Kapitel 16
Als die Gruppe in der Dämmerung Rast machte, setzte sich Lúthëa neben Èomer. Die Atmosphäre war für einen Moment friedlich, und die schweren Wolken des bevorstehenden Kampfes schienen sich für einen Augenblick zu lichten. Èomer erzählte ihr Geschichten von Rohan, von seinen tapferen Männern und den seltsamen Begegnungen, die er auf seinen Reisen gemacht hatte. Immer wieder brachte er Lúthëa zum Lachen, und ihre Augen funkelten vor Freude.
Legolas, der weiter entfernt saß und den Rest der Gruppe im Auge behielt, bemerkte die beiden. Sein Blick verdunkelte sich, und er spürte eine unerwartete Anspannung in seiner Brust aufsteigen. Er stand auf, seine Schritte leise und doch bestimmt, und ging direkt zu Lúthëa und Èomer hinüber.
„Lúthëa, ich denke, wir sollten uns unterhalten,“ sagte Legolas, während er sie am Arm packte und sanft, aber entschlossen von Èomer wegzog. Der Krieger von Rohan hob eine Augenbraue, konnte aber nicht anders, als amüsiert zu schmunzeln. „Natürlich, Prinz Legolas,“ sagte Èomer mit einem leichten Lächeln, „ich wollte nicht stören.“
Lúthëa, die überrascht war, ließ sich von Legolas mitziehen, sah ihn dann aber fragend an. „Was ist los mit dir?“ fragte sie leise, während sie sich in einen ruhigeren Teil des Lagers zurückzogen. „Warum ziehst du mich einfach weg?“
Legolas wirkte angespannt, obwohl er versuchte, seine Gefühle zu verbergen. „Nichts ist los,“ sagte er knapp, wandte den Blick ab und tat so, als wäre es eine alltägliche Geste gewesen.
Lúthëa konnte jedoch die kleine Falte auf seiner Stirn sehen und wie er die Kiefer zusammenpresste. Ein Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen. „Bist du etwa... eifersüchtig, Legolas?“ Ihre Stimme klang spielerisch, und sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
Legolas schnaubte und sah sie an, seine Augen blitzten. „Eifersüchtig? Auf Èomer? Das ist doch lächerlich.“ Seine Stimme war ruhig, aber ein wenig zu betont.
Lúthëa verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn amüsiert. „Oh, wirklich? Es sah aber ganz danach aus, als ob dir nicht gefiel, wie Èomer mich zum Lachen brachte. Du hast uns ja fast auseinandergerissen!“
Legolas schüttelte den Kopf, weigerte sich, zuzugeben, was er fühlte. „Ich habe nur… sichergestellt, dass du nicht zu viel Zeit mit ihm verbringst. Wir haben wichtigere Dinge, über die wir uns Gedanken machen müssen, Lúthëa. Das ist alles.“ Er versuchte, ruhig zu klingen, aber Lúthëa erkannte den leichten Funken in seinen Augen.
„Legolas,“ sagte sie sanft und trat näher an ihn heran, legte eine Hand auf seine Brust. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Èomer ist nur ein Freund, und ehrlich gesagt, finde ich es ziemlich süß, dass du so reagierst.“
Legolas schien für einen Moment aus der Fassung gebracht. „Ich bin nicht eifersüchtig,“ wiederholte er, doch diesmal klang es weniger überzeugend. Er sah sie an, als wolle er sich selbst davon überzeugen.
Lúthëa lachte leise und sah ihn mit liebevollen Augen an. „Du musst es nicht leugnen, Legolas. Es ist okay. Es zeigt nur, wie viel du mir bedeutest.“ Sie streichelte sanft seinen Arm, während sie ihn ansah.
Legolas atmete tief durch, seine Haltung entspannte sich ein wenig. „Vielleicht war ich... ein wenig besorgt,“ gab er schließlich zu, wenn auch widerwillig. „Ich kann nicht anders, Lúthëa. Die Vorstellung, dich zu verlieren, auch nur emotional… es ist schwer für mich.“
Lúthëa lächelte sanft und legte ihre Stirn gegen seine Schulter. „Du wirst mich nicht verlieren. Ich gehöre zu dir, und das wird sich nicht ändern, egal was passiert.“
Legolas legte seinen Arm um sie und zog sie näher an sich. Für einen Moment schwiegen sie beide, genossen die Nähe und die beruhigende Gewissheit, die sie in den Worten des anderen gefunden hatten.
„Versprich mir nur,“ murmelte Lúthëa schließlich mit einem schelmischen Grinsen, „dass du nicht jedes Mal so tust, als ob du nicht eifersüchtig bist. Ich finde es nämlich irgendwie niedlich.“
Legolas lachte leise, etwas von seiner Spannung wich. „Ich werde es versuchen,“ sagte er, „aber nur, wenn du versprichst, mich nicht absichtlich eifersüchtig zu machen.“
Lúthëa grinste und sah ihn herausfordernd an. „Keine Versprechen.“
Legolas schüttelte den Kopf, aber in seinen Augen funkelte der Humor, der in den letzten Tagen gefehlt hatte. „Du bist unmöglich,“ sagte er liebevoll und küsste sie sanft auf die Stirn.
„Und das ist es, was dich an mir fasziniert,“ erwiderte Lúthëa schelmisch, bevor sie ihn an der Hand nahm und sie gemeinsam zurück zum Lager gingen.
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