Türchen 13

Nordanien meets 'Frozen'

Für einen kleinen Moment dachte Malene, sie wären endlich wieder in Nordanien gelandet, Feuer hin oder her. 'Endlich wenigstens mal weich gelandet.' dachte sie grinsend und schloss noch einmal die Augen, um diesen Zustand zu genießen. Überall war Schnee, aber dass es nicht die geliebte Heimat ist, konnte sie spüren. Ihre Gefühle gestalteten sich derzeit wie ein bunter Blumenstrauß, von allem etwas. Am stärksten war das Bedürfnis zu schlafen. Diese schnellen Wechsel in immer völlig neue Welten, mit neuen Menschen und Eindrücken oder auch Gefahren waren anstrengend. Aber auf der anderen Seite lernte sie unglaublich viel dazu und knüpfte immer wieder neue Freundschaften.

Nordanien fehlte ihr, Mathilda fehlte ihr ... und Marcus. Für die Suche nach ihm hatte die Prinzessin noch garkeine Zeit gefunden. Und auch in Sachen Feuer waren sie noch nicht wirklich weiter gekommen. Ganz zu schweigen von der Lösung des Problems, wieder nach Nordanien zurück und in das Reich hinein zu kommen. Es musste also weiter gehen. Malene rappelte sich auf und verschaffte sich einen Überblick.

Weit und breit Schnee oder Eis. Alles sah wunderschön aus, wirkte aber irgendwie unnatürlich. Rund um sich verteilt sah sie mehr oder weniger tiefe Eindrücke. Sie zählte nach und kam zu dem Ergebnis, dass mit Glück in jeder Kuhle ein Gefährte zu finden sein müsste. Außer Staubfinger, dessen Reise ersteinmal ihr Ziel erreicht hatte. Er wirkte glücklich beim Abschied.

Nach und nach krochen überall müde Gestalten aus dem Schnee. Zuerst kam Claus auf Malene zu getobt und leckte ihr stürmisch das Gesicht ab. Er genoss die Kälte und den Schnee. Danach fanden sich Sherlock, John, Sigurd, Hagrid und der Schreiber ein. Thore kämpfte mit irgendetwas. Doch bevor man ihm helfen konnte, bekam Malene einen regelrechten Lachanfall.

"Ach du Scheiße ... was ist denn mit euch passiert? Ihr seht irgendwie - gezeichnet aus!" "Mal von deiner unmajestätischen Ausdrucksweise abgesehen, auch du selbst siehst nicht besser aus." gab Sigurd das Kompliment zurück. Sie hatten sich zwar auf das DU geeinigt, doch es fühlte sich nach wie vor eigenartig an. John betrachtete Sherlock eindringlich "Der große Sherlock Holmes als Comic, du siehst fast noch besser aus als in realer Optik." Beide mussten laut loslachen. "Wenigstens bewegen wir uns als 3D-Grafiken."

Offensichtlich war ihr aktueller Zustand eigenartig, aber nicht gefährlich. Alle fühlten sich soweit gut, außer Thore, wie es schien. Er wütete und tobte wie wild an einer Schneewehe herum und schien mit einem Bären zu kämpfen. Also eilte ihm die Gruppe zu Hilfe. Es stellte sich schnell heraus, dass dieser Bär einfach nur Børge war, der unglücklicher Weise kopfüber landete und tief im Schnee feststeckte. Da ihm langsam die Luft ausging zappelte und strampelte der Bekloppte wie verrückt, was es nicht einfacher machte, ihn zu retten. Am Ende packten sich Hagrid das linke und Thore das rechte Bein. Ein kräftiger letzter Ruck und der Bursche war wieder vollständig bei ihnen. Malene fiel erst jetzt auf, dass sich Børges gewohnte Missgeschicke seit seinem Zusammentreffen mit Luna sehr reduziert hatten. Sie übte wohl tatsächlich einen guten Einfluss auf den Jungen aus.

Malene stellte sich direkt in die Mitte der Gruppe "Genug gespielt jetzt. Männer, ich gehe mal davon aus, dass wieder mal keiner auch nur eine Ahnung davon hat, WO wir uns befinden und WARUM wir so eigenartig aussehen. Also schlage ich vor, Sigurd beschäftigt sich weiter mit dem Thema Feuer, Thore und Hagrid finden raus, wo wir sind und die beiden Herren aus London versuchen ihr Glück mit der Untersuchung unseres Zustandes. Auf jeden Fall sollten wir uns erstmal bewegen. Hier herum zu stehen, bringt uns nicht weiter. Anmerkungen?"

Zu aller Erstaunen meldete sich Børge zu Wort "Ich habe da eine Frage ... was ist mit dem Schloss da drüben?" Erstaunt drehten sich alle in die angezeigte Richtung. Tatsächlich stand dort einige hundert Meter entfernt ein riesiges Schloss, ganz und gar aus glitzerndem Eis gebaut. Bevor man sich Gedanken darüber machen konnte, warum dieses Kunstwerk bisher von allen übersehen wurde, kam eine Stimme aus ihrer Mitte "In diesem Schloss wohnt Elsa, die Königin von Arendelle. Sie lebt hier draußen ganz allein." Die Stimme kam nicht nur aus ihrer Mitte, sondern auch eher von unten. Also drehten sich jetzt wieder alle Blicke nach innen und runter. Da stand ein kleiner Schneemann und fuchtelte hektisch mit seinen Astärmchen. Und er konnte tatsächlich sprechen. "Hallo, ich bin Olaf und wer seid ihr?"

Malene wunderte sich inzwischen über eigentlich garnichts mehr, also fand auch sie zuerst ihre Sprache wieder "Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber die letzte Erfahrung in dieser Matrix war mir echt zu krass und statt Maschinen ist mir so ein kleiner sprechender Schneemann wirklich lieber. Hallo Olaf, wir sind eine Expedition aus verschiedenen Welten, aber gemeinsam suchen wir nach Feuer." Schnell antwortet der kleine Kerl "Ich maaaaag Feuer total, mir gefällt das gut. Was ist ein Feuer???" Alle schauten sich ein wenig betreten an. Dieser Schneemann war tatsächlich nicht ganz normal. Hagrid sprach dann leise aus, was alle dachten "Ob ihm klar ist, dass er ... naja ihr wisst schon, wenn er in die Nähe von Feuer kommt?" Allgemeines Kopfschütteln kam als Antwort.

"Olaf, wenn du schon weißt, wer dort wohnt und wo wir sind, kannst du uns vielleicht zum Schloss führen und uns der Königin vorstellen? Wir haben viele Fragen an sie." "Kein Problem, folgt mir. Aber wenn ihr mit ihr sprecht, denkt bitte daran, dass Elsa mal gute und auch mal sehr schlechte Laune hat. Macht sie bloß nicht wütend. OK?!"

Kurz darauf standen sie in einer riesigen Halle aus Eis. Dieses Bauwerk war tatsächlich sehr beeindruckend. Und dann stand Elsa direkt vor ihnen, blond, liebreizend und in einem königsblauen Kleid." Hallo, ich bin Elsa, die Herrin dieses Schlosses. Und mit wem habe ich die Ehre?" Malene antwortete "Guten Tag Königin Elsa. Ich bin Prinzessin Malene von Nordanien und dies hier sind meine Gefährten, die mich auf der Suche nach Feuer begleiten."

"Feuer?" Elsa musste laut lachen "Feuer gibt es in meinem Reich garnicht. Und das ist auch gut so. Alles ist gut hier. Alles ist gut so wie es ist!!!" Ihre Stimmung schien gerade zu kippen "Und überhaupt bin ich auch sehr gerne alleine, also wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ihr findet den Weg nach draußen auch ohne mich." Damit drehte sich Elsa um und entschwand über eine Eisbrücke in die oberen Stockwerke.

Schnell wuselte Olaf herbei und plapperte munter drauf los "Ich kann euch ins Dorf bringen, wenn ihr wollt? Dort könnt ihr Anna treffen, die kleine Schwester von Elsa." Beim Stichwort 'kleine Schwester' wurde Malene hellhörig. In dieser Rolle kannte sie sich ja selbst bestens aus. "Sehr gerne, kleiner Schneemann." Der knuffte sie kumpelhaft in die Seite "Du sollst mich doch Olaf nennen." wobei er die linke Augenbraue ein paarmal hoch und runter zucken ließ, soweit Schneemänner überhaupt soetwas wie Augenbrauen besitzen. "Und wir müssen nicht einmal laufen. Da kommt gerade Kristoff mit seinem Schlitten angefahren und den Nasendieb hat er auch dabei, wie immer." Wild winkend stürmte Olaf auf den jungen Mann zu, der von der Statur her locker mit Thore mithalten konnte. Man machte sich kurz bekannt und schon kletterten alle auf den großen Schlitten. Auf der Fahrt ins Tal erfuhren die Reisenden Beunruhigendes. Elsa lebte nicht ohne Grund alleine im Wald. Vor einigen Jahren geschah bei ihrer Krönungsfeier ein schreckliches Unglück und seither zieht sie die Einsamkeit vor. Doch ihr Schicksal traf leider auch das ganze Volk von Arendelle, wovon sich die Expedition kurz darauf selbst überzeugen konnte. So schön Eis und Schnee oben im Wald auf dem Schlossberg auch ausgesehen haben mögen, hier unten am See, wo das Dorf sich befand, wirkte alles umso trostloser. Die eisige Kälte hatte das ganze Land fest im Griff.

Kristoff brachte die bunte Truppe direkt an den königlichen Hof, wo Anna sie bereits erwartete und herzlich begrüßte. Die beiden Prinzessinnen verstanden sich auf Anhieb prächtig. Anna genoss es sichtlich, endlich einmal jemanden gleichen Alters und Standes um sich zu haben. Die große Schwester, Elsa, fehlte ihr schon so lange. Und ansonsten war auch sie hier unten im Tal eigentlich alleine.

Anna führte Malene und ihre Freunde durch das bescheidene Schloss und das angrenzende Dorf. Dabei wurde der nordanischen Prinzessin schlagartig klar, was ihrem eigenen Land bevorstand, sollte ihre Expedition keinen Erfolg haben. "Kann man denn garnichts tun, um euch wieder zusammen zu bringen?" Statt Anna antwortete Kristoff "Es gibt da jemanden, der vielleicht wissen könnte, was zu tun ist." "Ach Kristoff, das hatten wir doch schon alles." kam es müde von Anna zurück.

Jetzt schaltete sich Sherlock ein "Nun ja, dass hier irgendwie alles ganz und garnicht in Ordnung ist, liegt ja auf der Hand und wenn es jemanden gibt, der Licht ins Dunkel bringen könnte, dann würde zumindest ich diesen JEMAND unbedingt kennen lernen wollen."  "Also gut, aber ihr solltet vorurteilsfrei an die Sache herangehen." Etwas verunsichert, was er damit wohl meinen könnte, kletterten alle wieder auf den Schlitten und schon ging die Fahrt weiter. Immer tiefer in einen weiteren Wald hinein, bis sie schließlich bei einer Lichtung stoppten. Hier und da waren an diesem Ort sogar grüne, schneefreie Stellen zu erkennen. Aber das markantes waren die vielen Steine, die hier überall herum lagen.

Kristoff stieg vom Schlitten und stellte sich mitten auf die Lichtung "Darf ich vorstellen, meine Familie." Wieder war es Hagrid, der aussprach, was alle dachten "Ihm ist hoffentlich schon klar, dass hier nur Steine herumliegen, oder?" Doch plötzlich kam Bewegung in den Ort. Olaf war ganz aufgeregt "Na ich wusste das ja schon die ganze Zeit ... Steintrolle."

Und richtig, die unzähligen Felsbrocken bekamen Arme, Beine sowie Gesichter und im nächsten Moment stürzten sich diese Trolle auf Kristoff, um ihn herzlich zu begrüßen. Dieser wiederum schilderte kurz das Problem und bat darum, Bulda zu rufen. Bulda war hier sozusagen die Chefin, das Stammesoberhaupt. Sie hörte sich alles an und überlegte dann sehr lange. Wobei für Trolle die Zeit eigentlich keine Rolle spielte. "Ihr sucht also das Feuer. Schlimme Sache, was da überall passiert. Aber wir in Arendelle haben unabhängig davon schon seit langem nurnoch Eis in den Herzen. Feuer könnte unserer Königin da unter Umständen tatsächlich helfen. Aber es müsste eine wirklich unvorstellbar große Flamme sein, wenn es funktionieren soll. Ich kann euch bei der Suche zwar nicht weiter helfen, doch FALLS ihr erfolgreich wart, bitte ich euch, hier wieder vorbei zu kommen und uns etwas von eurem Feuer zur Verfügung zu stellen." Malene versprach, das zu tun. Sie hatte diese kleinen Trolle sofort ins Herz geschlossen. Nordanien und Arendelle waren sich in vielen Dingen sehr ähnlich.

"Ich muss unbedingt noch einmal mit Elsa sprechen, lasst uns direkt aufbrechen bitte!" Es dauerte zwar eine Weile, bis alle wieder auf dem Schlitten saßen ... Hagrid, der von je her ein großes Herz für eigenartige Wesen besaß konnte sich nur schwer trennen. Der Schreiber zeichnete so schnell er konnte alles in sein Manuskript. Thore und Børge spielten mit einer handvoll Trollkinder, die erstaunlich stark waren. Sigurd, Sherlock und John vertieften sich in eine philosophische Diskussion, ob Steintrolle, die eindeutig Lebewesen waren, überhaupt aus Stein sein konnten und ob die Klassifizierung der bekannten Steinarten nun völlig neu geschrieben werden müsste. Doch schließlich konnte Kristoff sein Rentier in die Spur schicken und es ging los. Nur Olaf bezweifelte, dass diese Fahrt eine gute Idee wäre.

Malene war voller Tatendrang und wollte unbedingt etwas für dieses an sich bestimmt sehr schöne Reich tun. Mit dieser fröhlichen Botschaft rannte sie in das Schloss aus Eis. "Elsa, Elsa ... ich glaube ich kann dir helfen, wieder mit Anna zusammen glücklich zu werden." rief sie noch im hereinstürmen "Sieh nur wen ich dir auch gleich mitgebracht habe, hier ist deine kleine Schwester."

Elsa erschien, reagierte allerdings ganz anders als erwartet "Was denkst du dir denn, dass du hier ungebetenen einfach so eindringst und dann auch noch Anna mit anschleppst?" Beim Anblick ihrer Schwester geriet sie regelrecht in Panik "Raus hier, raus mit euch allen. Hatte ich nicht gesagt, dass hier alles, wirklich alles gut ist, wie es ist? Ich bin glücklich alleine. Und ihr bringt alles durcheinander, raus und fort mit euch allen!" Wütend wedelte sie jetzt abwehrend mit ihren Armen, wobei regelrechte Eisfontänen aus ihren Fingerspitzen schossen. Elsa erschrak selbst darüber, geriet jedoch nurnoch mehr aus der Fassung. Jetzt türmten sich riesige Schneemassen übereinander, die die Form eines gigantischen Golem's annahmen. Und tatsächlich kam plötzlich Leben in diesen Schneehaufen.

Kristoff und Olaf trommelten schnell die ganze Truppe zusammen. Inzwischen bewegte sich der Schneegolem immer schneller Richtung Ausgang. "Am besten teilen wir uns in zwei Richtungen auf, das sollte diesen Riesen etwas verwirren." Olaf, Kristoff und Anna sprangen auf den Schlitten und fuhren nach links davon. Malenes komplettes Team wandte sich dagegen nach rechts und rannte auf ein großes Schneefeld zu.

Der Golem hatte sich ebenfalls für rechts entschieden. Thore griff garnicht erst nach seinem Schwert. Er fühlte sich reichlich überflüssig. Aus dem Schloss war ein lautes und verzweifeltes Schluchzen zu hören. Doch jetzt war keine Zeit für Mitleid. Die Expedition rannte wieder einmal um ihr nacktes Leben. Den Kolloss hinter sich, stürmten sie vorwärts. Und dann geschah es plötzlich. Das Schneefeld bedeckte eine riesige Felsspalte, die somit eine unsichtbare Bedrohung für die Flüchtenden bildete. Als die vielen Menschen nun im Laufschritt über die Schneedecke trampelten, gab diese einfach nach und die gesamte Expedition stürzte wieder einmal ins Bodenlose.

...

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