Grau


Meine Welt ist düster, grau und regnerisch. Seit Wochen geht es mir so und es erdrückt mich. Das Einzige was mir etwas Halt gibt ist der Alkohol und das hübsche Gesicht des Barkeepers, der mich jeden Nachmittag, wenn ich den Laden betrete, mit einem Lächeln bedenkt. Es ist ein breites Lächeln und es erinnert mich immer an einen Hasen, weil er seine Nase dabei so kraus zieht und dabei unheimlich niedlich aussieht.

„Wie üblich?", lese ich von seinen Lippen ab, als ich mich gesetzt und meine Zigarettenpackung auf den Tresen gelegt habe. Meine Lederjacke spannt etwas über meinen Rücken, als ich mich nach vorne beuge und nach dem Aschenbecher angle. Auf seine Frage nicke ich und mache es mir mit einer Zigarette zwischen den Lippen bequem. Der Single Malt Whisky steht wenig später auf einer Serviette vor mir und wie üblich mit der Telefonnummer des attraktiven Barkeepers Jungkook.

Auch heute ignoriere ich die offensichtlichen Flirtversuche. Es ist nicht so, dass er nicht mein Typ wäre. Er ist unglaublich hübsch und seine Lippen sind wirklich verlockend, aber er hat nicht das gewisse Etwas was mich aus meiner Lethargie herausholen kann. Es würde nur ein vorübergehender Spaß sein, denn wenn er merken würde, dass ich ihn nicht hören kann und von einer Depression in die nächste falle, würde er mich schneller abschießen, als ich seinen Namen sagen kann. Diesem Schmerz will ich mich nicht aussetzen, weswegen ich es bei der Bekanntschaft belasse und ihn einfach nur bei seiner Arbeit beobachte.

Ich greife mit der freien Hand nach meinem Glas in dem die Eiswürfel herumschwimmen und gegeneinanderprallen. Es zieht in meiner Brust schmerzhaft, weswegen ich leicht den Kopf schüttle und den Drink in einem Zug leere. Die Eiswürfel stoßen dabei gegen meine Oberlippe und lassen mich erschauern. Das Glas landet wieder auf der Serviette und wird von mir ignoriert, da ich mich lieber der Zigarette zwischen meinen Fingern widme und meinen Blick durch den halbdunklen Raum schweifen lasse.

Die Kneipe ist meisten nicht gut besucht und selbst wenn sie es wäre, würde es mich nicht stören, weil ich es sowieso nicht mitbekäme. Der Whisky und ich sind beste Freunde und der Rest interessiert mich nicht wirklich, doch heute ist irgendetwas anders. Ich weiß nicht warum, aber ich spüre eine andere Präsenz. Mit wild schlagendem Herzen suche ich den Raum nach der dazugehörigen Aura, die mich so in Aufruhr versetzt. Es mag verrückt klingen, aber ich kann die Aura der Menschen sehen – sie hat eine ganz bestimmte Farbe, die um den Körper herumwabert, wie die Corona um die Sonne.

Jungkooks Aura ist eine Mischung aus rot und pink. Die Energie und Lebensfreude sind merklich zu spüren, aber auch die Harmonie und Naivität. Seine Ausstrahlung ist sehr prägnant, doch sie kann mich nicht halten. Das spüre ich einfach, oder es ist meinem elenden Pessimismus zuzuschreiben.

Ich schiebe den Gedanken beiseite, lasse meinen Blick erneut durch die Stube gleiten und bleibe an einer Personengruppe hängen. Es sind neun Männer, die lachend und wild gestikulierend an mehreren zusammengeschobenen Tischen sitzen. Sie tragen alle schicke Anzüge und wirken völlig fehl am Platz, so als würden sie eben nicht hierher gehören. Seufzend drehe ich mich wieder zur Bar um und sehe auf mein erneut gefülltes Glas. Ich nicke Jungkook kurz zu und nehme es in die Hand, um einen kräftigen Schluck daraus zu nehmen. Anschließend ziehe ich noch zwei Mal an der Zigarette und drücke sie im Aschenbecher aus.

Das mulmige Gefühl, dass ich irgendetwas folgenschweres nicht mitbekommen habe, verlässt mich nicht, weswegen ich meinen Blick erneut zu der Gruppe schweifen lasse, die nun zu zehnt dort sitzen.

Mein Atem stockt, als mir die helle Aura des jungen Mannes entgegenschlägt. Er leuchtet so hell, dass ich kaum sein Gesicht erkennen kann. Ich muss blinzeln, reibe mir die Augen und widme mich wieder Jungkook, der gerade mit einem Lappen über den Tresen wischt.

Deutlich kann ich mein Herz in meiner Brust aufgeregt gegen meine Rippen schlagen spüren. Ich habe schon viele gelbe Menschen gesehen, doch dieser Mann – er strahlt richtig. So wie die Sonne, nur nicht ganz so rot, mehr orange, gelb. Er ist im Grunde genau das Gegenteil von mir. Optimistisch, gesellig, fröhlich, schnell zu begeistern und laut. Natürlich kann ich ihn nicht wirklich hören, aber sein Auftreten, seine Gestiken, seine Körpersprache – sie sind einfach laut und genau das ist es, was mein Herz höher schlagen lässt, denn ich habe niemals gedacht, dass mich dieses Gefühl, als könne ich hören, jemals wieder einholen würde. Es ist faszinierend, weswegen ich auch nicht umhin komme mich mit meinem Glas und einer neuen Zigarette zwischen den Lippen zu der Gruppe herumzudrehen und den Sonnenschein zu beobachten.

An diesem Abend kann ich mich nicht dazu überwinden den jungen Mann anzusprechen, dafür habe ich jeden einzelnen Gesichtsausdruck beobachtet, seine Gesten studiert und seine schönen Zähne sowie das dazugehörende Lächeln bewundert. Das Strahlen seiner Augen, wenn er wild gestikulierend seinen Freunden oder Kollegen irgendetwas erklärt, hat mich in seinen Bann gezogen. Im Grunde hänge ich an seinen Lippen und unbewusst habe ich das ganze Gespräch verfolgt, doch nichts davon behalten. Erst als er und seine Gruppe an die Theke kommen, kann ich ihn von Nahem betrachten. Er hat ein wirklich hübsches Gesicht, etwas längere schwarze Haare, die ihm locker in die Augen fallen. Seine Statur ist schlank und er trägt, wie die anderen, einen Anzug, der seinen Hintern definitiv in Szene setzt.

Ich schlucke schwer, greife nach einer neuen Zigarette und stecke sie mir mit leicht zitternden Händen an. Der Rauch breitet sich in meiner Lunge aus, während ich einen kräftigen Zug nehme und ihn tief inhaliere, bevor ich ihn seufzend wieder ausstoße und mir anschließend über die trockenen Lippen lecke. Sein bloßer Anblick macht mich nervös und wenn ich mich dann auch noch auf seine Körpersprache fixiere, merke ich deutlich, wie er ganz andere Gefühle in mir auslöst, die schon länger keine Rolle mehr für mich gespielt haben.

„Verdammt", nuschle ich undeutlich, drücke meine Zigarette im Aschenbecher aus und leere mein Glas, welches ich zurück auf den Tresen stelle. Ich rutsche von dem Hocker und verschwinde in der Herrentoilette, wo ich mich hoffentlich von dieser Präsenz erholen kann und erleichtere mich dabei. Ich schließe meine Augen, halte mich an der Trennwand fest und atme immer wieder tief durch.

Als ich auf einmal an der Schulter berührt werde, zucke ich zusammen und hebe meinen Blick, nur um dem Sonnenschein ins Gesicht zu sehen. Er strahlt mich an, lässt mich fast erblinden, weswegen ich mich hastig von ihm abwende und mich beeile. Ich schaffe es in der Eile sogar noch meine Hände zu waschen, bevor ich fluchtartig den Raum verlasse, meinen Whisky bezahle und den Laden verlasse. Mein Herz rast wie verrückt, trotzdem suche ich den schnellsten Weg nach Hause.

Verdammt, darauf bin ich einfach nicht vorbereitet gewesen. Er hat mich überrascht. Völlig überrumpelt und ich habe nicht einmal eine Ahnung was er gewollt hat.

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In den nächsten Nächten kann ich kaum schlafen, weil ich ihn immer wieder vor mir sehe. Das Lächeln, seine helle Aura und sein unglaublich einnehmendes Wesen. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und ob ich bereit dazu bin mich darauf einzulassen. Ihn an mich heranzulassen – gut die andere Frage ist, ob ich ihn jemals wiedersehen werde.

Es dauert genau eine Woche, da ist er wieder mit ein paar Jungs in der Kneipe – an meinem Wohlfühlort und wieder beobachte ich ihn einfach nur schweigend. Ich merke, wie er mich droht immer mehr zu verschlingen, so wie ein Vampirstern, der seinen größeren Gefährten das Wasserstoffgas entzieht, um länger leben zu können. Ob er mir dabei auch ein Facelifting verpasst wage ich allerdings zu bezweifeln und ob ich diese Assoziation wirklich bis zum Ende durchdenken will – wohl kaum, denn letztendlich ist ein Doppelsternsystem dazu verdammt, früher oder später in der feurigen Selbstzerstörung einer Supernova zu enden.

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„Okay... Jungkook. Zahlen bitte", bitte ich Jungkook, der mir kurz darauf die Rechnung präsentiert, die ich begleiche und dann die Kneipe verlasse. Ich muss hier raus, weil ich es einfach nicht mehr aushalte und nicht den Mut habe ihn anzusprechen.

So geht es mir auch bei den nächsten fünf Malen wenn ich ihn sehe, anhimmle und dann doch den Schwanz einziehe. Ich bin ein Feigling und ein Pessimist. Ich habe viel zu große Angst vor Ablehnung und Verlust. Mein Leben verbringe ich daher lieber alleine, wobei mir meine Katze Böhnchen sehr gute Gesellschaft leistet. Sie ist jedenfalls der Grund warum ich nicht einfach gehe, doch sollte sie mich eines Tages verlassen, dann würde ich ihr folgen.

„Warum bin ich nur so ein Loser?", frage ich meine Katze, die sich auf meinem Schoß eingerollt hat und sich von mir kraulen lässt. Wir sitzen auf meiner Dachterrasse, von der ich ganz Seoul überblicken kann, doch auch dieser Anblick verschafft mir keinen Frieden mehr. Erst der Blick in den Sternenhimmel kann mir Abhilfe schaffen, denn die Astronomie hat mich schon immer fasziniert. Ich kenne viele Sternenbilder, die ich benennen kann und habe auch ein Teleskop, welches ich immer dann benutze, wenn der Alkohol nicht mehr hilft. Ich kann in eine andere Welt fliehen. In eine, in der ich ganz alleine bin und mich niemand finden kann. Mein Traum irgendwann einmal ins All zu fliegen, ist mit meinem Gehör bei einem Unfall geplatzt. Ich war nicht immer gehörlos und ab und an, kann ich auch ganz leise Geräusche vernehmen, doch meistens höre ich nur ein Piepsen, welches mir so manch eine Nacht raubt.

Es ist besser geworden mit der Zeit, dennoch ist mein Leben nicht mehr das was es einmal gewesen war. Diese Stille um mich herum lässt mich auch blind für die schönen Dinge im Leben werden. Ist dieser junge Mann deswegen so begehrenswert für mich, weil er vielleicht in der Lage ist mir wieder beizubringen wie man richtig lebt?

Ich bin müde... so unfassbar erschöpft, dass ich Böhnchen von meinem Schoß scheuche und mich erhebe. Noch einmal sehe ich mich um und verschließe dann die Terrassentür, bevor ich mich zu dem kleinen Fellknäuel ins Bett lege.

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Mein Blick ruht auf der rot flimmernden Glut, die sich Stück für Stück durch das dünne Papier der Zigarette frisst. Ich hänge meinen Gedanken nach, schwenke mit der anderen Hand das Glas Whisky leicht hin und her und nehme dann einen kräftigen Schluck. Jungkook hat schon mehrfach versucht ein Gespräch mit mir zu führen, doch vergebens. Ich habe heute erfahren, dass mein Gehör endgültig verloren ist. Es gibt keine Therapien, keine Operationen, kein gar nichts um mich jemals wieder hören zu lassen. Nie wieder gute Musik... nie wieder die Stimmen von anderen hören... niemals die Stimme von...

„Hoseok... Jung Hoseok." Kein Laut dringt an meine Ohren und trotzdem habe ich das Gefühl, dass er mich wortwörtlich anschreit. Er sieht mich mit einem breiten Lächeln an und rutscht wieder von dem Tresen herunter, auf den er sich wohl gelehnt haben muss, weil er sich in mein Sichtfeld gedrängt hat. Ich folge ihm, drehe mich mit meinem restlichen Körper in seine Richtung und lasse das Glas los. Deutlich spüre ich seine Hand, die meine fest umschließt und sie heftig schüttelt. Seine Hand ist leicht schwitzig. Ist er vielleicht nervös und überspielt seine Unsicherheit mit seinem einnehmenden Auftreten?

„Yoongi... Min Yoongi", antworte ich nach einer gefühlten Ewigkeit so deutlich wie möglich und zische gleich darauf leise auf, weil die Glut meine Finger anzüngelt. Fluchend drücke ich die Zigarette einfach aus und greife nach meinem Glas, welches ich in einem Zug leere und Jungkook dann andeute, dass er zwei neue Gläser bringen soll. Dass Hoseok meine Hand immer noch hält, realisiere ich erst, als mein Blick auf diesen fällt und dieser hastig seine Hand zurückzieht. Er schiebt sie nervös in die Hosentaschen seiner Anzughose und befeuchtet sich seine Lippen. Ein eindeutiges Zeichen für Nervosität. Hat es ihn etwa auch Überwindung gekostet mich anzusprechen?

Eine betretene Stille herrscht zwischen uns, die ich nicht wage zu brechen. Eher mustere ich ihn eingehend. Das Gelb seiner Aura strahlt unheimlich hell und ich habe das Gefühl einem Engel gegenüberzusitzen. Es treibt meinen Puls nach oben und so langsam macht es mich doch nervös, dass er nichts sagt, aber vor allem nichts tut, denn sonst benutzt er seinen ganzen Körper, um sich auszudrücken. Ihm zuzuhören ist unfassbar aufregend und lässt mich in eine ungewohnte, aber dennoch vertraute Welt eintauchen.

„.... gerne, oder?" Mehr kann ich nicht von seinen Lippen ablesen, als wieder Regung in seinen Körper kommt. Seine Hände haben begonnen nervös in seinem Schoß miteinander zu spielen und sein Bein wippt hin und her.

„Was?", frage ich daher und hefte meinen Blick auf seine wohlgeformten Lippen, die einem Herz gleichen. Wieder fangen sie an sich zu bewegen.

„Sie beobachten mich schon eine ganze Weile, machen Sie das gerne? Also wildfremde Menschen beobachten? Es ist ein wenig unangenehm, deswegen wollte ich mich lieber vorstellen und Sie können, wenn Sie wollen, ihre Abende mit uns verbringen." Am Ende deutet er auf den Tisch wo wieder ein paar Kollegen von ihm sitzen. Sofort sehe ich wieder zu Hoseok zurück und streckte meine Hand aus, die ich ihm auf sein wackelndes Bein lege, um ihn davon abzuhalten. Nonverbal.

„Nur Sie..." Sofort beiße ich mir auf die Lippe, wende den Blick ab und greife nach meinem Glas, welches ich ansetze und einen Schluck nehme. Bei der Aktion habe ich meine Hand wieder von seinem Bein genommen, wobei meine Finger immer noch ein wenig nachkribbeln. Ich schlucke den hartnäckigen Kloß in meinem Hals hinunter und drehe mich wieder zu ihm, wo mich ein überraschter Ausdruck empfängt. Seine Lippen sind zu einem 'oh' verzogen und seine Augen größer als sonst. Er scheint nicht zu wissen was er darauf antworten soll und fängt dann eher unbeholfen an zu lachen.

„Sie hatten mich fast. Wirklich", lacht er, was mein Herz sich schmerzhaft zusammenziehen lässt. Was habe ich erwartet? Was habe ich mir erhofft? Es ist doch immer das gleiche. Enttäuscht wende ich mich ab und will mich gerade erheben, da fasst er mich am Arm und hält mich zurück.

„Warten Sie... Nein so war das nicht gemeint. Ich meinte... ich bin niemand besonderes, also warum sollten Sie nur mich beobachten wollen?", lese ich von seinen Lippen ab, als ich mich wieder zu ihm gedreht habe. Er scheint erleichtert zu sein, dass meine Anspannung wieder von mir gefallen ist und ich mich zurück auf meinen Hocker sinken lasse.

„Ihre Aura... sie ist strahlend gelb – so wie die Hoffnung. Die Sonne. Sie faszinieren mich."

„Warum? Und was meinen Sie damit, dass meine Aura gelb ist?"

Er versteht es nicht. Wie kann ich das auch erwarten von einem Schreibtischhengst. Verdammt. Ich sollte diese Unterhaltung unterbinden, aber ich kann es nicht. Er zieht mich an, bindet mich an sich.

„Bitte lassen Sie mich gehen... ich habe das Gefühl zu ertrinken...", hauche ich ihm entgehen und kann förmlich dabei zusehen, wie sein Ausdruck nur noch fragender wird und wie er letztendlich selbst zu seinem Glas greift und es mit mehreren Schlucken leert. Vielleicht glaubt er auch, dass er noch viel zu nüchtern ist, um überhaupt ein Wort von dem zu verstehen, was ich von mir gebe. Da ich mich nicht mehr selber hören kann, weiß ich nicht wie laut oder wie deutlich ich spreche. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass ihn eher meine Wortwahl verwirrt. Würde sie mich an seiner Stelle auch.

„Okay... Yoongi." Er beißt sich kurz auf die Lippe, legt den Kopf zur Seite und mustert mich. Dabei kneift er seine Augen so süß zusammen, dass ich schwer schlucken muss. Was tut er da gerade? Es sieht aus, als würde er gerade versuchen zu kacken, was wirklich unvorteilhaft wäre.

„Bitte ertrinke nicht."

Verwirrt über die Worte, blinzle ich und nicke dann leicht, was ihn direkt lächeln lässt. Ein freudiges Leuchten geht dabei durch seine Augen und versetzt meinem Herz einen aufgeregten Hüpfer.

„Okay. Gut! Das freut mich." Wieder beißt er sich auf die Lippe und knetet seine Hände in seinem Schoß. Ich kann es an der Bewegung seiner Schultern sehen. Wie ein kleiner Schuljunge, der seinen Schwarm gerade um ein Date bittet.

„Trotzdem verstehe ich nicht, was dich an mir fasziniert, dass du mich anstarrst, aber nicht mit mir reden kannst – ich meine ich habe es versucht, aber du hast nicht geantwortet und ich hoffe es ist in Ordnung, dass wir uns duzen."

Ich nicke auf die letzte Frage und muss kurz nachdenken. Wann hat er mich denn schon einmal angesprochen gehabt? Ich gehe in meinem Kopf unsere Begegnungen durch und dann fällt es mir wieder ein. Mir wird heiß und kalt zugleich, denn ich bin wie ein kleiner Feigling geflohen. Guter erster Eindruck – nicht.

„Ah... ich habe dich nicht gehört... ich bin taub. Ich kann dich nur verstehen, wenn ich dir auf die Lippen gucken kann und was ich so faszinierend an dir finde ist, dass du mit deinem ganzen Körper sprichst – laut sprichst. Ich habe das Gefühl durch dich wieder hören zu können", erkläre ich ihm, wobei ich dabei zusehen kann, wie die Erkenntnis sich in seinem Gesicht widerspiegelt. Seine Augen werden ganz groß vor Überraschung und dann schleicht sich Mitleid in seinen Ausdruck, bevor er zu Unglauben umschlägt.

„Wirklich?", fragt er daher wohl nach, weswegen ich leicht nicke und ihm tatsächlich ein kleines Lächeln schenke.

„Oh wow. So etwas tolles hat bisher niemand zu mir gesagt. Die meisten finden es eher nervig, aber daran störe ich mich nicht."

„Ich weiß. Ich kann es sehen und spüren."

Ein Leuchten liegt in seinen Augen und seine Aura strahlt noch viel heller als sonst. Er scheint ganz aus dem Häuschen zu sein, was ich auch an seiner Körpersprache bemerke, die wieder deutlich ausgelassener ist. Er beginnt mir ganz aufgeregt davon zu erzählen, was ihm alles so durch den Kopf gegangen ist, während er meinen Blick auf sich gespürt hat. Dabei wirft er seine Arme überall hin, berührt mich ab und zu und reißt mich völlig mit. Ich hänge an seinen Lippen, an seinen Gesten und kann es kaum glauben, dass sie alle mir gelten.

Er redet viel, so dass er nicht einmal bemerkt, dass ich kaum antworte, aber er weiß bestimmt, dass ich ihm zuhöre, weil ich sowieso nur Augen für ihn habe. Ich bemerke nicht einmal, dass ich keinen Alkohol mehr trinke oder rauche. Ich bin einfach in seiner Welt gefangen und will sie nie wieder verlassen.

Als sich Hoseok von mir verabschiedet, tauschen wir noch Nummern aus und ich kann sehen wie enttäuscht Jungkook ist, weil er es bereits so oft versucht hat und dennoch nie meine Nummer bekommen hat. Ich gebe ihm extra Trinkgeld und gehe selbst nach Hause, um mit Böhnchen noch etwas zu kuscheln und mir die Sterne anzusehen.

Heute ist ein guter Tag. Ein heller Tag und es werden weitere folgen.


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