Bist du böse?

Snape saß hinter seinem Schreibtisch und korrigierte die Aufsätze der oberen Jahrgänge. Aurelia saß auf der Couch in seinem Büro und sah ihm zu. Sie wollte zwar etwas malen, aber sie konnte einfach nicht den Blick von ihm abwenden. Ob Hermine doch recht hatte und ihr Dad der Bösewicht war?

Genervt seufzte Severus und sah zu dem Kind auf. „Gibt es irgendetwas, oder sind deine Augen stecken geblieben?“

Das Mädchen zuckte zusammen. „Nein … Ich habe nur nachgedacht. Bist du böse?“ Die Frage kam aus heiterem Himmel und verwirrte ihn. Warum wollte sie das wissen?

„Wie kommst du auf diese Gedanken?“ Aufmerksam sah er seine Tochter an. Diese wurde leicht rot.

„Naja … meine Freunde glauben, dass du den Troll ins Schloss gelassen hast und dass du versuchst an Fluffy vorbei zu kommen um etwas zu klauen. Außerdem sind sie der felsenfesten Meinung, dass du Harry vom Besen werfen wolltest.“ Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Aurelia schluckte. Hätte sie doch ihre Klappe gehalten.

„Und welcher Meinung bist du?“ Ihr Dad erhob sich und setzte sich neben sie auf die Couch. Dabei ließ er sie keinen Moment aus den Augen. Das Mädchen schien gar nicht lang zu überlegen.

„Ich habe ihnen gesagt, dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben! Mein Dad würde so etwas nie tun. Doch sie glauben mir nicht, dass Quirrell der wahre Übeltäter ist. Du solltest aber auch mal dazu beitragen, dass man dich nicht für Böse hält!“, warf sie ihm vor.

„Mir ist es egal, was die Leute von mir denken. Aber abgesehen davon, habe ich dich nicht gebeten, dich aus der Sache rauszuhalten?“ Streng sah er ihr in die Augen. Entschuldigend sah sie zurück. Ja das hatte. Aber dafür gab es auch einen Grund.

„Aber ich bin eine Halliwell. Wenn ein Unschuldiger in Not ist, dann muss ich ihn retten!“, rechtfertigte sie sich. Er hob jedoch die Braue.

„Und wer wäre der Unschuldige im Moment?“, fragte er neugierig. Was das Kind sich da wohl wieder einbildete.

„Naja im Prinzip alle! Ein Troll kommt in die Schule, ein dreiköpfiges Biest und ein verfluchter Besen! Das kann jeden treffen, also gehört zurzeit jeder zu den Unschuldigen. Auch du!“, fügte sie an und sah zu ihm auf.

„Aber du bist ein Kind, und musst diese Sachen den Erwachsenen überlassen! Apropos: Ich würde gerne einmal mit diesem Gideon sprechen!“ Sein Tonfall und seine Miene änderten sich schlagartig. Aurelia schauderte. Sie kannte diesen Tonfall aus dem Unterricht. Er verhieß nichts Gutes.

„Warum? Er ist zurzeit beschäftigt. Aber wieso willst du mit ihm reden?“ Doch ihr Vater schüttelte den Kopf. Er wollte das Mädchen nicht einweihen. Nicht jetzt. „Okay, du willst es mir nicht sagen. Aber sagst du mir wenigstens, warum du gestern gewusst hast, wo ich bin?“

Severus nickte. Seinem Kind konnte er es ja erzählen. „Ich hatte einen seltsamen Traum, der mir gezeigt hat, dass ich mit dir reden sollte. Und in diesem Traum warst du am See, daher dachte ich mir, ich versuche es mal dort.“ Er kam sich albern vor, ihr davon zu berichten, vor allem, weil ihre Mundwinkel bei seinen Worten nach oben wanderten.

„Wow … du hattest doch nicht etwa eine Vision oder?“ „Gott bewahre! Nein zu meinem und deinem Glück war es keine Vision nur ein seltsamer Traum!“ Aurelia grinste nur umso mehr. Ihr war nicht entgangen, dass ihr Dad nichts von der Zukunftsvorhersagerei hielt. Sie konnte es ihm nicht verübeln.

„Ich hatte in den Ferien zwei Träume, in denen du vorgekommen bist. In einem hast du mich nur streng angeguckt und im anderen … hast du einem Ältesten gesagt, dass du mich nicht haben willst.“ Sie senkte traurig den Kopf. Severus sah sie verdutzt an. Wollte sie deswegen nicht, dass sie mit diesem Gideon redete? Er hob ihr Kinn und zwang sie ihm in die Augen zu sehen.

„Ich dachte, dass wir das ein für allemal geklärt hatten. Du bist hier willkommen.“ Außer wenn sie was ausgefressen haben sollte, dachte er weiter. Doch es erstaunte ihn, dass sie von ihm geträumt hatte, obwohl sie zu dieser Zeit noch nichts voneinander wussten.

Aurelia nutzte die Chance und rutschte zu ihrem Vater. Er war anscheinend im Gedanken. Langsam näherte sie sich ihm und legte ihren Kopf an seinen Arm. Er schien es nicht zu bemerken.

Plötzlich klopfte jemand an die Tür und störte die traute Zweisamkeit. Ihr Vater erhob sich und öffnete die Tür. McGonagal schubste einen älteren Slytherin in das Büro des Slytherinhauslehrers.

„Guten Tag, Severus. Ich habe Mister Montague dabei erwischt, wie er einer Horde Gryffindor Mädchen nachstellte und einen Jungen, ebenfalls aus meinem Haus, ein paar Schläge verpasst hatte! Ich dachte mir, dass du dich lieber um ihn kümmern solltest!“ Die Gryffindorhauslehrerin sah sich um und entdeckte Aurelia.

Diese erhob sich sofort. „Guten Tag, Professor McGonagal.“ Sie verneigte sich leicht. Montague warf ihr einen abfälligen Blick zu.

„Guten Tag, Miss Halliwell. Wie ich sehe, weilen Sie noch im Schloss. Also ist ihr Vater doch fähig, einen Rat anzunehmen“, frohlockte die Professorin. Montague entglitten jegliche Gesichtszüge. Verwirrt starrte er von Snape zu Aurelia. Diese lachte ein wenig, über die Verwirrung des bulligen Jungens.

Der Tränkemeister funkelte seine Kollegin an. „Danke Minerva, dass Sie so nett sind und den Bengel in mein Büro bringen. Aurelia, geh in dein Zimmer!“ Das Mädchen nickte und verschwand hinter der Tür, hinter der Snapes Wohnung lag.

***

Nun da der Slytherin davon wusste, verbreitete es sich im Schloss wie ein Lauffeuer. Snape hatte eine Tochter. Die Blicke die nun zeitweise auf sie gerichtet waren, beunruhigten sie sehr. Wenn Hermine nicht zu ihr gestanden hätte, wäre Aurelia heulend nach einer Verwandlungsstunde aus dem Schloss gelaufen.

Natürlich waren die meisten nun auch der Meinung, Snape würde seine Tochter bevorzugen. Doch wer den Tränkemeister schon länger kannte, wusste, dass das Schwachsinn war. Er würde nie eine Gryffindor bevorzugen. Und das bewies er kurz vor Dezember mal wieder.

In seinem Unterricht mussten die Erstklässler mal wieder Zweiergruppen bilden um einen schwierigen Trank zu brauen. Aurelia und Harry bildeten ein Team. Das Mädchen wäre zwar lieber mit Hermine zusammen, aber ihr Vater hatte da irgendwas gedeichselt. Zumindest kam ihr das so vor.

Während Harry das Einhornhornpulver einwog, zerkleinerte Aurelia sorgfältig eine Spulenwurzel. Der Zaubertrank sollte währenddessen eine Weile sieden, bis er eine leichte blaue Färbung angenommen hatte.

Die junge Halliwell schielte zu Hermine, die mit Ron zusammen arbeiten musste. Die beiden stritten die ganze Zeit leise miteinander. Die Schwarzhaarige fand das irgendwie witzig. Der Spruch „Was sich liebt das neckt sich!“ kam ihr in den Sinn.

Auf der anderen Seite versuchte Seamus verzweifelt, Neville daran zu hindern, den Kessel wieder zum Explodieren zu bringen. Ein schwieriges Unterfangen, wie sich herausstellte. Der Trank der beiden war blutrot, anstatt zartrosa. Plötzlich tauchte Snape in ihrer Bankreihe auf.

„Potter! Halliwell! Sie starren die ganze Zeit zu Finnigan und Longbottom und haben den beiden trotzdem nicht erklärt, dass nur 2 Käferfühler hineingehören? 10 Punkte Abzug für Gryffindor!“ Empört starrte Aurelia ihren Vater an. Sie hatte bestimmt nicht jeden Schritt der beiden Jungen beobachtet.

„Verzeihung, Sir. Aber ich kann nichts für die Unfähigkeit der beiden. Und es ist doch wohl nicht meine Aufgabe auf jeden Schritt der beiden zu achten!“, rechtfertigte sie sich. Dem Blick des Tränkemeisters nach zu folgen, hatte sie es zu weit getrieben.

„Miss Halliwell. Anscheinend muss man in ihrer Erziehung mehr Wert darauf legen, wenn sie Respekt entgegen zu bringen haben! Das bedeutet Nachsitzen! Heute 18 Uhr in meinem Büro.“ Die junge Halliwell schluckte. Vermutlich würde sie die ganzen Kessel schrubben müssen. Doch plötzlich rührte sich Harry neben ihr.

„Aber sie hat recht! Nichts gegen Neville und Seamus, aber wir mussten auf unseren eigenen Trank achten!“ Snape zog eine Augenbraue nach oben und sah Harry angewidert an.

„Verzeihen Sie, Mr. Potter, dass ich Ihre Weitsichtigkeit in Frage stelle. Aber auch Sie brauchen eine Lektion in Sachen Respekt! Ebenfalls 18 Uhr, mein Büro.“

Der Zaubertränkelehrer wandte sich ab und Aurelia fluchte leise. „Weitere 2 Punkte Abzug für Gryffindor, weil Miss Halliwell noch immer nicht gelernt hat ihr Temperament zu zügeln!“ Anscheinend war ihr Vater heute wieder voll in Fahrt.

Pünktlich erschienen die Gryffindors vor der Türe des Tränkemeisters. Inzwischen hatte Aurelia begriffen wie wichtig ihm Pünktlichkeit war, also hatte sie sich vorgenommen, immer zur gegebenen Zeit zu erscheinen. Ein bitteres „Herein“ veranlasste sie ein wenig verängstigt einzutreten.

Wie die junge Halliwell vermutet hatte, standen bereits die Kessel beim Spülbecken bereit. Es waren um die 20, wenn nicht sogar 30 total verschmutze Kessel. Das würde ein langer Abend werden.

„Wie Sie beide unschwer erkennen können, steht ihre Arbeit ja schon bereit! Das nötige Putzzeug finden sie im Spülbecken! Keine Magie!“ Dabei sah er Aurelia durchdringen an. Am liebsten hätte das Mädchen ihm die Zunge rausgestreckt, aber sie wusste, dass es unklug wäre.

Wiederwillig machten sich die beiden ans Putzen. Jeder von ihnen bekam zwei Drahtbürsten und Drahtschwämme. Handschuhe gab es keine. Das war vermutlich Teil der Bestrafung. Während Harry bereits seinen dritten Kessel schrubbte, war Aurelia immer noch bei ihrem ersten. Dieser hartnäckige Fleck wollte einfach nicht weggehen. Kräftig schrubbte sie immer wieder darüber. Sie drückte sie stark, dass der Schmutz schließlich nachgab und endlich abging. Nur leider waren ihre Hände jetzt auch rot und wund. Doch sie sagte kein Wort sondern schrubbte einen weiteren Kessel.

Das Mädchen wurde Kessel um Kessel betrübter. Irgendwie erwischte sie immer die mit dem hartnäckigsten Schmutz. Harry kam viel schneller voran als sie. Als sie mal wieder an einer besonders schwer zu entfernenden Stelle ankam, warf sie resigniert ihre Drahtbürste in den Kessel und sah auf ihre knallroten Handflächen. An manchen Stellen war ihre Haut eingerissen und schmerzte besonders stark. Doch sie wollte ihrem Vater die Genugtuung nicht gönnen. Sie sah von ihren Händen auf und fing sich einen besorgten Blick von Harry ein. Schnell setzte die junge Halliwell ihre Aufgabe fort.

Kurz nach 21 Uhr erhob sich Snape und kam zu den putzenden Kindern. Er besah sich aufmerksam die schon gesäuberten Kessel. „Gut. Sie werden morgen weiter machen! Auch wenn morgen Quidditchtraining ist, Mr. Potter. Sie hätten eben ihre Zunge im Zaum halten sollen!“ Harry wollte protestieren, sah aber ein, dass es nichts brachte. Doch Aurelia hatte eine Idee.

„Und was ist, wenn ich noch hier bleibe und die restlichen Kessel alleine fertig schrubbe? Dann kann Harry zum Quidditchtraining gehen. Ich kann ja heute bei dir übernachten!“, schlug sie einfach so vor. Der Junge strahlte Aurelia an. Was für eine wahre Freundin. Doch Snape hob die Braue.

„Bist du dir sicher, dass du das auf dich nehmen willst?“ Das Mädchen nickte. „Nun gut. Mr. Potter verschwinden Sie, ehe ich es mir anders überlege!“ Das ließ sich der Gryffindor nicht zweimal sagen. Er bedankte sich bei Aurelia und verabschiedete sich schnell. Die Schwarzhaarige hoffte nur, dass es sich auch lohnte. Wehe, sie verloren das nächste Spiel!

Insgesamt waren noch 10 schwer zu reinigende Kessel übrig geblieben. Nachdem sie fertig war, musste sie ihr Vater gar nicht erst ins Bett schicken. Sie fiel von selbst todmüde in ihr Bett. Ihre Hände brannten und pulsierten. Doch sie ignorierte den Schmerz und schlief sofort ein.

Der nächste Schultag war die Hölle. Aurelias Hände waren auf das doppelte angeschwollen und verhinderten, dass die Gryffindor auch nur ein Wort mit notieren konnte. Dadurch fing sie sich nicht nur böse Blicke der Professoren ein, sondern ihr wurden auch noch Punkte dafür abgezogen. Das Mädchen fühlte sich ungerecht behandelt. Obwohl Harry sich immer wieder entschuldigte, hörte sie dem Jungen gar nicht mehr zu.

„Miss Halliwell, würden Sie bitte die Güte aufbringen, und ihnen Notizen zu machen? Schließlich finden Sie meine Vorträge nicht in ihrem Verwandlungsbuch!“, keifte McGonagal. Das hatte dem Mädchen gerade noch gefällt, das jetzt auch noch die Hauslehrerin zu schimpfen begann.

Die Schottin verlangte gegen Ende der Stunde, die Mitschrift der Gryffindor zu sehen. Doch da diese nichts aufweisen konnte, befahl McGonagal Aurelia ihr zum Lehrerzimmer zu folgen.

Bleich folgte das Kind der Professorin. Was würde ihr Vater wohl wieder von ihr denken. Vor der Tür des Lehrerzimmers wartete sie gespannt. Wie sie vermutet hatte, kam die Schottin mit ihrem Vater wieder heraus. Dieser sah sie wütend an.

„Kannst du mir mal sagen, warum ich mir gerade das fünfte Mal anhören musste, dass du kein einziges Wort mitnotierst? Möchtest du etwa weitere Kessel schrubben?“ Die junge Halliwell schrumpfte unter seinen Worten. Es war doch keine Absicht. „Sprich!“

„Es tut mir leid. Meine Hände tun so weh.“ Tränen kullerten ihr aus den Augen, als sie ihm ihre Handflächen hin hielt. Sie waren knallrot und merklich angeschwollen.

Severus nahm das weinende Kind um führte es zu seinem Platz. Dort hob er sie hoch und setzte sie auf seinen Schreibtisch. Die anwesenden Professoren sahen interessiert zu. Für sie war es immer noch ungewohnt, Severus mit einem Kind so zu sehen. Er sah sein Kind streng an.

„Und wieso hast du das nicht gleich gesagt?“ Aber das konnte er sich auch denken. Er seufzte und holte ein Fläschchen und eine Schale aus einem Schrank, hinter seinem Tisch. In die Schale füllte er die Flüssigkeit aus der Flasche und hielt sie dann seiner Tochter hin. „Halte deine Hände da hinein, dann dürfte es besser sein.“

Aurelia tat wie geheißen. Und tatsächlich ihr Vater log nicht. Das brennen verzog sich, sobald ihre knallroten Hände die Flüssigkeit berührten. „Was ist das für eine Flüssigkeit?“, fragte sie interessiert. Es fühlte sich kalt an. Wasser war das bestimmt nicht, dafür roch es zu eigenartig.

„Murtlap-Essenz. Es lindert Schmerzen und hilft beim Heilprozess. Apropos. Du kannst doch heilen. Gilt das für eigene Verletzungen auch?“ Snape ließ sich auf seinen Stuhl nieder, während das Mädchen auf seinem Tisch saß. Diese Frage beschäftigte ihn seit dem kleinen Jagdabenteuer.

„Naja … eigentlich sollte ich gar nicht solche Kräfte haben. Weder Heilen noch beamen. Da weder du, noch Mum Wächter des Lichts waren. Aber normalerweise kann man sich mit dieser Kraft nicht selbst heilen. Aber als ganzer Wächter kann man dich gar nicht verletzen. Außer Wächter der Finsternis mit ihren Giftpfeilen. Als halber Wächter, so wie Paige und ich, ist man schon auf einen ganzen angewiesen. Darum haben wir ja Leo!“ Als sie das mit den Wächtern der Finsternis erzählt hatte, hatte sie ein leichter Schauer gepackt. Sie dachte dabei an Leo, der schon mal fast durch so einen Giftpfeil gestorben wäre.

Während Aurelia so dasaß und ihre Hände in der Schale behielt, sah sie sich aufmerksam im Raum um. Jeder Professor hatte seinen Schreibtisch hier und rechts neben der Tür stand ein Sofa. Ob das zur Entspannung da war? Die Lehrer, die ihr heute Punkte entzogen und geschimpft hatten, kamen zu ihr und entschuldigten sich. Die Punkte bekam sie jedoch nicht zurück.

Nach etwa einer halben Stunde war die Schwellung zurück gegangen. Die Handflächen waren zwar immer noch flammendrot, taten aber nicht mehr weh. Glücklich strahlte Aurelia ihren Vater an. Er jedoch hob die Braue.

„Das war dir hoffentlich eine Lehre! Du wirst dir von einer vertrauenswürdigen Person die Notizen borgen und abschreiben! Und das machst du heute 18 Uhr bei mir. Haben wir uns verstanden.“ Das Mädchen nickte. Ihre Freude war aber nicht gedämpft. Hermine würde ihr schon ihre Mitschriften leihen.

Gerade als Severus seine Tochter aus dem Raum scheuchen wollte, kam Dumbledore herein. Freudig begrüßte er das junge Mädchen. „Bist du nicht auch froh, dass du hier geblieben bist?“, fragte er sie. Das Kind nickte und grinste. Natürlich war sie das. „Was du nicht alles versäumt hättest!“, scherzte er und sah zu Severus. Dieser grummelte etwas Unverständliches und verdrehte die Augen.

„Aurelia, würdest du dich bitte um deine Notizen kümmern!“ Ihr Vater klang nicht besonders erfreut. Nun ja, das war er nie. Aber er klang schlechter gelaunt als sonst.

„Aber, aber Severus. Sei doch nicht so. Wir wollen das Mädchen doch nicht wieder vergraulen.“ Er zwinkerte Aurelia zu. Diese verkniff sich ein Grinsen. „Hier möchtest du ein Zitronenbonbon?“, fragte der Schulleiter sie schließlich. Jetzt musste das Kind doch grinsen. Daher kam also das Passwort zu seinem Büro.

„Ja bitte.“ Der alte Mann hielt ihr eine kleine Tüte hin und sie nahm sich eines. Doch bevor sie es in den Mund nahm, vernahm sie schon die Stimme ihres Vaters.

„Albus! Du weißt genau, wie ich zu Süßigkeiten stehe!“ Schnell steckte sie das Bonbon in den Mund und sah zu Snape. Dieser sah sie strenger denn je an. Irgendwie wirkte er gerade wie Piper. Sie war auch immer dafür, dass sich die junge Halliwell gesund ernähren sollte. Irgendwie benahm sich Snape schlimmer als Piper, dachte sie belustigt und musste auch lachen. Jetzt hieß es schnell weg. Das Mädchen verabschiedete sich schnell und verschwand. Severus sah seiner Tochter streng nach. Er duldete es nicht, dass sie ihn auslachte.

***

Der Dezember begann und Aurelia bekam mal wieder den weihnachtlichen Stress zu spüren. Was sollte sie ihren Schwestern und Freunden schenken? Aber vor allem: Was sollte sie ihrem Dad kaufen? Was schenkte man einem Severus Snape?

Mitte Dezember wachten sie auf und die Ländereien waren herrlich weiß. Es hatte geschneit, und das nicht zu wenig. Erfreut verbrachten die Schüler Hogwarts nun jeden Tag draußen im Schnee.

Das Filch der Schmutz, der dadurch im Schloss anfiel, nicht ausstehen konnte, war natürlich vorhersehbar. Jedoch nicht zu vorhersehen war gewesen, das er jedem auflauerte der seine Gänge verschmutzte.

Aurelia und die Jungen lieferten sich eine große Schneeballschlacht. Hermine sah nur kopfschüttelnd zu und las ein Buch. Die junge Halliwell hatte so auf die Hilfe ihrer Freundin gehofft, da es nun ein unfairer Kampf war. Harry und Ron gegen Aurelia. Nun ja, so unfair verlief es dann doch nicht, da das Mädchen ihre Kräfte einsetzte und die beiden Gryffindor unter einem Haufen Schnee begrub. Die Vergeltung war ein wenig schmerzhaft, da sie das Mädchen mit Schnee einrieben. Die Kinder lachten und setzten sich dann zu Hermine. Ihre Gesichter und Hände waren knallrot und durchgefroren. Doch sie wollten noch nicht ins warme Schloss zurückkehren. Stattdessen beobachteten sie, wie die Weasleyzwillinge Schneebälle verhexten. Einige davon verfolgten Quirrell. Dieser lief so schnell er konnte davon, dabei hielt er immer seinen Turban. In diesem Moment fragte sich Aurelia, was er wohl darunter hatte. Vielleicht verbarg er so eine Glatze, dachte sie belustigt. Nachdem Rons Brüder dann doch bestraft wurden, beschlossen die anderen vier Gryffindors ihre Glieder zu wärmen.

Völlig durchnässt wanderten sie auf das Schloss zu. „Sag mal, was macht ihr zu Weihnachten?“, fragte Ron beiläufig. Plötzlich stolperte Aurelia fast über einen unter Schnee versteckten Stein.

„Die Frage haut dich wohl um oder? Ich werde in Hogwarts bleiben. Meine Verwandten würden nicht erfreut sein, wenn ich plötzlich vor ihrer Haustüre stehen würde.“ Harry lachte. Anscheinend stellte er sich die Gesichter der Dursleys vor.

„Ich bleibe auch. Mum und Dad reisen nach Rumänien zu meinem Bruder Charlie. He Harry, dann wird es bestimmt lustig hier!“ Der Rotschopf grinste seinen Freund schelmisch an.

Hermine räusperte sich. „Dann habt ihr ja Zeit, in der Bibliothek weiter nach Flamel zu suchen! Während ich nach Hause fahre. Wirst du ihnen Gesellschaft leisten, Aurelia?“

Die junge Halliwell zuckte mit den Schultern. „Ich hab keine Ahnung. Entweder bleibe ich bei meinem Dad hier in Hogwarts, oder ich geh zu meinen Schwestern. Aber vielleicht kommt Dad ja mit nach Halliwell-Manor.“ Betreten sah sie zu Boden und lief fast in eine große Tanne, die den Eingang versperrte. Seit wann konnten Bäume gehen?

„He das ist Hagrid! Brauchst du Hilfe?“, fragte Ron den Wildhüter. Doch dieser verneinte. Plötzlich vernahmen sie jedoch eine andere Stimme.

„Was soll denn das? Machen Sie sofort den Weg frei, Sie Trampel! Und du Weasley sucht dir wohl schon Arbeit oder was?“ Die Gryffindors würden diese schmierige Stimme überall wieder erkennen. Malfoy und seine Lakaien standen hinter ihnen und grinsten schelmisch.

Hagrid ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern zog die Tanne weiter in die Halle. Auch Aurelia versuchte den Blonden zu ignorieren, da sie es ihrem Vater einst versprochen hatte. Doch Crabbe und Goyle versperrten den vier Gryffindor den Weg.„Die Hütte des Wildhüters muss dir ja vorkommen wie Luxus! Bei dem was sich deine Familie leisten kann, kann ich das verstehen!“, lachte der Blonde auf. Gerade noch rechtzeitig schafften es Harry und Hermine den Rotschopf zurückzuhalten.

„Manche Leute kann man keine 5 Minuten unbeabsichtigt lassen!“ Aurelia zuckte zusammen. Snape war der letzte, der jetzt noch gefehlt hatte.

„Die vier können nix dafür, Sir. Malfoy hat Rons Familie beschimpft!“, verteidigte Hagrid seine kleinen Freunde. Snape warf ihm einen kurzen scharfen Blick zu und wandte sich dann Aurelia zu.

Er musterte sie kurz. Als er ihre durchnässten Kleider und ihre roten Wangen sah, sog er spitz die Luft ein. „Vielleicht wären trockene Kleider angebracht! Filch wird es nicht gerne sehen, wenn wieder ein paar Schüler seine geputzten Gänge verdrecken. Ich hoffe, dass du nicht vorhast krank zu werden! Ich habe keine Lust auf ein krankes Kind in den Ferien!“, sagte er an Aurelia gewandt. Das Mädchen stutze. Hieß das, dass sie die Weihnachten mit ihm verbringen würde?

Während die drei Slytherin beleidigt abzogen, blieben die 4 Freunde noch stehen und betrachteten die Halle. Besser gesagt 3 betrachteten die Weihnachtsdekoration, denn Aurelia sah zu ihrem Vater hinauf. „Verbringen wir die Ferien hier? Können wir zu Weihnachten zu meinen Schwestern?“, fragte sie vorsichtig. Der Schwarzhaarige zog die Braue nach oben. Aurelia schluckte. Wieso hatte sie auch gefragt.

„Du wirst schon sehen, wohin wir reisen werden. Glaubst du wirklich, dass es deinen Schwestern recht ist?“ Aurelia war verwirrt. Warum sollte es ihnen nicht recht sein? Nun gut, eine Spaßbremse wie Snape würde vielleicht ein wenig die Stimmung dämpfen, aber das störte das Mädchen nicht wirklich. Aber sie würde Piper sofort einen Brief schreiben, oder besser, nach Hause beamen und fragen. „Halte dich bitte bereit. Damit meine ich: Pack deinen Koffer, wir reisen am ersten Ferientag ab!“ Damit wandte er sich um und rauschte Richtung Kerker davon.

„Irgendwie tust du mir leid! Die ganzen Ferien mit der Kerkerfledermaus!“, bemitleidete Ron sie. Aurelia boxte ihm in die Seite.

„So schlimm ist er nun auch wieder nicht. Ich bin sicher dass das spannend wird und bestimmt interessant“, meinte die junge Halliwell. Sie hatte immer noch kein Geschenk für ihren Vater. Langsam wurde sie richtig nervös. Für ihre drei Freunde hatte sie schon etwas besorgt, oder besser gesagt Elly hatte die Süßigkeiten besorgt, da das Mädchen ja nicht nach Hogsmead durfte. Für ihre Schwester würde sie auch noch etwas brauchen. Vielleicht sollte sie sich wirklich noch heute aufmachen um etwas zu besorgen. Immerhin war morgen der letzte Schultag. Sie verabschiedete sich von den drei Gryffindors und verschwand schnell in Richtung Gemeinschaftsraum. Immerhin musste sie ihr Muggelgeld holen.

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