Kapitel 38..."Willkommen daheim, Harper!"

Sam erwachte am nächsten Morgen durch einen Streit unter ihrem Schlafzimmerfenster, der bald zu eskalieren schien.
Oder waren die Feldmaschinen im Gange?
Mit Sicherheit nicht! Denn es war Sonntag.

Sie warf einen Blick auf ihr Telefon...8:00 Uhr.
Sie verließ leise und auf Zehenspitzen ihr Zimmer und huschte in ihr Badezimmer, zog ihre Sachen an, kämmte ihre Haare und ließ sie offen und stürmte die Treppen herunter.
Max stand am unteren Treppengeländer und hielt sie auf, vor dem, was sie vor hatte.

"Was haben Sie vor, Miss Stanford?", fragte er sie mit erhobener rauer Stimme, packte sie am linken Oberarm und wirbelte sie zu sich herum. Und ihr offenes, langes, leicht gewelltes Haar schlug ihr ins Gesicht.

Sam sah ihn wütend an und strich sich ihre Mähne aus dem Gesicht.
"Sie sehen tatenlos zu? Helfen Sie ihm!
Er ist ihr Großvater, Mister Harper!", betonte Sam eindringlich.

"Er kann sehr gut auf sich allein aufpassen und mit Worten kann er genau so gut herum werfen, wie er mit seiner Schrotflinte schießen kann! Also machen Sie sich keine Sorgen um ihn!"

"Jetzt mache ich mir Sorgen!", und Sam befreite sich aus seinem Griff.

"NEIN!...NICHT!...Das ist ein Familienstreit, Miss Stanford!...SAM!!!"

"Das ist IHRE Familie, Harper! Also tun Sie etwas!...Ihr behandelt ihn wie einen Außenseiter!
Sie haben es zugelassen, dass er aus seinem Haus von ihrer Mutter vertrieben wurde! Und niemand von euch setzt sich für ihn ein?...Denken Sie, mit ein paar regelmäßigen Besuchen machen Sie den Fehler wieder gut?......Alle sehen tatenlos zu!...Lassen Sie mich zu ihm gehen!"

"Warum mischen Sie sich in diese Sache ein, Sam?", fragte er sie wütend.

"Ihre Mutter warf ihn aus seinem eigenen Haus und ihr habt alle zugesehen und habt sie nicht dabei aufgehalten?", brüllte sie ihn vorwurfsvoll an.

"Wie kommen Sie darauf, dass meine Mutter es getan hat?"

"Woher ich das weiß? Ich hatte gestern einen wundervollen Nachmittag mit ihrem Großvater...Er hat sich mir anvertraut...Wieso hat er es Ihnen nicht erzählt, Max, frag ich mich da...Er ist ein alter Mann, der ihrer Mutter im Wege stand, weil er das hat, was sie nicht haben kann...Familie, Mister Harper. Bowden Familie, die den alten Mann im Stich gelassen und ihn seinem einsamen Schicksal überlassen hat...Und jetzt lassen Sie mich los!", und Max blieb nichts anderes übrig, als sie in die Höhle des Löwen gehen zu lassen. Doch ihre harten Worte trafen ihn sehr, was das Schicksal seines Großvaters anging. Niemand hatte damals nachgefragt, wieso er das Haus verließ, niemanden hat es interessiert, weshalb er sich das andere Haus von Max bauen ließ. Max sah die doppelte Haustür ins Schloss fallen, als Sam ihm den Rücken zugedreht hatte und sich in den Krieg zwischen seiner Mutter und seinem Großvater warf.

***

Sam stürmte aus dem Haus und stellte sich zwischen die beiden Kampfhähne
- Bowden und seine Schwiegertochter Georgia.
"Was ist hier los, Misses Harper?", stellte Sam die berüchtigte Frage.

Georgia reagierte sehr unerfreulich auf Sams Dazwischen - Platzen.
"Das geht Sie nichts an, Miss.......", und Georgia hielt inne in ihrer Arroganz.
Hatte sie doch tatsächlich den Nachnamen dieser jungen Frau wieder vergessen. Das war so peinlich!

"...Stanford!", sprach Sam ihren Nachnamen für Georgia noch einmal mit fester Stimme aus.
"Mein Name ist Sam Stanford, Misses Harper!"

" ...Gehen Sie! Das sind Familien - Angelegenheiten, die hier zu klären sind...Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie dazu gehören!", peitschte Georgia ihr entgegen.

Sam holte tief Luft.
"Ich bin ein Gast dieser Familie!...Also geht es mich sehr wohl etwas an! Ihre Lautstärke der Auseinandersetzung hört man bis in die Nachbarschaft, Misses Harper!"
Sam richtete die nächste Frage an Großvater Bowden.
"Worum geht es hier, Bowden?"

Der alte Mann sah Sam traurig und aufgewühlt ins Gesicht und ihm verschlug es für einen Moment die Sprache. Sie hatte dieselbe Haarfarbe wie ihre Tante. Wenn sie es offen trug, lag es genauso: lockig, leicht gewellt über ihren Schultern. Jetzt sah man die Ähnlichkeit noch deutlicher. Ihr wütender Blick glich ihr bis in jedes Detail...Helen Stanford...Jetzt sah man es ihr deutlich ins Gesicht geschrieben...
Er ging auf Sam zu und nahm ihre Hände in seine.
"Sie will die Pferde verkaufen!...Heute noch!...Sie waren Janes ganzer Stolz!...Nur über meine Leiche!....Sagen Sie ihr das!"

Sam vergaß sich in diesem Augenblick und vergaß ihre gute Erziehung. Sie war nicht der Mensch, der sich in irgendwelche Angelegenheiten einmischte. Dafür würde sie sich später bei Bowden entschuldigen.
Doch sie hatte gestern Abend genug gehört über diese Frau und was sie unter Familie verstand...klang nach rein gar nichts, denn für sie war es wichtiger, dass alle gegeneinander arbeiteten.

Sie baute sich vor Max' Mutter auf und legte los.
"Ich mische mich nicht gern in Familien- Angelegenheiten ein, das ist höchste Priorität in unserem Hotel. Aber ich muss Ihnen sagen: Sie glauben, Sie kommen hierher, nehmen Ihrem Schwiegervater und seiner Frau Jane Haus und Hof weg und haben somit die Herrschaft über das gesamte Imperium - Harper?..."

"...Sam!....NICHT!...", flehte Bowden sie an.
Sam sah den alten Mann an und nahm seine faltigen, kalten Hände in ihre und rieb sie warm.
"Es wird alles wieder gut, Mister Harper!...Vertrauen Sie mir!...Gestern Abend hab ich Ihnen mein Leben anvertraut...Heute bitte ich Sie darum, mir Ihres anzuvertrauen!"

"Was haben Sie vor, Sam?", fragte Großvater Bowden.

"Ich hole Ihnen ihr Leben wieder zurück, Bowden Harper!", erklärte Sam ihm.

"WAS IST HIER LOS?",

rief eine Stimme aus dem Hintergrund.
"Liebling!...Darling!...In einer Stunde kommen die Transporte und holen die Pferde ab!", verkündete Georgia ihrem Ehemann Allan, als sie mit ausgestreckten Armen auf ihn zuging, um ihn zu umarmen. Doch Allan verwarf sie und schob Georgia von sich.

"Wozu?...Wer hat das veranlasst?", kam es energisch von Allan.

"Ich natürlich!", antwortete Georgia voller Stolz.

"Wieso hast du das getan?...Sie gehören meiner Mutter...Sie stören doch niemanden!" , redete Allan auf sie ein.

"Deine Mutter ist nicht mehr unter uns, Allan...Was willst du mit diesen lächerlichen Tieren? Sie fressen uns nur die Haare vom Kopf und kosten ein Vermögen!", antwortete Georgia zünisch.

"Die Pferde bleiben auf diesem Hof! Hab ich mich klar und deutlich ausgedrückt, Georgia?", knurrte Allan seine Frau energisch und sehr erbost über deren selbst entschiedenen Handlung an.

Bowden Kopf ging zwischen den Beiden hin und her. Zum ersten Mal, seit der Ehe zwischen Georgia und seinem Sohn Allan, erlebte es Großvater Bowden, dass Allan gegen seine Frau agierte. Es war wie Balsam für ihn und innerlich begann er sich zu freuen. Denn irgendeiner musste dem Miststück zeigen, wo es lang ging. Doch seine Freude blieb von kurzer Dauer...

Vorerst: Denn...
Die herrische Stimme von Georgia ließ ihn wieder aufhorchen.

"Doch!... MICH!...Sie machen viel Dreck und Lärm, und sie kosten einen Haufen Geld: Heu, Stroh, Pacht für Koppeln, Leinsamen, den Tierarzt, den Schmied...Soll ich weiter aufzählen? Wir brauchen das Geld für andere Dinge.", versuchte Georgia Klarheit zu schaffen und ihren Mann zu überzeugen.

"Die da wären, Georgia?..."
Alle Augen richteten sich auf Max, der sich dem Familien - Desaster anschloss. Sam lächelte insgeheim und Max trat neben sie. Er blickte ihr tief in ihre grün - braunen Augen. Sam bekam eine Gänsehaut, denn sein Blick fühlte sich an, als stünde sie nackt vor ihm.

Max wand seinen Blick von Sam ab und richtete seine Worte an seine Mutter.
"Ich bin auch Vaters Meinung! Tut mir leid dir zu sagen:
Die Pferde bleiben hier, und du bestellst die Transporte wieder ab, Georgia!...UNVERZÜGLICH! Denn die kosten auch einen Haufen Geld!", brüllte jetzt Max halb über den Hof.

Max trat noch näher an Sam heran. Sie konnte seinen Blick auf sich spüren und räusperte sich ihm gegenüber.
"Was hat Sie solange aufgehalten, Mister Harper?", scherzte Sam im Flüsterton, als Max neben ihr zum Stehen kam.
"Ich wollte sehen, wie weit Sie es ohne mich schaffen, Miss Stanford! Ich kann mir doch den Spaß nicht entgehen lassen und Ihnen allein schon gar nicht!", flüsterte er zurück.

"Ach wirklich?!", zog sie ihn auf und rempelte ihn leicht mit ihrem linken Ellenbogen an.
"Und wie hab ich mich bisher ihrer Stiefmutter gegenüber geschlagen, Mister Harper?"

"Mhm! Auf einer Skala von Eins bis Zehn?...Ganz passabel, Sam Stanford! Ich möchte Sie nicht zum Feind haben!...Ehrlich!"

"Gut zu wissen, Mister Max Harper!", atmete Sam zufrieden aus und ihr Lächeln Max gegenüber sprach Sehnsucht nach ihm aus.

Georgia versuchte indes das Zepter wieder an sich zu reißen, denn die Sache, die sie vor hatte, schien aus dem Ruder zu laufen.
"Die Pferde werden verkauft!...Heute noch!...In einer Stunde!...Das ist mein letztes Wort, Allan Harper!...Tust du es nicht, dann..."

Max fiel Georgia sofort wieder ins Wort.
"...Was dann, Georgia?...Kannst du immer nur drohen, wenn hier niemand nach deinen Regeln spielt?", warf Max ein.

"Max!...Lass es gut sein!...In einer Stunde sind die Pferde weg!...Haben wir uns verstanden?", ertönte es jetzt bedrohlich von Georgia.

" In einer Stunde verlässt niemand diesen Hof...Nur einer!", erwiderte Max gereizt und sah seine Mutter strafende an und wiederholte seine Worte ihr gegenüber: "Nur einer!"

Georgia lachte laut auf.
"Ja!...Nur einer!...Und das wird Bowden sein!", war dich selbst sicher.

Jetzt kam endlich mal Sam wieder zu Wort.
"Großvater Bowden bleibt hier, Misses Harper!"

Georgia packte die Wut und sie lief tiefrot an.
"Was erdreisten Sie sich, Miss...? Ich sagte doch bereits, das ist eine Familiensache, die SIE überhaupt nichts angeht!...Halten Sie sich da heraus!"

Max stellte sich vor seinem Großvater und vor Sam.
"Da bin ich anderer Meinung!", ergriff er Partei für Beide. "Das sehe ich anders, Mutter!...Sam gehört zu unserer Familie!...Sie ist meine Freundin, ob es dir passt oder nicht!...Und sie wird hier bleiben, weil ICH es sage!", kommentierte Max wütend.

"Habt ihr alle den Verstand verloren? Wohnt sie denn schon hier im Haus, dass ihr diese Narrenfreiheiten gegeben sind?", schrie Georgia alle Beteiligten an.
"Dieses HAUS ist mein HAUS und ICH sage, WER bleibt und WER geht!", wollte sie für alle nochmal richtig stellen.

"FALSCH GEORGIA!",

schritt Sam wieder ein.
Jetzt hatte Stanford genug gehört. Georgia ging auf Sam zu. Doch Sam ließ sich von ihr nicht einschüchtern.
"Gehen Sie gerade von sich aus, Misses Harper?...Es ist nicht IHR Haus! Es gehört Jane und Bowden Harper!...Sie haben es mit ihren eigenen Händen und viel Schweiß und Blut für ihre Familie gebaut...
Sie haben kein Recht dazu, einen alten Mann mit seiner Frau vor seine eigene Tür zu setzen, damit SIE sich ins gemachte Nest legen können!
Sie haben ihm das genommen, was ihm am WICHTIGSTEN war...

SEINE FAMILIE und SEIN ZUHAUSE!

Kommen Sie, Mister Bowden Harper!
Gehen wir nach Hause!", richtete Sam ihre letzten Worte an Max' Großvater und drängelte sich an Georgia vorbei.

Sam ging mit Bowden zu seinem alten Haus, das er mit Jane gebaut und aus dem ihn Georgia hinaus katapultiert hatte und nahm die Klinke in die Hand.

Sam hielt ihn kurz auf und sagte zu ihm für alle hörbar:
"Bowden...Haben Sie Georgia nicht noch etwas Wichtiges zu sagen?"

Bowden ließ die Klinke los und sah seine Schwiegertochter sehr verbittert und enttäuscht an.
Er ging ein paar Schritte auf sie zu.
Dann sagte er mit fester Stimme:

"Die Pferde bleiben hier!
DU wirst den Hof verlassen, noch heute und DU kommst nie mehr hierher zurück!...
Das ist MEIN letztes Wort an dich!..."

Dann richtete er seine Worte an seinen Sohn.
"Tut mir leid Allan, doch es wird Zeit, die Scheidung einzureichen...Ich denke, wir haben uns alle genug von dieser Frau gefallen lassen.
Und eines gebe ich dir noch mit auf den Weg, Georgia:

Durch die Scheidung wirst du keinerlei Geld mehr erhalten!... Du hast genug Geld in dieser Ehe zum Fenster hinaus geworfen...Nimm das als deine Auszahlung!...LEB WOHL Georgia!"
Großvater Bowden ging zu Sam zurück und betrat sein trautes Heim.

Allan hatte für Georgia ebenfalls letzte Worte übrig und begann leicht zu lachen über das, was e ihr gleich beichten wird.
"Also kann ich es dir ja jetzt offiziell sagen!...Die Scheidung läuft von meiner Seite her...Seit wann?...Seit einer Woche!...Den Namen - Harper - nehme ich dir wieder ab! Du bist es nicht wert, ihn zu tragen!......Du hast nicht mal mehr eine Stunde, um zu verschwinden!...Leb wohl, Georgia!"

Sie wollte noch Einwände geben, doch Allan ließ sie nicht zu Wort kommen.
"Du hast in unserer Ehe genug geredet! Es wird höchste Zeit, dass du schweigst!", und Allan ging in die entgegen gesetzte Richtung zu den Feldern, so schnell ihn seine Beine trugen...nur weg von dieser Frau.

Max richtete seinen Blick auf sein Elternhaus und hatte seine Hände in seine Hosentaschen gesteckt.
Dann ließ er leise die Worte über seine Lippen gleiten:

"WILLKOMMEN DAHEIM, GROẞVATER HARPER!"

Sam war mit Bowden ins Esszimmer getreten, als ihr Handy in der rechten Hintertasche summte.
Sie sah auf's Display und wurde bleich.
"Bitte nicht!", betete sie. Ihr Blick war verängstigt und sie begann zu zittern.
"Alles in Ordnung, Sam?"
"Ich...Ich glaube nicht ganz...Mum sollte mich nur anrufen, wenn...wenn etwas mit meinem Vater ist..."
Sam nahm das Gespräch entgegen und legte kurz darauf wieder auf.
"Ich muss...packen, Bowden...Ich fliege heute zurück...Tut mir leid!...Mein Vater braucht mich!...Und hören Sie: Es tut mir aufrichtig leid, was da draußen gerade geschehen ist! Ich konnte nicht zulassen, dass Georgia..."

"...Es ist alles gut, so, wie es ist. Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Sam....Und nun geh mein Kind!...Alles wird gut!"

Billy hatte von dem ganzen Streit nichts mitbekommen. Er lag immer noch in Sams Bett und träumte.
Aber sie musste ihn leider jetzt aufwecken.

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