8. Kapitel

Wie jeden Tag wurde ich in der Frühe sanft von meiner Zofe geweckt, um meine morgendliche Routine durchzuführen. Das hieß so viel, wie aufstehen, in ein heißes Bad steigen, dann mich anziehen zu lassen und mir beim Korsett schnüren die Luft abdrücken zu lassen und schließlich in den Salon mit einem strahlenden, gefälschten Lächeln zu gehen, um mit meinem Vater, meiner Schwester und neuerdings auch mit dem verehrten Duke zu frühstücken.
Nachdem ich diese verrichtet hatte machte ich mich auf, hinunter zu gehen und gemeinsam mit meiner Familie zu speisen. Als ich dort ankam, saßen nur mein Vater und der Duke an dem üppig gedeckten Tisch und lächelten mir beide falsch entgegen. Üblicherweise würde ich, wie jeden Morgen, zu meinem Vater gehen und ihn auf die Wange küssen, doch heute beließ ich es bei einer einigermaßen freundlichen Begrüßung. Ich sah sofort, wie das Gesicht meines Vater immer dunkler wurde und er wütend zu mir blickte. Als ich dann auch noch dem Duke meine Hand entzog, als er sie küssen wollte, und ich nur höflich kurz knickste, hingen schwarze Gewitterwolken in seinem Gesicht. Er warf mir tötende Blicke zu, während ich ihn nur lächelnd anblickte und seine Blicke ignorierte. Ich schaute hinüber zum Duke, der mir nicht weniger freundliche Blicke zu warf. Ich ignorierte beide gekonnt und fragte mich wo Ann blieb, da sie immer pünktlich zum Frühstück erschien. Also nahm ich all meinen Mut zusammen, um meinen wütenden Vater auf Ann anzusprechen. "Vater? Wo ist denn meine liebe Schwester?" Als ich den Namen seiner Lieblingstochter aussprach, besänftigte ich ihn automatisch und blickte ihn teils besorgt, teils neugierig an. Endlich fing er an zu erzählen. "Nunja zuerst einmal ist deine Schwester krank." Ich zog die Luft ein und wollte ihn schon unterbrechen, als er mir mit einer harschen Geste den Mund verbat. "...zum anderen Teil ist sie beim Prinzen." Ich starrte ihn ungläubig an. "Wie bitte? Sie ist krank und du lässt sie bei dem persischen Prinzen?" Eine dicke Sorgenfalte bildete sich auf meiner Stirn. Doch mein Vater lächelte nur. "Das ist doch alles nicht weiter schlimm, es bringt sie nur näher zusammen!" Er tätschelte sich stolz selber die Schulter. "Als der Prinz sie für einen Spaziergang abholte, hatte sich der Himmel schon zugezogen und Ann und der Prinz wollten eigentlich ihren Spaziergang verschieben. Aber keiner von den süßen Turteltäubchen wollte umkehren. Also gingen sie. Natürlich fing es nach kurzer Zeit an in Strömen zu regnen. Da es nicht aufhörte, fing Ann wohl an bitterlich zu frieren und als ihre Kleidung nicht so schnell trocknete, schickte der Prinz einen Boten, um die Erlaubnis zu erbitten Ann für die Nacht bei sich zu behalten, da er fürchtete sie habe sich erkältet. Was dann auch so geschah .. heute früh um Sechs kam ein Eilbote, welcher die Nachricht brachte, dass Ann krank sei und sie vorübergehend bei dem persischen Prinz verweilen werde." Ich starrte meinen Vater nur ungläubig an und schüttelte entrüstet meinen Kopf. "Wieso habt ihr sie nicht aufgehalten? Dann wäre sie jetzt nicht krank!" Mein Vater starrte mich wütend an "Iphigénie.. Zweifle nicht an meiner Entscheidung.." Verständnislos starrte ich ihn noch kurz an, beließ es dann aber dabei, weil es eh nichts brachte. Ich wand meinen Blick ab und lenkte ihn auf das Buffet, um mir einen Croissant mit Erdbeermarmelade zu nehmen. Nachdem ich dieses gegessen hatte nahm ich mir noch eins und biss gerade genüsslich hinein, als der Duke mit dem reizenden Thema "Hochzeit" anfing. "Lady Iphigénie, wann wäre euch eigentlich die Trauung recht? Habt ihr einen besonderen Tag im Auge?" Scharf zog ich die Luft ein, wobei ein Croissantstück prompt in meine Luftröhre kam und ich mich tierisch verschluckte. Unter husten und röcheln probierte ich das Stück des Croissants wieder aus meiner Luftröhre und in meinen Magen zu befördern. Unter den tadelnden Blicken der beiden Männer nippte ich an meinem Orangensaft und fühlte mich erst dann bereit dieser unverschämten Frage zu antworten. Ungläubig und zornig blickte ich dem Duke entgegen "Wie bitte??" Der Duke lächelte mich frech an. "Ich frage, My Lady, wann Ihr wünscht unsere Trauung fest zu setzen." Dabei betonte er das Wort 'My' so, dass sofort Übelkeit in mir aufstieg und ich das Bedürfnis hatte mich zu übergeben. Als ich ihn anblickte sprach mein Blick Bände. Zornig bohrten sich meine Augen in die Seine, während er mir lächelnd entgegen blickte. "Oh, habe ich etwas verpasst? Ich bezweifel, dass ich dieser..." ich zeigte verabscheut auf ihn und mich "Zusammenkunft zugestimmt hätte nicht wahr?" Der Duke schaute mich mittlerweile genauso zornig an wie ich ihn, wobei sein falsches Lächeln verschwunden war. "Aber Lady..." Er wollte schon etwas erwidern, als ich ihm mit einer scharfen Geste das Wort abschnitt. "Na Na! Ich bin noch nicht fertig!" Dabei tupfte ich mir mit meiner Serviette den Mund ab und erhob mich dann. "Ich werde sie nie - niemals heiraten! Niemals, verstehen sie? Ich würde eher in die Hölle gehen." Ich blickte ihn zornig an und wand mich dann an meinen Vater, der vollkommen überfordert mit der Situation, stumm der Konversation gelauscht hatte und nun verwirrt zwischen mir und dem Duke hin und her blickte. "Entschuldigt mich nun Vater - Ich werde Ann besuchen, weil man das so tut, wenn ein Familienmitglied erkrankt ist!" Mit diesen Worten rauschte ich aus dem Raum, hoch in mein Gemach, wo ich schnell in ein reittaugliches Outfit wechselte und dann zum Stall eilte. Dort angekommen begrüßte ich meine Stute liebevoll, um sie dann für den Ritt vorzubereiten. Als dies erledigt war und das ebenholfarbene Fell glänzte sattelte ich sie noch schnell und stieg dann geschwind auf. Ich hatte beschlossen auf den Damensitz zu verzichten, da ich erstens diese Art zu reiten hasste und noch dazu im normalen Reitstil viel schneller vorwärts kam. Ich durfte bloß nicht so gesehen werden. Ich schnitt mir selbst eine Grimasse, als ich mir vorstellte, wie mich beispielsweise eine alte Lady unserer kleinen Stadt sah und ihr die Augen aus dem Kopf fielen, da es sich ganz und gar nicht für eine junge Frau ziemte so zu reiten. Ich lenkte meine schöne Stute zum Hof des Tores, wo ich wie erhofft unseren Boten traf. Schnell erkundigte ich mich, wo der Prinz sich aufhielt und war erstaunt, dass er ein alleiniges Haus für seinen Aufenthalt besaß. Ich trieb meine Stute zur Eile an und preschte in einem waghalsigen Tempo über Felder und Wiesen zum Anwesen des Prinzen.
Nach einiger Zeit verließ ich die Wiesen und zügelte mein schönes Tier, damit dieses auf einen Feldweg zutrabte und wir diesem eilig folgten. Schon bald sah ich ein großes Gebäude, welches einsam in der Landschaft stand. Es war ein einfach gehaltenes Gebäude aus Sandstein, was merkwürdigerweise außer vier großen Eingangssäulen nichts ehrfürchtiges zu bieten hatte. Ein einfacher Sandweg, den ich eilig entlang trabte führte zum Anwesen. Mein Blick wanderte an der Fassade des Hauses entlang, wo ich gerade noch sah, wie sich eine Gardine bewegte - also wurde ich wohl beobachtet. Ich verlangsamte den Schritt meiner Stute etwas und stieg ab. Als ich mich gerade aus dem Sattel schwang, öffnete sich die Tür des Anwesens und der Prinz und ein Arbeiter traten nach draußen. Während der Prinz an der Treppe stehen blieb, eilte der Arbeiter zu mir und wollte mir meine Stute abnehmen. Zum Duke umgewand knickste ich kurz und sprach ihn dann an. "Guten Tag, wenn es Euch recht wäre, würde ich gerne mein Tier selbst versorgen. Es ist gerade erst exportiert worden und ich möchte mich nur versichern, dass es ihr gut geht." Der Prinz lächelte mich an und schritt die Treppe eilig herunter, um dann meine Stute zu begrüßen. "Natürlich, من او را می شناسم. Ich habe sie hierher gebracht." Kurz starrte ich ihn verwirrt an. "Wie bitte? Was haben Sie gesagt?" Der Prinz lächelte mich herzlich an und ging dann zu meiner Stute die ihn freudig begrüßte. "Ja, ich habe Vashtaa hierher gebracht - bevor Sie fragen Vashtaa heißt Schönheit und ich habe nur gesagt, dass ich sie kenne." Er fing an sie am Hals zu kraulen und flüsterte ihr viele arabische Wörter ins Ohr. Daraufhin musste ich dann doch lächeln und beobachtete, wie er sie umsorgte. Verwundert sprach ich den Name Vastaa leise aus - er klang wunderschön und melodisch. Also wieso sollte es nicht weiterhin ihr Name sein?
Nach einiger Zeit wand der Prinz sich von der Stute ab und schaute mich an, wobei er sie weiter kraulte. "Ich kann Ihnen versichern, dass sie es gut bei meinem Stallmeister hat - er kennt sie seit sie ein Fohlen ist." Schließlich nickte ich, strich ihr noch einmal über den Hals und übergab die Zügel an den Mann neben mir. Der Prinz bot mir galant seinen Arm und führte mich dann zum Eingang des Anwesens. "Ich muss mich für mein unangekündigten Besuch entschuldigen, doch die Sorge um meine Schwester trieb mich hierher. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, dass sie das für meine Schwester tun! Obwohl...sie werden in Zukunft eh für sie sorgen" Ich lächelte ihn herzlich an. "Dazu auch meine herzlichlichsten Glückwünsche!" Der Prinz schaute mich kurz verwirrt an und fing dann an zu lachen. "Denken sie etwa, ich wäre mit ihrer Schwester verlobt?" Er musste noch mehr lachen, während ich ihn nur verdutzt anschaute "Etwa nicht?"


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Danke an alle Leser :)♡! Ich freu mich jedes mal wieder riesig, wenn ich so liebe Kommentare bekomme :)) !


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