Kapitel 1

Lúthëa wanderte durch die düsteren Wälder, deren Bäume wie schaurige Wachen in die Höhe ragten. Die Schatten schienen lebendig, und der Mond, der hoch am Himmel stand, warf kaltes, gespenstisches Licht auf den Boden. Ihr Herz schlug schnell, doch die Angst war nicht mehr die treibende Kraft. In den Jahren der Gefangenschaft hatte Lúthëa nicht nur ihre körperliche Stärke, sondern auch dunkle Kräfte entwickelt, die sie sich aus den finsteren Ritualen und Zaubersprüchen der Orks angeeignet hatte. Diese Kräfte waren wie eine dunkle Magie, nur noch mächtiger, und sie hatte gelernt, sie zu nutzen, um sich durch die Welt zu bewegen.

Eines Nachts, als die Kälte des Waldes durch ihre Kleidung kroch, entdeckte Lúthëa eine verlassene Hütte, die sich im dichten Nebel verbarg. Die Wände waren von Moos und Efeu überwuchert, und das Dach war von Zeit und Wetter zerfressen. Trotzdem sah sie es als ihre einzige Möglichkeit zur Zuflucht und entschloss sich, sich dort einzunisten.

Als sie die Tür aufstieß, knarrte sie laut, und der Staub, der sich in der Luft wirbelte, ließ sie husten. „Hier werde ich vorerst bleiben", murmelte sie zu sich selbst, während sie in die dunkle, verfallene Hütte trat. Das Innere war ebenso schlecht erhalten wie das Äußere, aber es bot Schutz vor den elementaren Gefahren des Waldes.

Die Tage vergingen, und Lúthëa richtete sich in ihrer neuen Behausung ein. Sie fand alte Möbel, die kaum noch brauchbar waren, und improvisierte, um sich eine bescheidene Unterkunft zu schaffen. Mit Hilfe ihrer dunklen Kräfte konnte sie die hölzernen Balken verstärken und einen Teil des Daches reparieren. Trotz der Umstände fühlte sie sich zum ersten Mal seit langem sicher, auch wenn sie wusste, dass die wahre Gefahr von außen kam.

Eines Abends, als der Wind durch die Ritzen pfiff und das Heulen der Wölfe durch die Bäume hallte, entdeckte Lúthëa eine Gruppe von Reisenden, die sich durch den Wald bewegten. Sie erkannte, dass sie Elben waren, und ihre Herzen schlugen schneller. Lúthëa wusste, dass ihre dunklen Kräfte und die Magie, die sie erlernt hatte, sie von diesen Elben trennen würden, aber der Drang nach Kontakt und Verständnis war groß. Sie versteckte sich in den Schatten, als sie die Elben näher kommen sah.

„Es ist seltsam, diesen Teil des Waldes zu betreten", sagte einer der Elben, dessen silberne Stimme durch den Wald hallte. „Es fühlt sich an, als ob wir beobachtet werden."

„Vielleicht liegt es an den alten Geschichten, die sich über diesen Ort ranken", antwortete eine andere Elbin, deren dunkles Haar im Mondlicht schimmerte. „Es gibt Gerüchte über eine verlorene Seele, die in diesen Wäldern umherirrt."

Lúthëa wusste, dass diese Gerüchte von ihr stammten, und sie hielt den Atem an. Sie wollte sich nicht entlarven und die Elben vorzeitig alarmieren. Dennoch zog sie eine leise, kühle Windböe herauf, um sich zu zeigen, ohne sich zu verraten.

„Ich fühle es auch", sagte der erste Elb, während er sich umblickte. „Es ist wie ein Schatten, der über uns hinwegschwebt."

Die Elben näherten sich der Hütte, und Lúthëa, die sich in einem Winkel versteckt hielt, konnte hören, wie sie sich über die verlassene Behausung unterhielten.

„Es scheint, als ob hier schon lange niemand mehr gelebt hat", bemerkte die Elbin, die eine Flamme in ihrer Hand hielt, um den Innenraum der Hütte zu beleuchten.

„Trotzdem ist etwas hier", fügte der Elb hinzu. „Wir sollten vorsichtig sein."

Lúthëa, die bemerkte, dass die Elben immer näher kamen, wusste, dass sie handeln musste, wenn sie nicht entdeckt werden wollte. Mit einem kräftigen Schub ihrer Kräfte ließ sie eine dichte Nebelwand entstehen, die die Elben vorübergehend umhüllte. Während sie in dem mystischen Nebel verborgen war, formte sie ihre Gedanken, um sich der Sprache von Mordor zu bedienen – eine Sprache, die sie durch ihre Gefangenschaft perfekt beherrschte.

„Lasst uns verschwinden", sagte sie in der dunklen Sprache, ihre Stimme klang wie ein eisiger Wind. „Dieser Ort ist gefährlich. Ihr solltet weiterziehen."

Die Elben, verunsichert von der unheimlichen Stimme und dem plötzlich aufgetauchten Nebel, sahen sich fragend an. „Hört ihr das?", fragte die Elbin. „Es scheint, als ob wir nicht willkommen sind."

„Vielleicht ist es besser, die Nacht woanders zu verbringen", stimmte der erste Elb zu. „Dieser Ort gibt uns ein Gefühl der Unruhe."

Als die Elben schließlich ihre Entscheidung trafen und sich von der Hütte entfernten, verschwand der Nebel ebenso schnell, wie er gekommen war. Lúthëa atmete erleichtert auf, obwohl sie die Präsenz der Elben weiterhin spürte. Sie wusste, dass die Dunkelheit, die sie umgab, sie von den anderen Elben trennte. Ihre Kräfte, die sie in Mordor entwickelt hatte, machten sie zu einer Außenseiterin, und die Ablehnung, die sie von den Elben erfuhr, schmerzte tief.

Dennoch war Lúthëa entschlossen, ihre Reise fortzusetzen. Die Hütte war nur ein vorübergehender Unterschlupf, und die Welt außerhalb des Düsterwalds lag immer noch vor ihr, voller Möglichkeiten und Gefahren. In der Stille der Nacht machte sie sich auf den Weg, ihre dunklen Kräfte als Werkzeug ihrer Freiheit und ihrer Zukunft nutzend.

Der Winter zog durch den Düsterwald, und die Kälte ließ die Bäume knarren und das Eis auf den Seen knistern. Lúthëa lebte in der verfallenen Hütte, deren schützender Charakter durch die Jahreszeiten zunehmend abnahm. Die Welt war ein Ort voller Unsicherheit, aber Lúthëa hatte gelernt, sich durch die Herausforderungen der Dunkelheit zu kämpfen. Ihre dunklen Kräfte waren stark, doch die Einsamkeit nagte an ihr. Ihre Begegnung mit den Elben war eine seltene und eindringliche Erinnerung an die Welt, die sie nie ganz hinter sich lassen konnte.

Eines kalten Morgens, als der erste Schnee auf den Boden fiel und die Welt in ein frostiges Weiß hüllte, bemerkte Lúthëa einen Elben, der sich vorsichtig dem Eingang ihrer Hütte näherte. Er war hochgewachsen und hatte langes, goldenes Haar, das im Sonnenlicht glänzte. Seine blauen Augen durchdrangen die Dunkelheit des Waldes mit einem sanften, aber festen Blick. Es war Legolas, der Sohn des Königs Thranduil, des Herrschers des Düsterwaldes.

Lúthëa beobachtete ihn aus einem Fenster und spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie kannte die Legenden über den Sohn des Königs und wusste, dass dies eine Gelegenheit war, die sowohl gefährlich als auch vielversprechend sein konnte. Als Legolas schließlich an die Tür klopfte, wurde sie von einem Gefühl der Panik übermannt.

„Wer wagt es, in mein Heim einzudringen?" rief sie mit scharfer Stimme auf der Sprache von Mordor. „Verlasst diesen Ort, bevor es zu spät ist!"

Legolas lächelte sanft, während er die Tür öffnete. „Ich komme in Frieden, und ich habe keine Absicht, dir Schaden zuzufügen. Mein Name ist Legolas, und ich habe gehört, dass du hier lebst. Ich bin hier, um dir zu helfen."

Lúthëa trat einen Schritt zurück, ihre Augen funkelten misstrauisch. „Du kennst die Sprache von Mordor?"

„Ein paar Worte", antwortete Legolas. „Aber ich verstehe, dass diese Sprache für dich wichtig ist. Ich spreche viele Sprachen, und ich möchte dir helfen, dich hier einzuleben, wenn du es wünschst."

Lúthëa schüttelte den Kopf. „Warum solltest du mir helfen wollen? Die meisten Elben würden mich nur verachten."

„Nicht alle Elben sind gleich", erwiderte Legolas sanft. „Mein Vater lehrt uns, nicht nur nach dem Äußeren zu urteilen, sondern auch nach den Taten und dem Herzen eines Wesens. Ich glaube, dass es in dir mehr gibt als nur das, was die anderen sehen."

Lúthëa war zunächst skeptisch, doch Legolas' ruhige Art und seine unaufdringliche Präsenz schienen ihr Vertrauen zu gewinnen. Schließlich ließ sie ihn eintreten. „Wenn du wirklich helfen willst, dann erzähl mir, wie du dir das vorstellst."

„Ich möchte dir die Sprachen der Menschen und der Elben beibringen", schlug Legolas vor. „Sie könnten dir von Nutzen sein, um dich in der Welt zurechtzufinden. Außerdem kann ich dir das Bogenschießen beibringen – eine Fähigkeit, die dir in der Wildnis von großem Nutzen sein könnte."

In den folgenden Tagen verbrachten Lúthëa und Legolas viel Zeit zusammen. Legolas zeigte Lúthëa, wie man die Bogenstränge mit Präzision spannte und die Pfeile mit Geschwindigkeit und Genauigkeit abschoss. Während sie dies lernte, zeigte Legolas auch Geduld mit ihrer Fortschritt.

„Das ist der Bogen", erklärte Legolas, während er einen eleganten Elfenbogen präsentierte. „Er ist aus dem besten Holz gefertigt und mit Magie durchzogen, um die Kraft der Elben zu reflektieren. Du musst lernen, ihn als Erweiterung deiner selbst zu betrachten."

Lúthëa nahm den Bogen in die Hand und versuchte, ihn zu spannen. „Es ist schwieriger als es aussieht", murmelte sie. „Aber ich werde es lernen."

Legolas lächelte. „Das ist der erste Schritt. Und nun, lass uns die Sprache üben. Die Menschen und Elben haben einfache Wörter, die du dir merken kannst."

Er führte sie durch die Grundlagen der elbischen Sprache und des menschlichen Common, sprach in sanften Tönen und korrigierte sie geduldig, wenn sie Fehler machte. Doch die Sprache von Mordor war für Legolas eine Herausforderung, da er nur bruchstückhaft davon verstand.

„Es ist nicht einfach, diese Sprache zu lernen", gestand Legolas eines Abends, als sie vor dem knisternden Feuer saßen. „Aber ich lerne, was ich kann. Es ist schwer, wenn man nicht die ganze Sprache beherrscht."

„Das ist verständlich", erwiderte Lúthëa. „Ich bin dankbar für deine Mühe, auch wenn es manchmal frustrierend ist."

In den Wochen, die folgten, vertieften sich ihre Gespräche, und Lúthëa fand sich immer mehr in der neuen Welt zurecht. Die Dunkelheit in ihrem Herzen begann, sich etwas aufzuhellen, und die Beziehung zwischen ihr und Legolas wuchs. Sie lernten voneinander und halfen sich gegenseitig, die Sprachbarrieren zu überwinden. Lúthëa fühlte sich zum ersten Mal seit Jahren von jemandem verstanden und akzeptiert.

Eines Morgens, als der Frühling den Wald in frische Farben tauchte und die ersten Blumen zu blühen begannen, sah Lúthëa Legolas an. „Ich danke dir, Legolas. Du hast mir mehr gegeben, als ich je erwartet hätte."

Legolas legte eine Hand auf ihre Schulter. „Und ich danke dir, Lúthëa. Du hast mir gezeigt, dass es immer Hoffnung gibt, selbst in den dunkelsten Zeiten. Unsere Welt ist groß und voller Geheimnisse, aber ich glaube, dass wir gemeinsam vieles erreichen können."

Mit diesen Worten setzten sie ihren Weg fort, bereit, die Herausforderungen und Abenteuer der Welt zusammen zu erleben, während sie sich gegenseitig stärkten und unterstützten. Lúthëa wusste, dass die Dunkelheit, die sie aus Mordor mitgebracht hatte, nicht für immer ihr Gefängnis sein musste. Mit Legolas an ihrer Seite fühlte sie sich bereit, sich den Lichtblicken und Prüfungen des Lebens zu stellen.

Lúthëa erwachte eines Tages in einem Bett, das sich weich und luxuriös anfühlte, ganz anders als die harte Matratze, die sie in ihrer bescheidenen Hütte gewohnt war. Verwirrt öffnete sie die Augen und sah sich in einem opulent eingerichteten Raum um. Die Wände waren mit kunstvollen Stickereien geschmückt, und goldene Verzierungen zierten die Möbel. Das Licht, das durch die hohen Fenster strömte, war sanft und warm. Sie wusste sofort, dass sie sich nicht mehr in ihrer bescheidenen Hütte im Düsterwald befand.

„Wo bin ich?" murmelte Lúthëa, während sie sich aufsetzte und den Raum genauer betrachtete. Die prächtigen Möbel und die elegante Einrichtung wiesen auf einen hohen Status hin. Der Raum war eindeutig der eines Palastes.

Gerade in dem Moment öffnete sich die Tür, und Legolas trat ein, sein Gesicht von einem freundlichen, aber besorgten Ausdruck geprägt. „Guten Morgen, Lúthëa", begrüßte er sie sanft. „Ich sehe, du bist endlich aufgewacht."

Lúthëa starrte ihn an, noch immer verwirrt. „Wo bin ich? Warum bin ich hier?"

Legolas lächelte leicht. „Du bist im Palast des Düsterwaldes, dem Heim meines Vaters, König Thranduil. Als du krank wurdest und dich im Wald nicht mehr sicher bewegen konntest, brachte ich dich hierher, um dir die beste Pflege zu geben."

„Krank?" wiederholte Lúthëa und strich sich über die Stirn. „Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich mich müde fühlte und der Kopf mir schmerzte. Ich wusste nicht, dass es so ernst war."

„Du hattest hohes Fieber und warst stark geschwächt", erklärte Legolas, während er sich an ihre Bettkante setzte. „Ich wusste, dass ich dich nicht alleine lassen konnte. Die heilkundigen Elben hier sind die besten in der Heilung von Krankheiten, und ich wollte sicherstellen, dass du die beste Behandlung bekommst."

„Ich hätte nicht gedacht, dass du mich hierher bringen würdest", sagte Lúthëa, ihre Stimme war von Dankbarkeit und einem Hauch von Angst durchzogen. „Warum hast du nicht gesagt, dass ich mit in den Palast kommen würde?"

„Ich wollte dich nicht beunruhigen", erwiderte Legolas. „Du warst in einem kritischen Zustand, und ich musste schnell handeln. Die Pflege hier ist umfassend, und ich dachte, es wäre das Beste für dich."

Lúthëa nickte langsam, noch immer etwas überwältigt von der Situation. „Wie lange war ich hier?"

„Etwa eine Woche", antwortete Legolas. „Die Heilung war langwierig, aber du bist auf dem Weg der Besserung. Ich wollte nur sicherstellen, dass du keine Komplikationen hast."

„Danke", sagte Lúthëa leise. „Ich weiß nicht, wie ich dir jemals genug danken kann. Deine Freundlichkeit ist überwältigend."

„Es ist mir eine Ehre, dir zu helfen", erwiderte Legolas. „Mein Vater ist sich dessen bewusst und freut sich, dich kennenzulernen, wenn du dich etwas erholt hast. Er ist neugierig auf die Elbin, die in den Wäldern lebt und die so außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt."

Lúthëa sah sich um und bemerkte den Komfort des Palastes. „Es ist wunderschön hier. Ich habe nie gedacht, dass ich einmal in einem so prachtvollen Ort sein würde."

„Es ist nicht mein Verdienst", sagte Legolas mit einem Schmunzeln. „Aber es freut mich, dass dir der Ort gefällt. Ich hoffe, dass du dich bald vollständig erholst und wir die Zeit hier nutzen können, um weiter an deinen Fähigkeiten zu arbeiten und deine Zukunft zu gestalten."

„Was geschieht nun?" fragte Lúthëa. „Werde ich hier bleiben müssen?"

„Nur solange du es brauchst", beruhigte Legolas sie. „Sobald du dich besser fühlst, können wir entscheiden, wie es weitergeht. Mein Vater möchte dich gerne kennenlernen, und vielleicht kann ich dir sogar mehr über die Welt der Elben und Menschen beibringen, während du hier bist."

In den folgenden Tagen begann Lúthëa sich zunehmend zu erholen. Die Heilkundigen des Palastes kümmerten sich hervorragend um sie, und Legolas verbrachte viel Zeit mit ihr, um ihre Genesung zu unterstützen. Sie unterhielten sich über viele Themen, und Legolas setzte die Sprachunterricht fort. Er lernte schnell die Feinheiten der elbischen und menschlichen Sprachen, und Lúthëa zeigte sich zunehmend anpassungsfähig und lernbereit.

„Du machst große Fortschritte", lobte Legolas eines Tages, als sie gemeinsam am Fenster standen und den Garten des Palastes betrachteten. „Dein Verständnis für die elbischen Sprachen wächst von Tag zu Tag, und du hast bereits eine gute Basis in der Sprache der Menschen."

„Danke", sagte Lúthëa mit einem Lächeln. „Es ist nicht einfach, aber ich merke, wie ich mich immer wohler fühle. Ich habe das Gefühl, dass ich hier etwas Neues beginnen kann."

Legolas nickte zustimmend. „Das ist genau das, was ich mir für dich wünsche. Dieser Ort kann dir vielleicht nicht nur Heilung, sondern auch eine neue Richtung geben. Vielleicht wirst du eines Tages einen Platz finden, an dem du wirklich hingehörst."

Lúthëa betrachtete ihn nachdenklich. „Und was ist mit dir? Was wirst du tun?"

„Ich werde weiterhin meinen Pflichten als Prinz nachkommen und mein Bestes tun, um unserem Volk zu dienen", antwortete Legolas. „Aber ich werde auch immer für dich da sein. Du hast mir viel bedeutet, und ich werde nicht zulassen, dass du alleine durch diese Welt gehst."

Mit diesen Worten verbrachten sie den Rest des Tages miteinander und sprachen über ihre Träume und Hoffnungen für die Zukunft. Lúthëa fand Trost in der Freundschaft, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte, und spürte, dass sich ihr Leben langsam in eine Richtung bewegte, die sie sich lange Zeit nicht hatte vorstellen können.

Die Tage im Palast vergingen, und Lúthëa fand sich immer mehr in die Gemeinschaft der Elben integriert. Legolas' Unterstützung und die Heilung durch die elbischen Heiler trugen dazu bei, dass sie sich besser fühlte als je zuvor. Der Palast des Düsterwaldes wurde für sie nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein Ort der Hoffnung und des Neubeginns.

Eine Woche war vergangen, seit Lúthëa im Palast des Düsterwaldes erwacht war, und in dieser Zeit hatte sie sich deutlich erholt. Die Heiler hatten ganze Arbeit geleistet, und auch die freundliche Gesellschaft von Legolas hatte ihr geholfen, ihre Kräfte zurückzugewinnen. Doch trotz der Wärme, die sie hier erfahren hatte, war sie nervös. Heute war der Tag, an dem sie Thranduil, den König des Düsterwaldes und Vater von Legolas, kennenlernen würde. Sie wusste, dass dieser Moment entscheidend sein würde.

Legolas führte sie durch die weitläufigen Hallen des Palastes. Die Architektur war beeindruckend, mit hohen Decken und kunstvollen Schnitzereien, die Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählten. Doch Lúthëa war zu sehr auf das bevorstehende Treffen fokussiert, um die Schönheit des Ortes wirklich zu schätzen. Ihr Herz schlug schneller, je näher sie der großen Halle kamen, in der der König auf sie wartete.

„Mein Vater ist ein weiser und gerechter Herrscher", sagte Legolas beruhigend, während sie sich der Tür näherten. „Er wird verstehen, dass du besondere Umstände durchlebt hast. Er ist neugierig, aber auch ein wenig besorgt. Mach dir keine Sorgen, ich werde an deiner Seite sein."

Lúthëa nickte, obwohl ihre Anspannung nicht nachließ. „Ich hoffe, er sieht mich nicht nur als Bedrohung. Ich habe schon genug Ablehnung erfahren."

Legolas legte eine Hand auf ihre Schulter. „Er wird dich so sehen, wie ich dich sehe. Gib ihm nur eine Chance."

Die Tür zur großen Halle wurde von zwei Wachen geöffnet, und Lúthëa und Legolas traten ein. Der Raum war noch prachtvoller als die übrigen Teile des Palastes. Hohe Säulen erhoben sich bis zur Decke, und die Wände waren mit kostbaren Wandteppichen und Juwelen geschmückt. Am Ende des Raumes, auf einem kunstvoll geschnitzten Thron, saß Thranduil. Er war groß und würdevoll, mit einer strengen, aber auch eleganten Ausstrahlung. Sein langes, silbernes Haar fiel über seine Schultern, und seine blauen Augen blitzten kühl, aber aufmerksam.

Als Lúthëa näher trat, musterte Thranduil sie eingehend. Seine Augen verengten sich leicht, als er die Dunkelheit in ihr spürte. Es war, als ob eine unsichtbare Kraft von ihr ausging, eine Präsenz, die sowohl faszinierend als auch beunruhigend war. Die Dunkelheit, die sie aus Mordor mitgebracht hatte, war tief in ihr verwurzelt, und Thranduil schien das sofort zu spüren.

„Du bist also Lúthëa", sagte Thranduil schließlich, seine Stimme klang ruhig, aber distanziert. „Die Elbin, die in den Schatten von Mordor gefangen gehalten wurde und dunkle Kräfte entwickelt hat."

Lúthëa senkte leicht den Kopf. „Ja, Herr. Ich bin es. Ich habe nicht darum gebeten, was mir widerfahren ist. Doch es ist ein Teil von mir geworden."

Thranduil schwieg einen Moment, bevor er antwortete. „Die Dunkelheit in dir ist stärker, als ich es mir vorgestellt habe. Sie übertrifft alles, was ich bisher gesehen habe. Ich spüre sie, und sie erschreckt mich, obwohl ich es selten bin, von etwas erschüttert zu werden."

Lúthëa hob den Blick und sah Thranduil direkt in die Augen. „Ich verstehe eure Bedenken, mein König. Ich bin mir meiner eigenen Macht nicht immer sicher, aber ich versuche, sie zu kontrollieren. Legolas hat mir geholfen, ein besseres Verständnis für mich selbst zu entwickeln. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als diese Dunkelheit zu überwinden und eine Chance auf ein neues Leben zu haben."

Legolas trat einen Schritt vor. „Vater, ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Lúthëa sich bemüht, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie ist stark, nicht nur wegen ihrer Kräfte, sondern auch wegen ihres Willens. Ich glaube, sie verdient eine Chance."

Thranduil betrachtete seinen Sohn lange, bevor er wieder zu Lúthëa sprach. „Legolas spricht gut von dir, und ich vertraue seinem Urteil. Aber die Dunkelheit, die in dir wohnt, ist nicht zu unterschätzen. Sie ist eine Gefahr, sowohl für dich als auch für diejenigen um dich herum. Wie kannst du sicher sein, dass du sie kontrollieren kannst?"

Lúthëa nahm einen tiefen Atemzug. „Ich kann es nicht mit absoluter Sicherheit sagen, aber ich weiß, dass ich es versuchen muss. Ich bin nicht mehr die hilflose Gefangene, die ich einst war. Ich habe gelernt, zu kämpfen, und ich habe Menschen wie Legolas an meiner Seite, die mir helfen, den richtigen Weg zu finden."

Thranduils Blick wurde nachdenklicher. „Die Dunkelheit hat dich gezeichnet, aber sie hat dich nicht zerstört. Das ist eine bemerkenswerte Leistung. Doch ich warne dich, Lúthëa, diese Dunkelheit wird dich auf die Probe stellen. Und du musst stark genug sein, um ihr zu widerstehen."

„Das weiß ich", antwortete Lúthëa fest. „Und ich werde nicht zulassen, dass sie mich beherrscht."

Ein kurzes Schweigen legte sich über den Raum, bevor Thranduil schließlich nickte. „Sehr gut. Ich werde dich im Palast willkommen heißen, solange du beweist, dass du dich unter Kontrolle hast. Aber sei gewarnt, ich werde dich aufmerksam beobachten. Sollte die Dunkelheit jemals die Oberhand gewinnen, werde ich gezwungen sein, Maßnahmen zu ergreifen."

„Ich danke Euch, mein König", sagte Lúthëa und neigte respektvoll den Kopf. „Ich werde Euch nicht enttäuschen."

Legolas atmete erleichtert auf und lächelte Lúthëa ermutigend zu. „Du hast das Vertrauen meines Vaters gewonnen. Das ist ein großer Schritt."

Thranduil erhob sich von seinem Thron und trat näher an Lúthëa heran. „Ich hoffe, dass du deinen Weg hier findest, Lúthëa. Der Düsterwald kann ein Ort der Heilung sein, aber auch ein Ort der Prüfung. Es liegt an dir, welche dieser beiden Möglichkeiten du wählst."

Lúthëa spürte den Ernst in Thranduils Worten und nickte langsam. „Ich verstehe. Und ich werde mein Bestes geben, um den richtigen Weg zu gehen."

Thranduil sah sie einen Moment länger an, dann wandte er sich ab. „Legolas, sorge dafür, dass sie alles hat, was sie braucht. Sie ist unser Gast, und ich erwarte, dass sie entsprechend behandelt wird."

„Ja, Vater", antwortete Legolas und verneigte sich leicht, bevor er Lúthëa bedeutete, ihm zu folgen.

Als sie den Thronsaal verließen, fühlte Lúthëa eine Mischung aus Erleichterung und Anspannung. Das Treffen mit Thranduil war ein Prüfstein gewesen, und obwohl sie die Dunkelheit in sich noch immer spürte, hatte sie den ersten Schritt gemacht, um in dieser neuen Welt akzeptiert zu werden. Doch sie wusste, dass dies nur der Anfang war. Es gab noch viele Herausforderungen, die vor ihr lagen, und die Dunkelheit würde sie nicht so leicht loslassen. Aber mit Legolas an ihrer Seite fühlte sie sich stärker und bereit, sich ihnen zu stellen.

„Das war gut", sagte Legolas, als sie durch die Gänge des Palastes gingen. „Mein Vater ist nicht leicht zu beeindrucken, aber du hast ihm gezeigt, dass du entschlossen bist."

„Ich hoffe, dass ich ihm beweisen kann, dass seine Entscheidung, mich hier zu behalten, richtig war", antwortete Lúthëa.

„Das wirst du", sagte Legolas mit Überzeugung. „Und ich werde dir dabei helfen."

Mit diesen Worten gingen sie gemeinsam in die Zukunft, bereit, sich den kommenden Prüfungen zu stellen und die Dunkelheit zu bekämpfen, die noch immer in Lúthëas Herzen lauerte. Doch in dieser neuen Welt gab es auch Licht, und Lúthëa war entschlossen, es zu finden und festzuhalten.

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