Kapitel 21...Der Mann in roter Uniform
Nach dem abgebrochenen Kaffee im Freien begab sich Sam in die Wäschekammer, um die frische Wäsche gegen schmutzige Wäsche einzutauschen. Sie brauchte jetzt eine Ablenkung von dem missglückten Kaffee unter der Weide im Park. Was erdreistete sich denn dieser Mann, sie an die Absichten ihres Vaters zu erinnern und ihr damit diesen Tag zu vermiesen?...Hatte er keine anderen Pläne?
"Wohin mit der Wäsche, Miss?", fragte der Lieferant.
"Kommen Sie bitte mit!...Folgen sie mir!...Wie viele Wagen sind es heute?"
"Zehn Wagen, Miss!"
"Okay, bringen Sie sie in die Wäschekammer durch die große Tür dort." Sam öffnete die Tür zur Wäschekammer und zog einen Wagen nach dem anderen mit hinein. Dann nahm sie die Liste in die Hand und kontrollierte jeden einzelnen Wagen.
"Macy, Courtney...Ihr könnt auspacken und einsortieren. Ist alles gut mit der Lieferung...Ich muss wieder ins Erdgeschoß....Ich wünsche euch noch einen schönen Tag und einen schönen Feierabend...Ich nehme die Rechnung gleich mit hoch und gebe sie bei der Sekretärin ab.", und Sam lenkte ihre Schritte zum Fahrstuhl, drückte auf den Knopf vom Erdgeschoß, wartete, bis der Fahrstuhl hielt und stieg ein.
***
Sam staunte nicht schlecht, als der Lift sich geöffnet hatte. Ein Mann in roter Uniform stand im Fahrstuhl und bediente ihn und beförderte die Gäste in ihre Etagen oder in die Lobby.
"Seit wann haben wir eine Fernbedienung für den Fahrstuhl?", stellte Sam ihm die Frage, bevor sie in den Fahrstuhl trat.
Er sah sie an. "Seit heute, Ma ám!"
"Ma àm?", fragte Sam ihn verwundert. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? "Ich bin Sam! Die Tochter des Hauses. Das Ma ám klingt so...förmlich und...alt."
"Welche Etage wünschen Sie Miss Sam?"
Sam beäugte ihn erneut und sagte unsicher, bevor sie einen Schritt in den Fahrstuhl hineinsetzte und sich an die Wand vom Eingang gegenüber anlehnte:
"Ehm...In...In...Ins Erdgeschoß, bitte, in die Lobby, Mister...."
"...Roger Evans, Miss Sam!" Sam schüttelte ihm die Hand. "Willkommen im Hotel Stanford, Mister Evans!" Wer immer ihn auch eingestellt hatte, ging es Sam durch den Kopf und er startete den Fahrstuhl und brachte Sam in die Lobby. Er hielt an und Sam verließ den Lift.
Sie ging geradewegs mit der Rechnung aus der Wäschekammer in ihren Händen zum Büro ihres Vaters und trat nach einem Anklopfen ein, das mit einem "Herein!" befürwortet wurde. Dort saß Misses Steward vor dem Schreibtisch und unterhielt sich mit ihrem Vater sehr belebend.
***
"Störe ich, Vater?"
"Natürlich nicht, Sam!", antwortete der Chef des Hotels ihr.
"Kann ich kurz rein kommen? Ich möchte gern etwas wissen."
"Nur zu mein Kind! Was ist denn los?"
"Wer hat angeordnet, dass die Fahrstühle einen Diener brauchen? Wir haben dafür die Pagen, die die Gäste rauf und runter fahren...Wessen blöde Idee war das? Und wer hat ihn eingestellt?", fragte Sam leicht aufgebracht.
Sybil drehte sich zu Sam an die Tür, denn dort war sie stehen geblieben und hielt die Klinke noch in der linken Hand fest.
"Das war ich!", gab Sybil zur Antwort.
"Wozu sollten Sie das tun, Misses Steward?...Nichts für ungut, doch Sie sind nur die Sekretärin. Sie sind nicht befugt, jemanden einzustellen! Das ist die Aufgabe von Mister Stanford und Mister Harper!...Nicht Ihre!"
Sam entfernte sich von der Bürotür und kam in die Richtung ihres Vaters und legte die Rechnung für den Wäscheaustausch auf den Schreibtisch neben seinen Computer und lenkte ihre Schritte zur Tür. Sie drehte sich nochmal zu ihm um und erhaschte ein hinterhältiges Grinsen im Gesicht von Sybill.
***
Sam verließ das Büro ihres Vaters und kam wütend an der Rezeption an. "So ein Gott verdammtes Weibsbild! Ist denn das zu fassen? Noch keine Woche da und Sie stellt jemanden ein, obwohl das nicht in ihrem Bereich liegt. Dann grinst sie hinterhältig und denk, bereits gewonnen und meinen Vater auf ihrer Seite zu haben!....Ich könnte sie an den Haaren ziehen!", fluchte Sam.
Alex starrte sie an. "Von wem reden wir hier gerade?"
"Von dieser Makeup - Möchte - Gern - Sexy - Hexy - Tussi!", antwortete Sam.
"Und wer ist das? Wenn ich fragen darf?", hakte Alex nach.
"Misses Steward!", und Sam ging ans klingelnde Telefon, ein interner Anruf.
"Okay Alex!...Das Oberhaupt verlangt nach meiner Anwesenheit!", und Sam ließ Alex kurz allein.
***
Sam gehorchte ihrem Vater und ging zu seinem Büro und klopfte an die Tür.
"Komm rein und setz dich!...", bat er. Sobald Sam Platz genommen hatte, begann Benjamin zu toben. "Was hast du dir vorhin nur dabei gedacht?...", knurrte er seine Tochter an. "...Du kannst Misses Steward nicht so anfahren und mit ihr so herumspringen!"
"Ist das ihre Meinung, dass ich es nicht kann oder ist das deine Meinung, dass ich es nicht kann?...Hat sie dich etwa schon so um den Finger gewickelt, dass du nachgibst und dass Fehler an der Tagesordnung unseres Hotels stehen?...Es ist nicht ihre Aufgabe! Sondern deine und die von Mister Harper, jemanden einzustellen!...Hast du die Einstellung von Mister Evans etwa abgesegnet?"
"Nein! Hab ich nicht!", murrte Benjamin seine Tochter an. "Soll ich ihn etwa wieder entlassen?"
"Jetzt ist es wohl dafür zu spät, findest du nicht? Das hättest du eher entscheiden sollen! Stattdessen lässt du ihr freie Hand! Jetzt soll er auch seine Chance kriegen! Kündigen kannst du ihn immer noch, wenn er seine Arbeit nicht richtig und gewissenhaft erledigt oder sich Gäste über ihn beschweren."
Benjamin war ans Fenster getreten und sah hinaus auf die Straße. Er hatte gerade seine Schwester in Sams Worten wieder erkannt. Sie wurde ihrer Tante immer ähnlicher...in ihren Worten und in ihren Entscheidungen...alles zum Wohl des Hotels. Ben schloss seine Augen und hatte Helen in Sicht und ihre letzten Worte: "Pass auf Sam auf! Eines Tages wirst du ihr die Wahrheit sagen müssen...Wenn es soweit ist!...Doch bis dahin möchte ich, dass du an die Verschwiegenheit gebunden bleibst..."
"Sind wir hier fertig?...", entgegnete Sam und unterbrach ihren Vater in seinem Rückzug in die Vergangenheit, denn sie wollte sich nicht mit ihrem Vater wegen so einer Möchte - Gern - Wichtigtuerin streiten.
"Du hast ja recht, Tochter!...", wand er sich von dem Fenster, mit verschränkten Armen hinter seinem Rücken, ab. "...Sie hat einen Fehler gemacht!"
"Den sie sich hätte sparen können!... Okay Dad! Den einen Fehler lass ich ihr durchgehen. Für den Nächsten sprichst du ihr eine Abmahnung aus! Ich mag keine Aufruhr in diesem Hotel und keine eigenen Entscheidungen, die nicht von dir und Mister Harper genehmigt worden und abgesegnet sind!"
Benjamin erkannte seine Tochter nicht wieder. Sie sprach wie eine echte Nachfolgerung des Stanford - Hotels.
"Ich wünschte, deine Tante Helen wäre jetzt hier und könnte dich in deiner Entwicklung zur Leitung begleiten und ihre Erfahrungen an dich weitergeben. Doch wie ich sehe, schaffst du das auch allein...Ich bin stolz auf dich, Sam Stanford!"
"Ich dachte, sie hat mir schon alles beigebracht, Daddy!", und Sam nahm ihren Vater in ihre Arme. "Ich liebe dich, Dad!"
"Ich dich auch, mein Kind...ich dich auch!"
Er wischte ihre Tränen weg und ließ sie zurück an ihre Arbeit gehen.
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