Jesus' Predigt - Wie's wirklich war

3. März 2019

(Unsere liebe Religionslehrerin gab uns die Aufgabe, eine Predigt von Jesus in der Ich-Perspektive zu schreiben. Und da ich die Darstellung der Burschen hasse, habe ich einfach mal mein Ding draus gemacht 😁 nächste Woche Donnerstag werde ich den Text auch vor der Klasse präsentieren und zum Thema Religion kommt demnächst noch ein Text, wo ich mich ordentlich über die Dummheit und Keuschheit anderer Leute beschwere)

Tief durchatmend las ich mir den Text auf dem Pergament in meiner Hand noch einmal durch, während Judas mir das schlichte Gewand um die Schultern legte. Seine Hände zitterten kaum merklich, er war genauso aufgeregt, wie ich, obwohl wir schon oft aufgetreten waren. Unsere Auftritte ziehen sich von unserer Heimatstadt bis hier her und die Leute verehrten mich.

Mich und meine Botschaft von Gott, dem Vater.

Erst dadurch waren Judas und ich erst bekannt geworden und wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht von mir, dem Messias, unter dem unglücklichen Volk verbreitet, immer mehr Leute kamen zu meinen 'Predigen', wie ich sie gerne nannte.

Und wäre mein Freund Judas vor ein paar Monaten nicht auf die fixe Idee gekommen, mich, Jesus, als Sohn Gottes und ihn als meinen Jünger darzustellen, wären wir noch heute unbekannte und bettelarme Trickbetrüger und Taschendiebe gewesen. Aber, wie wir herausgefunden hatten, sind gläubige Leute sehr spendabel. Zumindest so spendabel, dass wir uns unseren Unterhalt zahlen können und was uns noch fehlt, klauen wir noch zusammen.

Noch einmal atmete ich ruhig ein und aus und nickte Judas zu. Dann reichte ich ihm das Pergament, nahm die lateinisch verfasste Bibel an mich, auf die wir nur durch enomes Glück gestoßen sind, und trat aus einer engen Gasse zwischen zwei Hauswänden hervor, auf die schon sehr volle Straße mit applaudierenden und jubelnden Leuten. Schon vor Tagen hatte Judas bereits das Gerücht in die Welt gesetzt, dass ich heute genau hier predigen werde und ganz offensichtlich haben viele seinen Worten geglaubt, denn im Halbkreis stand meiner Vermutung nach die halbe Stadt.

Und sie stand nur mir zu Füßen und wartete auf mich. Hinter mir hörte ich Rascheln, Judas zog sich schnell für seinen Auftritt um und verschwand hintenrum aus der Gasse, während ich alle Aufmerksamkeit auf mich zog und mit ausgebreiteten, offenen Armen auf die Leute zuging, ehe ich mich mit falschem Lächeln vor sie hinstellte. Bedeutungsvoll lächelnd sah ich einzelne Leute an und wartete, bis es wieder etwas ruhiger geworden war. Meine Arme fingen an zu schmerzen und fast musste ich mich zurück halten, die Leute nicht genervt um Ruhe zu bitten, doch ich musste die Maske wahren. Nur langsam ebbte das Geplapper ab.

Dann begann ich leise und vertrauensvoll mit meiner Ansprache, als würde ich nur zu einem kleinen Kreis enger Freunde reden, aber doch laut genug und machtvoll, dass mich alle hören konnten, die es wollten.

„Ich grüße euch, ihr gläubigen Leute, die heute Abend bei mir erschienen sind." lächelte ich und ließ meinen Blick durch die Ansammlung wandern, „Ich bin der Sohn Gottes, der Messias, der seine Botschaft unter euch nach Wahrheit hungernden Menschen verteilt. Doch was genau bedeutet es, einen Vater wie Gott zu haben? Woraus besteht seine Nachricht an euch? Nun, ich will es euch gerne sagen. Gottes Botschaft ist es, nicht zu nehmen, sondern zu geben, nicht töten, sondern lieben. Gott will euch mitteilen, dass ihr alle Gottes Kinder seid, auch wenn ihr seine Stimme nicht so prägnant zu hören vermögt, wie ich das tu. Doch wenn ihr den Glauben nicht verliert, dann wird Gott euch erhören und was braucht es mehr, als der Glaube, um in den Himmel zu kommen?"

Das war Judas Stichwort. Unsicher hielt ich nach ihm Ausschau.

,,Verzeiht, mein Herr!" rief plötzlich eine heisere Stimme aus dem Volk und mir fiel ein Stein vom Herzen. Ein in dicken Lumpen gehüllter Mann mit Krückstock und verbundenen Augen suchte sich einen Weg zu mir, ,,Ein Leben lang habe ich geglaubt. War immer fromm und artig. Wieso kann Gott mir nicht mein Augenlicht wiedergeben?"

Ich lächelte verheißungsvoll und trat auf ihn zu. Die Leute machten respektvoll Platz.

„Wenn du wirklich ein Gläubiger Gott bist, wird er dich erhören."sagte ich und nahm seine Hand, ,,Nun nimm deine Augenbinde ab und traue deinen Augen."

Der Mann, der unter den Lumpen und dem Schmutz den Namen Judas trug, tat wie ihm geheißen und nahm die Augenbinde ab. Überrascht wich er zurück und blinzelte in die Sonne.

„Oh Herr, ich kann wieder sehen!" rief Judas erfreut und die Leute raunten begeistert auf, „Ich danke Euch, Jesus. Sohn Gottes. Ich bin euch zu ewigem Dank verpflichtet."

„Da gibt es nichts zu danken." lächelte ich und wandte mich an die Leute, wähend Judas schnell und heimlich verschwand, „Dein Glaube ist mir Dank genug. Doch wer im Himmel einen besonderen Platz haben will, der darf gerne seinen Geldbeutel öffnen und mir eine milde Gabe zukommen lassen."

Lächelnd und mit ausgebreiteten Armen ging ich rückwärts ein Stück in die Gasse zurück. Judas hatte sich inzwischen umgezogen und trat nun als mein Jünger aus der Gasse heraus, um das Geld einzusammeln, während ich mich schnell und unter Gejubel zurück zog.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top