Rede-Severus-Snape-gut-ins-Gewissen-Tag?
Phoebe trat in das majestätische Schloss ein und fühlte sich mickrig. Gideons Schule war nichts, im Gegensatz zu dem hier. Wenn sie dem Ältesten das unter die Nase reiben würde, würde er beleidigt sein und nie wieder ein Wort mit ihr wechseln.
Fragend sah sie sich um. Wo hatte dieser Snape nur sein Büro? Vielleicht sollte sie einfach mal nach dem Weg fragen. Aber es war niemand in der Eingangshalle. Anscheinend war gerade Unterricht. Irgendwie fühlte sie sich hier unwohl.
„Guten Tag, Miss Halliwell. Was verschafft uns die Ehre?", erklang es hinter ihr. Eine ältere Dame näherte sich ihr. Wie hieß die noch gleich?
„Guten Tag, Professor McGonagal. Ich würde gerne mit Professor Snape sprechen. Wissen Sie wo sein Büro ist?", fragte sie höflich. Natürlich wusste sie, wo es ist. Welche dumme Frage. McGonagal lächelte sie freundlich an.
„Folgen Sie mir, meine Liebe. Ich glaube zu wissen weswegen sie hier sind. Ich habe den guten Severus gerade im Lehrerzimmer gesehen und er wirkte noch schlechter gelaunt als sonst. Aber mittlerweile sollte er schon in seinem Büro sein." Die Gryffindor Hauslehrerin schritt voran. Sie führte die mittlere Halliwell in den Kerker. Wie passend, dachte sie belustigt.
An einer Tür machte sie halt und klopfte. Ohne auf Antwort zu warten trat sie ein. „Severus, Sie haben Besuch. Phoebe Halliwell möchte mit ihnen sprechen!" Sie ließ die jüngere an ihr vorbei und verschwand dann. Warum sie es wohl so eilig hatte?
Phoebe sah sich im Büro um. Es wirkte düster. Wieder passend. Anscheinend hatte der Mann schon viel durchgemacht. Wie sie es liebte alle Menschen in ihrem Umfeld psychologisch zu analysieren.
„Was wollen Sie?" Eine schneidende Stimme riss sie aus ihren Gedanken und erinnerte sie, weswegen sie eigentlich hier war.
Sie konnte ihre Schwester verstehen. Snape stand vor ihr und musterte sie. Phoebe schluckte. Dieser Mann wirkte schrecklich einschüchternd. Dabei war er vermutlich nicht viel älter als Prue es gewesen war. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen hierher zu kommen.
„Ich ... ich wollte mit ihnen reden. Wegen meiner kleinen Schwester." Sie fühlte wie sich etwas in ihm regte, doch sie konnte es nicht einordnen. Die Mauern, die er aufgebaut hatte, waren undurchdringbar. Das hatte bisher noch keiner fertiggebracht.
„Ich ahne warum. Setzen Sie sich, Miss Halliwell." Er bot ihr einen Stuhl vor seinem Schreibtisch an und setzte sich dann dahinter. Mit seinen durchdringenden schwarzen Augen sah er sie an.
„Sie sind also der Vater von Aurelia", begann Phoebe. Sie hatte sich schon einige Gesprächsvarianten ausgedacht, doch beim Anblick dieses Mannes hatte sie alles vergessen. Also musste sie irgendetwas improvisieren. Snape nickte. „Dann muss ich ihnen einiges über sie erklären. Aurelia ist ein sensibles Kind. Auch wenn sie es nie zugeben würde. Immerhin ist sie immer noch nicht über den Tod von Prue hinweg. Aber darauf dürfen Sie sie nie direkt ansprechen, denn dann leugnet sie es. Außerdem überschätzt sie oft ihre eigenen Kräfte. Falls sie jemals vor einem zu mächtigen Dämon stehen sollte, dann rufen sie nach uns. Apropos Dämonen. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, haben die Ältesten unsere Schwester zu einer Art Dämonenjägerin erklärt. Das bedeutet, dass sie immer Aufträge bekommt und diese auch erledigen muss, egal zu welcher Tageszeit."
Während sie sprach achtete sie auf jegliche Gefühlsregungen von Snape. Doch da waren keine. So gefühlskalt und unnahbar wie er war, war es kein Wunder, warum Aurelia so verzweifelt gewesen war. Die einzige Bewegung war sein stetiges Kopfnicken.
„War das alles?", fragte er schlicht und zog eine Braue nach oben. Es schien ihn eher zu langweilen. Es war doch eine blöde Idee gewesen, hierher zu kommen.
„Im Prinzip ja. Außer Sie haben ihrerseits noch Fragen." Gespannt sah sie ihn an. Er schien nachzudenken.
„Ja. Wie halte ich die Dämonen von ihr fern?" Die Frage war vorhersehbar gewesen.
„Das wird kaum möglich sein. Wie gesagt, es ist ihre Aufgabe. Außerdem ist sie eine Halliwell, wir ziehen Dämonen an, wie Licht Motten." Das war wohl die Tatsache, warum alle Halliwell tagtäglich um ihr Leben bangen sollte. Stille trat ein.
Da es das anscheinend war, erhob sich Phoebe und ging zur Tür. Bevor sie den Raum verließ, wandte sie sich noch einmal um. „Passen Sie gut auf sie auf. Bitte! Wir würden es nicht verkraften, noch eine Schwester zu verlieren." Danach öffnete sie die Tür und trat hinaus.
Severus rieb sich die Schläfen. Das war zu viel für einen Tag. Zuerst war seine Tochter aufgelöst geflüchtet und jetzt auch noch das. Aber was hatte er erwartet? Auf jeden Fall nicht das.
Er war froh, dass er heute keinen Unterricht mehr führen musste. Das hätte er nicht zustande gebracht. Der Schwarzhaarige fühlte sich um Jahre älter. Ob alle Kinder so etwas mit ihren Eltern machten?
Wahrscheinlich würde sie ihn nie wieder sehen wollen. Er konnte es gut verstehen. Wenn er damals die Chance gehabt hätte, wäre er auch davon gelaufen. Weg von seinem Vater.
Er würde bestimmt ein besserer Vater sein, als der seine war. Severus seufzte. Irgendwie musste er sich ablenken. Doch jedes Mal wenn er die Augen schloss, sah er Aurelias geschocktes Gesicht.
Um sich zur Arbeit zu zwingen, zog er den Stapel Aufsätze zu sich. Doch er konnte sich nicht darauf konzentrieren. Was war nur los mit ihm? Genervt schob er die Pergamente wieder weg.
„Es schein so, als ob du völlig aus der Fassung bist. Das habe ich schon lange nicht mehr bei dir erlebt, mein Junge." Severus sah auf. Wann war Dumbledore denn eingetreten?
„Das findest du wohl unheimlich witzig!", fuhr er ihn an. Doch der Schulleiter lachte bloß. So wie er es immer tat, wenn Severus wütend war.
„Eigentlich schon. Das weißt du doch. Mach dich nicht fertig deswegen. Sie war einfach überrascht. Ich bin mir sicher, dass sie sich wieder einkriegt." Der Tränkemeister hoffte, dass er recht hatte.
„Bist du deswegen hier? Um mir gut zu zureden? Das hat keinen Zweck. Es ist, wie es ist! Möchtest du Tee?" Dumbledore nickte. Wie wäre es auch anders gewesen. Severus begab sich in seine Räume, um Wasser aufzusetzen.
„Du weißt, dass du dann den Zauber, der deine Räume umgibt, erweitern musst. Sonst kommt Aurelia ja nicht zu dir hinein. Das Gästezimmer solltest du auch herrichten!", riet der Schulleiter. Er vernahm, wie sein jüngerer Kollege etwas murmelte. „Was hast du gesagt, mein Junge?", fragte er amüsiert.
„Ich sagte: Wenn sie das denn überhaupt möchte! Du wirst alt, mein Freund!" Severus grinste hämisch, als er mit zwei Tassen Tee zu Dumbledore ging. Er wusste, dass der Schulleiter nicht gern als alt bezeichnet wurde.
„Man ist so jung, wie man sich fühlt! Das weißt du doch." Dankend nahm er die Tasse und nahm einen Schluck. Die beiden setzten sich in Severus Wohnzimmer aufs Sofa.
„Mein Junge, du wirst sehen, das du es schaffst!" Severus seufzte. War heute der Rede-Severus-Snape-gut-ins-Gewissen-Tag? Wenn er das vorher gewusst hätte, hätte er seine Tür verschlossen und den Schlüssel entsorgt.
„Es war eine dumme Idee, es ihr überhaupt zu sagen. Es wäre besser gewesen, wenn keiner von uns es jemals erfahren hätte! Dann wäre sie auch nicht davon gelaufen."
„Ach komm schon, es wird bestimmt lustig. Gib euch beiden eine Chance!" Der Tränkemeister hob die Braue. „Lustig? Es war klar, dass du dich darüber amüsierst!" Dumbledore gluckste und erhob sich.
„Ich sage es noch einmal: Du schaffst das schon. Du hast schon schwierigeres gemeistert. Es ist nur ein Kind!" Mit diesen Worten verschwand der Schulleiter aus der Tür.
Severus stellte die Teetasse weg und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Warum er? War er nicht schon genug bestraft worden? Anscheinend nicht.
Plötzlich wurde ihm etwas klar. Was machte er hier? Seit wann badete er ihm Selbstmitleid? Er stand auf und ging ins Badezimmer. Nach einem Schwung kalten Wassers ins Gesicht, konnte er wieder klare Gedanken fassen. Er würde sich so gut wie nur möglich um das Kind kümmern.
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