19. Kapitel

Eine so einfache Berührung des Valiahd verbrachte in diesem Moment wunder. Ich fühlte mich durch seine wärmenden Körper wohl und sicher und war überzeugt, dass er mich selbst in diesem zauberhaften Moment im schlimmsten Fall mit seinem Leben verteidigen würde. Ich ließ mich einfach von dieser Wärme einlullen, sodass ich die komplette Außenwelt für einige Momente ausblendet und mich nur auf den Mann vor mir konzentrierte. Was eine einfache Umarmung ausmachte war beachtlich.

Doch auch, wenn ich mir wünschte hier für den Rest meines Lebens zu stehen und wusste ich, dass es uns Probleme bereiten würde, wenn uns nun jemand in dieser Situation erwischen würde. Durch diesen Gedanken angetrieben, entzog ich mich der liebenden Wärme Bijan's und trat einige Schritte zurück. Unwohlsein machte sich in mir breit, denn im Nachhinein war es mir peinlich, dass ich mich in seinen Armen so gehen gelassen hatte und nicht wie sonst meinen Kummer begrub.

Unsicher ließ ich meinen Blick zu Bijan gleiten, welcher vorerst auf den Boden gerichtet war, um meine Gefühle zu überspielen. Doch als meine Augen auf die Seinen trafen, wusste ich, dass ich keinerlei Angst zu brauchen hatte. In seinen Iren lag dieser Glanz. Der Glanz welcher einem die Welt versprach und sich sofort wohlfühlen ließ. Selbst seine Augen strahlten diese liebevolle Wärme aus, welche mich die letzten Minuten getröstet hatten.

Ich erwartete, dass er mich über meinen Ausbruch ausfragen würde, mich bedrängen würde ihm die Wahrheit über meine Träne zu erklären, doch nichts dergleichen passierte. Er nahm wortlos meine Hand und lächelte mich dabei sanft an. "Ich denke du solltest dich ausruhen. Ich werde dir dein Gemach zeigen." Er wand sich zum Gehen und zog mich nun sanft, aber bestimmt hinter sich her durch die vielen Gänge des Anwesens. Auch diesmal flogen die weiten Flure des Schlosses förmlich an mir vorbei.
Das Kleid, welches ich trug leicht raffend eilte ich Bijan mit so großen Schritten wie möglich hinter, sodass ich schon nach kurzer Zeit schnaufend nach Luft schnappte. Nach gefühlten hunderten Metern Flur und zig Abbiegungen zog er mich nun eine leicht abfallende Treppe hinunter, welche ich Gott sei Dank ohne Fehltritt passierte.
Zwar warf mein Begleiter mir ab und an prüfende, gar besorgte Blicke zu, verlangsamte jedoch nicht seine Geschwindigkeit. Langsam ging mir nun wirklich die Luft aus, was ich neben dem Gerenne, ebenso dem Korsett zu verdanken hatte.
Nach nun gefühlten zehn Durchquerungen des Schlosses hielt Bijan vor einer braunen Holztür an, welche ihren Platz in einem hell erleuchteten Gang fand. Augenscheinlich unterschieden die Türen in dem Gang sich kaum, doch bei genaueren Hinblick erkannte ich, dass die Türen jeweils mit einer leichten Goldverzierung geschmückt waren. Unsicher trat ich einen Schritt vor und fuhr zaghaft das abgebildete Wesen mit meinem Finger nach. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich nun, dass dort ein kleiner und doch stolzer Pfau stand. Den Kopf gen Himmel gereckt und die Feder eingeschlagen, als wolle er seine Schönheit bewusst verstecken, jedoch nicht seinen stolz verletzten. Verzaubert beobachtete ich die vergoldete Tür, bevor ich zur nächsten wanderte, um mir diese etwas genauer anzuschauen. Dort angekommen, ließ ich ebenfalls meinen Finger über das Tier fahren, was nun ein Bär darstellen sollte. Völlig fasziniert von dieser Einfachheit, ging ich die Schritte zurück, um mich dem Prinzen zu zu wenden, welcher leicht belustigt auf mich hinunter blickte. "Gefällt dir dein jetziges Wappentier? Ich habe es mit bedacht auserwählt." Leicht legte ich meinen Kopf schief und bedachte ihn mit einem fragenden Blick. "Ja, es spricht mir sehr zu. Ich liebe den Pfau als Tier. Er ist äußerst faszinierend, doch du hast ihn ausgewählt? Wie meinst du das?" Er lächelte mich nun kurz verschwörerisch an, bevor sich an die Wand des Flure lehnte. "Nunja, der Pfau ist ein bedeutendes Zeichen in meiner Familie. Die Liebe begann schon vor diesem Jahrhundert." Er strich sich nervös durch seine schwarzen Haare, bevor er fortfuhr. "Mein Vaters Großvater hatte eine Lieblings Frau. Ihr Name war 'Tavus', was wohl in deiner Sprache Pfau heißt." Ein weiteres Lächeln trat auf seine Lippen, als er wohl an diese Frau dachte. "Seit dieser Frau ist der Pfau ein Symbol der Schönheit und der Malekeh." Fragend zog ich meine Augenbraue hoch, bevor mir jedoch etwas in den Sinn trat. "Jenes wollte ich schon auf unserer Reise erfragen. Was bedeutet das Wort 'Malekeh'. Ich hörte diese Wort schon oft, gerade auf der letzten Etappe unserer Reise. Zu Anfang sprachen die Mitreisenden von diesem Etwas. Ich dachte anfangs, dass es ein Zufall wäre, dass sie dabei mir entgegen starrten, doch auch in der Stadt riefen die Menschen mir dieses Wort entgegen und wirkten voll Eutherie."

Interessiert beobachtete ich, wie sich die Mimik Bijan's abrupt änderte, als ich diese Thematik ansprach. Eine leichte Fassade aus Schock und Unsicherheit spiegelte das Gesicht des Prinzen wieder, sodass er sich vorerst räusperte, bevor er zu sprechen begann. "Ich denke wir sollten nicht auf dem Flur hierüber sprechen. Bitte folge mir." Ohne auf meine Anwort oder gar meine Aufbegehren zu warten, öffnete er kurzerhand einfach die verzierte Tür zu meinem Gemach. Ich war mir vollkommen der gesuchten Ablenkung bewusst, doch als ich Bijan in das Zimmer folgte, vergaß ich vollends meine Einwände und blieb überrascht auf der Stelle stehen. Denn der Raum, welcher sich vor mir auftat und ebenso mein neues Gemach darstellen sollte, war einfach nur mit dem Wort 'wunderschön' zu beschreiben. Offen und voller Sonnenlicht durchflutet hieß mein neues Zuhause mich willkommen. Sofort beim Eintreten hatte man das Gefühl Zuhause zu sein und den Ort schon immer zu kennen. Denn ein Raum perfekter Größe erstreckte sich hier freundlich vor mir. Er hatte die ideale Ausdehnung, sodass er nicht, wie eine gigantische Halle oder gar eine Kammer einer Magd wirkte. Er war so groß, sodass ohne Probleme alles wichtige dort seinen Platz fand und trotz allem der Raum noch geräumig wirkte. Im hinteren Bereich des Raumes befand ein winziger Absatz im steinernen Boden, worauf ein großes Bett seinen Platz fand. Über diesem erstreckte sich ein mächtiger, sanft rot gefärbter Baldachin, welcher sich schützend um das Bett schloss. Das Hauptstück des Schlafgemach zog mich förmlich an, sodass ich mich augenblicklich auf den Weg machte, um dieses zu erkunden. Auf den Weg dorthin nahm ich die restliche Ausstattung des Zimmers in Augenschein, sodass ich über jedes Möbelstück hinüberstrich oder es befühlt. Zu Anfang passierte ich den kleinen Eingangsbereich meines Gemachs, welcher von einem bestickten Teppich geschmückt wurde. Kleine Pfauen standen dort in der gleichen Art, wie an meiner Tür, auf einer Augenscheinlich saftigen Wiese und besah sich stolz ihres Aussehens. Jede Gefiederfarbe war ein einzigartiges Meisterstück des Webers, bedacht niemals die Tiere gleich zu sticken und ihren Unterscheid zu unterstreichen. Schwerfällig löste ich meine Augen von diesem Meisterwerk an Webkunst und ließ meinen Blick weiter so einer kleinen Sitzgruppe schweifen. Eine Stühle und ein Tisch fanden in der gegenüberliegenden Seite des Raumes Platz, direkt an einem sonnengelben Vorhang, welcher fröhlich in der leichten Brise des Windes wehte. Aufgeregt stellte ich fest, dass die Vörhange auf einen kleinen Balkon führte, welcher jedoch einen wunderschönen Ausblick auf den reizenden Schlossgarten bot. Schnell trat ich zurück in mein Gemach, da ich mich durch die Verlockung des Lichtes auf den Balkon führen lassen hatte. Endlich passierte ich einen ausladenden Schreibttisch, welcher mir als letztes den Weg zu meiner Lagerstätten versperrt hatte, bevor ich mich mit einem wohligen Seufzen auf dem Bett niederließ. Kurz schloss ich genüsslich die Augen, welche ich jedoch schlagartig aufriss, als ich ein raues Lachen hörte, was mir in Erinnerung rief, dass der Bijan noch immer in meinem Gemach war und meine Träumerei somit beobachtete hatte. Schamvoll errötete ich, sodass ich mir kurzerhand ein kräftigere Lachen des Prinzen einhandelte. Dieser schloss nun die Tür und schritt einige Meter in den Raum, sodass er direkt vor dem Bett stand und somit mir ebenfalls gegenüber. "Es tut mir leid Iphigénie, ddoch ihr sagt so träumerisch aus, sodass ich mir ein Schmunzeln nicht meiden ließ. Ich hoffe dir gefällt dein Gemach und es ist nach deinen Wünschen." Augenblicklich bahnte sich ein Lächeln auf meine Lippen, als er von diesem Zimmer sprach. "Es ist wundervoll. Ich danke dir von Herzen." Er nickte zufrieden und schnitt mirnochmals ein Lächeln. "Dann bin ich froh, denn ich hatte jenes gehofft. Es ist einer Malekeh würdig."Augenblicklich starrte ich ihn auffordernd an. "Danke, dass du mich daran erinnert hast. Ich hatte schon meine Frage verdrängt, doch nun sag bitte, was bedeutet dieses Wort?" Unruhig fuhr er sich, wie im Gang zuvor, durch die Haare, bevor er sich fragend zum Bett wand, worauf ich ihm zu verstehen gab, dass er sich setzen sollte. Schließlich setzte er sich mehr widerwillig als recht und sah mir nun in meine Augen. "Malekeh bedeutet auf deiner Sprache 'Königin' oder auch 'Königin Mutter'." Unruhig sah er mich an und beobachtete jede noch so kleine Reaktion meinerseits. Denn auch wenn ich nun wusste, was eine 'Malekeh' war, wurde ich daraus nicht schlauer, weshalb ich meinen Gegenüber fragend musterte. Dieser seufzte daraufhin und nahm vor sich Tiger meine Hand in die Seine. "Iphigénie - das Volk denkt du wirst die nächste Herscherin dieses Landes, ihre nächste Malekeh und somit meine Frau." Aus Schock geweihteten Augen starrte ich ihn an. "Aber, wie? Aus dem Grund, dass ich dir nach Persien folgte? Nur, weil ich neben dir ritt?" Langsam überkam mich eine Furcht, welche wie eine riesige Welle auf mich zu trieb und mich bald in die endlose Tiefe reißen würde. Kopfschüttelnd strich Bijan zärtlich über meine Hand, bevor er wieder das Wort erhob. "Nein, es hat ebenso etwas mit den Schmuckstücken zu tun, welche du trägst. Es ist das Zeichen der Herscherin, welche der Prinz seiner Auserwählten schenkt." Erschrocken starrte ich den gegenüberliegenden Mann an. "Wie kannst du mir diesen Schmuck schenken, ohne dass ich die Bedeutung hinter diesem Geschenk erkenne?" Leicht wütend starrte ich ihn an, bevor ich mich aus Frust und Unmut heraus aufrichtete und ihn böse anstarrte. Doch ich hatte keineswegs mit Gegenwehr gerechnet, sodass Bijan durch ein leichtes Ziehen am meinem Arm verursachte, dass ich wieder neben ihn auf mein Bett glitt. Kummervoll sah er mich an und begann nun wieder, während es Sprechen zärtlich über meine Hand zu streichen. "Du verstehst mich nicht. Du hast mich verzaubert, seit dem ersten Moment als ich deine Schönheit erblickte. Du nahmst mich sofort gefangen und machtest mich wehrlos. Ich war dir seit unserem ersten Augenkontakt verfallen, mein Herz gehörte bereits dir, als meine braunen Iren deine grünen fanden. Und auch bei unserem Tanz, bemerkte ich sofort, dass du etwas besonderes warst und ich mir zum Ziel machte dich für mich zu gewinnen. Iphigénie ich habe dich in den letzten gemeinsamen Monaten zu mögen begonnen, habe dir all meine Aufmerksamkeit und Hoffnung geschenkt. Doch jenes beschreibt noch lange nicht, was ich wirklich fühle. Mögen ist eine Sache, welche unter Freunden geschieht doch ich habe mich in dich verliebt. Ja, die Liebe hat mich gefangen. Du hast mich gefangen. So muss ich es einfach sagen: Ich liebe dich Iphigénie Elen Asbury!" Erschrocken blickte ich zu Bijan, welcher mir in den letzten Minuten seine komplette Gefühlswelt dargelegten hatte. Jenes durchflutet augenblicklich meinen Körper und ließ mich eine ehrliche innere Wärme spüren. Doch auch machte sich Furcht in mir breit, welche die liebevollen Gedanken überdeckt und sie gar vertrieb. Denn die Liebe war schon immer etwas gewesen, was ich gemieden hatte. Ich wollte niemals dieses Gefühl empfinden, wusste ich doch genau, wie schmerzhaft Liebe sein könnte. Doch jenes alles ignorierend hatte ich diesen gefühlvollen Worten gelauscht und sie vollends verschlungen. Doch eine  große Frage stellte ich mir nun. Empfand ich dergleichen für den Prinzen? Konnte ich seine Gefühle ohne zu zögern erwidern? Unsicher blickte ich zu dem Valihad, welcher mich noch immer hoffnungsvoll musterte. Furchtsam strich ich mir eine Strähne aus meinem Gesicht, während ich noch immer tief in meinen Gedanken versunken war. Doch alsbald wurde ich durch ein Räuspern in die Gegenwart katapultiert worauf mein Blick zu Bijan flog. "Ich.. weiß nicht, was ich hierzu sagen soll. Ich weiß nicht, was ich fühle. Ich empfinde etwas für dich, doch du hast mir den Grund des Schmucks vollends verschwiegen. Hast mich in dem Glauben gelassen, dass es ein einfaches Geschenk wäre." Unsicher starrte ich ihn an, während ich meine letzten Worte zu finden suchte. "Versteh mich bitte. Das alles kommt so plötzlich ohne, dass es vorhersehbar gewesen wäre. Gib mir bitte Zeit. Ich muss meine Gefühle überdenken."

Schnell hob ich meinen Blick zu Bijan, welcher mir nun traurig entgen blickte, jedoch versuchte ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern. Zwar erreichte dieses Lächeln seine Lippen und verscheuchte augenscheinlich dies Traurigkeit, doch seine Augen sprachen Bände, als er kummervoll begann zu sprechen. "Ich kann dich gut verstehen. Ich habe dir so eben mein Herz zu Füßen gelegt und hoffe, dass du es erwiderst, doch bedenke, dass ich der Valiahd eines Landes bin. Ich kann nicht ewig warten und werde es auch nicht." Eisern erhob er sich und starrte nun hoch erhoben auf mich hinab, bevor er meine Hand zu seinen Lippen führte und auf diese einen liebevollen Kuss hauchte.

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Würde mich wie immer über Kommentare, Kritik, Anregungen und wenn es euch gefallen hat, auch über Votes freuen :)!

Bis dahin Lul_uu







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