2.Kapitel
Bob tauchte keine zwei Minuten nach Peter auf. Und ebenso durchnässt. Trotz des gelben Regenmantels den er in weiser Vorraussicht angezogen hatte.
,,Hallo, Kollege. Möchtest du eine Tasse Tee?"
Justus lächelte ihm vergnügt über den Rand eines Buches entgegen. Er saß immer noch gemütlich in seinen Schaukelstuhl gekuschelt da und schlüfte großzügig gezuckerten Tee.
Seufzend trocknete sich Bob seine Brillengläser ab.
,,Nein, danke. Was gibt's, Erster? Als ich deine SMS gelesen habe, dachte ich es wäre sonst was passiert."
,,Just hat in den Besitztümern von Mr Schaefer irgendetwas geheimnisvolles gefunden und will nicht sagen was. Außerdem kommt Ms Hunt in 20 Minuten, um mit uns über ihren Großvater zu sprechen."
Fasste Peter die Situation zusammen.
Er hatte ein ermüdendes Telefonat mit Kelly hinter sich, die ihm gereizt vorgeworfen hatte, er hätte keine Lust auf den Filmabend mit ihr gehabt. Erst als er ihr hundert mal versichert hätte, dass es nichts gab was er lieber täte als sich mit ihr "Tatsächlich Liebe" anzusehen, war sie etwas versöhnlicher geworden.
,,Oh, stimmt ja, Mr Schaefer ist gestorben." Sagte Bob und setzte sich seine Brille wieder auf.
,,Ich hab meinem Vater mit seiner Todesanzeige geholfen. Wusstet ihr, dass er mit Vornamen eigentlich Wilhelm hieß und gar nicht Will?"
Bob's Vater arbeitete bei einer Zeitung und Bob half ihm manchmal, da er ebenfalls später Journalist werden wollte.
,,Tatsächlich nicht, Dritter." Justus beugte sich interessiert vor. ,,Aber es überrascht mich nicht. Schließlich ist er Deutscher und der Name Wilhelm, welcher von dem althochdeutschen Wort "willio" kommt und soviel wie "der Willenstarke" bedeutet, war für deutsche Männer in seiner Generation alles andere als ungewöhnlich."
,,Dann hat er seinen Namen wohl ein-ge-englischt um es einfacher in Amerika zu haben." Meinte Peter.
Justus knetete seine Unterlippe.
,,Villeicht, Dritter. Aber villeicht steckt auch noch mehr dahinter."
Peter verdrehte die Augen. So sehr er die Spürnase des ersten Detektivs auch schätzte, manchmal witterte Justus einfach Fälle dort, wo es keine gab.
,,Also, Just. Ms Hunt kommt erst in zwanzig Minuten, warum nutzt du die Zeit nicht, um Peter und mir zu zeigen was du so interessantes gefunden hast?" Fragte Bob, während er sich aus seinem Regenmantel pellte.
Justus erhob sich. ,,Na gut."
Er zog eine der Schubladen von der vollgestopften Kommode im hinteren Bereichs des Wohnwagens auf und holte etwas heraus. Gebannt starrten Peter und Bob auf das Objekt in seinen Händen.
Es war eine schlichte, hölzerne Box. Der Deckel war hochgeklappt und zeigte deutlich, dass sie leer war.
,,Das ist nicht dein Ernst, Erster."
Peter sah von der Box zu Justus und wieder zur Box.
,,Du hast uns nur wegen diesem Holzkästchen durch den Regen fahren lassen?! So wie deine Nachricht klang, dachte ich du hättest mindestens eine Leiche gefunden."
,,Was war denn drin?" Fragte Bob beschwichtigend, konnte aber nicht verbergen, dass auch er enttäuscht war.
,,Nichts." Antwortete Justus. ,,Nichts war drin. Es ist nur ein hübsches, etwas abgewetztes Holzkästchen. Jedenfalls auf den ersten Blick."
Mit einer gezielten Handbewegung schob Justus die hintere Wand des Kästchens beiseite. Dahinter befand sich, im Abstand von nur etwa einem Zentimeter, eine zweite Holzwand.
Peter keuchte auf. ,,Ein Geheimfach!"
,,Eine doppelte Wand." Verbesserte Justus ihn. ,,Und schaut mal was dort drin ist."
Mit Daumen und Zeigefinger angelte er zwischen den beiden Wänden einen zusammengefalteten Zettel heraus. Mit wichtiger Miene faltete er ihn auf und laß vor.
,,Du findest die Tonne
Am Nächsten zur Sonne
Nach der letzten Stufe
Unter der linken Kufe
Vom Himmel verdeckt
Dass kein Fremder sie entdeckt"
Peter lachte auf. ,,Na wer hätte das gedacht, Kollegen. Der grimmige, alte Will Schaefer hat in seiner Freizeit Gedichte geschrieben."
,,Es ist mehr als nur ein Gedicht, Zweiter." Sagte Bob ernst. ,,Es ist ein Rätsel."
,,Genauer gesagt so etwas wie eine gedichtete Anleitung. Man könnte fast sagen es ist eine Schatzkarte."
Justus Augen funkelten. Wenn er eins liebte, dann waren es mysteriöse Gegebenheiten wie diese hier.
,,Eine Schatzkarte, um diese gewisse Tonne zu finden, von der im Gedicht die Rede ist."
Peter stöhnte. ,,Na toll. Und was kann da wohl drin sein?"
Justus zuckte mit den Schultern. ,,Das gilt es herauszufinden, Zweiter. Deswegen schlage ich vor, wir statten dem Haus von Mr Schaefer einen Besuch ab. Sobald wir erstmal dort sind, finden wir sicher etwas was uns die Bedeutung des Gedichtes klarer macht. Ich denke an ein Objekt mit Kufen, auf dem Dachboden, hinter dem sich die Tonne befindet, oder dergleichen. Wir werden sehen."
,,Na dann los." Peter stand auf und kramte in seiner pitschnassen Jeans nach seinen Autoschlüsseln.
,,Nicht so schnell, Zweiter. Du hast unsere Verabredung mit Ms Hunt vergessen. Sie sollte in ein paar Minuten hier auftauchen. Ich fürchte wir müssen mit unserer Expedition bis morgen warten."
Justus sah vielsagend zur Decke der Zentrale, an die immer noch deutlich hörbar der Regen klopfte.
,,Davon abgesehen kann man bei diesen Mistwetter doch unmöglich rausgehen."
Peter und Bob wechselten einen Blick.
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