Die Kluge Katze

25. Juni 2018

Es könnte sein, dass einige die Geschichte schon kennen, denn ich habe sie aus dem Internet. Aber diese Geschichte hat mich so fasziniert, dass ich sie für euch aufschreiben will.

In einem weit entfernten Königreich lebte einst ein Königspaar. Während der König nur nach Wissen strebt, wünscht sich seine Frau nur ein wenig Aufmerksamkeit von ihrem Ehemann. Doch der ist so beschäftigt, dass er sie kaum beachtet. Denn dieser König will der aller Schlauste sein, den es auf der Welt gibt. In seinem Thronsaal befinden sich sehr viele Bücher, in denen er ständig liest.

Wieder einmal lief er aufgeregt zwischen den Büchern hindurch und nah einige Bücher vom Haufen, nur um sie gleich wieder weg zu stellen, weil er nicht gefunden hatte, was er suchte.

,,Kommt der Cockerl Spaniel wirklich aus Spanien? Ja eine sehr gute Frage. Premieminister!" rief der König nach seinem Premieminister, der ihm in den letzten Jahren ein treuer Begleiter war.

Hektisch blätterte dieser nun in einem grossen Buch, um eine Antwort auf die Frage seines Königs zu finden. Da entdeckte der König seine Frau, die, wie eigentlich immer, ein wenig verloren zwischen all den Büchern stand und mit ihrem prächtig schönen Kleid ein wenig fehl am Platz wirkte, während sie ihrem Mann bei den Bemühungen nach Wissen zusah.

,,Meine Königin."meinte er und kam mit geweiteten Armen auf sie zu, um sie zu umarmen, ,,deine Wangen stahlen so rot wie Rosen." Seine einsame Königin blickte erfreut zu ihm, in der Hoffnung, er würde sich wieder mit ihr beschäftigen. Doch der König wandte sich schon ab, von einer neuen Frage abschweifig geworden.

,,Aber warum wie Rosen?" fragte er nun und wandte sich von seiner Frau ab, um wieder in den Büchern zu suchen. Seine Königin sah ihm traurig nach. Die Augen des Königs, die bei ihr früher vor Liebe nur so gestrahlt hatten, schauten sie heute gar nicht mehr an.

Nun kam es, dass eine Katze im Thronsaal auf der Jagd nach einer Maus war. Sie war schneeweiß und hatte helle kristallklare Augen. Mit einem Satz sprang sie auf einen Bücherhaufen und blieb dort sitzen, als ihr die Maus entwischt war. Der König baute sich wichtigtuerisch vor ihr auf.

,,Geh runter da, Katze! Du sitzt auf meinem Wissen." stieß er zornig aus.

Die Katze sah ihn aus klugen, amüsierten Augen an und sprach: ,,Komisch, dabei seid Ihr es doch, der auf seinem Wissen sitzen bleibt."

,,Na, weißt du etwa nicht, wer ich bin?" entrüstete sich der König.

,,Ein Herrscher, der sein Steckenpferd nicht beherrscht." sprach die Katze wieder amüsiert und die Königin, die hinten im Saal saß, lachte kurz glockenklar über die Frechheit der Katze auf.

,,Ich bin der schlauste und weiseste König der Welt. Ich weiß mehr als jeder andere." rief der König und plusterte sich richtig auf, ,,Und was hast du vorzuweisen?"

,,Ach. Ich bin nur eine einfache Katze." gestand die Katze lächelnd, ,,Dennoch weiß ich mehr als Ihr."

,,Was redest du da? Ich bin der Hüter des Wissens."entgegnete der König und verschränkte die Arme.

,,Ich bin dennoch schlauer." beharrte die Katze, ,,ich bin schon weit gereist in den sieben meiner neun Leben."

,,Ach, das denkst auch nur du." rief der König aus, ,,Nun gut, dann machen wir einen Test. Jeder stellt dem anderen drei Fragen. Solltest du verlieren, so dienst du mir für den Rest deiner Leben." Der König lachte, über seinen genialen Vorschlag und rechnete nicht im Traum mit einer Niederlage. Schließlich war er der klügste Mann der Welt.

,,Gut."sagte die Katze und ging, ohne zu zögern, auf den Vorschlag ein, ,,Doch gewinne ich, so bekomme ich Euer Königreich."

Der König lachte wieder siegessicher und nickte dann.

,,Nun gut, Katze. Solltest du im Zweifelsfall wirklich gewinnen, was eigentlich gar nicht möglich ist, so werde ich mein gesamtes Königreich an dich abtreten. Also, meine erste Frage an dich." Nachdenklich schritt der König den Saal ab, ,,Welche ist die schwerste Last, die ein Mensch tragen kann?"

Die Katze lächelte nur weise.

,,Das ist leicht. Die schwerste Last eines Menschen, sind die Geheimnisse seiner Seele."

,,Das ist doch Humbug!"rief der König wütend aus. Der Minister schüttelte bedeuernd den Kopf.

,,So leid es mir tut, mein König, aber die Katze hat recht."

,,Mein erster Punkt, nun bin ich dran." lächelte die Katze, ,,Was ist das wahre Maß eines Menschen?"

,,Ach, wie einfach. Das wahre Maß eines Menschen misst man in Fuß oder Meter."meinte der König und grinste triumphierend. Er konnte gar nicht verlieren.

,,Ich habe immer gedacht, dass das wahre Maß eines Menschen nach dem Platz seines Herzens bestimmt wird." warf der Minister vorsichtig ein.

Ehe der König etwas über diesen lächerlichen und völlig unangebrachten Ausspruch sagen konnte schnurrte die Katze schon: ,,Richtig."

Der König sah die Katze kurz fassungslos an, ehe er begriff, wie richtig die Antwort seines Ministers ist. Beleidigt klappte er seinen Mund zu, mit dem er eben noch lautstark protestieren wollte.

,,Also gut. Meine nächste Frage. Was ist der klügste Teil des Gehirns?"fragte er nun und konnte sich nicht vorstellen, wie eine gewöhnliche weiße Katze das wissen könnte.

,,Der Teil, der einem sagt, wie wenig man weiß." erwiderte die Katze mit ruhiger, klarer Stimme, ,,Verzeiht, aber ist das alles, was ihr drauf habt?"

Der König wollte wieder etwas erwidern, aber die Katze stellte schon ihre nächste Frage.

,,Was ist die schwierigste Tat eines Menschen?"wollte sie wissen. Der König überlegte. Langsam verflog sein Triumphgefühl und er wurde zusehends unsicherer in seinen Antworten.

,,Oh, den Mounteverest erklimmen."antwortete er rasch und war erst sehr zufrieden mit sich und seiner Antwort, verwarf die Idee aber wieder, ,,Nein, nein. Den Amazonas durchfahren. Nein, ich habs, die Innenstadt von Kattadu durchqueren."

Die Katze schüttelte nur den Kopf. Nun meldete sich ein Diener zu Wort, der gerade mit einem Tablett am Raum vorbei kam und die Frage zufällig mit bekommen hatte.

,,Ich denke, die schwerste Tat eines Menschen ist es, die Wahrheit zu sagen."meinte er und dachte dabei, wie er der Köchin noch gestehen musste, dass er ihren Topf aus versehen ruiniert hatte. Noch ehe der König was erwidern, war der Diener schon weiter gegangen.

,,Korrekt."schnurrte die Katze lächelnd und änderte ihren Standpunkt, indem sie von ihrem Bücherstapel auf einen höheren sprang.

,,Wie du meinst."seufzte der König schnell und stellte seine nächste Frage. So langsam kam er in Bedrängnis. Die Fragen waren bald alle aufgebraucht und die Katze war ihm noch immer voraus. Genervt deutete er nun auf den Globus, ,,Frage Nummer 3. Wo ist der tiefste Punkt?"

,,Der Punkt an dem man merkt, dass man ganz alleine ist." lächelte die weiße Katze.

Der König schnaubte nur beleidigt. Die Katze wurde nun ernst und sah den König gewissenhaft an.
,,Mein König," sprach sie ruhig, ,,dies ist meine letzte Frage. Was ist das Stärkste auf der ganzen Welt?"

Der König geriet ins Schwitzen. Zu oft lag er nun falsch und zu oft hatte die Katze ihn mit einer simplen Frage aufs Glatteis geführt.

,,Tja, äh, der Tiger, nein, nein, das Pferd. Ebbe und Flut?" Der König brach verzweifelt zusammen, als ihm keine passende Antwort einfiel. Die Königin kam ihm zu Hilfe und nahm ihren zusammengesunkenen Ehemann in die Arme.

,,Es kann eigentlich nur die Geduld sein."sprach sie ihren Gedanken aus, ,,Weil sich mit Geduld doch alles überwinden lässt."

,,Ihr habt ja so recht, Mylady." pflichtete die Katze ihr lächelnd bei und an den König gewandt, ,,Mit Geduld kann man Berge versetzen."

Der König stöhnte verzweifelt.

,,Was für ein König bin ich denn, dass mein Volk mehr weiß ich? Ich weiß ja noch nicht mal, wer ich bin?" jammerte er.

Die Katze bekam ein schlechtes Gewissen und kam auf ihn zu.

,,Wenn ihr gerne Euer wahres Ich sehen wollt, so blickt mir tief in die Augen."forderte sie ihn auf und der König folgte ihrer Aufforderung.

Er sah ihr tief in die saphirblauen, leuchtenden Augen. Er sah sein Spiegelbild in ihrer Pupille. Und er sah sich selbst und die Königin, wie glücklich sie früher waren. Und er erkannte, dass der wahre Schatz nicht das Wissen ist, dass er immer angestrebt hat, sondern ihre Liebe zu ihm, die sie all die Jahre in der Einsamkeit beibehalten hat.

,,Du große Güte, dass sind wir. Ich weiß wieder, wer ich bin!" Er lachte und umarmte die überraschte Königin, ,,Ich bin nicht der Allwissende König, ich bin nur ein alter, lustiger Knabe."
Die Katze beobachtete das Königspaar, dass endlich wieder zueinander gefunden hat, schmunzelnd. Der König wandte sich nun wieder an die Katze.

,,Nun, schlaue Katze, nun hast du mein Königreich." Der König überreichte der Katze die Krone von seinem Kopf, doch sie wandte sich ab.

,,Aber, was soll ich denn mit einem Königreich. Ich bin doch nur eine Katze." sagte sie und drehte sich um, ,,Außerdem habe ich noch eine Verabredung zum Mittagessen." Damit folgte die Katze der Maus, die sie wieder entdeckt hatte, aus dem Thronsaal und aus dem Schloss. Das Königspaar lebte glücklich weiter. Und wenn sie nicht gestorben sind ...

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