Tagebuch Eintrag einer depressiven Person

23. Mai 2018

Nur damit das klar ist, nicht mein persönlicher Tagebuch Eintrag. Das ist eine Aufgabe für die Schule gewesen, die wir übers Wochenende für Deutsch auf hatten ( 10. Klasse Deutschunterricht ist im Übrigen so nötig wie Schwimmflügel für einen Fisch 😧) die Aufgabe bestand darin, die Gedanken eines leicht depressiven Teenagers in der Pubertät in einen Tagebuch Eintrag zusammen zu fassen, wo der Teenager auf ein Gedicht von Wolfgang Reus reagiert und eine Art Apell an sich selbst richtet.

Na ja, wie auch immer. Text ab:

Liebes Tagebuch,

Ich weiß, dass ich lange nicht mehr geschrieben habe, aber ich hatte sehr viel zum Nachdenken. Vor einiger Zeit habe ich das Gedicht "Pass auf" von Wolfgang Reus in der Zeitung gelesen und dabei hat es mich fast zum Weinen gebracht. Das Gedicht warnt die Leser und bittet sie um Vorsicht. Vorsicht, wem man vertraut. Vorsicht, wo man seine Ziele setzt und wie man sie erreichen will, was man bereit ist, zu geben oder zu nehmen oder gar zu verlieren. Und Vorsicht, vor sich selbst, dass man sich im Wirrwarr der Zeit nicht verliert.

Und manchmal habe ich genau davor Angst. Dass ich mich in meinen Gedanken verliere und nie wieder raus finde. Wie ein Labyrinth, aus dem ich vielleicht auch gar nicht raus kommen will. Dann wäre ich sicher, wie die Schnecke in ihrem kleinen Häuschen.

Mein Herz würde nur mir gehören und all die Quäler und Menschen wüssten nicht, wo ich bin. Wo ich mich verstecke. Ich wäre alleine mit meinem Tagebuch, um meine kreisenden Gedanken festzuhalten und keine Ablenkung.

Keine nervenden Geschwister, die mich mit ihren Geschichten über ihren tollen Tag nerven.
Keine nervende Mutter, die mit mir ständig irgendwas unternehmen will, mich aus meinem Zimmer holen will, damit ich was erlebe.
Niemand, der mich mal zum Familienabend einlädt.
Niemand, der mit mir reden will.

Ich wäre ganz alleine mit meinem Tagebuch, dass meine Gedanken aufsaugt.

Ganz alleine.

Vielleicht ist das aber doch keine ganz so gute Idee, das Alleinsein. Das Leben ist ja auch nicht entstanden, weil immer alle alleine sein wollten. Und jetzt zieht alles an mir vorbei, wie ein schlecht gedrehter Film mit billiger Kulisse.

Sollte ich daran was ändern?  Sollte ich ... vielleicht mal raus an die frische Luft gehen? Zumindest scheint draußen die Sonne, vielleicht sollte ich wenigstens das Fenster ein Stück öffnen.

Und was war das? Das Knallen unserer Haustür? Jemand ist gekommen. Wohl kein Besucher, denn es hat nicht geklingelt. Also jemand mit Schlüssel. Einer meiner Geschwister? Bisher war alles still. Erdrückende Stille im gesamten Haus. Nun dringen Stimmen zu mir. Leise Stimmen, sie scheinen sich zu unterhalten. Jemand lacht.

Ob wohl einer meiner Geschwister nach Hause gekommen ist? Bestimmt haben sie wieder was interessantes zu erzählen. Ob ich vielleicht doch mal nach sehen sollte?

So, ich hoffe, es hat euch gefallen. Wenn nicht, ist mir auch egal 😋 im Anschluss könnt ihr das Gedicht lesen, zu dem wir den Tagebuch Eintrag schreiben sollten:

Pass auf!

Pass auf, wer deine Freunde sind!
Pass auf, wes Geistes Kind sie sind!
Pass auf, woher sie kommen.

Pass auf, wohin sie gehen.
Pass auf, zu wem sie stehen.
Pass auf, ob sie auch sehen.

Pass auf, von welcher Art sie sind!
Pass auf, mein liebes, gutes Kind,
Pass auf, pass auf!

Pass auf, wo deine Sterne steh'n.
Pass auf, wo die gedanken weh‘n.
Pass auf, ob alle herzen treu – slash – 
mir – slash – dir – slash – nicht so neu.

Pass auf, ob immer noch die Welt:
Pass auf: das grüne sich erhält!
Pass auf, dass Lügen nicht mehr stimmen.
Pass auf. Denn alles kommt von innen.

Pass auf, wo deine Sehnsucht schlummert.
Pass auf, wo nur dein Herz so wummert.
Pass auf, wo Sehnsucht in dir wohnt.
Pass auf, ob dieses dieses lohnt.

Pass auf, dass Licht den Tag erhellt.
Pass auf, daß Wahrheit aus dir schnellt.
Pass auf. Pass auf.

Pass auf, du kannst nur deinen Augen trauen.
Pass auf: dann musst du schlauer schauend schauen.
Pass auf! 

Pass auf: auch dies Gedicht wird schwinden.
Pass auf: sie werden lügen um es winden.
Pass auf ...

Pass auf, wer deine Freunde sind!
Pass auf, wes Geistes Kind sie sind!
Pass auf! Versehen -
tlich werden sie gehen.

Wolfgang J. Reus

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