Kapitel 35...Keine Widerrede

Nach dem gemütlichen Kaffee auf der Außenterrasse zeigte Georgia Sam ihr Zimmer. Sam folgte ihr die weiße, schwere Treppe hinauf in die erste Etage. Beide Frauen gingen rechts den langen Flur entlang. Vor einer weiß - lackierten Tür in der hintersten Ecke rechts blieb Georgia stehen und öffnete das Zimmer und trat mit Sam ein, die im Türrahmen stehen blieb. Es war groß und sehr geräumig und in Sandeiche gehalten. Die schweren Vorhänge waren in hellem Grau und reichten bis auf den Fußboden. Sam trat langsam ein, einen Fuß vor den anderen und nahm jedes Detail in diesem Raum in sich auf. Sie lenkte ihre Schritte zu den bodentiefen Sprossenfenstern. Max brachte ihre Koffer nach und stellte sie vor dem Bett ab. "Dankeschön Mister Harper! Auspacken kann ich allein...und...später...", sagte sie schon fast verträumt und beeindruckt...und...vielleicht schon etwas leicht angetan von diesem Land.....während sie aus dem großen Fenster sah.
"Sind Sie dann soweit für die Führung, Miss Stanford?", vergewisserte sich Max, als er sie dabei beobachtete, wie sie mit ihren Augen sein Land aus dem Fenster interessiert überflog.
Sam nickte.

Die Beiden wollten gerade das Zimmer verlassen, als Georgia mit einer Vase weißen Rosen das Zimmer erneut betrat. Sam verfolgte Georgia mit ihren Augen und schüttelte sich innerlich. Sie hasste Rosen...egal, aus welcher Farbe sie bestanden. Sie überlegte, sie nachher irgendwo anders unterzubringen...vielleicht zu Fran in die Küche, um ihr eine kleine Freude zu machen. Sie mochte Fran irgendwie...Aber sie mochte Georgia nicht, Max Mutter. Allein ihre Art, wie sie sich gab, ihrer Familie und ihren Angestellten gegenüber, fand sie schon furchteinflößend. Doch sie nahm sich vor, sich nicht von ihr unterkriegen zu lassen.

"Wir sehen uns dann zum Diner, Miss Sam!", sagte Georgia, während sie die Vase auf den Beistelltisch neben dem Bett abgestellt hatte.

Sam wurde aus ihren Gedanken gerissen und wand ihren Blick vom Fenster ab und sagte zu Georgia: "Dann werde ich mich nach der Führung umziehen und mich nützlich machen, Misses Harper."

"Nein Sam!...Sie sind hier Gast und werden ihre Füße still halten!...Die Frauen des Hauses werden das schon erledigen!...Wir sind schon zu dritt, ein vierter würde uns nur im Wege steh'n!", sagte sie mit scharfem Ton zu Sam.
"Aber..."
"Keine Widerrede, Sam! Ich bestehe darauf, dass Sie sich ausruhen...Nochmals herzlich willkommen!", sagte sie im fast Hinausgehen aus dem Zimmer.

Max wechselte schnell seine Blicke zwischen beiden Frauen hin und her.
Seine Mutter mochte es nicht, wenn man ihr widersprach. Merkte sie überhaupt, dass Sam sich große Mühe gab, ihr nicht zu gehorchen? Also musste Max Sam überhelfen und setzte noch einen oben drauf.

"Okay Miss Stanford! Ich könnte Ihre Hilfe beim Tisch decken gebrauchen, denn das ist die Aufgabe der Männer des Hauses. Etwas Hilfe und ein weiblicher Touch könnten wir schon gebrauchen. Auch, wenn die Herrin des Hauses Harper es nicht gern sieht, wenn den Männern unter die Arme gegriffen wird."

"Sehr gern Mister Harper!"
Georgia wollte gerade dagegen steuern, als sie an der Zimmertür angekommen war, doch Max fiel ihr ins Wort.
"Wolltest du nicht in die Küche und das Diner vorbereiten, Mutter?", sagte er plötzlich mit einem etwas schroffen Blick.

"Würdest du bitte nicht so mit mir reden, mein Sohn?", bat Georgia etwas im leichten herrischen Ton ihren Ältesten. "Sonst tauschen wir heute und du kochst für uns alle...Ach ja, ich erinnere mich, du kannst gar nicht kochen, Max! Das wird sicherlich lustig!", sprach sie ironisch aus.

"Wer sagt, dass ich das nicht kann, Mutter?...Natürlich kann ich kochen!"
Georgia lachte auf. "Du scherzt!"

Max legte einen Arm um Sams Schulter und zog sie näher zu sich heran und sagte voller Stolz seiner Mutter ins Gesicht: "Nein, tu ich nicht!
Miss Stanford hat es mir beigebracht.", berichtete er schadenfroh seiner Mutter.

Georgia wirkte überrascht und verließ das Zimmer mit den spitzen Worten:
"Okay, wenn du das von dir behauptest? Dann will ich dir mal glauben, Schatz!", und sie ging die weißen Stufen nach unten ins Erdgeschoß.

Sam löste sich ganz schnell von Max's Arm und öffnete die Balkontür und betrat die Terrasse.
Was für ein Ausblick bot sich vor ihren Augen - Felder, weit und breit. Wer bestellte und erntete das alles? Hatten die Harper's ihre eigene...

"...Die Felder gehören uns, Miss Stanford und die Koppeln auch. Ich glaube, das ging Ihnen gerade durch den Kopf...Wir haben unsere eigenen Ernte - Helfer, die die Felder bestellen und mit Maschinen düngen und ernten, Getreide und Hafer anbauen, wachsen lassen, ernten, Heu für die Pferde sensen und trocknen lassen und wenden und in die Scheune damit...Und ja, wir packen alle mit an, falls Sie das gerade fragen wollten..."

"Wirklich alle?...Ich glaube, ihre Mutter tut nicht dergleichen!"

"Gut beobachtet, Sam!"

"Deswegen haben Sie mich doch mitgenommen. Oder irre ich mich da? Sie wollten doch, dass ich ihre Familie kennenlernen, Mister Harper!...Die Sträucher da hinten auf dem Hügel...Was befindet sich dort?"

Max sah aus dem offenen Fenster zu den Hügeln und antwortete ihr.
"Wir haben einen eigenen Weinberg. Um den kümmert sich mein Großvater. Er wohnt etwas abseits von uns, nicht weit von hier...Sagen wir, um die Ecke...Großvater Bowden....Kommen Sie!" Er nahm sie an seine rechte Hand und rannte mit ihr die Treppen herunter, als wären sie wieder Teenager, die zusammen Spaß haben wollten.

Er betrat mit ihr die Stallungen. Hier drinnen war es sehr sauber, der Gang in der Mitte zumindest. Links und rechts davon waren die Boxen.
Das große Tor stand offen und Billy ging mit einem schwarzen Fohlen an der Leine spazieren.
Als er seinen Dad und Sam sah, führte er das Fohlen zu ihnen. "Komm Lissy!", sagte Billy zu dem Fohlen und schnalzte mit der Zunge.
Lissy setzte sich etwas bockig in Bewegung, aber sie folgte ihm dann brav und wich ihm nicht von der Seite.
"Dad!...Tante Sam!", rief er den Beiden zu und winkte zu ihnen herüber.
Voller Stolz stellte er ihnen Lissy vor.

Sie war also ein Mädchen und zwei Wochen alt.
Lissy war sehr lebhaft und neugierig.
Sie stöberte in Sams Jackentaschen herum. "Tut mir leid, Kleines! Meine Taschen sind leer.", gab Sam dem Fohlen zu verstehen und streichelte Lissy an der Blesse.

Billy gab seinem Vater die Leine und holte aus seinen Taschen kleine Leckerlis heraus...Würfelzucker aus der Küche vemutete Sam. Er legte sie Sam auf die innere Handfläche.
Sam streckte dem Fohlen ihre offene Hand hin und Lissy bediente sich davon, was ihr das Frauchen anbot.

"Ganz schön gierig und hastig das junge Fräulein.", stellte Sam fest.
Max führte sie durch den Stall. Sie zählte sechs Boxen, vier davon waren in Benutzung.

Angelo kam mit einer Mistgabel aus der ersten Box heraus.
"Mister Harper, es ist schön, dass Sie wieder da sind!"
"Nur über's Wochenende, Angelo! Aber ich denke, ich werde wieder öfters nach Hause kommen, wenn es die Zeit erlaubt.... Vielleicht bleibe ich dann etwas länger.", überlegte er kurz.

"Kann ich helfen, Mister Bernhard?", fragte Sam ihn. "Das sieht nach Spaß aus.", und sie wartete die Antwort nicht ab und grinste Max frech an. Sie entzog sich seiner rechten Hand und nahm sich ebenfalls eine Gabel von der Wand weg und griff Angelo unter die Arme.

Max tat es ihr gleich und nahm sich die zweite Box vor.
Angelo nahm die volle Schubkarre und brachte sie weg. Dann brachte er sie leer wieder und stellte sie vor die Boxen, damit sie wieder gefüllt werden konnte.

"Na sowas? Urlaub und arbeitswütig, Sam.", entgegnete Max, als sie die erste Gabel mit Mist beladen auf die Karre warf. Max tat es ihr gleich und nahm sich die zweite Box vor.

"Was für ein Spaß, dann lohnt sich die Dusche heut Abend, Sam.", verdeutlichte Max ihr zwischendurch.
Sam nahm die Gabel hoch und richtete sie auf ihn wie ein Schwert.
"Unterstehen Sie sich überhaupt daran zu denken, Mister Harper! Jeder für sich allein!....Deutlich genug?"

Max schlug gegen ihre Gabel mit seiner und riss sie ihr aus der Hand und zog sie in seine Arme. Er legte seine Arme um sie und zog sie an sich. Seine starken, muskulösen Arme lagen um ihren Körper. Sein Atem beschleunigte sich und sein Herz begann zu rasen, als ob es ihm gleich aus der Brust springen würde.
Sacht strich er ihr eine Strähne aus ihrem Gesicht, die ihr aus ihrer Hochsteckfrisur gerutscht war.
"Das ist glaube die Stelle, wo ich Sie küssen sollte, Sam.", flüsterte er und kam ihr näher. Sam ließ es zu, dass er ihre Lippen mit seinen verschloss.

Wauw! Sehr intensiv und verlangend tat er dies und raubte ihr den Verstand.
Sam wollte streiken, doch sie unterließ es und gab sich ihm hin. Sie wollte diesen Mann. Das wusste sie jetzt. Aber irgendetwas hielt sie noch zurück, um den nächsten Schritt zu tun.

Angelo beobachtete die kleine Show und amüsierte sich insgeheim darüber und dachte sich seinen Teil. So verliebt und glücklich hatte er Max noch nie gesehen...nicht einmal, als er mit diesem Biest von Sybil, dem Teufel persönlich, hier war.
Er nahm die volle Schubkarre und brachte sie mit dem Inhalt weg. Dann brachte er sie leer wieder und stellte sie vor die Boxen, damit sie gefüllt werden konnte. Dann räusperte er sich.

Sam löste sich von Max und räusperte sich ebenfalls. Max lächelte sie verschmitzt an und zwinkerte ihr mit seinem linken Auge zu.
Sie drehte sich von ihm weg und entließ sich aus seiner Umarmung und widmete sich wieder der Arbeit zu, hob die Gabel vom Boden auf, die Max fallen gelassen hatte und ging auf Angelo zu.

"Was tun Sie damit?", fragte Sam Angelo und zeigte auf den Mist auf seiner Gabel. "Das kommt auf den großen Misthaufen. Später wird es im Garten und auf den Feldern als Dünger verteilt."
Das reichte Sam als Antwort.
Eine Stunde später waren die vier Boxen gesäubert und mit frischem Stroh ausgelegt.
Das Wasser in der Tränke wurde ebenfalls erneuert und neue Salzsteine wurden am Gitter der Boxen befestigt.
Dann nahm Angelo drei Leinen von der ersten Box weg und ging in Richtung Koppel.
"Kommen Sie!", forderte Angelo Sam und Max auf.
Beide folgten ihm bis zur Koppel.

"Mögen Sie Pferde, Miss Stanford?"
"Außer dem seltsamen Geruch der stolzen Tiere?...Wenn man mal davon absieht, dass sie größer, feurig, temperamentvoll, stark, sensibel und sanftmütig sind?
Lautet meine Antwort - Ja -, Mister Harper!"

"Okay, dann dürfen Sie unseren Andalusier in die Koppel führen. Angelo, Sie nehmen den Holsteiner und ich geleite unsere Miss Quarter Horse in die Box..." Dann drehte sich Max seinem Sohn zu, der vor dem Stall mit Lissy herum lungerte und sie bewegte.
"Billy? Du bleibst mit Lissy hier im Stall. Bring sie schon mal in ihre Box....Ihre Zieh - Mutter kommt auch gleich. Vergiss nicht die Milchflasche aus dem Haus zu holen."
"Geht klar, Dad!...Komm Lissy, du hast Grandpa Max gehört, ab in die Box mit dir. Und keine Widerrede!" Max blieb verdattert stehen, als er gehört hatte, wie Billy ihn nannte.

Grandpa Max!

Sah er denn schon so alt und grau aus? Doch er lächelte darüber. Er wusste, wie es sein Sohn meinte.

"Säugt die Mutter nicht das Fohlen?", hakte Sam bei Angelo nach.
Angelo erklärte ihr, dass das Fohlen von einer benachbarten Farm kam. Die Stute, die es geboren hatte, hatte es verstoßen. Sie war noch eine sehr junge Stute. Die Nachbarn hatten sie erworben. Da war sie schon trächtig und keiner wusste davon.
Billy gefiel es. Also kaufte es Max für ihn. Somit lernte er Verantwortung zu übernehmen. Billy kümmerte sich mit Freude und viel Liebe um die kleine Lissy und sie folgte ihm, wohin er ging.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top