Türchen 09

Nordanien meets 'Tintenherz'

(geschrieben von Alletz)


Malene landete unsanft auf einem harten Holzboden und schaute sich als erstes um. Von ihren Gefährten hörte sie nur Gestöhne. Claus trippelte munter vor ihr herum und wedelte mit seinem Schwanz. In dem Raum standen unzählige Regale, die mit Büchern überfüllt waren, weshalb sich weitere auf dem Boden stapelten.

Erst jetzt bemerkte sie den dunkelhaarigen Mann, der sie mit einem sehr kritischen Gesichtsausdruck musterte. "Maggie! Komm sofort her und erklär mir, was du jetzt wieder raus gelesen hast! Ich hab dir gesagt du sollst aufpassen!" schrie er ohne den Blick von ihnen abzuwenden.
Sofort danach kam ein Mädchen mit blonden Haaren und einem kleinen schwarzem Hund auf ihren Armen ins Zimmer gestürzt. 'Das muss Maggie sein, aber was meint er mit rauslesen? Das ergibt doch keinen Sinn' dachte Malene etwas müde.
"Ich habe garnichts raus gelesen Moe. Wie kommst du überhaupt auf die -" erklärte sie im hereinstürmen. Doch als ihr Blick auf das Grüppchen fiel, brach sie ihren Satz sofort ab. Die Blicke von beiden ruhten jetzt im Stillen (bis auf das Gebell der Hunde) auf der kleinen Reisegruppe. Malene wollte etwas sagen doch Sigurd kam ihr zuvor. "Haben sie Joghurt hier im Haus? Ich kann so ein komisches Durcheinander von flüsternden Stimmen hören." "Nein. Das sind die Bücher. Eh... WER seid ihr eigentlich und WIE seid ihr hierher gekommen?" fragte der Mann, der anscheinend Moe hieß.
'Na toll noch mehr Fragen.' dachte Malene nur und versuchte ruhig zu antworten. "Wir kommen aus Nordanien und wurden offenbar von einer Hexe hierher gezaubert... glaube ich. Der Herr im Kittel ist Doktor Sigurd Joghurdsson, der Berg da drüben heißt Thore, ich bin Malene und das neben mir ist mein treuer Hund Claus..." Sie wollte weiter reden, als das Umfallen von Regalen sie unterbrach. Die Prinzessin musste sich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass Børge schuld daran war.
Er wollte sich die Bücher anschauen, als er über einen Stapel auf dem Boden stolperte und das erste Regal mit sich riss, welches dann einige weitere umwarf. Nun lag er hilflos unter einem Haufen aus Holz und Büchern und rief um Hilfe.
"Das ist Børge der Bekloppte." sagte sie knapp und verzog das Gesicht. Sigurd war Børge mittlerweile zur Hilfe geteilt. Doch Maggie untersuchte die Bücher auf Schäden, als wenn es um ihr Leben ginge.
Claus fing wieder an zu bellen, doch diesmal konnte Malene nur einen kleinen flinken Schatten sehen. Es war definitiv etwas langes, aber mehr konnte sie durch seine Geschwindigkeit nicht feststellen, bis es vor dem Schreiber, der rechts neben ihr saß, stehen blieb. Es sah aus wie ein nordanisches Schneefrettchen, so wie Malene es von zu Hause kannte, nur war es nicht weiß sondern schwarz und grau gestreift. Außerdem konnte man bei genauerem hinsehen erkennen, dass es kleine schwarze Hörner auf seinem Kopf hatte. Sie schaute kurz zum Schreiber und konnte sehen, wie er es sofort ziemlich genau zeichnete.
Schnell wandte sie sich wieder zu Moe. "Das ist unser Schreiber, der unsere Reise nieder-", wieder wurde sie unterbrochen und man sah ihr an das sie wütend wurde. Doch diesmal war nicht Børge der Schuldige.
"Moe! Ich brauche deine Hilfe. Bitte du musst mir helfen, irgendwas stimmt hier nicht. Ich-" "Staubfinger, ich kann dich erst später wieder in deine Geschichte zurück lesen, jetzt habe ich keine Zeit dafür, siehst du nicht, dass ich selbst ein Problem habe?!" meinte Moe gereizt.
Der blonde Mann, der wohl Staubfinger war, schaute sich jetzt erst um und schien zu merken was los war.
Børge hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und schaute das Frettchen interessiert an. Er sagte nur kurz "Süß!" und wollte es streicheln. "Nicht! Quinn mag es nicht gestreichelt zu werden." wollte ihn Staubfinger noch warnen doch es war zu spät.
Das Frettchen hatte ihm in die Hand gebissen und nun versuchte er es unter einem ohrenbetäubenden Geheule abzuschütteln. Staubfinger lachte nur während er Quinn von der Hand löste und es auf den Arm nahm. Doch sofort wurde er wieder ernst und wandte sich an den Mann. "Das ist es nicht. Ich kann kein Feuer mehr machen, sieh her!"

Alle wurden sofort hellhörig und schauten gespannt auf Staubfinger. Er rieb seine Handflächen aneinander, woraufhin sie anfingen zu glühen. Dann schnippste er kurz und schon hatte er einen Feuerball in der Hand. Doch so schnell wie dieser entstand, verschwand er auch wieder. "Hast du das gesehen? Sofort aus. Was soll ich denn jetzt tun? Ich bin nicht in meinem richtigen Leben und ich kann nicht mehr Feuer machen. Dann hat doch alles keinen Sinn mehr." fragte er aufgeregt. Er schien völlig aufgelöst zu sein. Ein Feurkünstler ohne Feuer, das war wie ein Bäcker ohne Mehl.
"Dieses Problem haben wir auch. Deshalb reisen wir umher und suchen das Feuer. Unsere ganze Heimat hat sein Wochen kein Feuer mehr. Verdammt nochmal! Dann kommen wir zu spät und ihr könnt uns auch nicht helfen." sagte Malene enttäuscht und wütend zugleich. "Ach sieh an. Die hübsche Lady aus dem Nirgendwo hat das gleiche Problem? Vielleicht ist sie ja daran Schuld."
Bei diesen Worten wurde Thore der blonde Typ zu viel und er stellte sich mit einem tiefen Brummen vor ihn. "V-vielleicht auch nicht. Tut mir leid euch so beschuldigt zu haben." brachte Staubfinger eingeschüchtert hervor.

"Vielleicht wird es wirklich Zeit dich zurück zu bringen. Aber ich finde einfach das Buch nicht. Ich würde dich gerne rein lesen und meine Frau dafür zurück holen, doch dazu brauche ich nun mal das Buch." "Was soll das mit rein und raus lesen? Das ergibt doch keinen Sinn." unterbrach ihn Malene, die diese Frage schon lange im Kopf hatte. "Ich und Maggie können Figuren in Bücher lesen und aus ihnen heraus und wenn ihr das nicht versteht dann ist es nicht mein Problem." erklärte Moe knapp. "Das ist faszinierend." Sigurd schien größere Augen zu haben und war fast schon aufgeregt, als er das hörte. "Darf ich ihnen dazu Fragen stellen?" "Sigurd! Wir sind nicht für sowas hier. Untersuchen sie lieber die Hände von diesem Staubfinger, ob sie uns irgendwas sagen können." "Wehe mich fasst auch nur einer von euch an." schrie dieser außer sich. "Sie können MIR gerne Fragen stellen, wenn es nicht zu persönlich wird." antwortete dafür das Mädchen. "Aber Maggie, du kennst den Mann doch nicht." "Das ist schon okay. Wir bleiben doch im Haus und es sind nur Fragen." beruhigte Maggie ihren Vater. Die Augen von Sigurd glänzten wieder und er zog sich erfreut mit Maggie zurück, um mehr zu erfahren.
Alle entspannten sich langsam und jeder erzählte etwas über sich. Nur Staubfinger nicht. Er stand leise im Türrahmen und hörte angespannt zu, um mehr über das Phänomen des Feuers zu erfahren. Maggie war mit dem verrückten Professor zurückgekehrt und Sigurd fing aufgeregt an zu reden, doch es war so durcheinander das niemand verstand, was er eigentlich meinte. Malene schlug auf den Tisch und er verstummte. "Sagen - sie - ganz - in - Ruhe, was sie zu sagen haben, wenn es uns weiter hilft und bleiben sie ansonsten bitte still!"

Er blieb durch den Schock kurz ruhig und fing dann doch an zu reden. "Diese junge Dame hier meinte, dass sie jemanden kennt, der gerne kuriose Fälle löst und gut Sachen findet. Sie könnte uns dahin bringen und dann würde er uns bestimmt weiter helfen."
Sofort sprangen alle, außer dem Schreiber, auf und fingen an wild durcheinander zu reden, bis Malene wieder auf den Tisch schlug, da es ihr zu viel wurde. "Wie genau will sie das machen und wer ist das?" "Es ist ein weltbekannter Detektiv, der in einer Geschichte lebt. Ich könnte euch in dieses Buch lesen und dann wird er euren Fall lösen." "Na dann. Macht euch alle fertig! Wir reisen direkt weiter."
Alle suchten das Gepäck zusammen und Børge schmiss vor Aufregung noch einen Teller, mit lautem Scheppern, auf den Boden.

Als alle bereit waren holte Maggie ein Buch aus dem Regal. Sie schlug es auf.  Doch als sie mit Vorlesen begann, hörte man plötzlich ein lautes "Stopp!". Es kam von Staubfinger, der nun hinter dem Trupp stand. "Bitte nehmt mich mit. Wenn ihr die Lösung für das verschwundene Feuer findet, MUSS ich dabei sein, sonst bekomme ich meine Fähigkeit nie wieder. Außerdem halte ich es hier nichtmehr aus. Alles ist langweilig und wenn ich schon nicht in meine alte Welt zurück komme, brauche ich wenigstens etwas neues. Ich flehe euch an! Nehmt mich bitte mit."
Alle sahen sich kurz verunsichert an. Thore zeigte eindeutig, das er Staubfinger nicht dabei haben wollte, doch die anderen hatten so etwas wie Mitleid und daher entschied Malene am Ende "Du darfst mitkommen, solange du uns keine Probleme machst. Einer von der Sorte reicht schon." "Danke, ihr werdet es nicht bereuen."

Er nahm sein Frettchen auf die Schulter und stellte sich zu ihnen.
Als Maggie anfing zu lesen passiert eine Zeit lang überhaupt nichts. Doch dann hörten sie ein wunderschönes Glockenspiel und ein goldenes Licht wuchs aus dem Buch heraus immer höher empor, der Zimmerdecke entgegen. Die Haare von Maggie fingen an zu wehen, als ob ein heftiger Wind blies, doch sie las immer weiter und immer lauter. Trotzdem drangen die Wörter nicht mehr bis zu ihren Ohren. Die Reisenden erblickten plötzlich statt des Holzbodens eine alte, graue Straßen weit unter sich.

Dann fielen sie.

                                    ...

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