Kapitel 8 ~ Fragen
Die drei eilten sofort zum großen Tor, ihre Schritte von einer drängenden Unruhe getrieben. Dort angekommen, fragten sie nach Milena, doch die Antworten der Wachen waren ernüchternd. Niemand hatte sie gesehen, niemand hatte auch nur ein Geräusch gehört, das auf ihre Anwesenheit hindeutete. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Enjas Magen aus - wenn niemand sie bemerkt hatte, konnte das nur eines bedeuten: Milena musste sich immer noch hier unten irgendwo verstecken. Doch trotz intensiver Befragung konnten selbst die Leute von Enja keine Hinweise geben. Die Verzweiflung wuchs in ihr, als sie realisierte, dass ihre Schwester wie vom Erdboden verschluckt schien. Jeder Stein schien umgedreht, jede Spur verfolgt, doch es gab keine Anzeichen, keine Hinweise auf Milenas Verbleib. Es war, als hätte die Dunkelheit selbst sie verschluckt, und mit jedem Schritt, den sie taten, wuchs das bedrückende Gefühl, dass sie in ein Labyrinth traten, aus dem es keinen Ausweg gab.
Während die drei noch am suchen waren, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Kam das nächste Problem auf sie zu. Eine Wache eilte zu Amanda und berichtete von einem Drachen, der ziemlich nah an der Basis war. Sofort schickte sie Jäger los, falls was passieren sollte, können sie immer noch eingreifen. Zudem soll sich der Anführer ihnen gleich anschließen und die Lage checken.
Nach einer quälenden Zeit des Suchens fand Enja schließlich nicht Milena, aber dafür Rolf. Er kam wie ein rettender Anker in einem Meer aus Angst und Verzweiflung. „Bitte sag mir, dass meine kleine Schwester bei dir ist," flehte sie mit zitternder Stimme. Doch Rolfs verwirrter Blick ließ ihre Hoffnung in sich zusammenbrechen. „Ich dachte, sie wäre bei dir?!" erwiderte er, sichtlich irritiert. Enja spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie schob sich die Haare aus dem Gesicht und sprach hastig weiter: „Milena wird des Diebstahls beschuldigt und jetzt ist sie spurlos verschwunden." Rolfs Augen weiteten sich, als hätte er einen schlechten Scherz gehört. „Das hier unten ist doch kein Labyrinth. Es gibt kaum Verstecke, und der einzige andere Weg führt direkt nach draußen." Ein kalter Schauer lief Enja den Rücken hinunter. Panik begann sich in ihr auszubreiten - hier stimmte definitiv etwas nicht. Wenn Milena hier unten nirgendwo zu finden war, dann konnte sie nur einen Ausweg gesucht haben: nach oben, an die Oberfläche. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, sah sie Rolf in die Augen, und es war klar, dass er den gleichen beunruhigenden Gedanken hatte. Enja setzte sich sofort in Bewegung, ignorierte den Schmerz, der durch ihre Verletzung pochte, und rannte so schnell sie konnte los. Jeder Schritt hallte wie ein drohendes Echo in der Dunkelheit wider, während die Zeit gegen sie arbeitete.
„Enja, sei vernünftig! Du bist noch nicht in der Verfassung, um da hochzugehen," sagte Rolf eindringlich, während er ihren Arm packte. Doch sie schlug seine Hand energisch weg, ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit. „Es geht um meine Schwester, Rolf! Sie ist alles, was ich noch habe!" Ihre Stimme brach beinahe, getränkt in Angst und Verzweiflung. „Wenn Milena stirbt, was bleibt mir dann?" Rolf hatte sie noch nie so gesehen, so zerbrechlich und verletzlich. Er wusste, dass er sie nicht einfach losziehen lassen konnte.
„Lass mich stattdessen gehen, Enja. Wenn Milena wirklich oben ist und du dabei stirbst, nützt das keinem von euch." Seine Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht, doch sie erkannte die Wahrheit darin. Widerwillig ließ sie die Schultern sinken und nickte schließlich. „Bitte, bringe meine Schwester zu mir," flehte sie leise. Rolf nickte, entschlossen, und machte sich sofort auf den Weg. Er schloss sich einer Gruppe Jäger an, die sich gerade bereit machten, an die Oberfläche zu gehen. Während sie sich auf den Aufstieg vorbereiteten, kreisten seine Gedanken immer wieder um Milena. Es wollte einfach nicht in seinen Kopf, dass sie einfach so verschwunden war. Ja, sie war neugierig auf die Welt da oben, das wusste jeder, aber niemals würde sie ohne ein Wort verschwinden und Enja solches Leid zufügen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, und ein kaltes Unbehagen breitete sich in ihm aus, als er sich dem gefährlichen Aufstieg entgegenstellte.
Der Himmel begann bereits in einem sanften Grau zu schimmern, während die ersten Strahlen der Dämmerung den Wald in ein unheimliches Licht tauchten. Die Anspannung lag wie eine dichte Wolke in der Luft, und jeder Laut schien von der drohenden Gefahr draußen verstärkt zu werden. Die Jäger zerstreuten sich schnell in die Dunkelheit, ihre Bewegungen geschmeidig und zielgerichtet. Doch Rolf blieb zurück, seine Augen aufmerksam auf die Umgebung gerichtet. Milena war keine Jägerin, und das wusste er nur zu gut. Sie hatte keine Erfahrung damit, welche Gefahren hier draußen lauerten. Jeder Schritt, den sie tat, konnte ihr letzter sein. Wenn sie sich nicht entdecken lassen wollte - und das war wahrscheinlich - würde sie sich dicht an die Bäume und Büsche drücken, in der Hoffnung, im Schatten verborgen zu bleiben. Rolfs Blick wanderte über das dichte Unterholz, suchte nach einem flüchtigen Schatten, einem unachtsamen Geräusch. Jede Faser seines Körpers war angespannt, während er sich darauf konzentrierte, das Unmögliche zu finden: ein junges Mädchen, verloren in einer Welt, die sie nicht verstand.
Er wusste, dass die Zeit gegen sie arbeitete. Der Wald um ihn herum war ein tückisches Labyrinth aus Dunkelheit und Gefahr, und jeder Augenblick zählte. Wenn er Milena nicht bald fand, konnte es für sie beide zu spät sein.
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