2.Kapitel
Es dauert eine ganze Weile, bis ich an der Reihe bin und als ich nach vorne gehe, merke ich, wie nervös ich bin. Zaghaft berühre ich die 3 Eier die noch hier sind, jedoch schimmert leider nichts. Ich weiß nicht woher ich diese Kette habe. Meine Mutter wollte es mir nie verraten. Sie meinte, dass es ein Zeichen sei und ich eine Drachenreiterin werden würde. Ich gehe wieder zurück zu meiner Klasse und gemeinsam gehen wir ins Klassenzimmer zurück. Ich lasse den restlichen Stunden über mich ergehen und als die erlösende Klingel klingelt, packe ich schnell meine Sachen zusammen und eile nach draußen. Nightmoon freut sich mich zu sehen und diesmal lasse ich es zu, dass er zu mir trabt. Er stupst mich liebevoll an und ich streichle ihn lachend. Ich schwinge mich auf seinen muskulösen Rücken und schon geht es los. An dem Punkt wo ich mich heute in der Früh von Julian verabschiedet habe, warte ich nun um meinen Bruder wieder mit nach Hause zu nehmen. Nach einer gefühlten Ewigkeit taucht er dann endlich auf und ich ziehe ihn wieder zu mir nach oben. "Wo warst du so lange?", frage ich missmutig. "Ich hab noch mit Freunden geredet. Etwas das du nicht kennst", bekomme ich die schnippische Antwort.
Ich drehe mich um und schaue meinen Bruder finster an: "Noch einmal so einen Kommentar und du kannst in Zukunft laufen, verstanden?" Er nickt mit gesenktem Kopf und wir reiten los. Als er sich wieder gefangen hat plappert er wieder munter drauf los: "Du? Große Schwester? Darf ich heute bei einem Freund übernachten?" Ich seufze, willige aber schließlich ein, da ich dann nicht auf ihn aufpassen muss. Zu Hause angekommen, fange ich an Spaghetti Bolognese zu kochen, während mein Bruder in sein Zimmer stürmt und seine Sachen zusammenpackt. Da sein Freund am anderen Ende des Dorfes wohnt und man um das Dorf zu durchqueren mindestens eine Stunde braucht, haben wir ausgemacht, dass wir dieses eine Mal durch das Dorf reiten. Gerade als ich das Wasser aus der Schüssel schweben lasse, höre ich wie Julian die Stufen herunter poltert. Ich lasse das Wasser schnell in der Spüle verschwinden und stelle das fertige Essen auf den Tisch. Wir essen schnell und dass das überbleibt, stelle ich in den Kühlschrank für unseren Vater. Ich ziehe mir unter den Schlabber-Klamotten eine enge, schwarze Sporthose an und ein schwarzes Top bevor ich wieder nach unten gehe. Ich nehme neben Julians Sachen noch eine Tasche mit und gehe nach draußen.
Nightmoon steht im Stall und ich brauche nur die Tür zu öffnen und er trabt brav heraus. Die Sachen meines Bruders sind in zwei Taschen verteilt, die mit einem Seil verbunden sind, damit ich sie auf Nightmoons Rücken platzieren kann. Meine Tasche hänge ich mir selbst um und gehe zu der Tür. Nightmoon mir dicht auf den Fersen. Als mein Bruder herausgeht lege ich einen Zettel hinein auf dem steht: Julian schläft bei einem Freund. Ich komme diese Nacht nicht heim. Essen steht im Kühlschrank. Deine Samira. Es kommt öfter vor, dass ich Nächte im Freien verbringe. Das liegt vielleicht auch etwas an meinen Genen. Nur meine verstorbene Mutter weiß, wer ich wirklich bin. Meinem Bruder und Vater haben wir nichts erzählt. Ich sperre die Haustür zu bevor ich aufsteige und Julian zu mir hinaufhelfe. Wir galoppieren diesmal gleich von Anfang an, da ich die Reise durchs Dorf so schnell wie möglich hinter mich bringen möchte. Ich suche mir extra einen Weg aus, auf dem nicht viele Menschen sind, damit wir keinen stören wenn wir vorbeitraben oder hin und wieder galoppieren. Am anderen Ende angekommen, erklärt mir Julian wo ich hin muss und ich lenke meinen Hengst, den Anweisungen entsprechend, in eine Straße. Dort sind die Häuser sehr schön, es sind eher Villen als Häuser und vor einer dieser Villen bleiben wir stehen. "Ich hole dich morgen früh wieder ab!", rufe ich Julian hinterher. Ich reite aus dem Dorf hinaus und in einem halsbrecherischem Galopp rund um das Dorf, zurück zu unserem Haus. Das geht viel schneller, wenn man so schnell galoppiert.
Ich reite aber nicht direkt zu unserem Haus sondern in den Wald. Ich habe dort vor kurzem eine wunderschöne Lichtung mit einem kleinen See entdeckt. Sie liegt versteckt, tief im Wald und nach einer Weile habe ich sie endlich erreicht. Mein Kampfstock lehnt noch genauso am Baum, wie ich ihn zurückgelassen habe und ich hüpfe von Nightmoons Rücken. Ich ziehe mir meine Schlabber-Klamotten aus und zum Vorschein kommt mein Trainingsoutfit. Ich jogge vorher ein paar Runden um die Lichtung bevor ich mich zu dehnen beginne. Ich mache immer noch mein Aufwärmprogramm, als es bereits zu dämmern beginnt. Mein Programm besteht aus joggen, dehnen, joggen, dehnen und das immer abwechselnd und so lange wie es mich interessiert. Heute habe ich extrem viel Energie und dementsprechend dauert auch das Aufwärmen länger. Da es schon dämmert und es nicht mehr lange dauert bis es dunkel wird, sammle ich schnell Feuerholz und mache mir auch daraus eine Übung. In den Wald joggen, Holz sammeln und mit dem Holz zurück joggen. Als man dann kaum noch etwas sieht, zünde ich ein Feuer an und packe meinen Kampfstock.
Ich lasse einen Baum aus der Erde wachsen und beginne mit dem Stock darauf einzuschlagen. Erst jetzt merke ich wie viel Wut ich heute schon unterdrückt habe. Ich hatte mir so sehr gewünscht eine Drachenreiterin zu werden und wie immer wurde mein Wunsch nicht erhört. Ich schlage immer fester und wütender auf den Baum ein, bis schließlich mein Stock zerbricht. Mit einem Schrei lasse ich den Stock fallen und gehe zum Feuer. Ich reiße mir meine Kette herunter und funkle sie wütend an, wegen ihr hatte ich Hoffnungen. Das Ei schimmert, vermutlich wegen den Flammen oder dem Mondlicht, was mich noch wütender macht und schlussendlich werfe ich die Kette ins Feuer und drehe mich um. Ich erschaffe mir einen neuen Kampfstock und schlage weiter auf den Baum ein als plötzlich etwas hinter mir explodiert.
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