Kapitel 24...Zeit für ein Verhör
"Also! Was ist hier im Gange?...Mister und Miss Stanford?", fragte Max die Beiden und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
"Sybil... Sie ist los!", Sam sah ihm verstohlen in seine Azur - blauen Augen und antwortetet schließlich.
"Was Sie nicht sagen, Miss Sam!...Da erzählen Sie mir nichts Neues!", sprach Max mit fester Stimme, als hätte er mit dieser Sorte Frauen so seine Erfahrungen gesammelt.
Sam erhob sich von ihrem Stuhl und sah ihn finster an.
"Wir sind hier nicht, um zu scherzen, Mister Harper! Das ist eine äußerst wichtige und ernste Angelegenheit, die hier ausdiskutiert werden muss...
Erstens:
Sie sagte am Tag des Einstellungsgesprächs aufgrund ihrer vorliegenden Bewerbung, sie kennt Sie bereits.
Was meinte sie damit?"
Max stand auf, verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper und lehnte sich mit seinem Hinterteil an den Schreibtisch.
"Sie ist Billys leibliche Mutter.
Sie ist die Tochter von Misses Andrews, Billys ehemaligen Kindermädchen...Sybil heiratete vor einige Zeit diesen...diesen Versager...aber nur, weil er genug Geld verdiente. Er war Immobilienmakler. Er und ich hatten eine gemeinsame Firma gegründet. Sybil machte Anstalten ihm hinterher zu laufen...Irgendwann....heiratete sie ihn und legte ihren Mädchenname - Andrews - ab."
Sam ging ein paar Schritte vom Schreibtisch weg in Richtung Kamin, sah auf das Porträt ihrer Tante Helen und redete weiter.
"Zweitens:
Somit ist die Verwandtschaft zwischen den beiden Frauen ja wohl geklärt, nicht wahr, Mister Harper? Wie kam die Bewerbung auf den Tisch?...Kein Stempel, keine Briefmarke...Hatten Sie irgendetwas in irgendeiner Weise damit zu tun?"
"Also wenn Sie denken, ich hab den Umschlag ins Hotel geschmuggelt und auf dem Schreibtisch abgelegt. Dann haben Sie sich geirrt....Ich bin froh, dass seine Mutter damals gegangen ist. Sie hätte ihn eh nie als Kind verstanden, wenn er mal geschrien hat...seinen Hunger, seine volle Windel, sein Bauchweh, seine Schmerzen, wenn die Zähne kamen...wenn er Zärtlichkeiten brauchte oder einfach nur den Herzschlag, der für ihn wie Musik war...
Ich möchte ihn aufwachsen sehen, ihm einen Rat geben können und mit Trost spenden bei ihm sein, wenn seine erste Freundin mit ihm ausgehen will oder sie mit ihm Schluss gemacht hat...Ich möchte ihm zeigen, wie man Auto fährt und ihm seinen Führerschein bezahlen und ihm ein Auto kaufen, wenn er so weit ist ...Ich will ihn ausschimpfen dürfen, wenn er seine erste Zigarette heimlich geraucht hat und mich deswegen anlügt oder wenn er seine Ausbildung beginnt, möchte ich ihm die Daumen drücken und ihm gratulieren mit einer Umarmung, wenn er sich in seinem Job für's Leben durchkämpft...... Reicht Ihnen das als Antwort, Miss Stanford?"
Sam war beeindruckt von seiner Seite und seinem Auftreten als Vater und sein Pflichtgefühl, was er seinem Sohn gegenüber an den Tag legte. Sie konnte sich schon ein Bild machen, was er als alleinerziehender Vater durchlief und was ihm noch bevorstehen würde. Doch sie ließ sich jetzt nicht davon ablenken und räusperte sich und machte weiter in ihrem Text...
"Okay Mister Harper!...Fahren wir fort. Wo waren wir stehen geblieben?
Drittens:
"Haben Sie gewusst, dass Misses Andrews ihre Mutter war?", wollte Sam von ihm wissen.
Max nahm sein Hinterteil vom Schreibtisch weg und trat an die Fenster, steckte seine Hände in seine Hosentaschen und grübelte nach. Dann zog er seine linke Hand wieder heraus und zog eine weiße, lange Gardine leicht beiseite, dass er den Blick zur Brücke richten konnte.
Was hatten diese Fenster nur an sich, dass irgendjemand stets und ständig dort an der ein - und derselben Stelle stand, wo Tante Helen immer zu stehen gedachte und hinaus blickte? Lag es an der Aussicht oder am Blickwinkel, den man zur Brücke hatte?
"Ich hab ihre Eltern nie kennen gelernt...", begann Max zu erzählen. Er wirkte nachdenklich. "Sie sagte, sie habe stets Streitereien mit ihnen. Sie wären es nicht wert, mich als ihren Freund zu kennen...Ihre Mutter habe ihr damals vorgeworfen, dass Sybil am Tod ihres Vaters schuld sei...Es passierte vor zwei jahren...Ich brachte Sybil betrunken zu ihren Eltern nach Hause. Wir waren an diesem Abend auf einer Party von einem ihrer Freunde eingeladen...Ich fuhr heim und ihr Vater zog sie zur Rechenschaft, weil sie sturzbetrunken heim kam. Sie hatten sich gestritten, sagte Sybil. Und als ihr Vater die Hand gegen sie erhob, holte sie ebenfalls aus Reflex aus und schlug ihm ins Gesicht. Er stolperte nach hinten weg und fiel zu Boden. Der Aufprall hatte einen Herzinfarkt ausgelöst. Jede Hilfe kam zu spät für ihn. Ihre Mutter warf ihr seitdem vor, sie habe ihren Vater auf dem Gewissen.. Deswegen diese Verstrittenheit...Ihre Mutter lernte ich erst kennen, als sie die Kündigung als Kindermädchen erhielt. Aber das haben wir ja bereits geklärt, nicht wahr, Miss Stanford?", kam es jetzt etwas ernster zu Sam herüber.
"Mister Harper! Das war nicht die Antwort auf meine Frage!", und sie sah ihn durchdringlich an.
"Also nochmal: Ich erfuhr es an dem Tag, als ich Misses Andrews gekündigt hatte!"
Sam fuhr fort und ging auf den letzten Satz von Max nicht ein.
Sie tat, als hätte sie die letzten Worte seiner Aussage davor überhört. Es ging sie nichts an, was mit Sybil war und was sie angestellt hatte. Es ging um das, was sie hier im Hotel verzapfte. Sam sprach weiter.
"Viertens:
Es ist schon komisch. Ihr Sohn hält sich hier im Hotel auf und das noch nicht allzu lange und sie taucht hier auf."
Max hatte sich von dem Fensterblick lösen können und war zurück zu seinem Sessel gegangen, auf dem er nun wieder Platz nahm und sich in ihm zurück lehnte.
Benjamin hatte beide Ellenbogen auf seinen Lehnen abgestützt und seine Hände ineinander verengt und hörte der Unterhaltung zwischen seiner Tochter und Mister Harper mit offenen Ohren zu und beobachtete die Beiden, wie sie miteinander umgingen. Das amüsierte ihn.
Er fand es sehr unterhaltsam und sehr informationsreich, wie sie gegenseitig Worte miteinander wechselten.
SIE WÜRDEN SO GUT ZUSAMMEN PASSEN...waren seine Gedanken.
War da irgendetwas zwischen ihnen? Vielleicht ein kleiner Funken?
So führten sie sich jedenfalls auf.
Einer zog den anderen hoch und ließ mal die eine oder andere Spitze vom Stapel.
"War sie die Einzige, die hier auf dem Tisch gelegen hat?..." Max räusperte sich. "Entschuldige bitte!", sagte er zu Sam, denn die Frage war etwas blöd von ihm an sie ausgedrückt.
"Sie meinen, ob es noch andere Interessenten für diesen Job gab, Mister Harper?"
"Ja genau!"
"Nein, die gab es nicht!"
"Und wieso nicht?
"Weil es keine öffentliche Stellenausschreibung gab. Die Bewerbung lag schon auf dem Tisch, bevor wir von Mister Crawford über die Videokonferenz erfuhren, dass seine Frau, Louise, einen Unfall auf der Piste hatte."
Geschickt drehte Max jetzt den Spieß um und war drauf und dran Sam zu verhören. Was sie allerdings leicht abwerte. Denn was Sam konnte, konnte er auch...
"Das heißt im Klartext, Miss Stanford?"
"Das heißt, irgendjemand hat den Unfall von Misses Crawford herbei geführt, damit die Stelle frei wird. Oder jemand führt einen Rachefeldzug gegen SIE, Mister Harper!..."
Max wurde nachdenklich. Es war etwas Wahres dran.
Er hatte soweit noch gar nicht gedacht. "Warum sollte jemand so etwas tun, Sam?", fragte Max sie noch etwas unsicher.
"Ich bin für Sie immer noch - Miss Stanford, Mister Harper!"
"Schon gut!...Verzeihung!...Also! Warum?"
"Mister Harper!
Sie haben Sybil wann aus den Augen verloren?", und dieses Mal war es wieder Sam, die den Spieß erneut umdrehte.
"Nachdem Billy geboren wurde. Sie verschwand auf nimmer Wiedersehen.
Sie wollte den Jungen nicht...
Sie wollte die Schwangerschaft kappen...Doch das hab ich nicht zugelassen...Also traf ich eine Abmachung mit ihr...
Meine Meinung, Miss Stanford, ist, wir haben ihn gemacht...Sybil und ich...Er wurde geboren. Also sollten wir uns auch wie Eltern verhalten. Ich fand, er hat das gute Recht, sein Leben zu leben, Freunde zu haben, mit denen er zur Schule geht oder Fahrrad fährt... und eine Familie. Ich wollte ihn behalten und groß ziehen und ihm ein guter Vater und eine gute Mutter sein.
Jetzt ist SIE aufgetaucht.
Keiner von uns kennt ihre wahren Absichten...
AUẞER:
Dass sie sich das Hotel unter den Nagel reißen will.", und Max ging auf Sam zu. "Wer wäre denn sonst für diesen Job geeignet, Miss Stanford?..."
"Andere Bewerber, die ihren Job ernst nehmen würden, wenn sie ihn bekommen hätten, Mister Harper!
Und wenn es eine öffentliche Stellenausschreibung gegeben hätte, damit für jeden Bewerber die Chance bestanden hätte, an einem Vorstellungsgespräch teilzunehmen."
"Sam...Sybil muss hier weg!...Das gibt nur Ärger!...Ihre Mutter ist schon unberechenbar...
Was glaubst du, was SIE dann anrichten wird?"
"Sie wissen schon, welche Dummheit Sie damit begehen müssten, Mister Harper, damit das möglich ist?...Dafür reicht nur ein kleines Wörtchen, dass Sie später bereuen werden!...Ich sage es Ihnen noch einmal...Ich bin für Sie immer noch Miss Stanford, Mister Harper!", entgegnete Sam ihm schnippisch.
Max lächelte vor sich hin.
"Das weiß ich sehr wohl!...Doch bevor ich einen Fehler mache, wird sie einen Fehler machen!...
Und wer die zukünftige Misses Harper werden soll, entscheide immer noch ICH!"
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