Kapitel 12...Die Kündigung

Alex war gerade dabei ihren Spind auszuräumen und stopfte alles in eine große schwarze Sporttasche.
Sie hielt inne im Packen, als Sam eintrat und sah in ihr bleiches, trauriges, erschütterndes Gesicht.

"Ah ja!...Daddy hat die frohe Botschaft soeben verkündet!....Bist du nun zufrieden, Miss Stanford?...Jetzt hast du bekommen, was du wolltest!"

Sam ging langsam auf sie zu und begann mit zitternder Stimme mit Alex zu reden.
"Ich wollte gar nichts!...Ich hab mit der Sache nichts zu tun! Ich hab die Kündigung nicht ausgehandelt, Alexandra!...War es denn einfach zu viel verlangt, sich an die klar und deutliche Hausordnung zu halten?
Ich hatte das Gefühl, dass du es regelrecht auf eine Kündigung angelegt hast...Wie konntest du nur?...Wie konntest du das dir nur antun, Marshal?", wurde sie etwas lauter und ihre Stimme wurde dabei fester und klarer.

Sam war auf Alex und deren Spind zugegangen und schlug die Spind- Tür mit ihrer linken Hand zu, weil Alex ihr Gleichgültigkeit entgegen brachte.

"Was hast du dir nur dabei gedacht, Alexandra Marshal?...Weshalb riskierst du deinen Job? Er war alles, was du je hattest!...Das war alles, was du je in deinem Leben tun wolltest!...Das hier war dein Zuhause! Wieso, verdammt nochmal setzt du das alles auf's Spiel, Alexandra Marshal?
Wie oft hab ich dir gesagt, hör auf damit?!...

Deine Selbständigkeit ist für den Arsch!
Du heftest dich an diesen Mistkerl, als wärst du eine ausgehungerte Wanze und er das einzige männliche, begehrendste Wesen auf dieser Erde!...Er kommt einfach daher gelaufen und du springst auf ihn an, als wäre es normal, gleich mit jedem X - beliebigen Vollidioten in die Kiste zu steigen!.....

Das ist keine wahre Liebe, Alex!..Das hat rein gar nichts mit wahrer Liebe und Gefühlen zu tun. Du verlierst deine ganze Selbstachtung...oder das...was davon noch übrig ist!...Ich rede bei dir wie vor eine Wand! Ich erinnere dich immer wieder daran, dass es falsch ist, was du tust! Ich meine es doch nur gut und wollte dich nur davon überzeugen, dass du es für leichtfertig hälst und es dir das Genick brechen wird!...Was es ja nun auch hat!

Aber nein!...Du wusstest es besser!...

WIE IMMER!!!

Du tust WAS du willst und WANN du es willst!
...Du machst mich wahnsinnig mit deinem Trieb.
Das geht seit Monaten so!
Was stimmt Gott verdammt nochmal nicht mit dir, Alex?"

Doch Alex ließ sich nicht darauf ein...noch nicht.
Sie schob Sam beiseite und öffnete erneut ihren Spind und packte weiter.

Sam wurde wütend. "Ich dachte, ich bin deine beste Freundin, der du alles erzählen kannst!...Jedenfalls war es mal so!...Was hat sich geändert?...War dir die Meinung dieses Arschloches wichtiger als die von mir?...Was hat er nur aus dir gemacht?...Du bist nicht mehr die Alexandra Marshal, die ich kennengelernt habe!"

Doch Alex äußerte sich nicht dazu, was sie von Sam zu hören bekam. Sie wollte einfach nur noch weg hier!

Sam ballte ihre Hände mittlerweile zu Fäusten und in ihr tobte es mächtig.
Wie konnte Alex das ignorieren?
War ihr die Arbeit wirklich so gleichgültig geworden? Sie war damals so heiß auf diesen Job und konnte es kaum abwarten, ihren ersten Gast ins Hotel einzuchecken.
Wieso warf sie das alles auf einmal weg? Der Job war alles, was sie noch hatte.

Sam verstand, was die Stille von Alex bedeuten sollte.

"Das ist jetzt nicht dein voller Ernst, Alexandra Marshal!?", fuhr Sam sie an und begann auszurasten.
"Du denkst doch nicht etwa, dass ich geredet habe?... ...Dass ich dich ange...
SAG MAL, HAST DU SIE NOCH ALLE? Wie lange kennen wir uns nun schon? Dann müsstest du eigentlich wissen, dass das nicht meine Art ist."

Sam wusste, wer für die Kündigung von Alex verantwortlich war. Jedoch dachte sie im Traum nicht daran, denjenigen zu verpfeifen. Denn das stand hier jetzt nicht zur Debatte. Sam trat einen Schritt zurück und lockerte ihre Fäuste und steckte ihre Hände in ihre Anzugshosentaschen.

"Wenn du auf mich gehört hättest, wäre es nie so weit gekommen, dass du für den Scheiß gekündigt wirst! Statt auf die Kameras auf den jeweiligen Etagen zu achten, die dort in den Fluren angebracht worden sind und alles aufzeichnen, was sich auf den Fluren abspielt, verdächtigst du MICH???

Ich bin deine beste Freundin und ich hab DICH, weiß Gott, wie oft, gewarnt und dir den Rücken frei gehalten!

Du hast mehrere Abmahnungen erhalten und sagst mir nichts davon!...Und dann große Reden schwingen, dass ich ein gutes Wort bei meinem Vater einlegen soll, wenn es soweit ist? Alle Abmahnungen hast du fleißig gegen den Wind geschlagen, wie sonst alles Andere auch! Und was sagt uns das?", fragte Sam ihre Freundin empört.

Alex hatte aufgehört zu packen und murmelte vor sich hin:
"Ich weiß, du hattest die ganze Zeit Recht...Ich hätte auf dich hören sollen!...Es tut mir leid, Sam!"

Sam war bereits zur Tür gegangen und legte ihre rechte Hand auf die Klinke. Dann hielt sie kurz inne und sagte im ruhigen Ton:
"Dafür ist es jetzt zu spät, Alex!
Du solltest vorher über deine Worte nachdenken und sie mit Bedacht wählen, die du versprühst...Vor allem, wen du für DEINE Fehler beschuldigst und verantwortlich machst!...

Ich bin fertig mit dir, Marshal!...Du solltest jetzt gehen!",
und Sam ließ Alex allein zurück.
Alex ließ alles stehen und liegen. Ihr war gerade bewusst geworden, dass sie drauf und dran war, ihre beste Freundin Sam Stanford zu verlieren und folgte ihr deshalb durch die Lobby, um zu retten, was noch zu retten war.

***

Sam rannte zum Ausgang des Hotels durch die Drehtür.

Draußen an der frischen Luft kam ihr Max entgegen. er kam von einem Meeting und hatte deshalb seine Limousine vor dem Hotel parken lassen. Es nieselte leicht. Sam lief ihm direkt in seine Arme. Er hielt sie auf und drückte sie aus Reflex an seinen muskulösen Oberkörper, der unter seinem schwarzen, knielangen Mantel verborgen war. Sie lehnte sich an ihn und atmete schwer und hatte Tränen in ihren Augen.
Max war überrascht und strich ihr sanft durch ihr langes, offenes Haar, dass sich durch ihr eiliges Tempo aus ihrem Dutt gelöst hatte.
"Miss Stanford!...Was in aller Welt...?", bekam er gerade so noch heraus, ehe sie sich ihrer Lage bewusst war, bei wem sie sich gerade Trost erhoffte zu finden.

Erschrocken über ihr Handeln entriss sie sich ihm und rief sich ein Taxi, stieg ein und Max hatte das Nachsehen.

Das Taxi brachte sie zum Friedhof.
"Soll ich auf Sie warten, Miss Stanford?"
"Ja! Danke!...Ich bin gleich zurück!", und Sam sprang aus dem Taxi.
Sie rannte im Regen zum Grab ihrer Tante Helen und ließ sich auf die Knie fallen.
Sam schluchzte und war wütend auf ihren Vater, auf Alex, auf ihre Tante Helen und auf sich selbst.

Sie hatte nicht den Mut, ihrem Vater zu sagen, dass sie das Hotel gar nicht wollte. Erwartete er etwa von ihr, dass sie sich Max Harper an den Hals warf und somit das Hotel in den Händen der Stanford blieb?
Wollte er wirklich eine zweite Helen aus ihr machen?

"Wieso?...Wieso Tante Helen?...Wieso hast du mich verlassen?...Wieso hast du mich allein zurück gelassen?"

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