*Kapitel 7*


Das Innere des öffentlichen Thronsaals war mit Kacheln verziert, der gesamte Boden war damit bedeckt. Verschiedene Töne aus Blau, die sie nicht einmal alle kannte, geschweige denn benennen konnte bildeten ihren Weg.

Im Grunde genommen zu kostbar, um seine schmutzigen Füße darauf zu setzen, doch das war wohl die wahre Demonstration an menschlicher Macht. Kostbarkeiten wie Selbstverständlichkeiten zu benutzen und zu verschwenden.

Der erste Saal war leer.

Bis auf die vielen Treppen, welche davon abgingen. Gerade Treppen, Wendeltreppen sogar einzelne Stufen in der Wand, die geradezu ins Leere führten. Der Erbauer des Schlosses musste jemand mit Sinn für Ästhetik und die unnütze Seite der Schönheit gewesen sein.

In Anbetracht der vielen Treppen schienen Vera die hohen Decken und die schiere Größe des Raums besonders verschwenderisch, erweiterten sie schließlich nur den Weg zu den Räumen mit tatsächlichem Nutzen. Dennoch der Saal war Ehrfurcht gebietend.

Wesentlich geräuschloser als sie sich geöffnet hatten schlossen sich die Türen hinter Vera wieder und der Lichtstrahl auf welchem sie das Schloss, wie auf einem Teppich betreten hatten erlosch. Doch durch die Wände drang noch immer Licht.

Ob es innerhalb des Schlosses jemals gänzlich dunkel wird?

Ihre Schritte hallten leise in der Weite der Halle und wurden von den vielen anwesenden Körpern geschluckt, bevor die Wände sie zurückwerfen konnten. Vera hätte erwartet ein Boden aus Eis seie ähnlich glatt, wie sein natürlich vorkommendes Ebenbild, doch durch die Rillen zwischen den Kacheln konnte sie erstaunlich gut Fuß fassen.

Das lies sie nicht nur passieren, es gab ihr Standfestigkeit.

Seth schien es jedoch weniger einfach zu haben. Auch, wenn er es sich kaum anmerken ließ und sich auf bekanntem Boden befand, zog er jeden Schritt ein paar wenige Zentimeter länger als es für das bloße Aufsetzen der Füße nötig gewesen wäre.

Das Innere des Schlosses war nicht minder geschäftig, wie sein Äußeres. Jede Treppe wurde von mindestens zwei Wächtern mit Lanzen bewacht.

Seth trat an eine Treppe rechts des Haupteingangs hin. Vier Wächter flankierten sie zu beiden Seiten. An den Lanzenspitzen glänzten Eiskristalle. Die Unifromen waren weitaus ordentlicher als Seths, wild zusammengewürfelter Fellmix, mit dem er die letzten 21 Tage die Wildnis durchquert hatte.

Die offizielle Uniform der Wächter bestand aus weißem Yackleder und war makellos geschneidert. Die Ränder waren mit weißem Berglöwenfell bestickt und an rechteckigen Flicken auf den Armen schimmerten zurechtgeschnittene Eisvogel Federn und graphitfarbene Streifen liefen an Armen und Beinen herab. Doch das bemerkenswerte daran waren die Krägen.

Die Krägen der königlichen Uniform waren Blutrot.

Leder, das in Blut gefärbt war. Zumindest gab es nichts anderes, das Vera kannte, was diese Farbe erklärt hätte. Sie saßen eng, sodass man beim Schlucken der Wächter deutlich ihren Adamsapfel daran reiben sah. Und die Wächter schluckten alle als sie Seth allein sahen.

An all ihren Stirnen verlief dunkel, dass Tattoo eines Sterns mit verlängerter Spitze zum Nasenrücken hin. Nicht ganz bis auf Höhe der Augenbrauen prangte es auf ihrer Haut. Ein Symbol von Status, von Macht ursprünglich in vergangenen Zeiten war es mal eine Ehre gewesen. Nur die stärksten und klügsten Söhne Musashias durften das Zeichen der Sternengeister tragen. In einer der Außenwelt unbekannten Zeremonie, von den Gesitern persönlich verlieen, wie auch immer das ablaufen sollte.

Mittlerweile war es ein Zeichen von Egoismus, Verrat am eigenen Volk.

Das Zeichen einer verkaufen Seele.

Einer der Vier trat vor alle anderen waren weiterhin stumme Säulen. Seine Augen waren fast so dunkel, wie seine zu einem Knoten auf dem höchsten Punkt seines Kopfes geflochtenen Haar. Licht glänzte in den kleinen Metallringen, die er hineingeflochten hatte. Straff saßen alle Strähnen, vermutlich hatte er sie mit Fett gestärkt, damit es länger hielt und nicht gewaschen werden musste.

Wasser war rar. Warmes Wasser Luxus, anscheinend selbst im Palast.

„Dann ist es wahr." Er ergriff Seths Unterarm und dieser tat das Selbe und antwortete ohne jegliche Herablassung, die nur für seine Fracht bestimmt war. Denn nichts anderes war Veralia gerade. Niemand beachtete sie. Niemand sah ihr in die Augen.

„Ich hätte den Vogel sonst nicht geschickt."

„Ich wünschte es wäre anders."

„Ich auch."

Mehr musste nicht gesagt werden. Zu mehr waren, die Beiden, mit Gesichtern, wie aus Stein gehauen vermutlich auch nicht fähig. Grimmig verneigten sich die Männer voreinander.

„Die Hoheiten werden gerade informiert. Bei Sonnenhoch findet das Urteil im Gerichtssaal statt. Es wird nicht mehr lange dauern. Ihr seit spät."

„Ich weiß", Seth schien diese Tatsache ernsthaft zu bedauern, als könnte man einen Fußmarsch durch das halbe Land besser planen. Als hätte er einen Fehler gemacht.

„Aber jemand, wollte ja nicht aufstehen", bei dieser Erwähnung gab er seiner Gefangenen einen Schubs in die Seite sodass sie vorstolperte. Vera verlor wieder alles an Mitleid und Verständnis, dass sie anfänglich geglaubt hatte ihm entgegenzubringen. Sie antwortete nicht. Da Seth sie angesprochen hatte glitten nun die Augen des zweiten Wächters, der offensichtlich Ranghöher war als die restlichen Anwesenden, zu ihr. Beäugten sie abschätzend.

„Sie?"

Seth nickte nur.

„Kaum vorstellbar."

Seth schnaubte: „Aus fünf Schritten Entfernung trifft jeder. Schießen tun von dort jedoch nur Feiglinge."

Weiter kam er nicht, denn ein junger Bursche kaum älter als 9 mal 12 Monde kam angelaufen und tippte Seths Gegenüber auf die Schulter. Dieser nickte nur und trat bei Seite. Mit einem knappen Schulterblick war der Junge entlassen und verschwand in einem der Gänge. Wo er hin ging, wusste Vera nicht, er wurde einfach von dem sie umgebenden gebäude verschluckt.

„Die Hohheiten sind bereit und warten auf euch."

„Danke."

Seth lies den Arm des Wächters los und verneigte sich vor ihm. Dann zog er ruppig an der Leine und begann den Aufstieg. Vera vor sich her stoßend. Hinter ihnen hörten sie Schritte als sich die Reihe wieder verschloss.

Jede Stufe schien sie weiter von dem höher gelegenen Säulengang, auf welchen sie zusteuerten, zu entfernen. Die Treppe schien länger und länger zu werden. Doch schon bald waren die letzten Schritte getan und sie bogen auf dem flachen Grund nach rechts ab. An drei kleineren Türen vorbei ging es, bis sie vor einer großen Tür, mit Abstand kleiner als die Eingangspforten, aber dennoch beachtlich, stehenblieben.

Auch diese war mit vier Wachen besetzt.

Hier musste jedoch niemand etwas erklären, den Seth legte nur den Kopf schief und schon wurden die, ebenfalls mit Ornamenten verzierten Türen von innen aufgeschoben.

Knirschenden Schrittes betrat Veralia den Gerichtsaal.

Die äußeren Wände waren mit Eisskulpturen von Waagschalen in Kreisen herausgearbeitet an die Wände gelehnt standen Lanzen und einige Stalagmiten hingen von der Decke. Die Seitengänge waren ebenfalls mit runden Säulen gesäumt, jedoch so schmal, dass kaum zwei Wächter aneinander vorbei gehen konnten. Reihen von Wächtern säumten die Gänge und versperrten mit ihren Lanzen den Durchgang.

Als ob sie hätte weglaufen können. Sie trat in den Mittelgang. Seth hinter ihr, ihre Leine, ihre Situation alles völlig vergessen. Ihr Kopf war leer.

An der vorderen Wand prangte das Emblem der Königsfamilie. Das Wappen bestand simpel aus einem Stern, ganz ähnlich, wie dem der Wächter und einer darin verschlungenen Schneeflocke.

Vera trat einen Schritt weiter in den Saal und ein Windstoß traf sie mitten ins Gesicht. Verwundert sah sie sich um und erkannte, dass die Decke ein riesiges Sternförmiges Loch über dem Hauptgang aufwies, durch das die Mittagssonne hineintrat und ihren Abdruck auf den zwei Reihen an Bänken hinterließ, die den Hauptgang säumten. Das verlängerte Ende des Sterns wies Richtung Vorderseite des Raums, wo drei große Throne aus Eis mit dem Boden verschmolzen.

Auf den Thronen saßen zwei kräftig majestätische Menschen und eine schmächtige kleine Figur.

Der mehrere Fußlängen lange Umhang des Königs war im gleichen Blutrot gefärbt, wie die Krägen der Wächter und lag zu seiner Seite ausgebreitet bis auf den Mittelgang. Seine Uniform, war ebenfalls ähnlich, nur mit mehr Grafitstreifen, mehr Federn, mehr Fell und schlichtweg mehr Reichtum ausgestattet. Im Vergleich zu seiner wirkten die Uniformen der Wächter, dünn, fast fadenscheinig. Der Wind in diesem Saal musste hindurchpfeifen während der König dicken Pelz trug, der an der Innenseite des Kragens hinauslugte.

Das Kleid der Königin war sogar im Gesamten in Rot gehalten. Ein ganzes Kleidungsstück aus Farbe, war die pure Demonstrations von Reichtum und Macht. Darüber lag auch auf ihren Schultern ein dicker Umhang aus reinem weißem Fell. Berglöwe der Beschaffenheit nach zu urteilen, aber selbst für dieses Kleidungsstück allein mussten mehrere der prächtigen Tiere gestorben sein. Natürlich waren keine Nähte zu sehen, doch Vera wusste, wieviel hinter so etwas steckte. Sie hatte ähnliches, nicht Vergleichbares, schließlich selbst für ihre Familie hergestellt.

Doch Veras Augen blieben trotz der Pracht auf den ersten zwei Thronen an der kleinen Gestallt auf dem dritten Thron hängen.

Die Prinzessin des Eises füllte nicht einmal den halben Thron, knochig stachen ihre Wangen hervor und ihr Schlüsselbein hob ihre Kleidträger an. Eine zarte Krone aus Eis schien ihrer Stirn selbst zu entspringen und ihr Haar war mit kleinen goldenen Ringen geschmückt und hing ihr in Wellen über die Schultern. Ihre dünnen Arme waren gänzlich davon verdeckt und ihre Körperform war durch ihren schiefen Sitz und ihr schlichtes weißes Kleid aus einem fließenden schimmernden Stoff, den Vera nicht einmal kannte, nicht zu erkennen.

Das sollte die Prinzessin des Eises sein?

Die mächtigste Person der Eislande. Die Person, die sie den Prophezeiungen zu folge am Tag der Tage alle retten sollte.

Macht strahlte in Wellen von ihr aus und das Eis schien sich nach ihr zu strecken.

Sie trug keinen Umhang. Sie brauchte ihn nicht.

Ein Lichtstrahl fiehl durch die die offene Decke und auf ihr Haar. Erst jetzt fiel Vera verspätet auf, was genau sie so an der Prinzessin fasziniert hatte.

Ihre Haare waren nicht weiß.

Ihre Haare waren auch nicht schwarz.

Die Prinzessin hatte sternfarbene Haare.

Veralia fiel auf die die Knie.


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