2. KAPITEL

Als Elsa die Haustür hinter sich zuzog, atmete sie erleichtert auf. Sie wusste, dass es falsch war Buck anzulügen. Der Drache hatte sie schon begleitet, als sie noch in Arendelle gelebt hatte und eigentlich wusste sie, dass sie ihm alles erzählen konnte.
Jedoch war Buck auch immer sehr besorgt um Elsa gewesen und seitdem sie auf Berk wohnte, hatte sich daran nicht viel geändert.
Manchmal machte er sich einfach zu viele Sorgen um sie und nahm einiges ernster als es eigentlich war. Trotzdem hatte Elsa das Gefühl, dass sie sich jemandem anvertrauen musste.
Sie setzte sich auf die Steinstufen vor ihrem Haus und schaute nachdenklich in den Himmel. Es war eine sternenklare Nacht und der Mond schien heller als in den vorherigen Nächten. Sein kaltes Licht erhellte das schlafende Berk und färbte es bläulich.
Ab und zu war das knurrende Schnarchen von Drachen oder vielleicht auch von Wikingern zu hören, aber nicht ganz Berk schien nachts zu ruhen. Ein paar Nachtschrecken flogen durch den dunklen Himmel oder saßen auf Drachenstangen und bewachten das Dorf und seine Bewohner.
Sie waren in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Nur Smidvarg, der Anführer der Nachtschrecken, stach aus der Umgebung. Elsa wusste von Hicks, dass Smidvarg vorher auf der Drachenreiterinsel gewohnt hatte, wo auch Hicks und die anderen für einige Zeit gelebt hatten.
Als sie die Insel verlassen hatten und zurück nach Berk gingen, war er ihnen gefolgt und wohnte seitdem auch auf Berk.
Elsa sah sich weiter um. Das Dorf war mit einigen Fackeln beleuchtet und in deren Licht bemerkte sie eine Bewegung.
Astrid hatte ihr Haus verlassen und ging zu Sturmpfeil, welche in ihrem Unterstand friedlich schlief. Als Astrid näher kam, bemerkte Sturmpfeil ihre Anwesenheit und hob den Kopf an. Astrid hatte einen Korb voll Hühnchenschenkel im Schlepptau und stellte ihn dem Tödlichen Natter direkt vor die Nase.
Sturmpfeil fackelte nicht lange und schlug zu. Astrid stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete Sturmpfeil beim Essen. Dann drehte sie den Kopf in Elsas Richtung und entdeckte sie sofort.
Astrid flüsterte Sturmpfeil noch etwas zu und machte sich auf den Weg zu ihr.
,,Na, was machst du denn noch hier draußen zu dieser Zeit?",begrüßte Astrid sie. ,,Das gleiche könnte ich dich fragen",erwiderte Elsa. ,,Versuchst du immer noch Sturmpfeil schneller als einen Nachtschatten zu machen?" Astrid grinste. ,,Einen Versuch ist es ja wert. Vielleicht gewinne ich dann irgendwann mal gegen dich im Drachenrennen."
Elsa lachte. ,,Träum weiter. Gegen Buck hast du keine Chance. Wenn du gegen mich gewinnen willst, müsste ich ohne Drachen gegen dich antreten und selbst dann würde ich wahrscheinlich noch gewinnen." ,,Spiel dich nicht so auf, du kleine Angeberin",sagte Astrid, ,,Darf ich mich zu dir gesellen?"
Elsa rückte zur Seite. ,,Klar doch. Auf meiner Treppenstufe bist du immer willkommen."
Astrid setzte sich und ließ ihren Blick über das Wikingerdorf schweifen. ,,Du hast meine Frage noch nicht beantwortet",meinte sie nach einer Weile. Elsa sah sie fragend an. ,,Welche Frage denn?" ,,Na, was du hier draußen machst. Ich kenne dich lange genug um zu wissen, dass du nachts nicht aufstehst, wenn es keinen guten Grund dafür gibt." ,,Ach, es ist nichts besonderes",meinte Elsa. ,,Aber dein Gesicht sagt etwas anderes",ließ Astrid nicht locker.
,,Also, was ist passiert?"
,,Ich hatte einen Albtraum, der mir ein bisschen Sorgen bereitet",versuchte Elsa es vorsichtig zu formulieren. ,,Was ist in deinem Traum vorgefallen?",fragte Astrid. Elsa seufzte. Astrid würde nicht mehr locker lassen, wenn sie nicht die ganze Geschichte erfuhr, das wusste sie.
,,Also, ich war in einem dunklen Wald",begann Elsa zu erzählen. ,,Plötzlich bildete sich Nebel um mich herum. Aus dem Nebel kamen Stimmen. Sie sagten ich sei ein Monster und das Leute wegen mir unnötig sterben werden. Sie meinten, dass ich ,,sie" verletzen werde, wenn ich Berk nicht verlasse. Dann ist plötzlich eine Person im Nebel erschienen, aber bevor ich erkennen konnte wer es war, bin ich aufgewacht.
Das ist so ziemlich alles was passiert ist." Astrid schaute nachdenklich drein und stellte die gleiche Frage wie auch Elsa es getan hatte. ,,Wer ist ,,sie"?"
Elsa zuckte mit den Schultern. ,,Das habe ich die Stimmen auch gefragt, aber zur Antwort habe ich nur erhalten, dass ich in mein Herz sehen muss um zu wissen wer ,,sie" ist." ,,Und wer ist in deinem Herzen?" ,,Ich konnte es nicht erkennen, aber auf jedenfall war da jemand."
Astrid schwieg. Sie wusste nicht was sie von dem Traum halten sollte. Elsa schüttelte nur den Kopf. ,,Wahrscheinlich mache ich mir zu viele Gedanken. Es war nur ein Albtraum, verdammt."
Astrid nickte. ,,Da könntest du recht haben. Hast du's Buck schon erzählt?"
,,Ne, du weisst doch wie er ist. Der zerbricht sich nur unnötig den Kopf",meinte Elsa. ,,Stimmt",sagte Astrid. Die beiden saßen eine Weile schweigend nebeneinander da. Astrid starrte auf den Boden und dachte nach, während Elsa gedankenverloren mit einer Schneeflocke spielte, die sie geschaffen hatte. Plötzlich zog ein kalter Wind auf und Astrid legte die Arme um ihren Körber. ,,Ist dir kalt?",fragte Elsa, der Kälte nichts anhaben konnte.
Astrid beantwortete die Frage mit einem Nicken. ,,Warte kurz." Elsa stand auf und verschwand wieder in ihrer Hütte. Einen Moment später hatte sie eine Decke aus Bärenfell in der Hand.
Sie setzte sich wieder und legte die Decke um Astrid und sich selbst. Astrid schaute sie schmunzelnd an. ,,Na, fürchtet sich die Eiskönigin vor einer Erkältung?"
,,Nein, aber sie fürchtet sich davor, dass ihre beste Freundin nicht an Drachenrennen teilnehmen kann, weil sie krank im Bett liegt",erwiderte sie lächelnd. Astrid kniff ihr in die Seite. ,,Du als und deine Drachenrennen. Sag mal, bist du eigentlich noch mit Jack zusammen?" Elsa schaute sie verwundert an. Wie kam sie jetzt auf dieses Thema? ,,Nein",antwortete sie und erhielt einen erstaunten Blick von Astrid.
,,Wirklich nicht?" ,,Nein, irgendwie war es nicht so das Wahre. Wir sehen uns eh kaum, also haben wir es dann gelassen, aber irgendwie finde ich es nicht sonderlich schlimm, dass es nicht geklappt hat."
,,Hm, okay. Naja, manchmal funktioniert es halt nicht." Astrid lehnte den Kopf an Elsas Schulter und schaute hoch in den Himmel. Elsa betrachtete sie von der Seite und bemerkte, dass sich in ihren blauen Augen die Sterne spiegelten. Dann folgte sie Astrids Blick, jedoch waren diese Sterne dort oben nicht so schön wie die in Astrids Augen. So saßen sie eine ganze Weile da.
Keiner sagte ein Wort und doch schien die Zeit wie im Flug zu vergehen.
Elsa wusste nicht wie lange sie nun schon neben Astrid saß und sie zusammen mit ihr die Sterne betrachtete. Es hätte ihr nichts ausgemacht, wenn die Zeit plötzlich gestoppt hätte und dieser Moment für immer gedauert hätte, doch irgendwann musste Astrid gähnen. ,,Ich geh jetzt besser nach Hause, sonst komme ich gar nicht mehr aus dem Bett."
Sie stand auf und streckte sich. Elsa stand ebenfalls auf. ,,Ja, ich auch",sagte sie, obwohl sie eigentlich gar nicht müde war. ,,Also, bis morgen?" ,,Ja, bis morgen." Elsa wollte sich gerade zur Haustür undrehen, als Astrid sie an ihrer Hand festhielt. Elsa schaute sie verwundert an. Was war denn jetzt los? ,,Elsa?",sagte Astrid leise. ,,Ähm...ja?"
Astrid stand direkt vor ihr. Sie musste ein kleines bisschen nach oben gucken um ihr in die Augen zu sehen, da Elsa etwas größer war als sie. ,,Du bist kein Monster. Dafür hast du ein viel zu großes Herz. Und wegen dir muss auch niemand unnötig sterben. Niemals."
Dann drehte sie sich um und ging. Elsa schaute ihr verwirrt nach, doch tief im Innern wusste sie, dass das genau das war, was sie in diesem Moment am meisten gebraucht hatte.

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