Kapitel 52..."Wer bin ich wirklich?"

Sam war in ihr Büro geflüchtet, saß auf der Couch vor dem Kamin und starrte auf das Bild von Helens Haus aus Holz.

Immer wieder hatte sie den Satz von Louise im Hinterkopf.

"Sie wäre....!"

Was hatte das alles zu bedeuten? Was für ein Geheimnis lag hier auf dem Hotel? Vor allem, welches Geheimnis lag auf Sam selbst?

Es klopfte leise an ihre Bürotür. Sie hörte es nicht. Sie war total auf das Bild über dem Kamin fixiert. Sie erschrak, als Großvater Bowden neben ihr stand.

"Meine Güte! Sie haben mich vielleicht erschreckt!...Setzen Sie sich zu mir und leisten Sie mir etwas Gesellschaft?"

"Gern!...Geht es Ihnen gut?...Sie waren gerade sehr abwesend...Sehen Sie mich an, Sam."

Sam tat es. Er sah ihre leeren, traurigen Augen. Der Schimmer darin war verschwunden. "Was beschäftigt Sie, Sam?"

"Ich...Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt, ich weiß ich nicht!...", sprach sie verzweifelt aus.

Sam sah Bowden an. "Wer bin ich, Großvater Bowden?", fragte sie ihn traurig.

Er nahm ihre Hände in seine und hielt sie fest. Ihre Hände fühlten sich so weich an, wie die von ihrer Tante Helen. Sie waren so klein und so zierlich anzusehen. Er sah von ihren zarten Händen auf.

"Warum stellen Sie mir diese Frage, mein Kind?...Was ist vorgefallen?"

"Ich weiß es selbst nicht einmal...All die Jahre war ich Sam Stanford...die Tochter des Hauses...die einzige Nichte und Erbin von Tante Helen! Warum hat sie mich eingesetzt und nicht ihren Bruder, meinen Vater Ben?...Mir schwirrt der Kopf. So viele Gedanken, die sich überkreuzen...Vor etwa einer Stunde ist mein Leben aus den Fugen geraten, Mister Bowden. Louise, unsere Sekretärin, hat etwas Unverständliches gesagt, was mir nicht in den Kopf will.

Etwas, was ich nicht verstehe! Oder vielleicht will ich es auch gar nicht verstehen!...Sagen wir...Noch nicht!"

"Was hat sie gesagt, dass Sie so aus der Fassung gebracht hat?"

"Sie hat mich umarmt und hat mir gratuliert und gesagt, dass meine Mutter stolz auf mich gewesen wäre...Man redet aber in dieser Form, wenn ein Mensch bereits gestorben ist...Großvater Bowden...Wer bin ich wirklich?", und Sam konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Bowden nahm sie in seine Umarmung und tröstete sie.

"In meinen Augen sind Sie eine schöne, intelligente, gerechte, gutherzige Frau, eine junge Frau, die ihr ganzes Leben noch vor sich hat, Sam. Hier im Hotel ist ein Mann, mein Enkel, der Sie wahnsinnig liebt und ein Kind, das...

...Sam, Sie haben ein wundervolles Geschenk von ihrer Tante erhalten. Sie hat Ihnen ihr Leben anvertraut, wie ich Ihnen meines und ihren größten Traum. Sie hat Ihnen alles im Leben beigebracht, was Sie wissen müssen. Sie hatte ihre Gründe, wieso sie das alles für Sie getan hat...Akzeptieren Sie ihre Entscheidung und fragen Sie nicht nach dem - Warum - oder - Weshalb. Bisher haben Sie es sehr gut gemeistert, auch, wenn Sie nicht SIE sind, Ihre Tante Helen.

Für sie waren Sie ein Engel, der ihr geschickt wurde, damit sie nicht einsam ist. Sie haben ihre Leere in ihrem Herzen ausgefüllt, ihr ganzes Leben lang."

Sam lehnte sich an Großvater Bowdens Schulter. "Ich vermisse sie so sehr, Bowden!", und weinte sich aus.

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