23. Kapitel

Zwei Tage waren nun nach der Auseinandersetzung Bijan's und mir vergangen. Zwei Tage voller düsterer Gedanken und Verwünschungen, aber ebenso geprägt von Sehnsüchten. Denn, obwohl ich jeglichen Kontakt und ebenso jegliche Begegnung vermieden hatte, sehnte sich ein Teil meines Herzens nach ihm.

Auch Ann hatte ich in diesen vergangenen Tagen nicht zu Gesicht bekommen, was mich immens besorgte. Jeglichen Kontakt, außer zu meinen Zofen hatte ich gemieden, denn ich hatte mich in keinsterweise bereit gefühlt mich meinen vertrauten Personen gegenüber zu stellen. Doch hatte ich im Fall Bijans und dessen Eltern, sowie die restlichen Bewohner des Schlosses dies mit völliger Absicht getan, so war ich bei Ann an der Türschwelle von einer ihrer Zofen abgewiesen worden. Ich konnte mir ihr Verhalten nicht erklären, denn soweit ich wusste hatte ich nichts getan, was sie erzürnt hatte.

Fröstelnd schloss ich mein geöffnetes Fenster, an welchem ich die letzten Minuten gelehnt hatte und meinen Gedanken nachgegangen war. Dabei hatte ich geflissentlich die kalte Luft ignoriert, welche mit dem starken Regen Einlass in mein Gemach suchte.

Schon seit den frühen Morgenstunden schüttete es unaufhörlich, wodurch ebenso meine Laune den Tiefpunkt erreicht hatte. Durch die hohe Lage der Stadt stürmte es gewaltig gegen die milchigen Scheiben meines Gemachs, sodass es kaum möglich war zu erkennen, was außerhalb des Anwesens geschah.

Alsbald verwandelte sich der Regen endgültig in Schnee, wodurch die nasse Landschaft nach und nach von kalten und ebenso nassen Schnee bedeckt wurde. Andächtig beobachtete ich die weißen Flocken, welche sich zu Anfang langsam, doch mit der Zeit immer schneller ihren Weg zur Erde suchten und bei dem Auftreffen auf den Boden sich in Sekundenschnelle in ihre flüssige Form verwandelten. Verzaubert beobachtete ich dieses Schauspiel der Natur, als einzelne Schneeflocken sich an der Fensterscheibe festsetzten und langsam ihre kristallene Form verließen, um an dem noch regennassen Glas hinunter zu gleiten.

Schlussendlich wendete ich mich seufzend ab und entfernte mich von diesem regen Schauspiel, welches die Natur aufführte. Entschlossen mich heute nicht von den Zofen meiner Schwester abspeisen zu lassen, richtete ich mein schlichtes Tageskleid und trat hinaus auf den Gang. Eilig folgte ich diesem und erreichte gerade die Diele, in der meine Schwester ihr Gemach hatte, als ich einen stattlichen Mann aus dem Zimmer meiner Schwester kommen sah. Nochmals beschleunigte ich meine Schritte, erreichte jedoch ihre Zimmertür, als sich diese gerade schloss und der Mann um die nächste Ecke bog und somit aus meinem Blickfeld verschwand. Unruhig starrte ich diesem noch einige Sekunden hinterher, obwohl er nicht mehr zu sehen war, bevor ich mich umwendete und an die Tür meiner Schwester pochte. Fest entschlossen herauszufinden, was es mit diesem Mann auf sich hatte.

Nur wenige Sekunden später wurde diese von einer zierlichen Zofe geöffnet, welche mich kurz musterte und mich anschließend gebührend schüchtern begrüßte. Ohne jegliches Wort ihrerseits starrte ich auf sie hinab und erzwang mir ein Lächeln. "Ich möchte gerne zu Ann, ist sie zurzeit anzutreffen?" Die Angesprochene schaute kurz über ihre Schulter, woraufhin ein kurzes Murmeln erklang, bevor sie sich wieder zu mir umwand und mich schüchtern anlächelte. "Es tut mir leid, my Lady, doch Lady Ann ist nicht anwesend. Ich denke die Dame wäre später anzutreffen." Finster starrte ich auf die Tür, welche noch immer angelehnt war. Ich war mir vollkommen sicher, dass ich die Stimme meiner Schwester aus dem leichten Gemurmel herausgehört hatte. "Wie ist euer Name?", überhörte ich ihre indirekte Aufforderung zu meinem Zimmer zurückzukehren. Mit großen Augen blickte die jüngere und ebenso kleinere Zofe zu mir auf. "Jane, my Lady." Lächelnd strich ich mir über mein Kleid und blickte sie entschuldigend an. "Sie wissen doch gewiss, dass ich die Schwester eurer Herrin bin, also bitte lassen sie mich hinein. Mir ist vollkommen bewusst, dass sie anwesend ist und, dass sie ebenso unsere Unterhaltung mithört.", beinahe wütend fuhr ich zur Tür herum. "Wieso ignorierst du deine eigene Schwester Ann?" Daraufhin wurde die Tür aufgestoßen und ihre Zofe, Larissa, welche uns aus England begleitet hatte, erschien in der Tür. Mit einem stummen Blick gab sie dem zierlichen Mädchen zu verstehen, dass sie in das Innere des Zimmers zu verschwinden hatte und wendete sich anschließend mir zu. Eiligst knickste Larissa, bevor sie sich beinahe kalt mir gegenüber äußerte. "Bei allem Respekt Lady Iphigenie, doch meine Herrin fühlt sich nicht dem entsprechend eine Unterhaltung zu führen. Sie wird sich bei Euch melden, wenn sie das Verlangen danach hat." Mit diesen Worten deutete sie nochmals eine wage Verbeugung an, bevor sie rasch die Tür schloss.

Fassungslos starrte ich das Stück Holz unweit meines Gesichtes an, welches direkt dort vor wenigen Sekunde harsch verschlossen wurde. Ich konnte in diesem Moment kaum realisieren, dass eine Zofe wirklich dieses Verhalten vor mir gezeigt hatte. Ich hatte schon vieles erlebt bezüglich Unhöflichkeit, doch, dass eine Zofe mich in diesem Maße entwürdigte hatte ich noch nicht am eigenen Leib erfahren. Larissa war schon immer nicht auf den Mund gefallen, doch hatte ich diese Worte selbst von ihr nicht erwartet. Doch, was mir am meisten zu schaffen machte war, dass Ann mir noch immer ihre Aufmerksamkeit verbat. Sie war meine eigene Schwester und wusste, dass ich sie wohl kaum schikanieren oder quälen wollte. Ihr Befinden musste äußerst schlecht sein, wenn sie selbst mich abwies. Doch hatte sie nicht wenige Sekunden zuvor ihren Besuch entlassen oder, was hatte es mit diesem Besucher auf sich? War er nur ein einfacher Bote, welcher meiner Schwester eine Nachricht überbrachte? Ich wusste einfach nicht, wie ich diese Situation zu dieser Zeit Handhaben sollte.

Kopfschüttelnd machte ich mich auf zurück zu meinem Zimmer zu kehren. In Gedanken abwesend bog ich langsam um die Ecke des Flurs, als ich beobachtete, wie ein gewisser Herr vor meiner Tür wartete. Augenblicklich rettete ich mich wieder hinter die sichere Sichtbarriere des angrenzenden Ganges und schloss kurzzeitig meine Augen. Hatte ich heute gedacht, dass durch das Abweisen meiner Schwester die schlechteste Begegnung vorüber war, so hatte sich dieses Denken nun als Fehler erwiesen.

Denn niemand anders als Bijan stand zu diesem Zeitpunkt vor meiner Zimmertür und pochte an diese. Selbst im Nebenflur hörte ich seine Faust kräftig auf das Holz der Tür hämmern, was mir leichtes Beunruhigen einflößte. Denn noch immer stand uns eine Konfrontation bevor, welcher ich am liebsten vollkommen aus dem Weg gegangen wäre. Doch so hoffte ich wenigstens dieses Mal, dass ich feige davonrennen konnte. Als ich nochmals um die Ecke lugte und ihn noch immer an seinem Platz vorfand, beschloss ich nicht noch länger mein Glück herauszufordern und mich schleunigsten aus dieser Gefahrenzone zu begeben. Noch einmal wagte ich einen Blick auf den Mann, welcher mein komplettes Leben durch sein Erscheinen durcheinandergebracht hatte

Rasch rief ich mir den Weg in Erinnerung, welcher mich eigentlich direkt zum Eingang weisen sollte. Als ich mich vor wenigen Tagen in dieser Behausung verirrt hatte und mich eine Magd umherführte, hatte ich versucht mir den schnellst möglichsten Weg zum Eingang dieses Schlosses zu merken, was ich nun nutzen wollte. Dort hatte ich nämlich, bei dieser unbeabsichtigten Besichtigung einen großen Torbogen entdeckt, welcher sofort meine Aufmerksamkeit erweckt hatte, doch hatte ich ihn bisher nicht ein weiteres Mal bewundern können. Stumm lief ich die verwirrenden Gänge und Flure herab, hoffend den richtigen Weg zu finden und den Ort zu erreichen, welcher mein Interesse geweckt hatte.

Zufrieden schaute ich hinauf, wo sich mein Ziel offenbarte. Nach langen Fluren und Höfen war ich endlich an dem Meisterstück der Holzverarbeitung angekommen. Neugierig musterte ich den eigentlich einfach gehaltenen Rundbogen, welcher bestimmt mehrere Meter in die Höhe maß. Doch, was aus der Ferne unscheinbar und schlicht wirkte, war bei näherem Hinsehen eine weitaus aufwendigere Arbeit, als zu meinen. Zwar war dort keinerlei Farbe oder andere Mittel zu sehen, welche den Bogen hervorhoben, jedoch ließen winzige Schnitzereien ahnen, wie viele Stunden Arbeit an diesem Bogen verbraucht wurden waren. winzige Ornamente und Sprachzeichen waren dort eingeritzt und schmiegten sich mit vereinzelten Pflanzenarten und Tieren zu einem Gesamtbild harmonisch zusammen. Egal, ob Pferde, Esel oder Leoparden - alle verbrachten dort ihr Standbild harmonisch gegenüber, als wären sie nicht voneinander abhängig. Als ob Pferde nicht die Pflanzen verspeisen würden und die Leoparden die Esel reißen würden. Es stellt ein Einklang der Flora und Fauna dar, die man sich in der Wirklichkeit nur erträumen konnte.

Die unbändige Neugier ergriff mich, sodass ich langsam durch den prächtigen und doch augenscheinlich so alten Torbogen trat, der mich direkt zu einem düsteren und nicht sehr vertrauensweckenden Gang führte. Unschlüssig betrachtete ich die fast nicht vorhandene Beleuchtung, welche mir schwach den Weg leuchtete. Leichte Spinnweben waren in den Ecken des Ganges zu sehen, welche in dem schummerigen Licht mit dem Staub um die Wette glänzte. Unschlüssig setzte ich einen Fuß vor den andere, bereit zu jeder Zeit umzukehren, wenn es von Nöten war.

Nach wenigen Metern bog der Gang um eine vollkommen düstere Ecke, was mich unsicher stehen bleiben ließ, doch hatte ich nicht umsonst den Weg auf mich genommen und war die weiten Flure hierher entlanggewandert, um nun meine Expedition abzubrechen. Zitternd fasste ich mir an mein Herz und bog um die Ecke des düsteren Gangs. Wie ein kleines Mädchen, was etwas Verbotenes tat, schlich zu diesem Zeitpunkt die letzten Meter, bevor sich der Gang weitete und ich sprachlos stehen blieb.

Staunend ließ ich meinen Blick von dem so verstaubten und dämmrigen Gang zu der riesigen Galerie schweifen, welche sich vor mir weit öffnete. Bücherregale reihten sich dort aneinander, eine Anzahl, die man nicht mit dem bloßen Auge bestimmen konnte. Vollkommen fasziniert ließ ich meinen Blick über die Ränge und Emporen schweifen und ließ mich durch diese völlig vereinnahmen. Blinzelnd beobachtete ich das Licht, welches durch eine große verglaste Kuppel in die gigantische Bibliothek eintrat. Fasziniert verfolgte ich die Brechungen dieses im bunten Glas, welche sich fortfolgend immer wieder brachen und ein riesiges Netz aus farbigen Licht erbrachten.

Von diesem Farbenspiel vereinnahmt bemerkte ich nicht, wie sich eine mir fremde Person sich mir genähert hatte und mich munter aus wenigen Meter musterte.

"Ihr müsst also die Dame aus dem fernen Westen sein." Erschrocken zuckte ich von dem Anblick der Bücher zurück, als ich die kratzige Stimme nur wenige Meter hinter mir hörte und mich augenblicklich umwand.

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So, ich möchte mich für all die lieben und aufmunternten Kommentaren bedanken, gerade bei einer Person, der ich dieses Kapitel auch gewidmet habe :), möchte ich mich sehr bedanken, weil ihre Textnachricht mich echt gerührt hat :) danke!

Ich habe eine Bitte an euch oder eher gesagt ein Hinweis :) viele von euch mögen noch Shaya Amara kennen und gemerkt haben, dass ihr account gehackt wurde. Dieses Ar***gesicht hat dann wirklich geschafft, dass sie ihren Acc leider löschen musste. Doch jetzt ist sie endlich wieder da!!:) und beginnt ihre Geschichten wieder hochzuladen, wie Devil's Bride und Obsessed ♥ ich habe mich persönlich sehr gefreut, dass sie ihre Schreibkünste jetzt wieder mit uns teilt und bald die Rankings der historischen Romane erobern wird ^^ schaut mal bei ihr vorbei :) Sie heißt nun Shayaamara86 :)

so jetzt das übliche :D wenn es euch gefallen hat würde ich mich, wie immer, über Kommenare, Anregungen, Kritiken und Votes freuen :)

Lg Lulu















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