bitte nicht schon wieder Wasser. Wenn wir auch das hier überleben sollten, muss ich endlich mal mit Thore sprechen.'

...


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