4. Kapitel - Ein wirkliches Zuhause

Hallo zusammen,

einige Informationen in diesem Kapitel entstammen dem äußerst lesenswerten Roman "A New Dawn" von John Jackson Miller, in dem es um das Kennen lernen von Kanan und Hera noch vor "Star Wars Rebels" geht.
Dieses Kapitel hätte auch den Titel "Alles ist anders" verdient...
Wie auch immer: Viel Spaß beim Lesen!

Ciao, eure Sejabonga

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Kapitel 4: Ein wirkliches Zuhause

„Ich habe dich in all den Jahren nie so hart trainieren sehen."

Er hat Heras Präsenz schon gefühlt, bevor sie etwas gesagt hat.
Es hat nichts mit seiner Ausbildung als Jedi zu tun. Er spürt einfach, wenn sie in seiner Nähe ist.
Gute alte, menschliche Anziehungskraft eben.

„Ich hatte nie einen so guten Grund."

Sein Blick ist auf den Horizont gerichtet, der in bunten Farben aufleuchtet.
Ein sanfter Wind streicht über die weite Ebene und auch Heras Berührung an seiner Schulter ist nicht mehr als ein Hauch.
Sie stellt sich neben ihn und er entspannt sich merklich.

„Du bist besser geworden."

Überrascht zieht er eine Augenbraue hoch und mustert sie. Ihre grünen Augen sind auf ihn fixiert und er könnte darin versinken.
Diese Augen, diese Stimme waren es, die es ihm angetan haben. Sie haben ihn dazu gebracht, ihr zu folgen. Willenlos und gedankenlos.
Hätte er es bewusst entscheiden können, wäre er ihr damals auf Gorse wirklich gefolgt?

„Das hast du gemerkt?"

Hera grinst ihn schief an und schlägt ihm sanft gegen den Oberarm. Ihre kurze Fröhlichkeit verschwindet schnell.

„Na klar! Man muss kein Jedi sein, um das zu erkennen. Du bewegst dich ganz anders."

Irgendwie klingt es traurig, wie sie das sagt. Oder hat Kanan einfach nur ein besseres Gespür für ihre Gefühle entwickelt?

„Anders?"

Ein sehnsuchtsvoller Ausdruck liegt auf Heras Gesicht, als sie ihren Blick über das Gras schweifen lässt. Sie stemmt eine Hand in die Hüfte und lehnt sich ein klein wenig gegen ihn.

„Nicht mehr wie der selbstbezogene, hedonistische Einzelgänger, dem ich auf Gorse begegnet bin. Der sich lieber aus allem raushält, anstatt einen Unterschied zu machen. Dem alle anderen egal sind, der immer verschwindet, bevor er anderen zu nahe kommt. Der von einem Planeten zum anderen wandert."

Die Erinnerung versetzt Kanan einen Stich. Gorse, Skelly, Zaluna, Okadiah – er wünschte, er könnte das alles vergessen.
Andererseits ist er dort Hera begegnet.
In einer unbewussten Bewegung, die irgendwie notwendig ist, nimmt er ihre linke Hand, drückt sie behutsam.

„Es hat sich viel verändert. Die Zeit ist anders. Es... es ist nicht mehr hoffnungslos, was wir tun."

Obwohl er sie nicht ansieht, spürt er Heras Aufmerksamkeit auf sich ruhen. Er kennt ihre Worte, noch bevor sie sie geäußert hat, und kommt ihr zuvor.

„Und sag ja nicht, dass es das nie war! Wir hatten ein paar schlimme Tage und niemanden hätte es interessiert, wenn wir gestorben wären... Das... Das ist jetzt anders."

Kanan erinnert sich an seine erste Zeit nach der Order 66. An den Tag, als seine Meisterin Billaba starb.
Zum ersten Mal seit diesem Tag fühlt er die Einsamkeit, die Traurigkeit und die Angst wieder.
Sein Blick gleitet zum Himmel, zu den Wolken über ihnen. Sie wirken so nah. Als müsse er einfach nur die Hand ausstrecken.
Einfach nur dort hochfliegen, in ihnen verschwinden...

„Das kannst du nicht tun."

... und nie wieder auftauchen.
Irritiert von den Worten zuckt Kanan innerlich zusammen. Heras Stimme ist leise, aber viel zu nah.

„Ich kenne diesen Blick. Du möchtest weiterziehen. Verschwinden. Vergessen. Aber das kannst du jetzt nicht mehr machen, Kanan."

Dass sie seinen falschen Namen – und nie in all den Jahren ist er ihm falsch vorgekommen – benutzt, reißt ihn aus seinen Gedanken.
Er wendet sich ihr zu. Erst jetzt bemerkt er, dass sie ihre Hände um seinen rechten Arm geschlungen hat. Um ihn auch ja hierzuhalten?

„Du bist nicht mehr auf dich gestellt. Du hast jetzt Zeb und Sabine. Ezra und... mich."

Es tut so verdammt gut, sie bei sich zu haben. Vielleicht hat er es damals gewusst.
Dass sie es sein würde, die ihn rettet. Jeden Tag wieder und wieder.
Er spürt eine Leichtigkeit in seiner Brust. Ein Lächeln, das seine düsteren Gedanken auflöst und fortschickt.

„Und Chopper."

Das kurze Kichern bringt Heras Schultern zum Zucken. Trotzdem hält sie es ziemlich tapfer zurück.
Der Ton in ihrer Stimme aber klingt mehr als belustigt.

„Vor allem Chopper. Er war am Boden zerstört, als du vom Inquisitor gefangen genommen wurdest."

Kanan blinzelt perplex.
Stimmt ja. Das war die eine Sache, die alles ausgelöst hat.
Ezras Misstrauen, seine Zurückhaltung, seine finsteren Erinnerungen.
Seufzend lehnt er seinen Kopf gegen Heras und atmet tief durch.

„Ich muss noch etwas erledigen, bevor wir essen."

Hera richtet sich auf und fast glaubt er, dass sie ihn auf die Wange küssen will.
Stattdessen betrachtet sie ihn einfach nur aus einer verführerisch nahen Entfernung.

„Aber mach nicht zu lange. Das Essen wird sonst kalt."

Würde er jetzt seinen Kopf drehen, dann wären sie...
Hera löst sich von ihm, noch ehe er den Gedanken beenden kann. Mit einem innerlichen Seufzen rollt er mit den Augen.
Irgendwann wird sie ihn noch verrückt machen.
Zarte Finger streichen über seine rechte Wange und sein Ohr entlang. Ein Schauder durchzieht seinen ganzen Körper.
Keine romantischen Beziehungen – das war die erste Regel, die Kanan nach der Order 66 „vergessen" hat.

„Du weißt, wie stolz ich auf dich bin."

Es war keine Frage, aber auch keine Aussage. Hera lässt ihn mit dem Hauch einer Berührung und diesen fast liebevollen Worten zurück.
Definitiv verrückt.

„Es tut mir leid."

Er merkt, wie Hera stehen bleibt.
Es fällt ihm schwer, sich zu ihr umzudrehen. Als wäre es eine unmenschliche Anstrengung. Doch letztendlich gelingt es ihm.
Vor seinem inneren Auge erlebt er den Moment erneut, als sie sich nach seiner Gefangenschaft um den Hals gefallen sind.
Es ist Zeit. Kanan weiß, dass er hier und jetzt die richtigen Worte finden wird.

„Ich weiß zu schätzen, was du für mich tust. Ich weiß, dass du eine tolle Twi'lek und eine fantastische Pilotin bist, und du solltest wissen, dass ich das alles nicht als selbstverständlich nehme."

Heras Augen weiten sich und für eine Sekunde vergisst sie ihre schlagfertigen Antworten.
Diesen wunderbaren Schlagabtausch, den sie sich manchmal liefern. Ihr fehlen schlichtweg die Worte.
Kanan kommt auf sie zu und legt seine Hände auf ihre Schultern.
Es wäre der perfekte Augenblick. Perfekt um das zu tun, was er schon so lange möchte.

„Du hast mir eine Heimat gegeben, als ich keine hatte. Das war mein erstes Zuhause seit... seit sehr langer Zeit."

Hera weicht seinem Blick aus. Sie wird tatsächlich verlegen.
Noch vor ein paar Jahren hätte sie wohl gedacht, dass er mit ihr flirtet, seine Witze reißt.

„Kanan, ich..."

Erst jetzt wird ihm klar, dass er ihr zu nahe getreten ist.
Er lässt sie los und macht einen Schritt zurück. Sein trauriges Lächeln aber bleibt.

„Ich habe nur an Ezra gedacht und dich darüber..."

„Vergiss es!"

Nonchalant winkt Hera ab und stützt eine Hand in ihre Hüfte.
Früher hätte Kanan darauf reagiert. Er hätte unsicher mit den Schultern gezuckt und die Sache sein lassen.
Aber jetzt ist es... anders. Sie ist anders.
Und er auch. Er will, dass sie es weiß.

„Es tut mir leid, Hera."

Ihre Augen glänzen verräterisch, als sie den Blick hebt und ihn lächelnd ansieht.

„Ich sagte doch. Vergiss es!"

Kanan ist, als müsse sein Körper explodieren.
All die düsteren Gedanken, die Fesseln, die seine Seele in den letzten Jahren eingeschlossen haben, lösen sich mit einem Mal.
Er lächelt Hera offen an, ganz federleicht und so glücklich wie schon seit Jahren nicht mehr.
Ohne ihre Reaktion abzuwarten legt er seine Arme um sie und zieht sie an sich.
Er lässt sein Kinn auf ihre Schulter sinken, schließt die Augen und genießt ihre Nähe.
Und wieder ein Unterschied – früher hätte sie ihn weggestoßen oder einen sarkastischen Kommentar geäußert.
Jetzt aber fühlt er ihre Hände auf seinem Rücken, ihre bestärkende Präsenz.
So also fühlt es sich an, wenn man ein wirkliches Zuhause hat.

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