7. Kapitel
POV Ash:
Verschlafen schlürfte ich ins Badezimmer. Im Vorbeigehen warf ich noch einen kurzen Blick auf die Uhr, die über der Tür hing. Es war elf Uhr morgens. Oder mittags, wie mans sieht. Ich blickte mich im Spiegel an. Meine rabenschwarze Haare fielen meine Schultern hinab, waren aber weder groß verfilzt noch so was in der Art. Ich grinste, tja, ich sah halt immer gut aus (gespielt arrogant). Der kalte Boden war unter meinen nackten Füßen zwar etwas unangenehm, aber wenigstens war ich jetzt bisschen wacher. Meine saphirblauen Augen blickten mir konzentriert, wachsam und entschlossen entgegen. Hä, ich war doch noch voll verschlafen. Wie soll ich da konzentriert dreinblicken? Wahrscheinlich war ich das auch, in meinem Unterbewusstsein. Oder das war einfach nicht ich. Werd jetzt nicht paranoid, meine Liebe. Außerdem, wer schaut denn noch so gut aus wie du, gleich nach dem Aufstehen? Wohl niemand...( ironisch). Ja, mein inneres Ich lässt grüßen. Meine Lippen waren zu einem leichten Lächeln gekräuselt. Das war mal wieder typisch ich; Selbstgespräche früh am morgen. Dir ist schon klar, dass es elf ist, also fast Mittag? Aber gut, wenn du das "früh am morgen" nennen willst... " Fresse" sagte ich im Gedanken an mein inneres Ich gewandt. Die kurze schwarze Hose und das schwarze T-Shirt waren aber ziemlich zerknittert... Vielleicht sollte ich doch noch mal das Bügeleisen ausprobieren... Und dann viel mein Blick auf meine rechte Schulter. Meine herzförmige Narbe stach hervor, sie leuchtete so in der Art. Normalerweise war sie ein blasser weißer Strich, kaum sichtbar. Dann viel es mir wieder ein: Heute war der 16.07, mein Geburtstag. An jedem meinen Geburtstag leuchtete die Narbe so. Wieso hatte ich keine Ahnung. Ich zuckte mit den Schultern und ignorierte es. Dann streifte ich meinen Pyjama ab, ging in die Dusche und drehte das heiße Wasser an. Ich genoss es in vollen Zügen. Das Wasser prasselte sanft auf meine sahneweiße Haut, entspannte meine Muskeln, wusch den Schlaf ab. Meine jetzt nassen Haare hingen strähnig runter. Dichte Dampfwolken vernebelten mir die Sicht. Und so duschte ich für eine ganze Stunde.
POV Izzy:
Heute war ich früh aufgewacht. Es war zehn. Also für meine Verhältnisse früh. Aber irgendetwas bedrückte mich. Ich blickte durch den Raum, ließ meinen Blick durch den Raum schweifen bis er auf den Kalender fiel: 16.07. Und dann begriff ich. Heute wäre der siebzehnte Geburtstag meiner Schwester. Ich checkte meine rechte Schulter. Tatsächlich, die herzförmige Narbe leuchtete leicht. Wäre Ash am Leben, würde ihre jetzt auch leuchten. Wir drei Kinder waren durch diese Narbe verbunden. Jeder hatte sie an seiner Geburt eingeritzt bekommen. Es hatte nur eine symbolische Bedeutung, es sollte bedeuten, dass wir, egal was, immer zusammenhalten würden. Sie leuchtete immer am Geburtstag des jüngsten Geschwister. Also, bevor Ashley geboren war, leuchtete sie an meinem. Wieso sie leuchtete, hatte auch keinen praktischen Grund. Es diente nur dazu, unser Zusammenhalten noch mehr zu symbolisieren. Eine schwere Last drückte meinen Brustkorb zusammen , ließ mich weinend zusammenbrechen. So wie an jedem Geburtstag von Ash, der auch gleichzeitig der Tag war , an dem sie entführt worden ist, seit sie entführt wurde und höchstwahrscheinlich tot war.
POV Alec:
16.07. Es bereitete mir Kopfschmerzen. Ich wusste, Izzy würde es nicht besser gehen. Es war jedes Jahr das Gleiche, der gleiche Schmerz. Man würde denken, dass es mit der Zeit nicht mehr ganz so schlimm ist, dass man sich dran gewöhnt, es abmildert, vergisst. Aber es war nicht so. Es war immernoch wie vor elf, mittlerweile ja zwölf Jahren. Der gleiche Schmerz. Ich warf einen Blick auf meine rechte Schulter. Die herzförmige Narbe stach heraus, so wie jedes Jahr. Komischerweise konnte sie niemand, außer uns Lightwoods, sehen. Wieso auch immer. Ich weiß noch ganz genau, in der Nacht, wo sie entführt wurde, haben wir gleich angefangen nach ihr zu suchen. Ich hatte noch nie eine so heftige Verzweiflung gespürt wie damals. Und auch keine so heftige Enttäuschung, Trauer, Wut. Denn drei Tage danach kam ein Brief an, wo uns Valentin in seiner kleinen elegant geschwungenen Schrift mitgeteilt hatte, dass Ashley tot war. Mit Fotos. Ich konnte es fast nicht anschauen, aber ich musste, ich musste wissen was mit meiner kleinen Schwester passiert ist. Meine Eltern hatten nichtmal die Kraft mehr, dies zu verhindern. Da lag sie, meine kleine unschuldige Schwester, das lebensfreudigste freundlichste hilfsbereiteste tollpatschigste süßeste Wesen, das ich je kennengelernt hatte. Die, die mir jeden morgen immer und immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht zauberte und zwar ohne es richtig zu merken. Sie lag da, die Gliedmaßen in unnatürlichen Winkeln verbogen, blutend, wo man hinsehen konnte nur Blut. Sie lag in einer riesigen Blutlache, das Gesicht schmerzverzerrt. Ihr Körper reglos. Ihre Augen waren geschlossen. Plötzlich überkam mich ein riesiger Schmerz, riss mich aus der schrecklichen Erinnerung und ließ mich heftig schluchzend zum Boden sinken. Ich nahm nichts mehr war, nur den unendlichen pochenden Schmerz.
POV Jace:
Es war seltsam ruhig im Institut. Keine Izzy und kein Alec, die miteinander streiteten. Keine Ash, die mit ihnen temperamentvoll diskutierte, dabei heftig gestikulierte und versehentlich dem einen oder anderem dabei eine klatschte. Und dann fiel es mir ein: heute war der 16.07. An diesem Tag waren die Lightwoods immer sehr depressiv. Ich glaube, es hat etwas mit ihrer verschwundener Schwester zu tun. Ich hab es nur mal so flüchtig mitbekommen, dass sie eine Schwester hatten, die dann aber irgendwie nicht mehr da war. Sie sprachen jedoch nicht darüber. Nie. Auch wenn ich sagen muss, dass Ash den Lightwoods verdammt ähnlich sieht. Außerdem haben Izzy und Alec sie jedes Mal so entgeistert angeschaut, als sie etwas von ihr preis gab. Selbst Maryse wurde von Ash so richtig aus der Bahn geworfen und das passierte vielleicht ein Mal in hundert Jahren. Also kann man es mit einem Weltwunder vergleichen. Ja, definitiv ein Weltwunder. Das Ganze war ja aber auch nur reinste Spekulation... Wahrscheinlich dreht wiedermal meine Fantasie mit mir durch...
POV Ash:
Es war Mittag. Ich hatte beim Italiener paar Pizzas bestellt und jetzt saßen wir alle am Esstisch in der Küche und aßen. Die Stimmung war irgendwie merkwürdig angespannt und Alec und Izzy sahen wirklich echt niedergeschlagen aus. Ich wollte eigentlich fragen was los war oder die Stimmung irgendwie auflockern, indem ich wieder einen meiner bekannten Sprüche riss, ließ es dann aber sein. Irgendetwas sagte mir, dass das jetzt nicht der richtige Moment war dafür. Wahrscheinlich war das nicht ganz ungewöhnlich, denn Jace und Clary, die keine Stimmungsschwankung hatten, ließen sie lieber in Ruhe. Es hatte ja letzendlich jeder das Recht, mal etwas daneben zu sein. Man musste nicht immer vorgeben spitzenmäßige Laune zu haben. Sie hatten sich einen Moment Ruhe einfach verdient. Also hielt ich die Klappe und wir aßen schweigend unsere Pizza.
Zeitsprung
Dass ich Geburtstag hatte, wollte ich weder feiern noch irgendwie verkünden. Ich hatte echt keinen Bock, die ganze Aufmerksamkeit auf mir zu haben. Ich war einfach nicht der Mensch für sowas. Also resignierte ich es legentlich und vergaß es dann einfach. Ich hatte heute vor zu Magnus Bane zu gehen und möglichst meine Erinnerungen zurückzuholen. Die Stillen Brüder wären zwar auch eine Option gewesen, aber niemand (außer ich, mir war das herzlichst egal) war damit einverstanden, weil es gefährlich war und bla,bla,bla... Auch wenn ich zugeben muss, dieses ganze creepy Zeug respar ich mir gerne. Also nahmen wir die andere Alternative, die entscheidend einfacher, einfach weniger gefährlich und auch nicht so creepy war. Außerdem war es auch schlauer, denn Magnus Bane konnte das mindestens so gut wie die Stillen Brüder. Betonung auf "mindestens". Auch wenn er sicherlich was dafür verlangte. Aber ich hatte mir vorgenommen ihm den Ring zu geben, den ich gestohlen hatte. Das Ganze hatte ich schon mit Izzy, Alec, Jace und Clary besprochen und sie waren einverstanden. Wir würden heute abend um sieben zu ihm gehen. Jetzt war es fünf und ich schlug gerade auf einen Boxsack ein. Die Bewegung, die Anstrengung gab mir die wohlbekannte Befriedigung. Clary, Izzy, Jace und Alec waren auch gerade im Trainingsraum und trainierten. Dann kam Alec auf mich zu und meinte: "Hey, Lust bissl mit dem Bogen zu schießen?" Ich erwiderte sein Lächeln: "Ich bin aber sicher nicht so gut wie du." "Ist ja auch meine Spezialität. Aber wenn man man deine Fähigkeiten bedenkt, kann es gut sein, dass du mit etwas Training schon besser wirst als ich. Obwohl, man kann ja nicht alles können. Und wenn man schon so gut im Faustkampf ist, dann kann man ja wohl kaum noch Weltmeister im Bogenschießen sein." gab er breit grinsend zu bedenken. Ich lachte. Also schnappte ich mir einen Bogen und einen Pfeil und spannte ihn erstmal in die Sehne ein. Alec trat neben mich und korrigierte meine Stellung: "Du musst den Elbogen weiter hoch, dich etwas mehr nach hinten lehnen und deine rechte Schulter-" Er brach abrupt ab und starrte ungläubig auf etwas. Ich folgte seinem Blick und erblickte meine leuchtende Narbe. Achso... Ich wollte es ihm gerade erklären, als mein Blick auf seine rechte Schulter fiel. Ich stutzte, blinzelte einmal und schaute wieder hin. Aber es war immer noch da: eine leuchtende herzförmige Narbe, genau wie meine. Jetzt starrten wir beide jeweils auf die rechte Schulter des anderen. Izzy bemerkte die plötzliche Stille und drehte sich zu uns um. Mit einem fragenden Blick folgte sie Alecs Blick und erstarrte. Vorsichtig sah ich auf ihre rechte Schulter. Ehrlich gesagt überraschte es mich gar nicht mehr, ich fühlte mich einfach nur verarscht. Die altbekannte herzförmige Narbe leuchtete auch auf ihrer Schulter. Ich blickte immer wieder von Alecs auf Izzys Schulter und wieder zurück. Was zur Hölle?!
POV Jace:
Der Anblick war ja schon komisch. Da standen sie, starrten gegenseitig die rechte Schulter des anderen an und taten so als könnten sie es nicht glauben. Alec und Izzy starrten auf die von Ash und Ash wanderte mit dem Blick von den beiden hin und her. Sie waren alle völlig erstarrt und bewegten sich nicht. Alecs Hand lag noch immer auf Ashs Ellbogen, Ash hielt noch immer den Bogen fest umklammert und Izzy stand einfach nur da. Ich wusste zwar nicht was für ein Spiel sie da spielten, es war aber echt komisch. Ich schunzelte; Ach, die drei, das war ja schon was echt Spezielles.
POV Clary:
Okaaayyy...? Was ist jetzt das? Sie starren sich gegenseitig an und wirken dabei echt... na, ja... ungläubig. Keine Ahnung was das werden soll. Ich blickte zu Jace. Der schien es auch nicht zu kapieren, was das sein sollte, schmunzelte aber darüber. Okay, wahrscheinlich also nichts ernstes...
POV Izzy:
Mein Kopf war leer. Ich sah nur die leuchtende Narbe auf ihrer Schulter. Die gleiche ,die ich hatte. Die gleiche ,die Alec hatte. Die gleiche, die meine kleine Schwester hatte. Paar Herzschläge vergingen und ich konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Dann plötzlich stürzte alles auf mich ein wie eine dunkle zerstörerische Flut. Tausende von Fragen, wie war das möglich? Wieso?... Alte Erinnerungen kamen in mir auf, die ich so mühsam versucht hatte zu verdrängen. Ash, wie sie gerade mit Mom einen Schokokuchen (ihren Lieblingskuchen) backte und dabei über all im Gesicht Teig und in den Haaren Mehl hatte, wie sie nachts in mein Zimmer kam und sich unter meine Decke schlich, weil ihr kalt war und langweilig, wie sie mit aufgeschürftem Knie auf dem Küchenstuhl saß, sich verarzten ließ und sich auf die Unterlippe biss, damit sie nicht losweinte, mein kleines tapferes Mädchen, wie sie einen entzückt einem Schmetterling jagte, wie sie gegen Dads Boxsack hauen wollte, der aber dann so schwer und groß war, dass er sie umstieß und dann hörte ich ihre Schreie. Die Schreie vor genau zwölf Jahren. Ich sah die Tür vor mir, wie sieh aus den Angeln gerissen worden ist, den Brief, die Fotos. Und plötzlich stach ein Gedanke raus, ließ alle anderen verblassen: Sie ist meine Schwester. Sie lebt. Sie ist es. Denn es war eindeutig. Sie glich ihr aufs Haar, benahm sich genau so, war so stur, liebenswürdig und locker. Ihre Lebensgeschichte passte genau. Die Narbe gab dann den Rest. Und dann wurde mir klar: Tief in meinem Inneren hab ichs geahnt, nur noch nicht realisiert. Und jetzt war es soweit. Ich hatte meine kleine süße Schwester wieder. Das konnte ja schwer alles ein riesengroßer Zufall sein. Oder?
POV Alec:
Ich starrte wie gebannt darauf. Meine Gedanken tobten. Ich versuchte einen meiner Gedanken einzufangen, griff verzweifelt danach und als ich ihn dann schon fast in der Hand hatte, entfernte er sich plötzlich wieder und verschwand wieder im Wirrwarr meiner anderen Gedanken. Und dann traf mich die Erkenntnis: Meine Schwester. Das musste sie sein. Musste einfach. Einen anderen Weg gab es nicht. Ein Wirbelsturm von Emotionen vernebelte jegliches Nachdenken, jeglichen menschlichen Verstand. Freude, Verwirrung, Ungläubigkeit, Erleichterung, Wut, Trauer... Langsam bahnte sich ein winziger Gedanksfetzten den Weg durch den Wirbelsturm: Und was wenn nicht? Die Wahrscheinlichkeit war niedrig, dass das alles nur ein Zufall war, aber was wenn es einer war? Dann wäre es unbedeutende verzweifelte Hoffnung und die Wahrheit würde umso mehr schmerzen. Sie würde uns zerstören, von innen auffressen. Konnten wir uns das erlauben?
POV Ash:
Das verstand ich jetzt nicht. Sie hatten auch eine leuchtende Narbe? Langsam setzte ich die Puzzlestücke zusammen. Sie hatten auch diese Narbe. Sie waren Shadowhunter. Die Narbe leuchtete auch an diesem Tag. Warte, hieß das, ich bin ein Shadowhunter?! Und der 16.07 war dann wahrscheinlich der Gründungstag oder so... Ich hatte es noch nicht ganz realisiert. Ein Shadowhunter... Es war aber auch nur eine Theorie. Aber wieso hatten sie dann auch diese Narbe? Tief in meinem Inneren spürte ich, wie sich etwas gegen diese Theorie wehrte. Protestierte. Meinte, es gäbe einen anderen Grund für die Narbe. Aber ich ignorierte es.
Ein Räuspern riss mich aus meiner Starre: "Alles okay? Also, machen wir jetzt vielleicht weiter, nachdem ihr euch ausgiebig angestarrt habt?" Es war Jace. Junge, ich war grad am Überlegen. Ja, das passiert schon sehr selten, muss man sagen. Dass Blondie dann die Frechheit hat, das Weltwunder zu unterbrechen... Ach, mein geliebtes inneres Ich. Immer so schön selbstironisch. Izzy und Alec waren jetzt auch aufgetaut und Alec zog Izzy zum Ausgang. Ich zog fragend eine Augenbraue hoch. "Sind gleich wieder da, muss nur kurz mit Izzy alleine sprechen." erklärte Alec. Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich wieder dem Boxsack zu. Erst dann bemerkte ich, dass ich noch den Bogen in der Hand hielt. Also visierte ich die Zielscheibe, zielte halbherzig und ließ einfach los. Der Pfeil traf noch soso die Zielscheibe. Dann fing ich an gegen den Boxsack zu kicken. Aber es war nichts dahinter, keine Emotion, Anstrengung, nichts. Ich schlug einfach halbherzig auf den Boxsack ein, ohne wirklich Kraft zu benutzen. Ich konnte mich nicht konzentrieren, ich konnte nicht bei der Sache sein, meine Gedanken schweiften immer zu dem vorherigen Geschehniss rüber.
POV Alec:
Die Tür fiel hinter uns ins Schloss. Ich schaute mich kurz um, ob uns jemand hören konnte, aber es war niemand da. Also fing ich an: "Ich weiß, dass du das Gleiche gedacht hast wie ich. Und ich leugne es nicht. Es ist sogar höchstwahrscheinlich. Aber es besteht immernoch das Risiko, dass das Ganze nur ein reiner Zufall ist. Selbst wenn das Risiko noch so klein ist. Worauf ich hinaus will ist, wir können ihr noch nichts sagen. Wir können niemandem was sagen.- Ich wurde unterbrochen:" Wieso nicht!? Alec, das ist sie, unsere kleine süße Schwester, das ist Ash! Sie lebt! Daran gibts doch keinen Zweifel! Das kann doch kein Zufall sein! Ich-" Izzy war ganz aufgewühlt, sie schrien schon fast, ich unterbrach sie:" Izzy, hör mir zu, Izzy, bitte. Denk mal nach. Ich weiß, es ist sehr unwahrscheinlich, aber es kann sein! Jetzt geben wir uns der verzweifelten Hoffnung hin, erzählen es allen und dann erfahren wir, dass es nicht sie ist. Es würde uns zerstören. Die Hoffnung, die uns wieder aufgebaut hat, würde uns mit aller Gewalt wieder zu Boden reißen. Es würde uns auffressen. Wir könnten es unmöglich verkraften." Ich wartete. Izzy schien das Ganze aufzunehmen, verstehen und letzendlich zu akzeptieren. Ich fuhr fort: "Außerdem, schau mal, wir gehen in nichtmal einer halben Stunde zu Magnus, er wird ihr ihre Erinnerungen zurück geben und dann werden wir sehen. Okay?" Sie nickte. "Aber nur weil wir es nicht ausgesprochen haben, heißt es ja nicht, dass wir das nicht trotzdem glauben. Würde uns, falls sie tatsächlich nicht Ash sein sollte, das nicht genauso zerstören?" wand Izzy ein. "Ja, schon, aber nicht ganz so schlimm. Das Aussprechen der Dinge ist etwas Endgültiges. Dann gibt es kein zurück mehr. Und denk an Mom und Dad; Sie wissen es ja noch nicht. Auch wenn sie sicher ihren leisen Verdacht haben, dank ihrem Aussehen, Verhalten und dem Rest. Aber wenigstens ist diese Vermutung nicht noch zusätzlich verstärkt, durch die Narbe, da sie ja nichts von ihr wissen. Oder Ash; Wenn sie plötzlich hört, dass wir ihre Geschwister sind, dass sie eine Familie hat und dann doch nicht. Meinst du nicht es würde sie verwirren? Vielleicht sogar verletzen? Sie hat ja gedacht, sie hätte endlich ihre Familie gefunden, erfährt dann aber, dass sie immernoch allein ist. Nicht das sie allein wäre, wir sind ja immer für sie da, wie eine Familie. Aber ob sie das genauso sieht?" erklärte ich. Izzy seufzte: "Du hast ja recht. Ist wahrscheinlich das Beste. Wir werden ja noch sehen." Ich lächelte und dann gingen wir wieder rein und erinnerten sie, dass wir jetzt gleich zu Magnus mussten.
POV Ash:
"...süße Schwester...lebt...Ash...Zweifel...Zufall" Ich hörte Fetzen ihres Gesprächs, besser gesagt Izzys aufgeregte Stimme. Ich hörte auch, dass Alec was sagte, hörte aber nicht was. Über was sprachen sie? Ich war mir sicher, es hatte was mit dem vorherigen Zwischenfall etwas zu tun. Aber ich hatte nicht vor, mich in ihre Angelegenheiten zu mischen. Sie wollten alleine sprechen, also wollten sie sicher nicht, dass es jemand hörte. Sie würden schon ihre Gründe dafür haben. Wenn sie wollen, dass ich es weiß, werden sie es mir sagen. Ich war schon fast selbst erstaunt, wie sehr ich ihnen vertraute.
POV Jace:
Ich hörte nur Bruchstücke des Ganzen, was aber genug war, um mich zu verwirren. Wie kamen sie jetzt auf ihre Schwester? Und was war Izzy so aufgeregt? Meine Vermutung verstärkte sich nur noch mehr. Die Lightwoods hatten es also bemerkt, dass Ash ihnen erstaunlich ähnlich sah. Sie sah aus wie eine Lightwood, verhielt sich so, also durch und durch Lightwood. Und anscheinend wussten sie mehr als ich. Es verwirrte mich ja schon, aber heute Abend würde Ash ihre Erinnerungen wahrscheinlich zurück bekommen und alles würde sich hoffentlich aufklären.
POV Clary:
Häää...? Okay, jetzt versteh ich gar nichts mehr, ich bin raus. Die Vorstellung vorhin war ja schon sehr komisch, aber das jetzt?! Irgendeine Schwester, Zweifel, Zufall, irgendwer lebt und so was. Ich blick echt nicht mehr durch... Die Nummer ist äußerst verwirrend, aber okaaayyy... Ash und Jace scheinen auch nicht grad schlau daraus zu werden. Na dann...
POV Ash:
Dann kamen sie wieder rein und erinnerten uns, dass wir jetzt gleich zu diesem Magnus müssen. Also ging ich auf mein Zimmer, duschte mich ganz kurz und zog mich um. Ich entschied mich für mein normales Outfit: Springerstiefel, Skinnyjeans , breiter Gürtel, Top, Lederjacke. Alles in schwarz, versteht sich. Dann band ich meine Haare zu einem neuen Pferdeschwanz, da der alte schon runtergerutscht ist, steckte meinen Dolch in die Scheide, steckte Handy und Kopfhörer und bisschen Geld in meine Tasche und war bereit zum Aufbruch. Ich ging in Alecs Zimmer, da Izzy noch sicher nicht fertig war, wollte gerade nach der Klinke greifen, als die Tür auch schon aufschwang. "War schneller" grinste ich Alec herausfordernd an. Er grinste schelmisch zurück. Ohoh, irgendwie kannte ich diesen Blick, nicht gut, gar nicht gut. Meine Befürchtungen stellten sich als berechtigt heraus, denn dann machte Alec einen schnellen Schritt auf mich zu und ehe ich mich versah, schlang sich ein starker Arm um mich und machte mich bewegungunfähig. Noch ehe er was machte, versuchte ich mich zu befreien, denn ich wusste ja, was jetzt gleich kommen würde. Aber keine Chance. Keine. Alec war einfach viel zu stark. Im Gegenteil zu ihm war ich eine hilflose Ameise. Ach, ja, ich war einfach erledigt. Mann, wieso ist er nur so verdammt stark?! Und dann kam es. Mit der anderen Hand fing er an mich zu kitzeln. Bauch, Hals, einfach überall. Ich schrie, quietschte, lachte, versuchte mich zu befreien. Egal was ich machte, ich hatte absolut keine Chance.Ja, ich war verdammt kitzlig. "Ah! Alec! Hör auf! Hör auf! Bitte! Ha,ha,ha. Alec! Ich ergebe mich! ALEC!" ich schrie und lachte und ich muss sagen, es ist schon komisch. Es ist irgendwie eine Qual, weil es so schrecklich kitzelt, aber irgendwie auch total lustig, man lacht ja schließlich. Wenn er dann aufgehört hat, ist man froh, fängt aber gleich an ihn wieder zu provozieren. Man fordert es sozusagen bewusst heraus. Ich lachte, lachte,lachte... und quietschte auch mal gelegentlich.
POV Alec:
Die kleine Gestalt in meinen Armen versuchte sich zu befreien, war aber nicht stark genug dafür. Ich selber lachte auch, es war ja so amüsant sie zu kitzeln. Sie schrie, quietschte, fluchte, bettelte, lachte... Sie hat sich ja sogar ergeben! Das war mit einem Weltwunder vergleichbar. Sie war einfach so leicht kitzlig. Genau wie meine jüngste Schwester. Dann ließ sie eine Tirade los, dass ich es bereuen würde und ich lachte noch mehr. Dafür müsste sie sich erstmal befreien.
POV Izzy:
Ich streifte mir gerade ein Oberteil über, als ich Gekreische hörte: "ALEC! Hör auf! Das wirst du bereuen, hör auf! Das wirst du bereuen, ich schwörs! ALEC! Ha,ha,ha..." Dazu hörte ich das tiefe Lachen meines Bruders. War ja klar, Alec kitzelte wieder Ash. Das passierte mindestens jeden Tag drei Mal. Noch nicht vollständig angezogen, stürmte ich Ash zur Hilfe. Leider war Alec auch stärker als ich. "Alec. Lass doch die Arme!" versuchte ich ihn zu überzeugen. Darauf lachte er noch mehr und kitzelte sie noch mehr. Ash schrie noch lauter und verfluchte Alec auf allemöglichen Weisen. Woah, die hat ja ein Vokabular. Also hängte ich mich an Alecs Rücken und versuchte Ash zu befreien. Dann verloren wir das Gleichgewicht und fielen auf den Boden. Ich lag ganz unten, Alec auf mir, Ash auf Alec und mir. Sie waren eigentlich gar nicht so schwer. Triumphierend grinste sie Alec an, weil sie auf ihm lag, merkte aber zu spät, dass sie immer noch von ihm gefangen war. Und es ging weiter.
POV Jace:
BUMM. Für kurze Zeit war Ruhe, dann ging das Geschrei/Gelächter wieder weiter. Wurde aber Zeit, Alec musste Ash ja heute noch mal kitzeln. Ich konnte darüber nur lachen. Clary schmunzelte auch darüber. Wir gingen nach oben, um zu schauen, ob alles in Ordnung war, denn das Bumm war nicht gerade leise. Selbst wenn sie wieder lachten, musste es ja nicht heißen, dass sie nicht irgendetwas geschrottet haben. Der Anblick war einfach typisch. Und verdammt amüsant. Ganz unten lag etwas zerquetscht Izzy, die auf Alec einschlug, damit er die arme Ash losließ, auf ihr lag Alec, der einfach nur lachte und, wie gesagt, Ash kitzelte und Ash, ganz oben, wand sich und schrie und lachte, zappelte, versuchte erfolglos sich irgendwie zu befreien. Sie hatte ja schon Tränen in den Augen. Clary, die immer ihr Handy dabei hatte, schoss ein Foto. Langsam tat mir Ash ja schon leid. Also griff ich ins Geschehen ein. Alle zusammen waren wir dann doch noch stärker als Alec. Jetzt lagen wir alle auf dem Boden. Ash immer noch lachend, sich die Tränen abwischend und völlig erschöpft quer über Alecs Brust und meine Beine, Izzy lag mittlerweile neben mir, den Kopf auf Ashs Schoß, ich hatte meinen auf Alecs Schoß und Alec lag unter uns begraben. Ich bemerkte wie Clary ein nächstes Foto schoss. "Boah, ihr Schwergewichte!" beschwerte sich Alec grinsend. "Ich will ja nichts sagen, aber wir müssten jetzt langsam los." meinte Clary. Und so machten wir uns auf den Weg.
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