𝕶𝖆𝖕𝖎𝖙𝖊𝖑 8

𝕴m sanften Glanz des Tageslichts versammelten sich die Geschwister am Ufer des plätschernden Baches. Die Luft roch nach frischem Grün und die Vögel sangen ihre munteren Lieder in den Baumwipfeln. Eine Aura der Hoffnung und Erwartung lag über der Gruppe, während sie sich auf den glatten Steinen am Ufer niederließen.
Cascadia, die kleine Wasserfee, stand in ihrer zarten Gestalt vor ihnen, ihr Blick voller Bestimmtheit und doch auch ein Hauch von Besorgnis in ihren glitzernden Augen. Die Sonne warf ihr warmes Licht auf ihre funkelnden Flügel, als sie zu sprechen begann, ihre Stimme so leise wie das Flüstern des Wassers. "Es tut mir leid, aber ich weiß leider nichts weiter über die Prophezeiung. Diese uralten Geheimnisse sind ausschließlich den Hütern der Elemente bekannt, und selbst ihnen offenbaren sich nur Bruchstücke des Schicksals. Wir Feen wurden ausgesandt, um die Erben zu finden und sie zum verschwundenen Tempel zu führen."

Für einen flüchtigen Moment erhellte sich Casys Miene, und ein Hauch des Stolzes erhellte ihr Gesicht. "Eure Unwissenheit lässt mich vermuten, dass ich die Erste bin, die ihre Mission erfolgreich ausführen konnte", verkündete sie mit einem leisen Lächeln, das kurz in ihren Augen aufblitzte.
"Also bringst du uns zu dem verschwundenen Tempel? Dem nächsten Artefakt?", hakte Aldric ruhig nach, seine Stimme von einem Hauch Ernsthaftigkeit durchdrungen. Er tauschte einen kurzen, bedeutungsvollen Blick mit Elara, dessen Bedeutung für ihre gemeinsame Mission klar war. Die Suche nach den Elementen erwies sich als einfacher als erwartet, und das beunruhigte ihn zutiefst.

Jareth, von einem plötzlichen Anflug der Dringlichkeit ergriffen, sprang mit einer Mischung aus Ungeduld und Entschlossenheit auf die Füße. Sein Blick durchbohrte seine Geschwister, während er sie auffordernd ansah. "Nun? Worauf warten wir noch?"
Die Spannung in der Luft war greifbar, als Jareth keine Antwort seiner Gefährten abwartete. Er pfiff nach seinem Pegasus, das träge den Kopf hob, nachdem es seinen Durst am Bach gelöscht hatte. Mit angespannter Erwartung trat Wolkenfänger langsam auf den jungen Prinzen zu und bot ihm bereitwillig ihren Rücken an.

Doch bevor Jareth sich auf sein treues Gefährt setzen konnte, durchdrang eine leise, aber bestimmte Stimme die Atmosphäre. "Warte."
Cascadias Worte waren wie ein sanfter Stopp für Jareths Enthusiasmus. Die kleine Fee trat unbehaglichen auf ihren kleinen Beinchen herum, ihre Miene gemischt aus Bedauern und Bestimmtheit. "Ich versuche seit Tagen verzweifelt den Weg zurück zum Tempel zu finden", gestand sie den Geschwistern, ihre Stimme voller Entschuldigung und Selbstkritik. "Aber bisher ohne Erfolg, wie ihr sehen könnt."

Die Enthüllung von Cascadia brachte einen Moment der Stille unter den Geschwistern hervor, während sie die Bedeutung ihrer Worte verarbeiteten. Jareths Entschlossenheit wich einem Ausdruck der Enttäuschung, während Elaras Stirn sich in nachdenkliche Falten legte.
Das Gewicht der Erkenntnis lastete schwer auf ihnen. Der verlorene Tempel, das fehlende Artefakt – all ihre Hoffnungen schienen vorerst vergeblich. 

"Also sind wir zurück am Anfang", bemerkte Jareth nüchtern. Seine Stirn war leicht gerunzelt, und ein Hauch von Verärgerung lag in seinen Augen, als er sprach.  "Welche Wasserfee verliert schon den Weg zu ihrem eigenen Tempel?"
Er warf Cascadia einen scharfen Blick zu, der von leichter Frustration zeugte. Seine Worte trafen die Fee wie ein unerwarteter Stich, trotzdem versuchte sie, äußerlich gelassen zu wirken, und reckte trotzig das Kinn. "Eine in Ausbildung!", erwiderte sie scharf, ihre Stimme ein wenig höher, als sie beabsichtigt hatte. Dabei hob sie ihren Blick, aber ihre Augen verrieten eine Spur von Unsicherheit, die sie zu verbergen versuchte. Als sie bemerkte, dass ihr Blick von den Geschwistern erfasst wurde, senkte sie bedrückt die Augen. 

"Jareth!", rief Elara mit einem mahnenden Unterton, der sich scharf in ihrer Stimme ausdrückte. Sie fixierte ihren jüngeren Bruder mit einem ernsten Blick, der vor wütender Enttäuschung sprühte. Aldric legte Jareth schwer seine Hand auf die Schulter, eine stille Geste der Warnung und des Ernstes.

"Der Tempel wurde zweifellos in Wassernähe errichtet, falls das euch weiterhilft", hauchte Casy schließlich leise. Dabei schimmerten ihre zarten Flügel im Licht der Mittagssonne, und ihre Bewegungen wirkten wie ein zartes Ballett. Linneas Wangen wurden von warmen Lichtreflexen berührt, die eine Aura von Sanftheit und Hoffnung um sie herum schufen.

"Danke, Casy. Deine Information war wirklich hilfreich." Linneas Lächeln war warm und aufrichtig, als sie der Fee dankte. Sie erhob sich munter auf die Beine und klatschte vor Vorfreude in die Hände. Doch bevor sie weiterreden konnte, durchdrang eine Veränderung die Luft um sie herum. Ein plötzlicher Hauch von Kälte und Bedrohung hing schwer in der Luft, und Linnea spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufrichteten. Sie warf ihren Geschwistern einen prüfenden Blick zu, um sicherzugehen, dass sie die plötzliche Veränderung ebenfalls bemerkt hatten. Dann näherte sie sich vorsichtig Elara und spähte aufmerksam ins Dickicht, um die Ursache für die düstere Atmosphäre zu ergründen.

Ein leises Rascheln und Knacken drang aus dem Dickicht, gefolgt von einem dumpfen Knurren, das die Stille durchdrang und eine unheilvolle Spannung in der Luft hinterließ. Aldric legte beschützend seine Hand auf den Griff seines Schwertes, dessen metallenes Klirren im leisen Windhauch kaum hörbar war. Elara umklammerte fest ihren Bogen, ihre Finger bereit, den Bogen zu spannen, sobald die Situation es erforderte. 

Ein dunkler Schatten bewegte sich zwischen den Bäumen, und die Dunkelheit schien sich um sie herum zu verdichten, als würde sie eine undurchdringliche Mauer errichten, die ihre Sinne trübte und ihre Instinkte herausforderte. Linneas Herz schlug schneller, als eine steigende Angst in ihr hochkroch wie kriechende Schatten. Jedes Knacken im Unterholz schien ihr Blut zu gefrieren, und ihre Sinne waren auf das Äußerste gespannt, als sie versuchte, die Bedrohung zu orten. Ihr Atem wurde flach und hastig, während ihr Verstand wild zwischen Möglichkeiten hin und her raste, was hinter den dunklen Bäumen lauern mochte.

Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken, als sie die Finsternis in den Wipfeln zu spüren schien, die sich um sie herum zu verdichten schien. Die Angst, nicht zu wissen, was sie erwartete, nagte an ihrem Mut und ließ ihre Hände zittern, während sie sich enger an Elara drückte, auf der Suche nach Trost und Sicherheit in der bedrohlichen Stille des Waldes.

Der Wald, der einst von sanften Schleiern des Sonnenlichts durchdrungen war, wandelte sich allmählich in eine düstere Kulisse des Unheils. Aus dem Tag wurde pechschwarze Nacht. Die Luft, die einst frisch und belebend gewesen war, fühlte sich jetzt schwer und bedrückend an, als ob sie von den Schatten selbst durchtränkt worden wäre. Ein kühler Wind strich durch die Bäume und ließ ihre Blätter rascheln, ein bedrohliches Flüstern, das eine unheilvolle Botschaft zu verkünden schien.

Die üblichen Geräusche des Waldes wurden von einem unheimlichen Schweigen abgelöst, das von Zeit zu Zeit von einem leisen Knacken oder einem entfernten Heulen durchbrochen wurde, wie ein Echo aus einer anderen Welt. Die Bäume schienen sich enger zusammenzuziehen, als würden sie die Fremden in ihrem Inneren gefangen halten wollen.

Aldric's Stimme durchdrang die angespannte Stille wie ein Lichtstrahl in der Dunkelheit. "Wir müssen hier weg." Seine Worte waren ein dringender Appell zum Handeln, der die anderen aus ihrer Schockstarre riss. Schnell pfiff er nach den Pegasussen, die bereits nervös schnaubten und mit gespitzten Ohren herbeieilten.
Elara handelte sofort. Geschickt schwang sie sich auf Silberwinds Rücken, ihre Bewegungen flink und entschlossen, während Jareth eilig zu seiner schneeweißen Stute schritt.
"Linnea!" Aldrics Ruf durchdrang die düstere Atmosphäre nur mühsam. Er hob Cascadia behutsam auf Gipfelfängers Rücken und wartete ungeduldig darauf, dass Linnea folgte.

Die zunehmende Angst kroch wie kaltes Wasser über Linneas Haut und ließ sie erzittern. Ihre Hände fühlten sich plötzlich schwer an, als würden unsichtbare Fesseln sie zurückhalten. Jeder Atemzug wurde flach, als ob die Luft um sie herum erstickend dick geworden wäre. Ihre Augen weiteten sich vor Panik, während ihr Herz wild gegen ihre Brust hämmerte, als wollte es aus ihrem Körper entspringen.
Aldrics dringende Worte durchdrangen den Nebel der Angst und zwangen sie, sich zu sammeln. Doch die Angst schien ihre Sinne zu betäuben, während der kalte Schauer des Unbekannten ihren Nacken hinabrieselte. Jedes Geräusch war wie ein Donnerschlag in ihren Ohren, jeder Schatten eine gefährliche Bedrohung.
Als sie den Ruf des Prinzen hörte, schien er aus weiter Ferne zu kommen, gedämpft durch die Schleier der Angst, die sie umgaben. Die Stimme ihres Bruders war ein schwacher Anker inmitten des Sturms, ein Ruf nach Sicherheit in einer Welt, die plötzlich von Unsicherheit durchdrungen war.

Langsam und unaufhaltsam krochen die Schatten aus den Tiefen des Waldes hervor, wie dunkle Finger, die nach den Unwissenden griffen. Sie schlängelten sich zwischen den Bäumen hindurch, tanzten auf dem Boden und umgaben die Reisenden wie ein unsichtbares Netz, das sie zu verschlingen drohte.

Erst waren sie nur schwache Umrisse, kaum wahrnehmbar, die sich langsam aus den Schatten hervorschälten wie düstere Geister, die aus einem vergessenen Albtraum auftauchten. Ihre Bewegungen waren fließend, fast tänzerisch, doch ihre Anwesenheit versprühte eine unheimliche Aura der Bedrohung.

Ein knirschendes Geräusch, das von überall her zu kommen schien, begleitete ihr Vorwärtskommen, als würden die Schatten den Boden verschlingen, den sie berührten. Der Waldboden bebte unter ihren Schritten, als sie sich dem Licht näherten, das wie ein letzter Hoffnungsschimmer in der Ferne schien.

Die Spannung in der Luft war greifbar, die Angst wie ein kalter Schauer, der über Linneas Rücken lief und ihr Herz in wildem Rhythmus schlagen ließ. Jeder Atemzug wurde zu einem Kampf gegen die drohende Dunkelheit, die sich unaufhaltsam ausbreitete.
Die Finsternis verstärkte sich mit jedem Moment, während die Schatten an Intensität gewannen, als würden sie an Stärke und Macht zunehmen, je näher sie den Geschwistern kamen. Jedes Licht, das versuchte, die Finsternis zu durchbrechen, wurde von einem undurchdringlichen Schleier verschluckt, der die Welt in ein unheilvolles Zwielicht tauchte.

Der plötzliche Ansturm der Schatten verwandelte die einst friedliche Szenerie in ein Schlachtfeld der Dunkelheit. "Linnea!", rief Aldric mit dringender Stimme, als er in zwei langen Schritten zu seiner jüngsten Schwester eilte. Er packte sie an den Schultern und schob sie regelrecht in die schützenden Arme von Elara, die bereits auf Silberwind bereit war, sich in die Lüfte zu erheben. Mit einem geschmeidigen Sprung schwang sich auch Aldric auf sein Pferd, während Jareths Pegasus kraftvoll seine Flügel ausbreitete und in die Luft stieg.

Die Schatten, die sich wie gierige Raubtiere nach den Hufen der Pegasusse streckten, ließen ein unzufriedenes Grunzen hören, als sie spürten, wie ihre Opfer ihnen entglitten. Ihre finsteren Gestalten zuckten und verschwammen im undurchdringlichen Zwielicht des herannahenden Unheils.
Die Schatten streckten ihre dunklen Tentakel aus, als würden sie nach den Hufen von Aldrics Pegasus greifen, bereit, sie in ihre undurchdringliche Dunkelheit zu ziehen. Jeder Augenblick schien wie eine Ewigkeit zu dauern, während die Pegasusse mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft stiegen.

Die Schatten verschmolzen beinahe mit der Dunkelheit des Waldes, und ihre eisige Berührung streifte beinahe Gipfelfängers Hufe, als sie in einem letzten verzweifelten Versuch nach ihnen griffen. Doch der Aufwind, den die majestätischen Kreaturen erzeugten, entzog den Schatten ihre greifbare Substanz, und sie verschwanden mit einem unheilvollen Zischen zurück in die Finsternis, aus der sie gekommen waren.

Aldric wandte seinen Blick hinab in die undurchdringliche Dunkelheit des Waldes. Ein Hauch von Erleichterung umfing ihn, als er spürte, wie sich sein Herz etwas entspannte. Doch diese kurze Ruhe wurde jäh durch einen gellenden Schrei zerschmettert.
Elaras Stimme durchzog die Nacht mit einem keuchenden Schreckensruf, als sie den Blick hob. In ihren Augen, die normalerweise vor Zuversicht leuchteten, spiegelte sich nun nackte Panik wider.

"Aldric!", hauchte sie, die Worte wie ein verzweifelter Flügelschlag in der düsteren Nacht. "Linnea ist bewusstlos!"

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