Kapitel 50...Nachts in der Bibliothek...Nichts als Rätsel
Sam war zu Großvater Bowden gegangen, bevor der Rettungsdienst ihn mit sich ins Krankenhaus nahm.
"Wie fühlen Sie sich, Bowden?"
"Pass auf dich auf, mein Kind! Gib auf Billy und auf meinen Enkel acht! Tu es für mich!", bat der alte Mann.
Sam gab ihm ihre Hand. "Sie kommen wieder!", beruhigte sie ihn. "Es ist nur für eine Nacht, Großvater! Sie wollen nur auf Nummer sicher gehen, dass keine schweren, inneren Verletzungen vorliegen.", versuchte Sam Großvater Bowden zu beruhigen und sie drückte den alten Mann an sich..."Ich vermisse Sie schon jetzt, Bowden!", flüsterte sie ganz leise und eine Träne rollte ihr über ihre Wangen.
"Ich dich auch, mein Kind!...Ich dich auch!", flüsterte er zurück.
"Morgen sind Sie wieder hier im Hotel! Es ist nur für heute Nacht, Mister Harper zur Beobachtung, ob Sie eine Gehirnerschütterung davon getragen haben oder nicht.", erklärte ihm nochmal ein Sanitäter. "Mister Harper! Sie müssen sich jetzt langsam von Miss Stanford verabschieden und hinlegen. Wir möchten dann gern losfahren...Je länger wir warten..."
"...Ja, ja! Ich komme ..!", stöhnte der alte Mann.
Sam ließ Bowden los und dann legte er sich auf die Trage. Sam winkte ihm nochmal zu und sah ihm nach. Die Sanitäter brachten ihn zum Rettungswagen nach draussen, schoben ihn hinten hinein und fuhren los.
Billy war ihm bis zur Drehtür nach gelaufen und rief ihm ängstlich hinterher. Sam war ihm nach gegangen und blieb neben dem Jungen stehen. Er klammerte sich an Sam ihrer Hose fest und ließ sie nicht mehr los.
Er hatte große Angst.
Sam holte ihr Handy aus der Tasche und schrieb Max eine Nachricht.
"Mister Harper!
Ich nehme Billy mit zu mir nach Hause...Wenn es Ihnen Recht ist ... Dort kann er sich erstmal beruhigen. Er ist sehr verängstigt und sehr geschockt, was heute geschehen ist. Ich werde bei ihm bleiben...
Sam!"
Kaum betrat sie ihr Zuhause, vibrierte ihr Handy.
Sie öffnete die Nachricht und las:
"Miss Stanford!
Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe! Könnte Billy heute Nacht bei Ihnen bleiben? Ich weiß, bei Ihnen fühlt er sich sicher und geborgen. Er liebt Sie sehr, Sam! Heute hat er unter einem tragischen Ereignis seine leibliche Mutter kennen gelernt.
So sollte es eigentlich nicht sein. Wünschen Sie Billy bitte eine schöne gute Nacht und geben Sie ihm einen Kuss auf die Wange von mir, sonst schläft er nicht ein....Schlafen Sie gut!...Wir sehen uns morgen...
Max."
Und ganz weit unten stand ein:
"ICH VERMISSE DICH...SAM!"
***
Sam brachte Billy in ihr Bett und legte sich zu ihm. Er war sehr erschöpft.
Er drehte sich mit dem Gesicht zu ihr und fragte müde:
"Kannst du bei mir bleiben, Tante Sam?"
Sie nickte und streichelte ihm zärtlich über seine Wangen.
Sie ließ die kleine Nachttischlampe an, um somit Billy die Angst zu nehmen und ihm eine angenehme, ruhige Nacht zu geben.
Als er endlich eingeschlafen war, schrieb sie eine Nachricht an Max.
"Mister Harper!
Großvater Bowden ist im Krankenhaus...nur zur Sicherheit zur Beobachtung, dass er keine Erschütterung davon trägt. Morgen können wir ihn vielleicht wieder nach Hause holen. Das Krankenhaus wird Sie anrufen...Schlafen Sie auch gut!
PS: TRINKEN SIE NICHT SO VIEL ALKOHOL! "
Dann legte sie ihr Telefon neben die kleine Lampe und betrachtete den kleinen Jungen. Sie hatte ihre erste Begegnung mit ihm vor ihren Augen.
***
"Sie dürfen nicht mit mir reden! Sie sind eine Fremde!......
Das darf ich nicht sagen!" Sam musste innerlich in sich hinein lächeln, als er das zu ihr sagte.
"Okay, okay!...Also...ich heiße Sam und arbeite in diesem Hotel. Es gehört meinem Dad...Jetzt kennst du meinen Namen und weißt etwas über mich. Jetzt bin ich keine Fremde mehr für dich......Hallo!......" Er hatte sie neugierig und fast glücklich angesehen, als er sie gefragt hatte: "Sind wir jetzt Freunde? Sie und ich?"
Sam schmunzelte in sich hinein und streichelte ihm über's Haar.
".....Wenn du mir deinen Namen verrätst, sind wir Freunde!", hatte sie ihm mit einem Lächeln geantwortet.
Der Junge hatte auf seine Hand gespukt und sie Sam entgegen gestreckt.
"Spuk drauf!", hatte er zu ihr gesagt.
Sie fand es eklig, doch sie hatte es ihm nachgemacht und gab ihm ihre Hand.
***
"Gute Nacht, Billy Harper! Schlaf gut!"
Eine Stunde nach Mitternacht:
Sam war aufgewacht. Billy schlief tief und fest neben ihr. Sie stand leise auf, denn sie hörte Stimmen in der Bibliothek. Sie zog ihren schwarzen Kimono über, schlüpfte in ihre Hausschuhe und ging leise die Treppen herunter. Sie fand ihre Mutter vor. Sie stand vor Helens großem Gemälde über dem Kamin, in dem Feuer brannte und redete mit ihr.
"Deinem Bruder geht es besser. Wenn er weiter gute Fortschritte macht, darf er dieses Wochenende nach Hause...Er darf nicht mehr arbeiten. Die Ärzte haben es ihm strengstens verboten. Er hat nochmal großes Glück gehabt...
Helen...Ich finde....Es ist an der Zeit, Sam die Wahrheit zu sagen!...Sie wurde vom Rat gewählt und hat die Leitung über das Hotel...So, wie du dir es immer gewünscht hast...Nicht Mister Harper. Er hat sehr gute Verbesserungen und ganz neue Veränderungen vorgestellt. Doch der Rat hat sich für Sam entschieden...
...Sie strahlt Freundlichkeit und Liebe aus, behandelt die Gäste mit Respekt. Sie behandelt alle gleich und ist niemanden gegenüber ungerecht oder unhöflich. Das hat sie des Öfteren schon bewiesen. Ihren Mitmenschen gegenüber ist sie offen und ehrlich und sie verurteilt niemanden....Sie macht sich großartig. Alle lieben sie...Du hast sie wunderbar erzogen und bestens vorbereitet und ihr vieles mit auf den Weg gegeben...
Tief in meinem Inneren weiß ich aber, dass sie für dich mehr die Tochter war, als für mich.
Ich sehe es Sam an, dass sie das Hotel eigentlich gar nicht will...Obwohl sie sich dagegen sträubt, stellt sie sich der großen Herausforderung...
Mister Harper wird an ihrer Seite bleiben und sie unterstützen...Die Beiden sind ein gutes Team...Ich glaube, er hat sich in unsere Sam verliebt...Er tut ihr gut...Ihre Wunden verheilen langsam...Sie ist so ganz anders als du, weißt du das?
...Ach Helen...
Wenn du sie jetzt nur sehen könntest. Sie wird dir von Tag zu Tag immer ähnlicher...Sie vermisst dich sehr, Helen...Wir alle vermissen dich!"
Sam stand vor der Tür und hatte jedes Wort in sich aufgenommen.
Ihre Mutter sprach in Rätseln...in vielen Rätseln...Was meinte sie damit, dass sie die Wahrheit erfahren sollte. Meinte sie damit, dass ihr Vater sehr krank war oder dass der letzte Wille von Tante Helen in Kraft trat, wie es Max ihr schon im Krankenhaus mitgeteilt hatte?
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