Kompass

Ganz klar ein Kompass. Da hast du aber Glück gehabt. Die gibt es nicht mehr so häufig, weil man die für den Bau benötigt." Gini betrachtete das dreckige Teil etwas in ihrer Hand. Die anderen standen um sie rum und machten große Augen. "Dachte ich mir schon, aber ich hatte es nicht aufbekommen. Ich mach ihn mal sauber und lege ihn dann mit zum Rest." Gini nickte und gab ihn mir wieder. Wir hatten ein Regal neben einem Sofa (war gar nicht so einfach, das große Teil, her zu bringen) am Fenster stehen, wo unsere ganzen Fundstücke waren. Im untersten Teil waren Kisten. Alles was wir mehrfach hatten, lagerten wir in Kisten. Knöpfe hatten eigene Kisten. Plüschtiere waren in extra Kisten oder auf dem Sofa, Sesseln oder Betten, Regalen und sonst wo. Klamotten hatten wir auch schon oft gefunden. drei von uns gingen immer auf Wanderschaft, um neues Zeug zu finden. Linda ging allerdings nie, weil sie noch zu jung war. Wir brachten ihr aber immer etwas mit, damit sie deswegen nicht eingeschnappt sein brauchte. Wir hatten für alles feste Tage. Morgen würde es wieder so weit sein. "Mittwoch, dritte Woche im Monat: Alina, Mia, Amy. Ihr seid dran. Morgen geht ihr dann nach " Gini sah sich die große Karte an, die an der gesamten Wand hing. Die Wand war ein über Stück, durch das kleine Bad. Das Bad war in die linke Ecke des Hauses gebaut. Wenn man reinkam, durch die Mitte, dann sah man schon, wie der Raum von der Größe her gebaut war. "Ah, da." Sie zeigte auf eine rote Stelle. "Da haben wir letztes Mal aufgehört. Also müsst ihr im Haus daneben weiter machen." Ich nickte. "Ich habe vorhin auch schon eine Liste geschrieben, was wir so am dringendsten brauchen. Streichhölzer, Messer, Waschmittel, Seife, Tücher, Stifte, Blätter, ", fing ich an alles aufzuzählen. "Und wenn es geht, bringt ihr mir dann noch Geschirr mit?", fragte Gini. Ich nickte. "Hast du noch einen bestimmten Wunsch?", fragte ich meine Schwester. Sie schwang sich sofort hin und her, grinste und kicherte und sagte dann: "Ein Märchenbuch oder so." Ich nickte erneut. "Gut. Dann lasst uns mal was essen. Linda, holst du Teller. Mia kann ja schonmal das Brot schneiden, es sollte jetzt nicht mehr so heiß sein." Gini nahm den Topf vom Herd und stellte ihn auf eine Platte in der Mitte des Tisches. Linda legte gerade um jeden der Tiefenteller einen Löffel und setzte sich dann auf ihr Kissen, dass als Sitzerhöhung diente. Ich schmierte noch Butter auf alle geschnittenen Brote und Alina legte auf alle eine Käsescheibe. Alles selbst produziert. Die Kuh hatte ein Kalb, aber wir nahmen immer nur ein bisschen Milch, dass es für uns etwas und für das Kalb genug gab. "Wir bräuchten auch wieder Salz, wäre toll, wenn ihr ein bisschen was finden könntet." Ich schrieb alle Wünsche auf meine Liste, faltete wieder zusammen und steckte sie dann wieder in meine Tasche. "Die Beutel und Rucksäcke hatte ich vorhin schon fertig gemacht. Für jeden zwei große Wasserflaschen und das restliche Brot von heute früh. Dazu noch für jede einen Apfel und ein kleiner Beutel voll Nüsse und getrockneter Früchte. Die Nüsse wie immer schon aufgeknackt." Wir sahen Gini glücklich an. "Ach, wenn wir dich nicht hätten." Sie sah mich streng an, lächelte aber dann. "Jaja, wenn ihr mich nicht hättet, dann würdet ihr alle verhungern, weil ihr nicht mal das einfachste Gericht zu Stande bekommt." Dabei musste ich an unsere Anfänge denken, als wir noch keine Hütten, Tiere oder so hatten. Nur ein Zelt aus Fetzen. Wir versuchten geröstete Nüsse mit Honig zu machen, verbrannten sie aber total. Wir haben eigentlich die ganze Pfanne in Brant gesetzt. Und es war die einzige Pfanne, die wir hatten. großes Problem. Gini hat uns allen dafür richtig eine gepfeffert. Das hat richtig laut geklatscht, dass die Tiere im Wald sich sicher erschrocken haben. "Wenn wir Topfhandschuhe finden, bringen wir sie dir mit", versprach ich ihr. "Na das will ich aber hoffen", lachte sie und nahm sich zwei Kellen von der Pilzsuppe, wobei es schon eher wie ein Eintopf aussah. Es schwammen auch ein paar angebratene Kartoffel drin rum. Alles wurde aufgegessen, bis zum letzten Tropfen. Teller wurden hier abgeschleckt, bis sie blitzten. Aber das Essen schmeckte auch immer recht gut. "Es ist schon dunkel. Geht mal lieber schlafen. Linda und ich kümmern uns noch um die Tiere." Wir standen auf und gingen alle zu ihrer Hütte. SO machten wir es immer. Wenn ich mit den beiden unterwegs war, schlief ich immer in Ginis Bett und sie in meinem bei Linda. SO war alles leichter. Die Rucksäcke und Beutel lagen auch schon bereit an allen Betten. Hier gab es auch ein Hochbett. Wir hatten bedingt Strom. Auf unserem Dach vom Haupthaus hatten wir eine Solarzelle, weswegen dort gerade Licht schien. Es erhellte das gesamte Haus, weil es nicht ganz so groß war. Für uns aber mehr als genug. "Soll ich euch morgen wecken?", fragte ich und zog mich um. "Oh bitte nicht", stöhnte Alina. "Warum nicht?"
"Weil du mich immer aus dem Bett trittst, bis ich auf dem Boden liege."
"Aber auch nur, weil du nicht wach wirst. Ich kann dir nächstes Mal gerne auch einfach ins Gesicht schlagen, aber davon wirst du ja leider auch nicht wach."
"Daher also der blaue Fleck. Ich hab mich schon gewundert." Ich verdrehte meine Augen. Dieses Mädchen war wirklich ein kompletter Reinfall. Mia kicherte und sagte dann: "Also mich kannst du gerne wecken. Ich bin kein Dornrösschen."
"Was soll denn das heißen? Die ist immer hin durch nen Kuss wach geworden und nicht durch nen Tritt", beschwerte sich Alina. "Um genau zu sein wurde sie in der Originalfassung vergewaltigt und hat Zwillinge geboren. Sie ist erst dann wach geworden, als eins der Kinder den Dornen aus ihrer Hand gesaugt hat. Und wie es weiter gegangen ist erzähle ich mal besser nicht weiter." Beide sahen mich verstört an. "Du kannst das Alina doch nicht antun! Einfach ihre Hoffnungen und Träume zerstören, du Mensch!"
"Erzählst du deiner Schwester auch immer die Originalen Märchen?" Jetzt sah ich Alina schockiert an. "Warum sollte ich ihr die Originalen Märchen erzählen? Ich will sie doch nicht traumatisieren."
"Ist sie von dem ganzen hier nicht eh schon traumatisiert genug? Wer weiß, vielleicht würde sie die Originalenfassungen deswegen sogar als ganz lieb und friedlich betrachten." Mia sah uns monoton an. "Was denn?", fragte sie, als sie unsere Gesichtsausdrücke betrachtete. "Ist doch so." Wir konnten weder dafür, noch dagegen sprechen. Wir selber kannten die Realität. Wir lebten selber in diesem Chaos. "Aber prinzipiell geht es ihr doch ganz gut."
"Uns allen hier geht es prinzipiell gut. Denkt erstmal an die, die in der Stadt leben. Kein Fernseher zum Serien und Filme gucken. Handys sind auch nicht mehr möglich."
"Warum denn nicht? Wir haben doch auch unsere Mobilphones", grinste Mia und wackelte ihre Hand mit einem schwarzen WalkiTalki oder WalkyTalki? Ich sollte das nochmal in einem Wörterbuch nachschlagen. Ist doch was englisches? Wird sicher drin stehen. Vielleicht unter Mobilephone oder so, wie es Mia halt gesagt hat. "Das ist doch was ganz anderes. Ein Handy mit ner bestimmten Reichweite. Außerdem müssen wir auch immer den gleichen Sender drin haben." Alina fand, obwohl sie das sagte, den Gedanken dennoch sehr belustigend. "Aber für uns ist es so gesehen ein Handy."
"Auch egal. Wir sollten jetzt wirklich schlafen." Ich kroch in Ginis Bett und zog mir die dünne Decke über mich. Die anderen machten es mir nach und legten sich auch hin. Das Licht vom Haupthaus ging auch aus. Durch die Tür kamen die anderen beiden mit einer Laterne raus und liefen zu den Tieren, ehe sie selber schlafen gingen. Als das Licht in der anderen Hütte verschwand, schloss ich meine Augen und schlief ein. Morgen würde ein anstrengender Tag werden.

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