1. KAPITEL

Elsa wachte auf. Sie befand sich nicht mehr Zuhause in Berk, in ihrem Zimmer, und sie lag auch nicht in ihrem Bett, sondern auf festem Untergrund.
Wo war sie? Elsa richtete sich auf und klopfte den Schmutz von ihr ab. Sie sah sich um. Das war nicht Berk oder sonst irgendein Ort, den sie kannte. Sie befand sich auf einer Lichtung in einem dunklen Wald. Schwarze Bäume standen um sie herum und schienen auf sie hinabzusehen. Elsa schaute zum Himmel. Er war wolkenverhangen und fast noch finsterer als der Wald selbst. Es waren keine Sterne zu sehen und der Mond versteckte sich hinter den grauen Wolken. Sie erinnerte sich an einen ähnlichen Traum, den sie vor langer Zeit einmal hatte.
Das hier konnte doch auch nur ein Traum sein, oder? Sie kniff sich, um sicher zu sein, doch der Wald verschwand nicht. Stattdessen breitete sich ein unheilvoller Nebel auf der Lichtung aus, der sie zu umzingeln schien und seltsame Stimmen flüsternden ihr zu. Sie verstand nicht, was sie ihr sagen wollten, doch die Stimmen lösten in ihr ein schreckliches Gefühl der Angst aus.
Angst, die sie seit langem nicht mehr verspürt hatte. Angst, die sie nur aus ihren Kindertagen kannte. Die Stimmen wurden lauter und klarer. ,,Monster!",riefen sie. ,,Monster!" Elsa versuchte sich die Ohren zuzuhalten, doch der Nebel hielt ihre Arme fest.
,,Du bist ein Monster! Du wirst nie zu ihnen gehören! Du bist kein Mensch! Du wirst alle umbringen! Du wirst sie umbringen! Willst du das? Willst du ihr wehtun?"
,,Lasst mich in Ruhe!",schrie Elsa verzweifelt. ,,Ich bin kein Monster!" ,,Du wirst sie umbringen!",schrien die Stimmen zurück. ,,Sie und alle anderen! Du musst gehen! Verlass deine Heimat oder es wird unnötig Blut fließen! Blut, das an deinen Händen klebt!"
,,Nein, lasst mich!" Elsa hatte große Angst.
Sie konnte sich nicht befreien. Der Nebel hatte sie fest im Griff und die Stimmen hörten nicht auf. Und ständig redeten sie von jemandem. Eine Frage bildete sich in ihrem Kopf. ,,Wer ist sie?",fragte Elsa. ,,Von wem redet ihr?"
,,Du weißt von wem wir reden!",sagten die Stimmen eine Spur leiser, aber immer noch laut. ,,Sie bedeutet dir mehr, als alle anderen, aber wenn du nicht gehst, wird sie sterben!"
Elsa senkte den Kopf. ,,Ich tue niemandem was an. Ich bin kein Monster!" Langsam verwandelte sich ihre Angst in Wut. ,,Und meine Frage habt ihr auch nicht beantwortet!"
,,Sieh in dein Herz und du kannst sie sehen!",zischten die Stimmen. ,,Sieh, solange sie noch dort ist, bevor du sie herausreißt!"
Elsa schloss die Augen und das Bild einer Person schien sich zu vor ihrem inneren Auge zu formen, doch bevor Elsa die Person erkannte, war sie auch schon wieder weg. Sie öffnete die Augen wieder.
,,Egal, wer sie ist, ich tue ihr nicht weh, versprochen!" ,,Monster halten keine Versprechen!",kreischten die Stimmen jetzt wieder sehr laut. ,,Und du bist das größte von ihnen!" ,,Was wollt ihr von mir!",rief sie jetzt wieder panisch. ,,Ich habe euch nichts getan!"
,,Ihnen nicht, aber mir",ertönte eine Stimme aus dem Nebel. Eine dunkle Gestalt versteckte sich in ihm. Der Nebel verzog sich langsam und vor ihr stand...

Elsa schreckte hoch. Beruhigt stellte sie fest, dass sie sich in ihrem Zimmer befand und auf keiner Lichtung in einem finsteren Wald. Sie atmete erleichtert aus.
Dieser Traum war für einen Traum viel zu real gewesen und der Schreck steckte ihr zum Teil noch in den Knochen.
Ihr Herz raste, als wäre sie sehr weit gerannt und sie zitterte etwas. Die Stimmen dröhnten Elsa noch in den Ohren, doch langsam klangen sie ab. Sie klammerte ihre Hände um ihren Bettpfosten, um sich zu vergewissern, dass alles vorbei war.
Dann schaute sie zu ihrem Bruder. Hicks schlief seelenruhig. Er hatte diese Nacht wohl mehr Glück mit seinen Träumen. Ohnezahn lag zusammengerollt auf der Steinplatte, die er immer erhitzte, bevor er sich hinlegte.
Auch er schlief tief und fest. Nur ab und zu konnte man das gewöhnliche Gurren vernehmen, dass er manchmal von sich gab. Ihr Blick wanderte zu Buck. Dieser schlief jedoch nicht.
Er war wie ein einziger Schatten in der Dunkelheit des Zimmers und seine grün-gelben Augen leuchteten sie an. Er wirkte schon fast bedrohlich.
Hätte Elsa früher so etwas in ihrem Zimmer vorgefunden, hätte sie vermutlich geschrien. ,,Warum bist du wach?",fragte sie ihn. ,,Du hast im Schlaf geredet",antwortete Buck. ,,Ist alles in Ordnung?"
Elsa rieb sich die Augen. ,,Ja, alles gut. War nur so ein blöder Albtraum." ,,War wohl ein sehr schlimmer Albtraum. Ich hab dich noch nie so aus dem Schlaf schrecken sehen."
,,Wie lange beobachtest du mich schon?",wollte sie wissen. Er gähnte. ,,Ein paar Minuten." ,,Und du hast mich nicht geweckt?" Buck zuckte mit den Schultern. ,,Ich wollte wissen, was du da als von dir gibst. Du hast ,,Lasst mich in Ruhe" gesagt. Das war das einzigste, was ich verstanden hab. Was genau ist in deinem Traum passiert?"
Elsa dachte nach. Sollte sie ihm alles erzählen? Sie entschied sich dagegen, denn sie wollte ihn nicht unnötig beunruhigen.
,,Ach, nichts besonderes. Wurde nur als Monster beschimpft. Das Trauma lässt mich wohl nie ganz in Ruhe." Die wichtigsten Einzelheiten ließ sie aus. Buck sorgte sich manchmal zu viel um Elsa und sie hatte keine Lust sich nachts mit ihm darüber zu unterhalten.
Er würde den Traum vermutlich als eine frühzeitige Vorwarnung von etwas Schlechtem interpretieren und ihn viel zu ernst nehmen. Vielleicht sollte sie mit jemand anderem darüber sprechen.
Ihre Antwort schien ihn jedoch etwas zu beunruhigen. ,,Bist du dir sicher, dass das alles ist? Ich meine, ist noch irgendetwas anderes passiert, dass dich eventuell stutzig macht?" Elsa erinnerte sich daran, dass die Stimmen eine ,,Sie" erwähnt hatten. Doch sie glaubte nicht, dass Buck wusste, über wen die Stimmen gesprochen hatten.
Jedoch fragte Elsa sich immer noch wer ,,Sie" ist. Kannte sie ,,Sie" überhaupt oder hatte der Traum wirklich keine Bedeutung? ,,Nein, das ist alles",log Elsa. ,,Du musst dir wirklich keine Gedanken machen, okay? Hör mal, ich geh noch ein bisschen nach draußen. Ich muss meinen Kopf ein bisschen frei kriegen, sonst kann ich heute Nacht nicht mehr schlafen."
Buck nickte und legte den Kopf auf den Boden. ,,Okay, ich werde dann mal weiter schlafen."
,,Eine gute Nacht noch",flüsterte Elsa und stieg aus dem Bett. Sie ging die Trepper runter und verschwand aus Bucks Sichtfeld.
Der Nachtschatten schaute ihr nachdenklich nach. Er wusste, dass Elsa ihm nicht alles gesagt hatte und er fragte sich, was sie wirklich geträumt hatte.
Aber egal was es war, Buck spürte, dass etwas nicht stimmte und er hatte das Gefühl, dass bald etwas passieren könnte. Er hörte, wie Elsa die Haustür hinter sich schloss und dann war alles still.
Buck schloss seine Augen wieder, doch das beunruhigende Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren würde, wurde er die ganze Nacht nicht mehr los.

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