Türchen 02
Für Tarja begann jeder Tag auf die selbe Art. Sie wachte im ersten schwachen Licht des Tages auf und zündete zuerst eine Kerze in der großen Stube ihres Bauernhauses an. Danach trat sie vor die Türe. Das Wasser des hofeigenen Brunnens war zwar kalt, aber klar und erfrischend.
Als sie ins Haus zurück kam, war es allerdings wieder duster. Die Kerze spendete weder Licht noch Wärme, die Kerze war erloschen. 'Ups, da hat mir der Wind wohl einen Streich gespielt' dachte Tarja bei sich, nahm ein weiteres Zündhölzchen aus der Schachtel und schon loderte der Docht erneut auf. Direkt danach brachte sie das Feuer im Herd in Gang. Als das Holzfeuer munter vor sich hin knisterte schnappte sich Tarja den Wasserbottich und verließ abermals das Haus, um am Brunnen frisches Wasser damit zu schöpfen. Das Wetter war heute wunderbar. Sie genoss die ersten Sonnenstrahlen und freute sich bereits darauf, ihre Familie gleich wecken zu dürfen. Vorher musste sie nurnoch schnell den Bottich ins Haus zurück schleppen, sonst gab es heute keinen heißen Kaffee zum Frühstück. Aber was war denn das??? Nicht nur die Kerze brannte nicht mehr, was nicht das Problem darstellte, weil es inzwischen hell genug auch ohne Kerzenlicht war. Aber dass das Holzfeuer im Herd auch erloschen war, fand Tarja nun garnicht so lustig. Sie schaute in die Schlafkammer, aber alle übrigen Familienmitglieder schliefen noch tief und fest. Von ihren Liebsten hatte sich also niemand einen Spaß erlaubt.
Also ging sie zurück in die Küche und machte sich daran, das Holz im Ofen erneut in Brand zu setzen. Tarja nahm ein weiteres Zündhölzchen aus der Schachtel und strich es über die Reibefläche. Doch nichts geschah. Sie versuchte es wieder und wieder, immer mit dem gleiche Ergebnis. Etwas panisch stolperte sie in die Schlafkammer um alle zu wecken. "Ihr Lieben, wir haben da irgendwie ein Problem!"
Etwas später, gleicher Tag, anderes Dorf in Nordanien.
Aus der Schmiede waren unartikulierte Laute zu vernehmen. Da hatte definitiv jemand einen ganz schlechten Tag und üble Laune. Die Leute im Dorf hörten Grunzen, Schnaufen und wütendes Poltern. Das konnte eigentlich nur der Schmied sein und wer ihn kannte (und jeder hier kannte ihn) machte einen großen Bogen um die Hütte des eigentlich sanftmütigen Mannes, der mit seiner Statur eher an einen Berg erinnerte, als an einen normalen Mann. Was hatte ihn nur so wütend gemacht? Inzwischen hatten die besorgten Menschen den Dorfmeister herbei gerufen. Dieser traute sich in die Schmiede hinein, wo er in einem wilden Durcheinander aus Kohle, Holz, Schmiedehämmern, Ambossen und diversen Metallprodukten den zornigen Schmied entdeckte.
"Jupp, was ist denn hier passiert?!" fragte der Dorfmeister den Schmied. "Es ist weg!!!" keuchte dieser sichtlich entmutigt. "Was ist weg?" fragte der Dorfmeister zurück. "Mensch Mika, schau dich doch mal um, was fehlt hier?"
Daraufhin schaute sich Mika noch einmal gründlich in dem Chaos um und meinte nun, die Ursache für Jupp's Ausbruch gefunden zu haben. "Warum brennt kein Feuer in deinem Ofen?" "Genau das ist ja das Problem!!! Ich hatte wie jeden Morgen ein Holzfeuer entzündet und dann Kohlen nach gelegt. Danach ging ich kurz ins Haus um mir einen Becher Kaffee zu gönnen. Als ich zurück kam und mein Tagewerk beginnen wollte, war das Feuer einfach aus. Sowas ist mir noch nie passiert. Also entzündete ich alles noch einmal. Ich drehte mich wirklich nur ganz kurz weg. Zack, wieder aus. Ich dachte schon, jetzt geht's los, jetzt wirst du senil. NOCHMAL die Zündhölzchen geschnappt, NOCHMAL Feuer machen. Aber diesmal funktionierten diese verdammten Zündhölzchen nicht mal mehr. Also habe ich die Ersatzschachtel gesucht - weg. Wie soll ich denn ohne Feuer das Eisen zum glühen bringen?!“ Daraufhin trat der Dorfmeister wieder vor die Hütte und verkündete allen Bewohnern "Wir haben ein Problem!"
Gleicher Tag, wieder etwas später, königliche Schlossküche ...
Panik breitete sich im Koch aus. Es war schon Mittag und kein einziges Essen konnte gekocht werden, weil keiner der 25 Herde funktionierte. Ein Herd, das kam schon mal vor, vielleicht auch 2, aber dass ALLE Herde ausfielen, das gab es noch nie, das war doch nicht mehr normal. Doch es half nichts, Peter, der Koch machte sich mit hängendem Kopf auf den Weg in den Palast. Dort traf er auf die Königin. "Mathilda, es tut mir unglaublich leid, es wird heute kein warmes Essen geben." äußerte er zaghaft und sehr betrübt. Dann erläuterte er seiner Königin das ganze Dilemma. Nur Minuten später stand Mathilda mitten in der Sektorenhalle zwischen den Sektorenmeisterinnen und Sektorenmeistern. Nordanien wurde zu Zeiten von König Michel in 23 Sektoren unterteilt und nach Edelsteinen benannt. Jeder Sektor wurde durch einen Sektorenleiter bzw. Leiterin vertreten. Die Sektorenhalle war der eine Ort im Schloss, wo alle Dinge besprochen und beschlossen wurden, die das ganze Land und somit alle Sektoren betrafen.
Königin Mathilda bat um Ruhe und ergriff das Wort "Meine Damen und Herren, Nordanien hat ein Problem!"
...
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