Türchen 12

Nordanien meets 'The Matrix'

(Idee von Alletz)

Als sich der ganz in schwarz gehüllte Mann umdrehte, erkannte Hagrid seinen Irrtum. Der Unbekannte vor ihm war viel jünger. Seine Augen wurden von einer Sonnenbrille verdeckt. "Ich bin nicht Severus! Ich bin Neo."

Hagrid fühlte sich im Moment für die ganze Gruppe irgendwie verantwortlich. Also übernahm er auch weiter das reden "OK Neo, dann bitte ich um Entschuldigung. Aber kannst du uns vielleicht sagen, wo wir uns befinden?" Thore hatte sich inzwischen neben Hagrid geschoben. Beide zusammen bildeten eine Art Wand, hinter der sich der Rest der Expedition verschanzen konnte. Die ganze Situation strahlte Gefahr aus.

Neo antwortet gelassen "Ihr seid in der Matrix. Ich kann euch das nachher alles erklären, ihr seht verwirrt aus. Doch zuerst muss ich noch etwas erledigen." Als er sich wieder weg drehte, bemerkten die Reisenden, dass am anderen Ende der alten Metro-Station ein weiterer Mann wartete. Dieser trug einen schwarzen Anzug, aber dazu ein weißes Hemd. "Mr. Anderson, wie schön sie hier anzutreffen. Ich hoffe, sie haben sich ausgiebig bei ihrer abgedrehten Familie verabschiedet."

"Agent Smith, wie unerfreulich. Allerdings irren sie sich doppelt. Diese Leute sind nicht meine Familie und es wird außerdem nicht nötig sein, sich großartig zu verabschieden." Beide zogen urplötzlich, aber gleichzeitig eine Pistole hervor, zielten aufeinander, feuerten mehrere Schüsse ab, die ohrenbetäubend an den Wänden wiederhallten, den anderen allerdings jeweils verfehlten und rannten in einem irren Tempo dabei aufeinander zu. Es ging so schnell, dass sich die Expedition nicht einmal rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Malene und ihre Männer wurden jetzt Zeugen eines unfassbaren Zweikampfes. Sherlock analysierte Technik und Geschwindigkeit. Er kam kopfschüttelnd zu dem Ergebnis, dass das, was sie hier sahen nach den Gesetzen der Natur unmöglich war.

Thore packte bereits sein Schwert und machte Anstalten, sich einzumischen, doch Malene hielt ihn zurück "Das ist nicht unsere Angelegenheit. Wir können dabei außerdem nur verlieren." Dieser Neo schleuderte den Agenten jetzt direkt vor eine einfahrende Metro. Dann kam er im Laufschrift auf die Gruppe zu gerannt. "Ihr seid keine Programme, ihr seid echte Menschen?! Das ist eigentlich unmöglich, wie kommt ihr hier her?" Malene trat vor und stellte in Gedanken fest, dass dieser junge Mann durchaus ansprechend und attraktiv auf sie wirkte. "Wir sind eine Expedition und kommen gerade aus Hogwarts. Aber nicht alle gehören zu -" Neo unterbrach ihren Erklärungsversuch "Später, dieser Agent wird sich schnell erholt haben und hier dann wieder auftauchen. Die Zeit drängt, folgt mir und beeilt euch dabei!" Er zog ein Klapphandy aus einer Tasche seines wirklich coolen Mantels und telefonierte. "Tank? Frag jetzt nicht warum, aber ich brauche dringend einen Ausgang und ich bringe eine handvoll Menschen mit." Dann lief er los, die verrückte Truppe hinter sich. Sie verließen den Bahnhof, rannten dann quer über eine belebte Straße und bogen mehrmals links und rechts ab. Aus den Augenwinkeln konnte Malene tatsächlich diesen Agent Smith entdecken. Wie konnte er diesen Crash mit dem Zug nur überlebt haben. "Lauft Leute, lauft!" Sie folgten blind diesem Neo, der gerade in einem Hinterhof verschwand. Er riss die nächstbeste Tür auf und winkte alle hektisch hinein. Dahinter verbarg sich so etwas wie ein kleines Büro. In der Mitte stand ein Tisch, darauf ein Telefon, welches wie wild klingelte. Neo bellte jetzt seine Anweisungen förmlich heraus "Keine Zeit für Erklärungen, wenn ihr weiter leben wollt, greift euch einer nach dem anderen jetzt den Hörer. Aber macht Express ..." Malene überlegte nicht lange und übernahm jetzt wieder die Führung "Na dann los, zack, zack, Sigurd zuerst, dann der Schreiber, Børge du nimmst Claus auf deine Arme, Sherlock, John, Staubfinger, Hagrid und dann wir beide!" wobei sie fast zärtlich Thore ansah. Alle gehorchten und sie konnte beobachten, wie sich einer nach dem anderen ... auflöste - war das passende Wort dafür. Doch sie waren inzwischen so oft in irgendwelche Schleusen geraten, dass sich die Prinzessin keine Gedanken mehr darum machte. Irgendwo werden sie wieder raus kommen, Hauptsache sie blieben zusammen. Als Malene selbst dran war, trat Neo dicht hinter sie. Im selben Moment flog die Türe auf und Smith stürzte herein, doch er fand das Büro jetzt leer vor.

Malene landete wieder einmal unsanft auf ihrem Po. Mit inzwischen geübtem Blick erfasste sie sofort, dass alle anderen komplett anwesend waren. Sie befanden sich in einem schmuddeligen sehr großen Raum. Überall hingen Kabel und Apparate. Ein Stück neben sich bemerkte die Prinzessin einen Liegestuhl, auf dem Neo lag. Aber er hatte jetzt keinen eleganten schwarzen Mantel mehr an und seine Augen bedeckte auch keine dunkle Brille. Aus seinem Hinterkopf hing ein dickes Kabel. Eine Frau stand am Stuhl und redete über ihn gebeugt hektisch auf ihn ein "Neo, komm zurück! Du musst es schaffen!" Dabei küsste sie ihn liebevoll. Malene verspürte eine leichte, aber völlig unsinnige Eifersucht. Im nächsten Moment ging ein Ruck durch den Körper des jungen Mannes. Er wachte auf und die Frau entfernte das Kabel von seinem Kopf.

"Willkommen auf der 'Nebukadnezar', meinem Schiff. Ich bin Morpheus, der Kapitän. Neo, kommst du bitte mal zu mir und erklärst mir das alles!" Der Mann, der das eben sagte, tauchte wie aus dem Nichts auf. Seine Stimme war ruhig und doch dröhnten seine Worte durch den Raum. Neo rappelte sich auf, ging zum Käpt'n und versuchte eine Erklärung. "Ich hatte gerade mit Smith zu tun, da tauchten sie plötzlich hinter mir auf. Aber es sind keine Programme, es sind echte Menschen. Wie kommen die in die Matrix, Morpheus?" "Ich weiß es nicht, doch es war richtig, sie hierher zu bringen. Du bist ok soweit?" "Ja, alles in Ordnung. Es war nur sehr knapp diesmal."

Morpheus schickte Neo weg, er solle sich ausruhen. Die Frau begleitete ihn, sie waren offensichtlich ein Paar.

"Neo kennt ihr ja schon. Neben ihm, das ist Trinity. Da drüben am Steuerpult sitzt Tank, unser Operator. Und ich habe mich ja auch bereits vorgestellt." Er musterte jetzt die Gruppe, wodurch sich Malene aufgefordert fühlte, alle ihrerseits vorzustellen. "Wie wir in diese Matrix geraten sind, weiß ich nicht." Sherlock schaltete sich dazwischen "Womit wir bei der Frage des Tages wären - Was ist diese Matrix?"

Morpheus erklärte ihnen möglichst einfach die Situation. "Jetzt gerade seid ihr real auf meinem Schiff. Die Matrix dagegen, ist eine künstliche Umgebung, die den Menschen eine virtuelle Realität ins Gehirn projiziert. In der Matrix ist quasi jeder Mensch ein Programm mit seiner ganz eigenen Realität. Da ihr aber nicht an die Matrix angeschlossen seid, dürftet ihr eigentlich garnicht drin gewesen sein." Tank meldete sich zu Wort " Morpheus, ich muss dich leider unterbrechen. Komm bitte sofort mal hier rüber und sieh dir das an! Mit dem Code stimmt irgend etwas nicht."

Jetzt erst nahmen sie die ganzen Monitore zur Kenntnis. Doch es liefen keine Bilder darauf. Unendlich viele grüne, sich ständig ändernde Zahlenkolonnen rieselten wie Regen von oben nach unten über den Screen. Doch die beiden Männer konnten das scheinbar lesen. Gebannt schaute Morpheus auf das Geschehen. "Du hast Recht, Tank. Es muss eine Anomalie sein." Tank schüttelte abwesend den Kopf "Unfassbar, wie ein Virus, der die Matrix angreift. Aber es wird ausschließlich der Code von jeglicher Art virtuellen Feuers gelöscht. Unfassbar!" "Du wiederholst dich, Tank." "Ja, weil es nun mal unfassbar ist. Sowas habe ich noch nie erlebt."

Bei der Erwähnung der Worte 'Feuer' und 'löschen' kam Bewegung in die Reisegruppe. Diesmal war es Sigurd, der sich räusperte "Ähm, Stichwort Feuer. Genau das ist der Anlass unserer Reise. Also vielmehr das Fehlen von Feuer." Morpheus drehte sich jetzt wieder zu ihnen um. "Richtiges Feuer gibt es auf der Erde im Grunde schon lange nicht mehr. Um die Maschinen, die sich zu einer ernsthaften Bedrohung für die Menschheit entwickelten, unter Kontrolle zu bringen, sorgten wir dafür, dass ihnen kein Sonnenlicht und kein Feuer oder sonstige Energiequellen mehr zur Verfügung standen. Doch sie fanden ein Lösung, sich ihren Energiebedarf anderweitig zu decken. Die Maschinen begannen, Menschen als lebende Batterien zu züchten. Die Matrix sorgt dafür, diese Batterien möglichst lange am Leben zu halten. Auch Feuer zum Beispiel existiert nurnoch als virtuelle Projektion. Und genau dieser Code wird gerade auf uns unbekannte Art und Weise aus der Matrix gelöscht."

Morpheus überlegt kurz "Kommt mit, ich zeige euch, was ich meine. Wir gehen in eine Simulation. Es handelt sich dabei nicht um die echte Matrix, sondern eine Art Trainigsraum. Tank, lade das Kaminzimmer!" Damit legte er sich auf einen der Liegestühle und koppelte sich an das System an. "Legt euch alle auf diese Stühle, nur anschließen müsst ihr euch offensichtlich nicht." Kurz darauf befanden sich alle wie durch Magie nicht mehr auf dem Schiff, sondern in einem gemütlichen Salon, der durch einen mondänen Kamin dominiert wurde. Wärmendes Feuer loderte munter vor sich hin und tauchte den Raum in ein angenehmes Rot. Jetzt erst merkten alle, wie sehr sie inzwischen dieses Feuer, diese Wärme vermissten. Morpheus riss sie aus ihren Träumen heraus "Denkt ihr, dieses Feuer ist real? Denkt ihr, wir befinden uns plötzlich in einem gepflegten Salon? DAS ist die Matrix." Er hatte den Satz gerade beendet, als es mit einem leichten Ploppen dunkel und still wurde. "Tank, was ist da los?“ Doch statt einer Antwort tauchte plötzlich eine ältere Frau auf. Der Käpt'n wurde spürbar nervös. "Orakel? Bist du es wirklich? Aber das hier ist nur eine Simulation, du dürftest nicht hier sein!" Die Frau lächelte freundlich "Ach Morpheus, ich bin immer genau dort, wo ich sein muss. Ich komme auch garnicht wegen dir. Ich habe eine Nachricht für deine Freunde." Damit wendete sie sich an die Expedition "Ihr werdet das, was ihr sucht, nicht in der Matrix finden!" Mit diesen Worten löste sie sich einfach wieder auf. Im 'gehen' sagte sie noch "Morpheus, warum macht ihr eigentlich kein Feuer im Kamin?"

"Tank, abbrechen, sofort. Hol uns hier raus!" Und schon lagen sie alle wieder auf ihren Stühlen. Oder hatten sie die überhaupt nicht verlassen? Während Malene sich gemeinsam mit Sherlock, Staubfinger und Morpheus zur Beratung zurück zog, um vielleicht eine sinnvolle Erklärung dieser ganzen Ungereimtheiten zu finden, stellten sich die beiden Doktoren interessiert neben Tank und starrten gemeinsam auf die grünen Zahlenreihen. "Schicker Kittel." meinte der Operator mit einem Blick auf Sigurd. "Ja, finde ich auch. Und sie können das alles direkt lesen?" Tank holte tief Luft und begann den beiden Herren den Code zu erklären.

Hagrid und Børge saßen in einer dunklen Ecke und kümmerten sich um die beiden Tiere, Claus und den Manteltaschendrachen. Sie lauschten nur halbherzig den Gesprächen der anderen. Aber dass da gerade wieder Bewegung rein kam, nahmen auch sie zur Kenntnis.

Sigurd diskutierte eben mit John darüber, ob man den Code für Feuer vielleicht einfach notieren und irgendwie in die reale Welt transformieren könnte, als Tank schon wieder kreischte wie ein Mädchen "Morpheus, es geht schon wieder los. Aber diesmal löst sich alles auf. Der Code ist vermutlich durch die entstandenen Lücken zu instabil geworden." Morpheus stand sofort bei ihnen und betrachtete das Debakel. "Das ist nicht gut. Wir müssen sofort nach Zion zurück und berichten, was hier passiert." Und an die Touristen gerichtet "Es nützt nichts, wir müssen schnell handeln. Aber nach Zion kann ich euch nicht einfach so mitnehmen."

Damit hielt er ihnen beide Hände hin. In der einen lagen blaue Kapseln und in der anderen rote. "Ihr müsst euch entscheiden ... dies ist eure letzte Chance, danach gibt es kein zurück. Schluckt ihr die blaue Kapsel, ist alles aus. Ihr wacht in eurem Bett auf und glaubt an das, was ihr glauben wollt. Schluckt ihr die rote Kapsel, bleibt ihr im Wunderland und ich führe euch in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus." Malene guckte ihn etwas dümmlich an. "Einfacher gesagt, mit rot könnt ihr mir nach Zion folgen, mit blau geht's wieder nach Hause, oder woher auch immer ihr gekommen seid."

Neo und Trinity hatten sich inzwischen auch wieder eingefunden. Während Neo Tank über die Schulter schaute, trat Trinity auf Staubfinger zu. "Was ist mit dir los, ich sehe, dass dich etwas stark beschäftigt?" Staubfinger rang sehr mit sich, doch schließlich vertraute er sich der jungen Frau an "Ich weiß nicht genau, was ich tun soll. Ich habe unendlich lange darauf gehofft und gewartet, dass Moe mich endlich wieder in meine Geschichte zurück lesen würde. Doch ich bin immernoch hier. Ich selbst kann nicht lesen, also nicht so wie Moe oder Maggie. Aber ich verstehe diesen Code. Ich kann sehen, was damit verschlüsselt wird und ich weiß, dass man diesen Code aus eigener Kraft verändern kann. Ich könnte mir also hier meine ganz eigene Welt formen. Ich bringe meine Geschichte einfach in diese Matrix. Verstehst du was ich meine?" "Ich glaube, das tue ich." Staubfinger gab sich einen Ruck, ging zu Malene und teilte ihr seine Entscheidung mit. Er wollte hier in dieser Welt bleiben und in der Matrix seinen Platz finden. Morpheus stand inzwischen neben ihm und hielt die geöffneten Hände vor sich. "Ich kann dir nur die Tür zeigen, hindurchgehen musst du alleine!" Staubfinger griff sich eine rote Kapsel und schluckte sie runter. Dann ging er zu Trinity zurück, die ihn in die Arme nahm und willkommen hieß.

"Und jetzt ihr ... wie entscheidet ihr euch?" Malene schaute von einem zum anderen. Und einer nach dem anderen nickte ihr zu. Und einer nach dem anderen griff nach einer blauen Pille. Und einer ... Arrrgh. Sie schlucken gleichzeitig ihre Kapseln und warteten, was passiert.

"Tank, leite den Transfer ein!" dröhnte Morpheus durch den Raum. "Transfer eingeleitet, Start bei 5, 4, 3, 2  ... Fuck, was ist das?" Malene spürte bereits ein inzwischen bekanntes ziehen und kribbeln. Sie sah ihre Gefährten, die zu zucken und zappeln anfingen. Sie hörte Tank's Worte, Worte die sie gerade jetzt eigentlich nicht hören wollte. Sie konnte sehen, wie Morpheus und Tank hektisch Tasten und Schalter bestätigten. Und wieder waren Worte zu vernehmen, die nicht zu ihrer Beruhigung betrugen. "Solche Turbulenzen hatten wir noch nie. Diese Anomalie ist einfach zu stark." Machtlos musste die Prinzessin mit ansehen, wie sich die Zahlen auf den Monitoren langsam von grün auf blau färbten. Der Code leuchtete jetzt wie die Saphire von Saphirona, Nordaniens 18. Sektor. Alles färbte sich jetzt saphirblau, die Wände, die Stühle, Tank und Morpheus ... Malene liebte den 18. Sektor und wollte gerade nurnoch zurück nach Hause. Traurig schloss sie die Augen und ergab sich dem Schicksal. Dieser Farbwechsel lag vermutlich an den Pillen, die sie alle eben geschluckt hatten.

Als sie ihre Augen wieder öffnete, war immernoch alles blau - blau und arschkalt.

...

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