9. Kapitel

 Prinz schaute mich kurz verwirrt an und fing dann an zu lachen "Denken Sie etwa ich wäre mit ihrer Schwester verlobt?" Er musste noch mehr lachen, währenddessen ich ihn nur verdutzt anschaute "Etwa nicht?"                 
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Ein schallendes Lachen drang aus der Kehle des Prinzen, während er mich amüsiert anblickte. "Wer hat Euch denn das erzählt?" Vor Erstaunen stand mein Mund leicht offen und ich war kurzzeitig unfähig seine Frage zu beantworten. Der Prinz blickte mich schmunzelt an, um mir dann mit einer schnellen, aber sanften Handbewegung, den Mund zu zuklappen. Die pure Verwirrung stand in meinen Augen, während ich endlich die gewünschte Antwort lieferte "Ähm...also mein Vater drückte sich so aus...er berichtete stolz, dass meine Schwester einen Prinzen heiraten würde." Mein Gegenüber lächelte mich immer noch amüsiert an. "Ja, aber doch nicht mich - ich möchte, dass Ann mich in mein Heimatland begleitet, aber ich möchte sie nicht ehelichen." Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, was er mit einem frechen Grinsen quittierte. "Außerdem gibt es eine andere Frau, die mein Interesse auf das Höchste geweckt hat!" Er zwinkerte mir zu und stieg dann eine breite, mit rotem Teppich ausgekleidete Treppe hinauf. Starr folgte ich ihm, denn ich hatte eigentlich gehofft nun eine bessere Chance bei dem Prinz zu haben, doch was dachte ich denn bitte? Ein reicher, gut aussehender und zugleich netter Kronprinz sucht sich eine einfache Lady aus?? Kurz hatte ich gehofft .. gehofft dass er mich wählen würde doch dies zu hoffen war naiv und dumm gewesen. Eilig folgte ich dem Prinzen die Treppe hinauf und bewunderte die Gemälde, welche am Treppenaufgang hingen. Ganze Geschichten wurde von feinen Pinselstrichen dargestellt. Bewundernd ließ ich meinen Blick an einer Kriegsszene nach der anderen vorbeigleiten und war erstaunt wie lebendig das Geschehen wirkte. Der Prinz lächelte als er meine bewunderten Blicke sah. "Sie sind wunderschön nicht wahr? So brutal, aber auch so friedlich dargestellt." Ich nickte und kürte das letzte Gemälde zu meinem Lieblingsbild. Dort ritten zwei feindliche Armeen mit gezückten Schwertern aufeinander zu. Ihre Gesichter waren angespannt und teilweise zu richtigen Fratzen verzogen, sie wirkten wütend, wenn nicht sogar zornig. Das Handeln sah vollkommen brutal aus, doch im Hintergrund war ein farbenfroher Sonnenuntergang zu sehen. Die warmen Farben ließen die Reiter heller erscheinen und nahmen ihnen vollständig die Brutalität. Die gelben Sonnenstrahlen wirkten so echt, dass man das Gefühl hatte sie selbst auf der Haut zu spüren. Es wirkte alles so unpassend und doch so harmonisch. "Das Gemälde ist wunderschön. Einfach atemberaubend, wie diese beiden Themen so harmonisch dargestellt werden konnten. Wer hat sie kreiert?" Der Prinz lächelte stolz. "Meine Großmutter hat sie angefertigt - sie ist eine fabelhafte Künstlerin." Er lächelte nochmals träumerisch die Bilder an und führte mich schließlich weg von der Treppe, hinein in einen Gang, wo mehrere hölzerne Türen waren. Bei einer der letzten blieb er stehen und klopfte. Ein leises 'herein' gefolgt von einem Husten war zu hören, woraufhin wir eintraten und ich sofort zu Ann eilte, die eingebettet zwischen gefühlt tausenden Decken lag. Zärtlich nahm ich ihr Gesicht in die Hand und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Oh Ann! Tu mir nie wieder so etwas an - ich war krank vor Sorge"" Ich strich ihr zärtlich über die Wange, bevor ich mich zu ihr setzte und sie voller Sorge anblickte. "Iphigénie! Oh meine Liebe - ich habe dich vermisst." Ihre krächzende Stimme ließ mich noch trauriger werden, da ich sie noch nie so kränklich gesehen hatte. Das leise Schließen einer Tür ließ mich herum fahren, sodass ich erkannte, dass der Prinz uns alleine gelassen hatte. Schnell wand ich mich wieder meiner Schwester und fragte sie über ihren Gesundheitszustand aus. "Wie geht es dir?" Sie winkte leicht ab. "Vater und Bijan übertreiben, nur eine mittelschwere Erkältung .. in ein paar Tagen bin ich wieder so frisch wie ein junges Reh." Sie zwinkerte mir zu, während ich sie geschockt anstarrte "Ihr duzt euch?!" Mein Mund stand schon wieder offen, worauf sie mich nur frech angrinste "Mach den Mund zu Iphi, sonst fliegt was rein." Sie lachte herzlich, was sich aber schnell in einen Hustenanfall wandelte. Nun war ich daran sie auszulachen. "Geschieht dir Recht Ann! Und nun erzähl!" Nachdem ihr Husten abgeklungen war, fing sie endlich lächelnd an die Gegebenheit genaustens zu schildern. "Also, als du mit dem Duke ausgeritten bist, kam Bijan mit der Kutsche, um mich zu einem Spaziergang abzuholen. Darauf gingen wir in den nahe gelegenen Wald und waren gerade einmal zehn Minuten unterwegs, als es fürchterlich anfing zu regnen. Nunja wir mussten ganze weiteren zehn Minuten laufen, bis wir zu einem Bauernhof kamen, wo wir um Zuflucht baten. Die Bäuerin, welche uns öffnete, nahm uns sofort auf und bemutterte mich herzlich, da ich vollkommen durchnässt war." Sie lächelte fröhlich. Währenddessen versuchte ich ihr zumindestens ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken, bekam aber nur einzelne Wortfetzen mit, da meine Gedanken schon wieder mit dem Prinzen beschäftigt waren. Immer wieder ließ ich mir die zwei Möglichkeiten durch den Kopf gehen und versuchte herauszufinden, mit welchem Fluch ich besser leben konnte. Wäre ich glücklicher mit dem Prinzen oder mit dem Duke? Ein fernes Land und ein exotischer Mann gegen einen besitzergreifenden und aufspielenden Duke. Ich hatte mich im Herzen schon lange für einen von ihnen entschieden, doch das bemerkte mein Kopf jetzt erst und ließ mich endlich mein Schicksal akzeptieren.
Durch ein Fingerschnipsen vor meiner Nase wurde ich unerwartete in die Realität zurück gebracht. Verdattert schaute ich auf eine grinsende Ann, welche über mein Aufschrecken sichtlich belustigt war. "Wo sind denn deine Gedanken Schwesterherz?" Verloren schaute ich sie an und überlegte mir, ob ich ihr alles erzählen sollte, als sie meine Hand zärtlich nahm und sie kurz drückte. "Du kannst mir alles erzählen - wirklich alles, ich werde dir immer zur Seite stehen!" Erschöpft ließ ich mich neben ihr nieder und kuschelte mich an Ann. Eine einzelne Träne suchte sich ihren Weg hinab und tropfte auf Anns Hand. Fürsorglich strich Ann sie weg und drückte mich fest an sie. Schließlich fing ich an ihr die Ereignisse der letzten zwei Tage zu erzählen und musste mich immer wieder an Ann klammern, weil ich Trost brauchte. Anns Kiefer spannte sich oftmals an und in ihren Augen funkelte die Wut. Die Wut, dass unser Vater so herrisch war und das er unsere Meinung nicht berücksichtigte. Ann flüsterte es nur doch ich verstand es genau. "Er ist der Teufel..." Ich zog scharf die Luft ein, musste dann aber doch leise lachen, denn sie hatte ihn noch nie beleidigt. Ann stimmte in mein Lachen ein, sodass wir nach zwei Minuten die Bäuche vor Schmerz hielten. Eine Zeit lang sagte niemand etwas, bis Ann die eine Frage stellte, vor der ich am meisten Angst hatte. "Für wen hast du dich entschieden? Den Prinzen und mich oder den Duke .. egal wie du dich entscheidest, ich freue mich für dich und hoffe nur das Beste." Sie schaute mich liebevoll an und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Traurig blickte ich zu ihr hinab. "I..ich weiß es einfach nicht..ich möchte beides nicht .. sie sind beide fremd. Sowohl der Duke of Bentley als auch der Prinz. Ich weiß nicht für wen ich mich entscheiden soll." Im Augenwinkel sah ich eine Bewegung und drehte mich um. Ausgerechnet Prinz Mirza stand dort und schaute verwirrt auf mein tränennasses Gesicht. Schnell strich ich mir die Tränen weg und versuchte einigermaßen Haltung zu wahren. Unsicher schaute ich ihm entgegen und drückte nochmals Anns Hand, gespannt, was er zu sagen hatte. "Lady Iphigénie ich wollte Euch Bescheid geben, dass es schon dunkel wird und wenn Ihr nicht bald aufbrecht in der Nacht nach Hause reiten müsstet. Das könnte ich nicht zulassen. Wer weiß, welches Gesindel in der Nacht auf den Straßen ist." Er lächelte mich sorgenvoll an, während ich ein Blick aus dem Fenster warf, wo tatsächlich das Untergehen der Sonne zu sehen war. "Oh .. dann breche ich am besten jetzt auf .." Traurig sah ich auf Ann hinab und küsste sie auf die Stirn, bevor ich mich erhob und dem Prinzen aus dem Raum folgte. An der Tür blieb ich kurz stehen um Ann zu winken und ihr eine baldige Genesung zu wünschen. "Ich komme morgen wieder .. werde bitte schnell gesund!" Ich folgte dem Prinzen aus der Tür, wo er auf mich wartete und mich fragend anschaute. Verwundert zog ich eine Augenbraue hoch. "Was ist denn los, Eure Hoheit? Ihr wirkt so abwesend." Der Prinz bot mir seinen Arm für den Weg hinunter an, bevor er zu einer Erklärung ansetzte. "Ihr müsst entschuldigen My Lady .. aber ich habe ein Teil eures Gespräches mit eurer Schwester zufällig mitgehört, wo Ihr einen gewissen Duke of Bentley und mich erwähntet." Schockiert blickte ich zu ihm auf, wobei ich mir verlegen auf die Lippe biss. "Oh .. nunja .. also .." Ich räusperte mich, bevor ich zu einer zweiten Erklärung bereit war. "Nachdem Sie bei meinem Vater Ihre Interesse für mich als Begleitperson geäußert hatten, tauchte der Erbe unseres Anwesens und der Ländereien auf. Er ist der Sohn von Vaters Cousine und somit der alleinige Erbe. Vater gab mir die Chance zwischen Ihnen und dem Duke zu wählen. Entweder ich würde in zwei Wochen mit Ihnen nach Persien aufbrechen oder den Duke in einem Monat ehelichen..." Verbittert blickte ich hinauf in das Gesicht, was mich Mitleidig aber auch ein bisschen gekränkt musterte. Ich musste wohl deutlich klar stellen, dass ich dies nicht böse meinte. "Ihr müsst doch zugeben, dass wir uns fremd sind. Außerdem ist der Duke ein gar unverschämter Mensch!" Daraufhin bildete sich ein Lächeln auf den Lippen des Prinzen. Während unseres Gespräches waren wir zum Eingang gegangen. Ich wartete auf eine Erwiderung seinerseits, doch er schwieg, bis wir die Haustüre erreichten, welche uns geöffnet wurde. Galant schritten wir zusammen die steinerne Treppe hinab, wo am Fuße schon meine Stute auf mich wartete. Ich löste meinen Arm vom Pinzen und begrüßte Vastaah. Dann stieg ich auf und wand mich wieder dem Prinzen zu.
"Ich hoffe ihr entscheidet euch für mich My Lady!" Er schaute mir tief in die Augen und nahm dann zärtlich meine Hand, um mir einen federleichten Kuss auf diese zu hauchen, bevor er meiner Stute etwas auf Persisch zuflüsterte und diese eilig losgaloppierte.

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Dankeschön für's Lesen ♡
Ich würde mich über Kommentare und Kritik freuen :)

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