3. Kapitel
Nach einer gefühlt endlosen, holprigen Fahrt durch weite Felder, an Alleen und Wäldern vorbei, hielt unsere Kutsche vor einem prächtigen Anwesen. Umrahmt wurde das cremefarbene Gebäude von vielen akkurat geschnittenen Bäumen und Büschen. Große Säulen hielten das römisch gebaute Dach und ließen einen erstaunen. Verschiedene Götter und Heilige waren aus Sandstein gemeißelt und verliehen dem Anwesen zusätzlichen Stolz. Diese blickten teils böse, teils würdevoll auf den Vorhof nieder. Das ganze Anwesen wurde überall von Kerzen und Fackeln erhellt und wiesen den herannahenden Gästen den Weg zum Eingang. Einzelne Wege führten weiter an Rosen- und Tulpenbeeten vorbei und luden herrlich zu einem Spaziergang ein. In der Mitte der Parkanlage war ein großer Springbrunnen, der der Umgebung einen Hauch Edel verlieh. In einer großen Fontäne wurde das Wasser zwei Meter in die Luft gesprüht, sodass es von dort aus langsam wieder hinunter regnete und sich in einem großen Becken sammelte. Der sandige Weg führte schließlich zu einem Rondell aus Blumen, wo schon viele wartenden Kutschen und Pferde standen und die unterschiedlichen Lords und Ladys aus der Region aus ihren Kutschen stiegen.
Ungeduldig beobachte ich das Treiben und atmete erleichtert auf, als unsere Kutsche endlich vor dem Eingang anhielt. Sofort eilte uns ein Diener entgegen, welcher die Tür öffnete und seine behandschuhte Hand zum Aussteigen hinhielt. Da ich die ältere Schwester war und ich somit den Vorrang hatte, raffte ich mein Kleid zusammen und nahm die dargebotene Hand entgegen und ließ mir möglichst galant aus der Kutsche helfen. Im freien angekommen strich ich mir schnell einmal über das Kleid und beobachtete, wie meine Schwester grazil aus der Kutsche stieg. Sie bedankte sich lächelnd bei dem Diener und schritt dann mit mir die steinerne Wendeltreppe hinauf.
Als wir durch die Tür traten erblickte ich sofort einen Haufen gepuderter Frauen, welche sich nahe dem Eingang positioniert hatten. Argwöhnisch blickten sie zu meiner Schwester und mir und einzelnen stand der Mund leicht offen. Doch allen stand eins in den Augen - Neid. Purer, verhasster Neid. Eine Frau bewegte sich mit einem falschen Lächeln aus dem Kreis auf uns zu und schloss mich sofort in eine unangenehme Umarmung. "Ah Iphigénie! Schön dich hier zu sehen." Schnell ließ sie mich los und wand sich an Ann "Ann Liebes - Lass dich anschauen! Du siehst hinreißend aus!" Ann kicherte schüchtern. "Danke Larissa, das Kompliment kann ich nur zurückgeben." Innerlich rollte ich die Augen und sah mich dann suchend nach einem bekannten Gesicht um. Doch meine Suche wurde durch ein Ziehen an meinem Arm harsch unterbrochen. Larissa hatte sich bei mir und Ann eingehakt und zog uns weiter in den großen Saal hinein. Dort winkte sie zwei Diener her, die Ann und mir zuerst unsere Mäntel auszogen und diese danach durch ein Glas Rotwein ersetzten. Unwohl blickte ich in das Glas und nahm zögerlich einen Schluck. Die rote Flüssigkeit rann meine Kehle hinab und ließ einen herben, trockenen Geschmack zurück. Mein Blick wanderte zu meiner jüngeren Schwester, welche schon das halbe Glas leer hatte und sich aufgeregt mit Larissa unterhielt.
Plötzlich stupste mich etwas in die Seite und als ich mich umdrehte sah ich in die grauen Augen meiner Freundin Elis. Freudig zog ich sie in eine innige Umarmung, da ich sie schon seit mehreren Wochen nicht gesehen hatte. "Elis, ich freue mich dich zu sehen und Gott sei Dank bist du hier. Ich dachte ich müsste mich den ganzen Abend über Mode unterhalten" Elis lachte kurz auf und guckte mich dann schelmisch an. "Ach Iphigénie, du machst aus allem ein Drama. So schlimm sind Schuhe nun auch nicht!" Sie zwinkerte mir zu. Bevor ich sie fragen konnte, wie es ihr die letzten Tage ergangen war, stieß Ann zu unserer kleinen Runde hinzu und lächelte Elis freudig zu, "Guten Abend Elis - hast du auch schon von den fantastischen Nachrichten gehört?" Ich seufzte und stellte mich innerlich auf ein langes Gespräch über die Banalitäten der Gesellschaft ein. Natürlich sprang Elis sofort darauf an. "Was meinst du? Etwa die Trennung von Lady Raymonde und Lord Raymonde? Ich fand dies es unglaublich dramatisch!" Ann schüttelte den Kopf "Nein, nein. Also natürlich ist dies ebenfalls entsetzlich, aber ich meine doch den persischen Prinz!" Elis Augen weiteten sich: "Ein Prinz?" Anns Augen leuchtenden freudig auf, endlich hatte sie jemanden gefunden, mit dem sie über den geheimnisvollen Prinzen spekulieren konnte. "Ja! Und das Beste - er sucht eine Frau, stell dir das nur vor. Die Frau eines Prinzen zu sein, alle würden vor Neid zergehen - gerade Larissa." Ann kicherte kurz und blickte Elis abwartend an. Diese Tat enttäuscht und stimmte dann in das Lachen ein. "Ach Mist! Zu schade, dass ich schon einen Ehemann gefunden habe!" Hinter uns ertönte ein Räuspern und Elis Ehemann stand vor uns. Dieser grinste kurz und nickte uns zu. "Lady Iphigénie, Ann - wenn es ihnen nichts ausmachen würde, würde ich meine hinreißende Ehefrau, die mich wie ich bereits hörte unsterblich liebt, zu einem Tanze entführen." Lächelnd nickte ich Elis zu und wünschte ihr viel Vergnügen. Als ich mich umdrehte, um nach meiner Schwester zu sehen, sah ich gerade noch, wie sie von einem gut gebauten Lord zur Tanzfläche geführt wurde. Seufzend sah ich ihr zu, wie sie sich in Position brachte, bis ich ein tiefes Räuspern hinter mir vernahm. Ich machte mich schon bereit dem Mann der mich zum Tanz aufforderte einen Korb zu geben, als ich mich umdrehte und in tief dunkelbraue Augen blickte. "My Lady, dürfte ich Sie zu einem Tanz auffordern?"
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~ über Kommentare und Kritik würde ich mich freuen :)
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