Türchen 11
Nordanien meets 'Harry Potter'
Es ging alles so unglaublich schnell. Soviele neue Eindrücke. Malene war allgemein eigentlich nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Doch die letzten Tage brachten sie langsam an unbekannte Grenzen, körperlich wie geistig. Alles änderte sich permanent. Sie hatten allesamt im Grunde keine Ahnung, wo sie sich konkret befanden. War das noch ihre bekannte Welt oder ein anderer Planet, eine unbekannte Dimension oder gänzlich undefinierbare Welten?
Jetzt auch noch dieses London. Konnte ihnen dieser Sherlock überhaupt weiter helfen? Riesige Eisenkutschen, Menschen ohne Ende und zu guter letzt, von Uniformierten verfolgt, ging man einfach mitten durch massive Wände. Die Prinzessin verspürte eine bleierne Müdigkeit. Und so wunderte sie sich über garnichts mehr. Ohne Widerstand ließ sie sich in so ein Eisenmonster verfrachten. Drinnen war dieses ... DING allerdings geräumiger und bequemer als erwartet. Die Nordanier, Staubfinger und die beiden Herren aus London bezogen ein eigenes kleines Zimmer, ein Abteil nannte Doktor Watson es. 'Doktor, noch einer, Doktor Watson und Doktor Joghurdsson. Langsam verliere ich den Überblick.' Zum erstenmal war sie wirklich froh darüber, daß Thore bei ihr war. Er saß direkt neben ihr und so kuschelte sie sich einfach an seine breite Brust und schlief sofort ein. Thore dagegen schlug das Herz bis zum Hals empor. Er wagte kaum noch zu atmen.
Dieses Monster nannte man hier 'Zug', welcher sie alle nach 'Hogwarts' bringen sollte. Sherlock war sich sicher, dass man ihnen dort, an einer magischen Schule, ganz sicher weiter helfen könnte. Die Zugfahrt nutzten alle, um sich mit der Gesamtsituation in Ruhe vertraut zu machen. Gleich an der Tür, auf der linken Seite, saß Sherlock, daneben Watson, Thore und am Fenster die Prinzessin. Gegenüber, von der Tür aus gesehen Joghurdsson, Staubfinger, der Schreiber, Claus und ... Børge??? Børge war ganz sicher mit eingestiegen, jetzt aber weg, wiedermal. Doch Malene konnte sich gerade nicht um diesen liebenswerten, aber wirklich bekloppten Kerl kümmern.
Die Zeit wurde genutzt, um sich gegenseitig bekannt zu machen. Obwohl alle sehr verschiedenen Ursprungs her stammten, verstand man sich erstaunlich gut. Schnell einigte man sich auf das 'Du'. Watson und Joghurdsson diskutierten intensiv diverse wissenschaftliche Theorien. Vor allem die Materialisierung von Nordlicht faszinierte John. Der Schreiber schlief tief, an Claus gekuschelt.
Einige Zeit später wurde die Abteiltüre aufgeschoben und Børge tauchte darin auf. Neben sich ein blondes Mädchen, gefolgt von einigen anderen Jugendlichen. Er war ganz aufgeregt "Dieser Zug ist toll. Ich habe schon viele 'Schüler' kennengelernt. Das Mädchen hier ist Luna, Luna Lovegood, sehr nett. Da hinten das sind Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley." Die vier winkten ins Abteil. Die darin Sitzenden stellten sich nun ihrerseits vor und das erste erstaunliche war, dass sich zum erstenmal keiner über ihre Geschichten wunderte. Das zweite Interessante war, dass jeder der jungen Menschen ein eigenes Tier dabei hatte.
Die Fahrt mit den jungen Zauberern verlief unterhaltsam und produktiv. Die Schüler versprachen, die Expedition in Hogwarts mit einigen mächtigen Zauberern und einem Typen, namens Hagrid, bekannt zu machen. Gemeinsam sollte das Problem mit dem verschwundenen Feuer zu lösen sein.
Irgendwann erreichte der eigenartige Express offensichtlich sein Ziel. Alle stiegen aus und setzten ihren Weg mit Kutschen fort, die zwar ohne Pferde angetrieben wurden, ganz wie die Eisenkisten in London, doch das im Gegensatz dazu leise und ohne Gestank. Luna reagierte erstaunt und erfreut gleichermaßen, als Børge, der förmlich an ihr klebte, sie darauf hinwies, dass die Pferde, welche tatsächlich diese Kutschen zu bewegen schienen, sehr eigenartig aussahen. Sie erklärte ihm, dass nur besondere Menschen diese Tiere sehen könnten. Auch so harmonieren beide sehr gut. Luna schien im Voraus zu spüren, wenn Børge wieder wie gewohnt etwas umzureißen oder über ein Hindernis zu stolpern drohte. Und selbst als ein Teeglas im Zug zu Bruch ging, reparierte es sich Dank eines geschwungenen Stöckchens wie von selbst. Malene erinnerte sich ungut an die weiße Dame im Wald, die ebenfalls so einen Stab nutzte, allerdings mit anderen Folgen.
Vor ihnen erhob sich im Dunkel der aufziehenden Nacht eine Art Burg. 'Hogwarts' dachte Malene beeindruckt. Luna und Hermine führten die kleine Gruppe allerdings seitlich an dieser Schule vorbei zu einer Art Jagdhütte. Ein Kerl, mächtig wie Thore in seiner Erscheinung, öffnete die Tür von innen. Erfreut begrüßte er die beiden Mädchen und ließ sich erklären, wen sie da mitgebracht hatten. Hagrid, so hieß der Riese, lud alle ein, bis auf weiteres bei ihm zu wohnen.
Harry und Ron hingegen führte ihr Weg direkt ins Turmzimmer von Gryffindor. Sie warteten ungeduldig am Kamin und schienen jemanden zu rufen. Nur Sekunden später schälte sich doch tatsächlich ein Gesicht aus der Glut des prasselnden Kaminfeuers. "Hallo Harry, ich freue mich so sehr dich wieder zu sehen." Der Junge mit der Brille antwortete aufgeregt "Hi Sirius, ich glaube, du kannst uns gerade sehr helfen. Wir haben Freunde kennen gelernt, die ein Rätsel lösen müssen. Es geht um ... Sirius? SIRIUS!!!" Vor den Augen der beiden Jungs erlosch plötzlich das Feuer und damit verschwand auch das Gesicht wieder. Ron fand als erster seine Stimme zurück. Noch in die graue Asche blickend sprach er zu Harry "Was war das denn, was'n hier los?" "Ich weiß es nicht, Ron. Aber es ist absolut nicht gut. Meine Narbe schmerzt auch schon wieder, das ist kein gutes Omen. Lass uns schnell zu den anderen rüber zu Hagrid gehen."
Auf dem Weg zur Jagdhütte fühlten sich die beiden eigenartig beklemmt. Keine einzige Fackel brannte in den Gängen. Ein Blick in die große Halle brachte leider auch nur beunruhigende Erkenntnisse. Am magischen Himmel der riesigen Halle hingen zwar wie gewohnt unzählige Kerzen, doch keine einzige davon brannte. In Erinnerung an das Gespräch mit den Fremden im Zug, beschleunigten sie jetzt ihre Schritte.
In Hagrid's Hütte war die Diskussion bereits gut im Gange. Der freundliche große Kerl hatte für fast alle Tee gekocht, dessen Qualität ihm vor allem das Lob von Sherlock und John einbrachte. Allerdings reichte der Sud eben nicht für jeden, weil mitten in der Zubereitung das Feuer im Herd verlosch. Und in der magischen Welt verhält es sich mit Tee genau wie in London, kein kochendes Wasser - kein Tee. Also waren die Versammelten hier bereits über die Entwicklung der Ereignisse in Hogwarts im Bilde, als Harry die Tür aufstieß und mit Ron herein stürmte.
Sherlock analysierte kühl "Faszinierend, wir haben hier Menschen im hohen Norden, Vertreter der Literatur, intellektuelle Genies (damit meinte er vor allem sich selbst) und Magier. Uns alle verbindet vor allem ein eigentlich unmögliches Phänomen - das Wegbleiben von Feuer. Und auf die eine oder andere Art sind alle Welten gleichermaßen davon betroffen. Es MUSS also eine Verbindung geben, ein Motiv. John, machst du dir bitte Notizen!" Ohne John's Antwort abzuwarten hielt der Schreiber einfach nur sein Notizbuch hoch und wedelte mit einem Stift herum. Dann verschwand er wieder in seiner dunklen Ecke ganz hinten in der Hütte. Zu seinen Füßen lagerten Claus und Fang, Hagrid's eigener Hund.
Jetzt wurde einige Minuten lang munter durcheinander diskutiert und philosophiert. Bis der Gastgeber alle um Ruhe bat "Freunde, einen Moment Ruhe. Ich habe da eine Idee, ich möchte mal eben etwas testen." Der Hüne griff tief in die linke Tasche seines schäbigen Mantels. Beim Anblick dessen, was er da zutage förderte und mitten auf die Tischplatte packte, schwiegen alle Anwesenden freiwillig. Da saß wirklich und wahrhaftig ein Drache. Zugegeben ein Drache im Miniformat, aber es handelte sich eindeutig um einen Drachen. Hermine ging sofort auf den Drachenmann los "Hagrid, hast du es etwa schon wieder getan? Du weißt, dass es verboten ist, Drachen mit an die Schule zu bringen!" Schuldbewusst sah der bärtige Riese verlegen zu Boden "Aber jemand musste sich doch um den kleinen Kerl kümmern. Ich fand ihn zwischen den Abfalltonnen hinterm 'Tropfenden Kessel'. Er hat doch niemanden und ist ganz schutzlos. Außerdem könnte er uns jetzt vielleicht helfen, wieder Feuer in den Herd zu bekommen." Sherlock rieb sich verzweifelt seine Augen. Das konnte doch einfach alles nicht war sein. Der Wildhüter von Hogwarts sprach jetzt mit dem kleinen echsenartigen Wesen auf dem Küchentisch "Na mein Kleiner, alles gut bei dir? Du musst keine Angst haben, das hier sind alles gute Freunde. Du könntest mir einen Gefallen tun und mal eben ein klein wenig Feuer speihen. Wir möchten doch, dass alle hier einen Becher heißen Tee bekommen." Liebevoll kraulte er den Kleinen unterm Kinn. Und tatsächlich, der Manteltaschendrache holte tief Luft, blähte sich regelrecht auf und pustete dann heftig die ganze Luft wieder mitten in den Raum. Aber es passierte ... NICHTS. Alles was man hörte, war ein furzendes Geräusch, gefolgt von heiserem Husten und Prusten. Verwirrt schaute der kleine Kerl ängstlich in die Runde. Hagrid redete sofort wieder auf ihn ein "Schschsch, alles gut, kein Problem. Versuch es einfach noch einmal. Hab keine Angst!" Aber das Ergebnis war das selbe. Man konnte spüren, wie sich Resignation explosionsartig im Raum ausbreitete.
Mitten in die Schockstarre hinein rief Hermine plötzlich "RON, du besitzt doch diesen 'Deluminator'! Hast du ihn dabei?" Ron wühlte nervös in seinen Taschen herum und förderte eine Art Feuerzeug zutage. Er legte diesen 'Deluminatoren' neben den Drachen mitten auf den Tisch "Hier. Und nun, was willst du damit anfangen, Hermine?" Statt Hermine erklärte nun erstmal Luna allen Versammelten die Funktionsweise eines solchen Gerätes. Es handelte sich tatsächlich um ein Feuerzeug, nur in umgekehrter Wirkung. Während man normal eine Flamme damit erzeugt, löscht dieses Gerät jedes Licht aus. Es saugt förmlich das Feuer ein. Die beiden Doktoren schnappten gleichzeitig hörbar nach Luft und klatschen Beifall. Sigurd ergriff das Wort "Ich habe gerade das Gefühl, wir sind dem Phänomen ganz dicht auf den Fersen." Und John ergänzte ruhig "Ja, sicher. Doch wenn es sich um einen Deluminatoren handelt, müsste dieser extrem groß sein." Hermine meldete sich auch wieder "Ron, ist es nicht so, dass der Deluminator das eingefangene Licht speichert und bei Bedarf wieder frei gibt?" "Das ist richtig, Hermine. Es müsste sogar das Licht einiger Straßenlaternen gespeichert sein, Moment!" Damit griff er sich das Antifeuerzeug und ließ den Verschluss aufschnappen. Es passierte ... NICHTS. Ron wiederholte das ganze noch mehrmals, doch der Deluminator behielt das gesammelte Licht für sich.
Malene hatte sich bisher bewusst im Hintergrund gehalten. Das alles hier war ihr fremd. Doch jetzt traf sie die einzig richtige Entscheidung "Wir werden das Rätsel heute Abend nicht mehr lösen. Also schlage ich vor, wir gehe erstmal zu Bett und beraten morgen ausgeruht weiter, was zu tun ist."
Am nächste Tag ergriff allgemeine Unruhe die gesamte Schule. Verzweifelt versuchten die Schüler, ihre Zauberstäbe in Gang zu setzen. Doch nicht ein einziger funktionierte. Wenn das eine Folge des verschwundenen Feuers sein sollte, so war das eine riesige Katastrophe für die gesamte Zaubererwelt. Harry Potter rannte sofort zum Zimmer des Schulleiters, Albus Dumbledore, fand den Raum allerdings verschlossen vor. Während er verzweifelt klopfte und an der Türe rüttelte, trat ein ganz in schwarz gekleideter Lehrer hinter ihn "POTTER, was soll denn das schon wieder? Dumbledore ist nicht in seinem Büro, also lasse er diesen Radau!" "Aber wo finde ich ihn, es ist dringend!" Severus Snape erklärte dem Schüler langsam mit sonorer, einschneidender Stimme "Gestern Abend sollte sich Dumbledore's Phönix erneuern. Er ging gerade in Flammen auf, als er mit einem ploppenden Geräusch einfach verschwand. Daraufhin verabschiedete Dumbledore sich hektisch bei mir 'Er müsse dringend nach London.' Albus weilt also seit gestern Abend bereits wieder in der Hauptstadt! Und jetzt verschwinde wieder in deiner Unterkunft!"
Harry Potter verschwand schleunigst, allerdings nicht Richtung Gryffindor-Turm, sondern direkt zu Hagrid. In der Jagdhütte waren bereits alle Reisenden wieder frisch und ausgeschlafen versammelt. Harry stürzte wie am Vorabend in den Raum "Wir müssen zurück nach London, nur einer kann uns jetzt helfen. Es ist keine Zeit zu verlieren, in wenigen Minuten verlässt der Frühzug Hogwarts in Richtung Hauptstadt."
Also machte sich die Expedition etwas mutlos wieder auf den Rückweg: Malene, Thore, Sherlock, die beiden Doktoren, der Schreiber, Claus, Staubfinger und Børge. Auch Hagrid packte schnell einen Koffer mit dem Notwenidgsten, stopfte den Drachen zurück in seine Manteltasche und trat vor die Jugendlichen "Harry, Ron, Hermine und Luna - ihr bleibt hier." Die genannten protestierten lautstark. "Keine Widerrede, wir wissen doch noch garnicht, womit wir es hier zu tun haben. Außerdem brauche ich euch hier in Hogwarts. Kümmert euch bitte um Fang und meinen kleinen Bruder, ihr wisst was ich meine!" Da war nichts zu machen.
Alle verabschiedeten sich voneinander. Børge war plötzlich wieder einmal verschwunden, was bei Malene einen Wutanfall auslöste. Sie wollte gerade explodieren, als sie den Bekloppten in einer dunklen Ecke der Hütte entdeckte. Er hielt Luna in seinen Armen, drückte sie fest an sich und hatte Tränen in seinen Augen. Luna sprach gewohnt ruhig auf ihn ein "Du musst erstmal gehen, Malene und die anderen brauchen dich doch gerade jetzt. Wir werden uns wieder sehen, vertrau mir einfach!"
Gerührt von dem, was sie sah, zog sich die Prinzessin leise zurück und gönnte den beiden diesen stillen Moment. Kurze Zeit später schnaufte das Eisenmonster bereits aus dem Bahnhof von Hogwarts. Alle, auch Børge waren an Bord. Die Fahrt verlief überraschend unspektakulär. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
In London angekommen, übernahm Hagrid die Führung. Er versammelte alle um sich herum und schubste einen nach dem anderen durch die bereits bekannte Mauer. Zuletzt verschwand er selbst durch die Wand und wusste sofort, daß irgendetwas gewaltig schief gelaufen war, als er auf der anderen Seite wieder auftauchte.
Wenigstens warteten alle Mitglieder der Expedition geschlossen auf ihn. Doch sie befanden sich nicht am Ende von Bahnsteig 9-3/4. Dieser Bahnsteig hier sah eher aus, wie eine düstere, verlassene Metro-Station ... Hagrid hatte keine Ahnung, wo sie da gelandet waren. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte er allerdings, einen alten Bekannten entdeckt zu haben. Irritiert rief er dem Mann im schwarzen Mantel zu "He, Severus. Was machst du denn hier, wo sind wir?" Der angesprochene ganz in schwarz gehüllte Mann drehte sich nun um.
"Ich heiße nicht Severus."
...
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